FAQ

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Wir erfüllen anspruchsvollste Anforderungen mit 
einem Angebot zahlreicher Serviceleistungen.
Ihre Gesundheit hat für uns stets höchste Priorität. 
FAQ - Antworten auf oft gestellte Fragen, sowie interessante Hinweise & Infos

Hier finden Sie Antworten auf viele Fragen zu verschiedenen Themengebieten.  Im oberen Bereich finden Sie eine Themenübersicht, geordnet nach den Rubriken:  
                                                                               A.  Ganzheitliche Gesundheit 
                                                                               B.  Mangelerscheinungen  
                                                                               C.  Onkologie

Im folgenden Bereich finden Sie die unseren FAQ-Katalog. Alle Angaben hier basieren auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Zum großen Teil auf der Basis evidenzbasierter Studien. Wissenschaftliche Erkenntnisse bleiben meistens nie über Jahrzehnte auf einem Stand stehen. Teils gibt es auch unterschiedliche Forschungsansätze mit anmutenden unterschiedlichen Ergebnissen. Durch neue technische Möglichkeiten, wie auch durch neue Erkenntnisse können sich Ergebnisse immer wieder aktualisieren. 

Wir versuchen hier unseren FAQ fortwährend auf dem neusten Stand zu halten. Unsere Angaben basieren teils auf eigenen, wie auch auf langjährigen Erfahrungen unserer Partner aus den Bereichen der Schulmedizin und der Naturheilkunde!
Sollten Sie keine Informationen zu Ihren Fragen finden bzw. weitergehende Fragen zum jeweiligen Thema haben, können Sie auch gerne eine individuelle Anfrage senden. Ein FAQ-Kontaktformular finden Sie am Ende dieser Seite.
A.  FAQ zum Thema 
     Ganzheitliche Gesundheit
B.  FAQ zum Thema 
     Mangelerscheinungen
C.  FAQ zum Thema 
     Onkologie 
01.   Basis für eine gute Gesundheit.
02.   Wie können Krankheiten entstehen?
03.   Typgerechte Ernährung
04.   Lebensmittelkunde/-Qualität
05.   Vegetarische u. vegane Ernährung
06.   Welche Fastenarten gibt es?
07.   Wieviel Flüssigkeit soll ein Mensch
        pro Tag trinken?

08.   Wie wirkt Zucker im Stoffwechsel?
09.   Wie viel Fleisch ist gut?
10.   Wie viel Fisch ist gut?
11.   Säure-Basen-Haushalt
12.   Darm-Mikrobiota
13.   Diabetes Typ-1 und Typ-2 
14.   Atem und Entspannung
15.   Achtsamkeitsübungen
16.   Kneipp-Anwendungen
17.   Fitness und Bewegung
18.   Herz-Kreislauf-Erkrankungen
19.   Übergewicht & Fettleibigkeit (Adipositas)
20.   Venenbeschwerden
21.   Schlafstörungen
22.   Rheuma, gesunde Gelenke
23.   Akademie Gesundes Leben
        (in der Stiftung Reformhaus-Fachakademie)
24.   Reformhaus-Gruppe
25.   PAN - Physicians Association for Nutrition
26.   DKGD - Deutsches Kompetenzzentrum
        für Gesundheitsförderung und
        Diätetik e.V. - Sven David Müller 

        Diätetik e.V. - Sven David Müller 
27.   Die Ernährungs-Docs - NDR TV
28.   Die Bewegungs-Docs - NDR TV
29.   Stiftung Humor Hilft Heilen (HHH)
        Dr. med. Eckart von Hirschhausen
30.   Fachzeitschrift Natur & Heilen

01.   Eingerissene Mundwinkel
02.   Zungenbelag als Hinweis 
03.   Blutungen / Zahnausfall
04.   Erhöhte Infektanfälligkeit,
05.   Heißhunger auf Süßes
06.   Innere Unruhe / Nervosität
07.   Schlafstörungen
08.   Müdigkeit
09.   Alzheimer
10.   Osteoporose
11.   Gelenkschmerzen
12.   Muskel- und Gliederschmerzen
13.   Dunkle Augenringe
14.   Trockene Augen
15.   Blässe (blasse Haut)
16.   Gelbliche Haut und gelbe Augen
17.   Nagelveränderungen
18.   Muskelzucken
19.   Wadenkrämpfe
20.  Mundgeruch
21.   Kribbeln (Taubheitsgefühl)
22.   Dünnes Haar und Haarausfall
23.   Schädigung der Blutzellen
24.   Schleimhautschäden und Entzündungen
25.   Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen
26.   Durchfälle und Verstopfung
27.   Hautveränderungen
28.   Chemobrain
29.   Chronisches Erschöpfungssyndrom
        (Fartigue) 
30.   Mangelernährung und Kachexie

01.   Krebs-Ursachen/-Prävention
02.   Krankheitsbilder, Prognosen
03.   Anamnese  (Krebserkrankung)
04.   Krebsvorsorge & Früherkennung
05.   Krebs und Psyche - Psychoonkologie
06.   Psychoonkologische Beratungsstellen
07.   Beratung und Begleitung 
08.   Krebstherapien (Schulmedizin)
09.   Krebstherapien (Naturheilkunde)
10.   Integrative Onkologie 
11.   Ernährungsmedizinisches Screening
12.   Bioelektrische-Impedanz-Analyse (BIA)
13.   Hilotherapie  (reduziert während der
        Chemotherapie Polyneuropathien /
        Hand-Fuß-Syndrom, sowie erhebliche
        Reduktion von Haarausfall)
14.   Ernährung & Nahrungsergänzung
15.   Sekundäre Pflanzenstoffe
16.   Ketogene Ernährung
17.   Myko-Therapie (Vital- / Heilpilze)
18.   Krebszellen lieben Zucker!
19.   Nahrungsmittel, die Krebszellen nicht mögen
20.   Krebsdiäten - JA oder NEIN?
21.   Fasten und Autophagie
22.   Homöopathie in der Krebstherapie
23.   Aktuelle Leitlinien Onkologie 
24.    Klinik-Studie: SELEN
25.    Klinik-Studie: OMEGA-3, CARPAN, GRÜNER TEE
26.    Klinik-Studie: VITAMIN C + D
27.   GfBK - Ges. für Biologische Krebsabwehr e.V.
28.   AMM - Akademie für menschliche 
         Medizin - Prof. Dr. med. Jörg Spitz
29.   Karl & Veronika Carstens-Stiftung
         Naturheilkunde & Komplementär-
         Medizin - Prof. Dr. Andreas Michalsen
30.   Stiftung Deutsche Krebshilfe
31.   Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs


A.  FAQ zum Thema
     Ganzheitliche Gesundheit
  • 01. Basis für eine gute Gesundheit


    Gesundheit

     

    Für den Begriff Gesundheit gibt es keine allgemein gültige Definition. Der Brockhaus beschreibt Gesundheit als das normale (bzw. nicht krankhafte) Befinden, Aussehen und Verhalten sowie das Fehlen von der Norm abweichender ärztlicher Befunde.



    Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO):

    Häufig wird auch die Definition der WHO von 1987 angeführt, die lautet: Gesundheit ist der Zustand des vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.



    Ganzheitliche Gesundheit


    Von großer Bedeutung ist der Begriff der ganzheitlichen Gesundheit. Ganzheit ist in diesem Zusammenhang ein Zustand, der nicht durch seine Bestandteile, sondern durch seine strukturierten Zusammenhänge bestimmt ist. So wie in der Medizin, hat dieser Begriff Einzug in viele Wissenschaften gehalten. Besonders in der Medizin jedoch wird versucht jede Einzeltatsache in die Zusammenhänge aller Symptome zu stellen, als Ausdruck einer Störung der Ordnung des körperlich-seelischen Gesamtzustandes. Die Ganzheit betrachtet alle psychischen und somatischen Vorgänge im Organismus nicht isoliert, sondern als einheitlichen Erlebniszusammenhang.



    Kriterien der Gesundheit


    Häufige Kriterien der Gesundheit in der Literatur sind:


    • Anpassung
    • Rollenerfüllung
    • Flexibilität
    • Störungsfreiheit
    • Homöostase/Gleichgewicht
    • Wohlbefinden
    • Leistungsfähigkeit


    Gesundheitsmodelle:


    So wie es zahlreiche Gesundheitsdefinitionen gibt, findet man in der Gesundheitswissenschaft unterschiedliche Gesundheitsmodelle, in denen Prozesse zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit beschrieben werden. Alle Modelle stellen Gesundheit in ihrer Beziehung zur Krankheit dar. Bedeutende Gesundheitsmodelle sind:



    Biomedizinisches Gesundheitsmodell


    Auf den gesunden Menschen wirken chemische, biologische oder physikalische Schädigungen (Noxen) ein, die zur Krankheit mit Struktur- und Funktionsstörung führen. Bei vielen Erkrankungen gibt es keine eindeutigen Noxen, sondern vielfältige Risiken. Aufgabe der Medizin ist die Wiederherstellung der Gesundheit und die Defektheilung. Das biomedizinische Modell ist pathogenetisch orientiert, d.h. es beschäftigt sich primär mit der Krankheit (Pathos) und versucht die Entstehungsfaktoren der Krankheit zu erklären. Sind die Entstehungsfaktoren festgestellt, gilt es sie in der Prävention zu vermeiden! Psychische und soziale Ursachen sind in dem Modell eher unterrepräsentiert. Diese fließen vor allem in das biopsychosoziale Modell ein:


    Biopsychosoziales Gesundheitsmodell


    Das biomedizinische Modell bildet die Basis des Gesundheits- /Krankheitsverständnisses. Hinzu kommen Schutzfaktoren wie z.B. ein hoher sozialer Status, psychische Widerstandskräfte oder ein gesunder Lebensstil. Diese werden den Risikofaktoren gegenübergestellt. Hierbei entsteht Krankheit bei einem Ungleichgewicht zwischen Risiko- und Schutzfaktoren. Beiden Modellen liegt die Vorstellung einer Polarität von Gesundheit und Krankheit zugrunde, d.h. entweder gesund oder krank. (= Dichotoner Gesundheitsbegriff)


    Salutogenetisches Gesundheitsmodell


    Im salutogenetischen Gesundheitsmodell, entwickelt von Aaron Antonovsky, steht primär die Gesundheit und nicht die Krankheit im Fokus. Antonovsky faszinierte die Beobachtung, dass einige Menschen trotz extrem widriger und belastender Lebensumstände wie z.B. einer Gefangenschaft in einem Konzentrationslager erstaunlich gesund blieben. In psychologischen Tiefeninterviews filterte Antonovsky bestimmte Lebenseinstellungen und Glaubenssysteme heraus, die Menschen vor Krankheit schützen. Diese beschrieb er als Kohärenzgefühl, welches er als ein umfassendes und überdauerndes Gefühl des Vertrauens erklärt, das


    • die inneren und äußeren Umweltreize im Lebenslauf strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind (= Verstehbarkeit)
    • die Ressourcen verfügbar sind, um die Anforderungen bewältigen zu können (= Handhabbarkeit)
    • die Anforderungen Herausforderungen darstellen, für die sich Anstrengung und Engagement lohnen (= Bedeutsamkeit)

    Dem salutogenetischen Modell liegt die Vorstellung eines Gesundheits-Krankheitskontinuums gegenüber, auf dem sich Menschen mehr oder weniger stark in Richtung Gesundheit oder Krankheit bewegen. Diese Vorstellung kommt auch in dem Modell von Travis zum Tragen. Bei ihm ist der Gegenpol zur Krankheit die “Wellness“, die in etwa dem Gesundheitsbegriff der WHO entspricht.



    Gesundheitsförderung und -prävention


    Zur Gesundheitsförderung zählen alle Maßnahmen, die sich an Gesunde und Kranke richten. Hierzu zählen:


    • Förderung einer gesunden Umwelt
    • Förderung menschengerechter Lebenswelten
    • Förderung von Lebenseinstellungen im Sinne des salutogenetischen Modells
    • Stärkung individueller Schutzfaktoren (Lebensstilfaktoren wie gesundheitsorientierte Bewegung, gesunde Ernährung, Stressbewältigung u.v.m.)

    Zur Gesundheitsvorbeugung (Prävention) zählen alle Maßnahmen zur Vorbeugung von unerwünschten psychischen oder physischen Zuständen. Sie setzt per definitionem ein, bevor eine Störung auftreten konnte und zielt auf eine Verminderung der Inzidenz (die Anzahl der Neuerkrankungen) ab. (Baumann & Perrez, 1990)



    Präventionsformen:


    Primäre Prävention


    • Ziel: Verhütung von Risiken, Verhütung von Krankheiten, Stärkung von Schutzfaktoren
    • Maßnahmen: Individuum bezogen und Umwelt bezogen, z.B. Impfprogramme, Gesundheitserziehung, Arbeitsschutz
    • Zielgruppen: Gesunde / gesunde Exponierte

    Sekundäre Prävention


    • Ziel: Verhütung von Chronifizierung
    • Maßnahmen: Früherkennungsuntersuchungen
    • Zielgruppen: Risikoträger

    Tertiäre Prävention


    • Ziel: Verhütung von Folgeschäden, Verhütung von Rezidiven
    • Maßnahmen: medizinische, berufliche, soziale Rehabilitation
    • Zielgruppen: Kranke nach Akutphase


    Ganzheitliche Konzepte für eine gesunde Lebensführung:


    In den ersten Hochkulturen der Menschheit entwickelten sich aus der täglichen Erfahrung mit den Phänomenen von Gesundheit und Krankheit umfassende präventive Konzepte für eine gesunde Lebensführung. Prävention und Therapie gingen dabei meist fließend ineinander über. Zu den bedeutenden vor weit über 1000 Jahren entwickelten Konzepten zählen:


    • AyurvedaAyurveda ist eine ganzheitliche Lebens-, Gesundheits- und Medizinlehre, die ihren Ursprung in Indien hat. Ayurvedische Medizin und Ernährung finden auch in Europa zunehmend Interesse. Ayurveda leitet... (Indisches Gesundheitssystem)
    • Diaita (antikes Griechenland – Hippokrates)
    • TCM (Traditionelle chinesische Medizin)

    In Deutschland entwickelte Maximilian Bircher Benner gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine Ordnungslehre mit den Ordnungsgesetzen des Lebens. Integriert wurde die Ordnungslehre von der Lebensreformbewegung, deren Hauptziel die Rückkehr zu einer naturgemäßen, gesunden Lebensweise war.


    Reformhaus® und Gesundheit:


    Das zentrale Thema der Reformhäuser® wird mit dem Untertitel Reformhaus® – Treffpunkt gesundes Leben - eindeutig umschrieben. Das Reformhaus® bietet ein umfangreiches Sortiment an vollwertigen Lebensmitteln,  Nahrungsergänzungsmitteln, Naturheilmitteln, Naturkosmetika und Non-Food-Artikeln, das in seiner Zusammensetzung die Geschichte der Lebensreformbewegung widerspiegelt. Zu den wichtigsten Strömungen innerhalb der Lebensreform zählen die Antialkoholbewegung, die Freikörperkultur, die Jugendbewegung, die Naturheilkunde, die Siedlungsbewegung, die Tierschutzbewegung und der Vegetarismus.  Gesundheitsbewusste und sich für ihre Gesundheit selbstverantwortlich fühlende Menschen sollen im Reformhaus® alle Produkte für ein gesundes Leben im Einklang mit der Natur finden. Die Gesundheitsphilosophie der Reformbewegung ist im Wesentlichen durch die folgenden Kernpunkte charakterisiert:


    • Bewusstheit
    • Ganzheitliches Denken, Handeln und Fühlen
    • Individualität
    • Naturverbundenheit, Verantwortung für die Natur
    • Selbstverantwortung

    Reformhaus-Fachakademie = Akademie für gesundes Leben:


    Die Reformhaus-Fachakademie wurde als Stiftung ins Leben gerufen, um Mitarbeiterinnen der Reformhaus®-Branche modernes und ganzheitliches Ernährungswissen zu vermitteln und um Gesundheitsbildung zu fördern. Das stete Wachstum der Akademie erhielt 1992 durch den Neubau eine neue Form, und es wurde die „Akademie für gesundes Leben“ gegründet. Sie findet starken Zuspruch von Teilnehmern, die sich für eine ganzheitliche Lebens- und Sichtweise interessieren. Ziel der Reformhaus-Fachakademie ist die Schaffung von Rahmenbedingungen, in denen optimales Lernen und Lehren möglich ist. Mit allen Sinnen die Ganzheit erfassen. Heute präsentiert sich die Reformhaus-Fachakademie als modernes Seminarhaus, in dem sich lebendiges Lernen erleben lässt. Acht einmalige Seminarräume und ein Hotel mit 140 Betten sind die Merkmale des Angebots.



    Quellen, Literatur / Links:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Antonovsky, A.: Salutogenese - zur Entmystifizierung der Gesundheit; dgvt Verlag; Tübingen.
    • Ernst, H.: Gesund ist, was Spaß macht; Kreuz Verlag; Stuttgart.
    • Hertel, L.: Der große Wellness Guide; Vehling Verlag; Werl.
    • www.reformhaus-fachakademie.de



  • 02. Wie können Krankheiten entstehen?


    Was ist eine Krankheit?


    Mediziner sprechen in der Regel von einer Krankheit, wenn eine Störung der körperlichen oder psychischen Funktion vorliegt, die das Wohlbefinden und/oder die Leistungsfähigkeit subjektiv oder von außen wahrnehmbar beeinträchtigen. 


    Meistens geht eine Krankheit mit bestimmten Krankheitszeichen (Symptomen) einher. So ist beispielsweise die Grippe meist mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schnupfen und Fieber verbunden. Oftmals kennt der Patient den Unterschied zwischen einer Krankheit und einem Symptom nicht. Hier finden Sie Symptome, die häufig für Krankheiten gehalten werden.


    Häufige Symptome


    Angst,  Bauchschmerzen, Fieber, Durchfall, Kopf- oder Rückenschmerzen sind nur einige Symptome, die fast kennen jeder kennen dürfte. Viele andere Krankheitssymptome sind dagegen durchaus  selten. Hier finden Sie eine Auflistung der häufigsten Symptome in der A-Z-Liste:


    • Anämie
    • Angst
    • Bauchschmerzen
    • Blähungen
    • Blut im Stuhl
    • Blut im Urin
    • Durchfall
    • Fieber
    • Halsschmerzen
    • Hautausschlag
    • Inkontinenz
    • Kopfschmerzen
    • Luftnot
    • Magenschmerzen
    • Ohrenschmerzen
    • Rückenschmerzen
    • Schlafstörungen
    • Schnarchen
    • Sodbrennen
    • Tinnitus
    • Tränende Augen
    • Verstopfung

    Weit verbreitet sind  heutzutage auch Allergien. Vor allem in unseren Industrieländern leiden viele Menschen unter solchen Beschwerden. Schon beim Kontakt mit eigentlich harmlosen Substanzen zeigen sich oft direkt und schnell Reaktionen. Je nach Auslöser und Allergietyp reichen Allergien von leichten Hautreaktionen bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen. Jeder Mensch ist anders. Jeder reagiert anders. Deswegen kann man in aller Regel auch kein pauschales Raster weder für die Auslöser, geschweige denn für die Behandlung einer allergischen Erkrankung geben. Man muss versuchen die Ursache zu ermitteln, was die körperliche Reaktion auslöst. Und genauso ist es mit der Abhilfe, die die starke Autoimmunreaktion abschwächen soll. Der Grund jedoch für eine allergische Reaktion ist aber immer der gleiche: "Das körpereigene Immunsystem reagiert zu stark".


    In Deutschland leidet fast jeder Fünfte unter mindestens einer Allergie. Frauen sind häufiger betroffen als Männer und jüngere Menschen öfter als ältere.  Auch können der Lebensstandard, der Wohnort (Stadt oder Land), die Ernährung, fehlende Bewegung und zu viel negativen Stress mit für das Ausbrechen einer Allergie beitragen.


    Aber auch Medikamente und vor allem das Zusammenwirken von mehrfachen Medikamenten können schnell unerwünschte Autoimmunreaktionen auslösen. Nicht selten ist mitunter ein Cocktail aus verschiedenen Faktoren verantwortlich dafür, dass ein Fass überläuft und unser Körper sich versucht zu wehren.  


    Zu den häufigsten allergischen Erkrankungen gehören:


    • Allergie gegen Schimmelpilze
    • Alveolitis
    • Anaphylaktischer Schock
    • Aspergillose
    • Histaminintoleranz
    • Kreuzallergie
    • Kuhmilchallergie
    • Laktoseintolleranz
    • Latexallergie
    • Nesselsucht
    • Neurodermitis
    • Purpura Schönlein-Henoch
    • Zöliakie

    Bestimmte Medikamente unterdrücken das Immunsystem bzw. hemmen die Ausschüttung entzündungsfördernder Substanzen. Das lindert die Beschwerden. Sie können entweder in Form von Tabletten oder Spritze verabreicht werden - dann wirken sie auf den gesamten Körper. Oder man wendet sie spezifisch für einen bestimmten Körperbereich an - etwa bei Asthmasprays, Nasensprays oder Augentropfen. Allerdings "betäubt" ein solches Vorgehen meist nur die Krankheitssymptome. Und heilt die Erkrankung nicht komplett aus, sodass man auf die Einnahme von Pharmazeutika verzichten kann.


    Manche Menschen versuchen ihre Allergie lieber mit alternativen Heilmethoden bekämpfen. Sie versuchen mit homöopathischen Mitteln, Akupunktur oder Bachblüten die Allergie-Symptome zu lindern. Für einige dieser Methoden gibt es bisher zwar keinen eindeutigen evidenzbasierten (wissenschaftlichen) Nachweis, dass sie wirken. Und die körperliche Reaktion auf die Allergie dauert auch etwas länger. Aber nicht selten beseitigt eine solche  Behandlungsmethode auch die Ursachen einer allergischen Ausbildung. Und so lässt es sich auch bei vielen anderen Erkrankungen erkennen.


    Mittlerweile gibt es sogar viele evidenzbasierte Studien, die aufzeigen, dass viele Erkrankungen gar nicht da wären, wenn wir uns an eigentlich recht einfache Grundregeln halten würden. Dazu gehören unter anderem eine art- und typgerechte Ernährung, körperlicher Bewegung und ausreichend Entspannung und vor allem keinen dauerhaften negativen Stress. Denn nicht selten entstehen böse und ernsthafte Erkrankungen aus psychosomatischen Störungen heraus.  


    So geht man mittlerweise gesichert davon aus, dass man durch das Abstellen von 


    • ungesunder Ernährung
    • Bewegungsmangel
    • dauerhaftem negativen Stress

    in unserem Lebensalltag Krankheiten wie  


    • Herz-/Kreislauferkrankungen um ca. - 75 %
    • Schlaganfälle um ca. - 75 %
    • Diabetes Typ-2 um ca. - 75 %
    • Krebserkrankungen um ca. - 50 %

    reduzieren könnte. Einzig und allein durch Veränderung unseres täglichen Lebenstils. 


    (Quellen:  Studien der WHO, Global Burden of Disease Study 2017 )



    Neben den vorbenannten verursachenden Gründen von Erkrankungen gibt es natürlich auch

     

    • Erbliche Veranlagungen 
    • Vergiftungen
    • Überbeanspruchungen
    • Ableitungen / Entwicklungen aus anderen Krankheitsbildern 

     

    Bei der Betrachtung und Anamnese einer Erkrankung sollte man den Patienten ganzheitlich betrachten. Denn nur so kann man sich ein globales Bild über den Patienten und seine persönöiche  Lebenssituation machen. Und daraus auch Zusammenhänge erkennen und die Ursachen einer Erkrankungen ableiten.


    Hier führen wir eine Übersicht der wichtigsten Krankheitsgruppen an:


    • Adipositas / Übergewicht
    • AIDS
    • Akne
    • Allergie
    • Alzheimer
    • Arthrose
    • Autoimmunerkrankung
    • Bulthochdruck
    • COPD
    • Demenz
    • Depression
    • Diabetes Typ-1 / Typ-2
    • Essstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa)
    • Geschlechtskrankheiten
    • Gicht
    • Hautkrankheiten
    • Herz- und Kreislauferkrankungen
    • Infektionskrankheiten
    • Karies
    • Kinderkrankheiten
    • Krebs
    • Morbus Hodgkin
    • Morbus Parkinson
    • multiple Sklerose
    • Nahrungsmittelunverträglichkeit
    • Neurodermitis
    • Psychische Krankheiten
    • Rheuma
    • Schilddrüsenerkrankungen
    • Schmerzen
    • Sucht


    Weitgehend unumstrittene Risikofaktoren für das Auftreten einiger der vorgenannten Zivilisationskrankheiten sind:


    • Zuckerkonsum (Süßigkeiten, Lebensmittel, Getränke)
    • Zigarettenrauch / Nikotin
    • Alkohol
    • Bewegungsmangel
    • Über- und Fehlernährung
    • Umweltgifte
    • Lärmbelastung
    • Stress
    • soziale Faktoren (z. B. Arbeitslosigkeit, Vereinsamung)
    • übertriebene Hygiene (s. Hygienehypothese der Allergieentstehung)
    • bestimmte Normen und Ideale (z. B. Leistungsdruck, Schlankheitsideal)
    • mediale Reizüberflutung

    Je nach Erkrankung können eine oder mehrere Faktoren und Ursachen zum Ausbruch herangeführt werden.  Wobei nur in den allerseltensten Fällen dezidiert ein oder mehrere gezielte Positionen für den Ausbruch einer Erkrankung herangeführt werden können. 


    Die Risikofaktoren können das gehäufte Auftreten bestimmter Krankheiten in den Industrieländern nur zum Teil erklären, da riskantes Verhalten, z. B. Nikotin- und Alkoholkonsum, und Umweltbelastung auch in Ländern mit wenig Industrialisierung vorkommen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass viele Zivilisationskrankheiten erst in höherem Lebensalter auftreten, sodass sie in Ländern mit niedrigerer Lebenserwartung kaum in Erscheinung treten, weil ein Großteil der Menschen zuvor an anderen Erkrankungen verstirbt, z. B. an Infektionskrankheiten (AIDS, Malaria, Tuberkulose).  


    Viele Krankheiten entwicklen sich über viele Jahre bzw. sogar Jahrzehnte. Wir Menschen sollten auf unseren Körper hören. Denn in aller Regel sendet uns unser Körper Signale, wenn etwas nicht stimmt. Unter anderem Entzündungen und Schmerzen weisen sehr deutlich und eindringlich darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Diese Symptome durch Pharmazeutika zu unterdrücken, was zwar schnell wirkt, aber diese Warnzeichen abstellt, führt nicht selten im Nachhinein zu ernsthaften und langwierigen Problemen ernsthafter Erkrankungen.  



    Interessantes Video von BR-Fernsehn:


    https://www.netdoktor.de/krankheiten/



    Quellen:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • aerzteblatt.de  (Dtsch Arztebl 2013; 110(45): A-2116 / B-1871 / C-1825  -  Voß, Burkhard)
    • Wikipedia.org (Zivilisationskrankheit)
    • Netdoktor.de (Krankheiten / Allergie)



  • 03. Typgerechte Ernährung


    Gesundheitsprävention durch gesunde Ernährung



    Gesund ernähren wollen wir uns ja alle. Doch oft ist das leichter gesagt als wirklich getan. Was letztendlich wirklich gesund ist und was nicht, dass wissen viele Menschen zumindest in der Theorie. Wie viel von dem Wissen aber wird tatsächlich im wahren Leben umgesetzt? Fragen Sie sich dies mal selber. Warum ist dies eigentlich so? 


    Die Techniker Krankenkasse hat in ihrer umfangreichen Ernährungsstudie 2013 festgestellt, dass gesundes Essen  immer mehr zur Nebensache wird. Immer mehr Menschen essen ein belegtes Brötchen unterwegs auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule. Das Mittagsessen wird mal auf die Schnelle am PC oder mit dem Smartphone im Anschlag zu sich genommen. Oder vor dem Fernseher. Immer seltener werden Mahlzeiten im Familienverband eingenommen. Viele Familienmitglieder essen dann, wenn es gerade in den Lebensrhythmus  passt. Immer weniger Menschen kochen jeden Tag frisch. 2009 aßen noch 54 Prozent mittags zuhause. 2013 waren es nur noch 42 Prozent. Achteten vor einiger noch 62 Prozent der Befragten auf feste Essenszeiten. Waren es 2013 nur noch 52 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl derer, die dann essen, wenn sie gerade Zeit oder Hunger haben von 24 auf 34 Prozent. Das macht sich auch in der Küche bemerkbar. Nur knapp die Hälfte der Bevölkerung (52 Prozent) kochten 2013 jeden Tag. 2009 waren das noch 62 Prozent. Eine rapide Veränderung  innerhalb weniger Jahre. Und dieser Trend hat sich bis heute weiter fortgesetzt.


    Unsere heutige Welt  ist noch mehr auf Schnelligkeit getrimmt. Auch zum Thema Ernährung hechten wir rast- und ruhelos  den unzähligen Ratschlägen aus Kochsendungen, Zeitschriften oder sozialen Medien hinterher. Lassen uns lieber von den eindrucksvoll und ansprechenden Werbungen verführen. Sei es von den angeblich preiswerten Angeboten und Versprechungen großer Lebensmittelkonzerne. Wie auch von der Einfachheit für unsere Ernährung keine Zeit mehr aufwenden zu müssen. Produkte müssen oft nur noch aufgewärmt werden. Eine Wohltat in unserer schnelllebigen Zeit. Denn vielen Menschen ist bis heute leider noch nicht bewusst, was sie mit dieser Ernährungsweise auf lange Sicht hin in ihrem Körper anrichten. Wobei die stetige Zunahme unserer Zivilisationskrankheiten  wie Krebs, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und viele andere Erkrankungen zu verzeichnen ist. Und essen aus den unterschiedlichsten Beweggründen. 


    Seit langem weiß man, dass die Auswahl des Essens und  die Psyche  des Menschen zusammenhängen. Bestimmte Inhaltsstoffe unserer Nahrung haben massiven Einfluss auf unsere Stimmung und  unser Wohlbefinden. Und unsere Gefühlslage bestimmt mit darüber, welche Lebensmittel wir bevorzugt kaufen. Denn wir essen nicht nur aus einem Hungergefühl heraus um unseren Organismus mit den dringend notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Wir versuchen auch mit Nahrung unsere Gefühlswelt zu regulieren. Dabei spielen Faktoren wie Langeweile, Genuss, Traurigkeit, Stressabbau  und auch Essen aus Belohnung  im Fokus. Prof. Dr. Andreas Michalsen von der Charité aus Berlin hat in einer kürzlich durchgeführten Studie zum Thema „Fasten“ festgestellt, dass wir mittlerweile bis zu 15 Mahlzeiten (Haupt- und Zwischenmahlzeiten) täglich  zu uns nehmen. Wobei mit stetig steigender Tendenz ein zunehmender Bewegungsmangel  konträr zur Kalorienzufuhr dazu führt, dass immer mehr Menschen an Übergewicht leiden. Dies gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Und so bauen sich über Monate und Jahre in unserem Körper im Stillen gesundheitliche Probleme auf, die zu Anfang uns gar nicht bewusst sind. Dadurch, dass die Probleme im Organismus ein gewisses Limit an Kompensation überschreiten, spüren wir plötzlich, dass etwas nicht stimmt. Unser Organismus gerät aus dem Gleichgewicht. Auch durch zusätzliche psychische Dauerüberlastung kann das Fass sozusagen zum Überlaufen gebracht werden. Dem kann man vorbeugen.


    2017 war ungesunde Ernährung für 10,9 Millionen Todesfälle, also 22 % aller weltweiten Todesfälle verantwortlich. 75 % aller Herzkrankheiten, Schlaganfälle  und Typ-2 Diabetes-Fälle und rund 50 % aller Krebserkrankungen  könnten verhindert werden, wenn die Hauptrisikofaktoren für nicht übertragbare Erkrankungen beseitigt wären. Der wesentlichste Hauptrisikofaktor ist ungesunde Ernährung.  (WHO *3., Global Burden of Disease Study 2017 *2.) 


    Das Ernährungskonzept der Typgerechten Ernährung  bietet Klarheit und Orientierung unter einem ganzheitlichen Aspekt. Es wird eine individuelle zugeschnittene Ernährungsweise empfohlen. Dabei handelt es sich um keine Diät mit Verboten  und es müssen auch keine Kalorien gezählt werden. Bei dieser Ernährungsweise handelt es sich im ein Ernährungsprogramm, das nicht den Verzicht in den Fokus stellt, sondern die Individualität des einzelnen Menschen in seinem soziokulturellen Umfeld berücksichtigt. Das Ziel ist es, den eigenen Organismus in ein ausgewogenes Gleichgewicht zu führen. Die ganzheitliche Ernährung  betrachtet unser Essen im Einklang von Körper, Geist und Seele.



    Welcher Ernährungstyp sind Sie?


    Für weitere Infos zu den einzelnen 3 Ernährungstypen bestätigen Sie den Link:


    >>>   Die 3 Ernährungstypen   <<< 





    Angeführte Studien:


    *2.   GBD 2017 Diet Collaborators. Health effects of dietary risks in 195 countries, 1990–2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. The Lancet. 2 April 2019. doi: 10.1016/S0140-6736(19)30041-8.;

    http://www.healthdata.org/news-release/new-study-finds-poor-diet-kills-more-people-globally-tobacco-and-high-blood-pressure

    *3.    https://www.who.int/features/factfiles/noncommunicable_diseases/facts/en/index9.html


  • 04. Lebensmittelkunde / - qualität


    Lebensmittel

     

    Lebensmittel dienen in erster Linie dem Verzehr und/oder dem Genuss. Sie sind rechtlich streng getrennt von Arzneimitteln und Kosmetika. In der Vollwerternährung wird unterschieden zwischen Lebensmittel und Nahrungsmittel. Dabei gelten Lebensmittel als unverarbeitete bzw. wenig verarbeitete und somit als noch „lebendige“ Naturprodukte, im Gegensatz zu Nahrungsmitteln, die stark verarbeitet sind.


    Rechtliche Definition:

    Lebensmittel sind nach deutschem und europäischem Recht wie folgt definiert: „alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden. Zu Lebensmitteln zählen auch Getränke, Kaugummi sowie alle Stoffe - einschließlich Wasser -, die dem Lebensmittel bei seiner Ver- oder Bearbeitung absichtlich zugesetzt werden.“ Quelle: Verordnung (EG) Nr. 178/2002.



    Unterscheidung von Lebensmitteln im Lebensmittelrecht


    Lebensmittelgruppen unter rechtlichen Aspekten:  

    (Lebensmittel-Gruppe > Definition und rechtliche Zuordnung)


    Diätetische Lebensmittel

    • Dienen einem speziellen Ernährungszweck, auf der Packung dürfen auch Krankheiten genannt werden (siehe Diätverordnung)  z. B. glutenfreie Lebensmittel bei Zöliakie

    Funktionelle Lebensmittel (functional food)

    • Haben einen Zusatznutzen für die Gesundheit, der ausgelobt werden darf. Sie werden als Lebensmittel angeboten und nicht in Form arzneiähnlicher Darreichungsformen (siehe Health-Claims-Verordnung), z. B. probiotischer Joghurt

    Neuartige Lebensmittel (novel food)

    • Alle neuartigen Lebensmittel, die vor dem 15.5.1997 im Gebiet der EU noch nicht gebräuchlich waren und gesetzlich näher definierten Gruppen zugehören (siehe Novel-Food-Verordnung) Beispiele sind Nonifrüchte oder Fruchtfleischaus Baobab

    Nahrungsergänzungsmittel

    • Lebensmittel, die dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung zu ergänzen  – Konzentrate als Mono- oder Multipräparate: häufig arzneiähnliche Darreichungsformen  (siehe Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel)

    Abgrenzung von „anderen Mitteln“


    Traditionell werden Lebensmittel nach deutschem Recht streng unter-schieden von anderen Mitteln wie Arzneimitteln, Kosmetika oder Medizin-produkten. Auf den ersten Blick scheint die Unterscheidung eindeutig zu sein, es gibt jedoch etliche Grenzfälle. Ein Kamillentee mit Arzneibuch-qualität wird nach den Kriterien des Arzneimittelgesetzes gekennzeichnet. Er trägt ein Verfalldatum  und andere arzneiliche Angaben. Ein Kamillentee, der als Lebensmittel deklariert ist, hat dagegen ein Mindesthaltbarkeitsdatum  und eine Zutatenliste  (siehe Kennzeichnung).



    Gesundheits- bzw. krankheitsbezogene Aussagen bei Lebensmittel


    Solche Aussagen sind bei Lebensmittel grundsätzlich verboten. Es gibt jedoch Ausnahmen, insbesondere bei diätetischen Lebensmitteln. Dies sind Lebensmittel, die auf eine Krankheit bezogene Bedingungen erfüllen wie z. B. die Entfernung einzelner Inhaltsstoffe, z. B. Gluten bei Zöliakie oder Kochsalz bei Bluthochdruck.


    Aussagen, die sich auf die Stärkung von Körperfunktionen oder -strukturen beziehen, werden Health Claims  genannt und sind zusammengestellt in der Health-Claims-Verordnung. Beispiele für Health Claims sind:


    „Calcium/Magnesium trägt zur Erhaltung der normalen Knochenstruktur/ Muskelfunktion bei, Beta-Gucane (im Hafer) tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels bei.“



    Kennzeichnung - Pflichtangaben bei Lebensmitteln


    • Die einheitlich in der EU vorgeschriebenen Angaben auf Lebensmittelverpackungen sind:
    • Die Bezeichnung des Lebensmittels
    • Die Zutaten des Lebensmittels (+ 14 häufige Allergieauslöser)
    • Das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum
    • Die Nettofüllmenge
    • Name und Anschrift des Lebensmittelunternehmers
    • Die Nährwertkennzeichnung


    Quelle:


    • Reformhaus-Fachlexikon




  • 05. Vegetarische und vegane Ernährung


    Vegane Ernährung

     

    Die vegane Ernährung ist eine Ernährungsform, bei der gänzlich auf tierische Bestandteile verzichtet wird. Während die meisten Vegetarier Produkte vom lebenden Tier wie z. B. Honig oder Milch verzehren, essen die Veganer keinerlei Erzeugnisse vom Tier.


    Menschen, die einen veganen Lebensstil praktizieren, achten auch bei Arzneimitteln, der Bekleidung, der Kosmetik und bei alltäglichen Gebrauchsgegenständen darauf, dass sie weder von Tieren gewonnen noch mit tierischen Produkten hergestellt wurden.



    Geschichte


    Die vegane Gesellschaft ging als “Vegan Society“ 1944 unter Donald Watson aus der Vegetarian Society hervor. In Deutschland vertreten der Vegetarierbund Deutschland (VeBu) und die Vegane Gesellschaft Deutschland e.V. die Idee der veganen Ernährung bzw. des Veganismus.


    Angeblich leitete Watson den Begriff vegan nicht vom lateinischen Adjektiv vegetus, was soviel wie lebendig, munter bedeutet ab, sondern von der englischen Vokabel vegetable (= Gemüse).



    Angaben zur Verbreitung der veganen Ernährung


    Nach Daten der nationalen Verzehrsstudie II sind 0,1 % der deutschen Bevölkerung Veganer. Nach Schätzung des deutschen Vegetarierbundes (VeBu) gibt es 600.000 Veganer in Deutschland. Der Trend zu einer veganen Ernährungsweise ist in den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund der Medienpräsenz einiger populärer veganer “Starköche“ besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stark ansteigend.



    Motive für eine vegane Ernährungsweise


    Die Beweggründe für eine vegane Ernährung sind vielschichtig. Folgende Gründe werden meist angeführt:



    Ethisch moralische Überlegungen


    Hier stehen im Vordergrund die “Tierrechte“, die von Veganern den Lebensrechten der Menschen nahezu gleichgesetzt werden. Zumindest ist es nach der veganen Argumentation unethisch das Töten bzw. das Leiden von Tieren für die Lebensmittel­erzeugung in Kauf zu nehmen. Eine Diskussion über diese Thematik hat grundsätzlich subjektiven philosophischen und weltan­schaulichen Charakter und entzieht sich einer objektiven (naturwissenschaftlichen) Argumentation.



    Umweltbelastung


    In Bezug auf die Umweltverträglichkeit sprechen zahlreiche auch objektiv nachweisbare Daten und Fakten für eine Reduzierung des Verzehrs tierischer Erzeugnisse.


    Insbesondere werden bei der Massentierhaltung enorme Mengen an schädlichen Treibhausgasen erzeugt. Eine “ganzheitliche“ Betrachtung eines Berichtes der Vereinten Nationen über Konsum, Produktion und Werkstoffe resümiert: Tierische Erzeugnisse haben zusammen mit fossilen Brennstoffen die größten negativen Auswirkungen auf den Klimawandel und Umweltparameter wie Schadstoffausstoß und Wasser­verbrauch. Hier kann nur eine drastische Verminderung der “Tier­produktion“ zu einer deutlichen Senkung der Klima- und Umwelt­belastung führen.


    Zu bedenken ist, dass etliche Fleischersatzprodukte aus Soja hergestellt werden. Für den Sojaanbau werden Regenwälder z. B. in Südamerika abgeholzt. Bei einer ökologischen Betrachtung sollte daher die Herkunft der Sojaprodukte beachtet werden, bzw. der Eiweißbedarf vor allem mit einheimischen Hülsenfrüchten und Nüssen gedeckt werden.



    Welternährungslage


    Es ist eine altbekannte Tatsache, dass bei der sogenannten Veredelung – also der tierischen Nahrungsmittelproduktion – große Nahrungs-energiemengen “verloren“ gehen. Um eine “Tierkalorie“ zu erzeugen müssen sieben “Pflanzenkalorien“ z. B. als Futtermittel aufgewendet werden. Angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums in den nächsten 100 Jahren kann eine deutliche Verminderung der Produktion tierischer Lebensmittel zu einer ökologischeren und ökonomischeren Nahrungsmittelproduktion beitragen.



    Gesundheit


    Da es zahlreiche Studien über den Gesundheitszustand, die Krankheits-anfälligkeit und die Nährstoffversorgung von Veganer/innen gibt, lassen sich einige Pro- und Kontraargumente in Bezug auf die vegane Ernährung finden:



    Adipositas / Übergewicht:   Hier ist es nicht überraschend, dass Veganer/innen deutlich weniger unter Übergewicht/Adipositas leiden als die Mischköstler. Sie verzehren keine tierisch fettreichen Fleisch- und Wurstwaren, essen in der Regel deutlich mehr Gemüse, Obst und Getreideprodukte mit reichlich sättigenden Ballaststoffen.


    Bluthochdruck:   Auch hier schneiden Veganer/innen günstiger ab. Dies ist ernährungsphysiologisch gut erklärbar: weniger Alkohol, weniger Kochsalz, höhere Aufnahme von Ballaststoffen, günstige Fettsäuren, mehr Kalium und Magnesium.


    Diabetes:   In einer fünfmonatigen Studie konnte dank einer veganen Ernährung die Diabetesmedikation herabgesetzt werden.


    Herzkrankheiten:   Hier zeigt sich bei Veganer/innen ein gegenüber Fleischessern vermindertes Krankheitsrisiko, im Vergleich mit anderen vegetarischen Ernährungsformen und Ernährungsweisen mit Fisch anstelle von Fleisch gab es keine Vorteile.


    Osteoporose:   In der EPIC-Studie gab es bei Veganer/innen, die weniger als 525 mg Calcium/Tag zu sich nahmen ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Auch dies ist nicht überraschend. Calcium gehört zu den kritischen Nährstoffen in der veganen Ernährung. Auf eine ausreichende Versorgung muss geachtet werden.



    Ernährungsempfehlungen für die vegane Ernährung


    Wie auch bei den Empfehlungen für eine gesunde, vollwertige Ernährung, gibt es auf der Basis graphischer Darstellungen (Ernährungspyramiden) quantitative und qualitative Empfehlungen.


    Die Struktur der veganen Ernährungspyramide gleicht dem Aufbau der Pyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Es folgen von unten nach oben:


    • Getränke,
    • Gemüse- und Obst
    • Getreide
    • Hülsenfrüchte, Samen sowie “Milchersatzprodukte“ wie Reisdrink, Sojadrink und Tofu als Ersatz für tierische Eiweißprodukte
    • Knabbereien, Snacks und Süßigkeiten

    Die Struktur der veganen Ernährungspyramide gleicht dem Aufbau der Pyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Es folgen von unten nach oben: die Getränke, Gemüse- und Obstportionen sowie die Getreide­portionen. Als Ersatz für die tierischen Eiweißprodukte werden Hülsenfrüchte und Samen empfohlen sowie „Milchersatzprodukte“ wie Reisdrink, Sojadrink und Tofu.


    Wie auch bei der Ernährungspyramide mit tierischen Lebensmitteln ist eine abwechslungsreiche Ernährung wichtig, um Mangelerscheinungen zu verhindern. Das heißt, alle Lebensmittelgruppen der Pyramide sollten auch in dem angegebenen Mengenrahmen verzehrt werden.


    Folgende Mengen sollten in etwa gegessen werden:


    • 1 – 2 L Wasser  (calciumreich) sowie andere energiearme Getränke
    • Mindestens 400 g Gemüse:   dies entspricht ca. 3 Portionen am Tag – dunkelgrünes Gemüse enthält mehr Calcium!
    • Mindestens 300 g Obst:   dies entspricht etwa 2 Portionen, evtl. plus Säften, Trockenfrüchten und Vollfruchterzeugnissen
    • Vollkorngetreideprodukte und Kartoffeln:    ca. 2 – 3 Mahlzeiten pro Tag
    • Hülsenfrüchte  (Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen):  1 – 2 Mahlzeiten pro Woche
    • Eiweißprodukte aus Soja   (Sojadrink, Tempeh,Tofu) u.a. Alternativen zu Fleisch (siehe auch Tabelle unten): 50 – 150 g /Tag
    • Nüsse und Samen:   30 – 60 g /Tag (Mandeln und Sesam Calciumreich)
    • Fette und Öle:   Leinöl (! Omega-3-Fettsäuren), Olivenöl, Rapsöl: 2 – 4 EL/Tag
    • Sonnenlicht:   mindestens 15 Minuten pro Tag wegen Vitamin D-Bildung; vegane Organisationen empfehlen im Winter verstärkt pflanzliche Lebensmittel mit Vitamin D (z.B. Pilze) zu essen, Vitamin D wird auch als Nahrungsergänzungsmittel im Winter empfohlen; zu achten ist auf die pflanzliche Herkunft (Vitamin D3)



    In der folgenden Aufstellung sind einige typische Alternativprodukte der veganen Ernährung aufgeführt  (Herkömmliche tierische Produkte

    Alternativen):



    Eier

    • Avocado, Pfeilwurzelstärke (Bindemittel), Tofu (als Rührei), Mandelmus

    Fleisch

    • Avocado, Austernpilze, Seitan, Tempeh, texturiertes Soja, Tofu, Yuba (aus Soja gewonnene Eiweißspezialität aus Japan)

    Gelatinw

    • Agar-Agar, Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl, Pektin

    Honig

    • Agavendicksaft, Ahornsirup, Apfel- und Birnendicksaft, Invertzuckercreme, Reismalz

    Käse

    • Analogkäse, Seidentofu, Seitan

    Milch

    • Haferdrink, Kokosmilch, Mandeldrink, Reisdrink, Sojadrink

    Sahne

    • Hafersahne, Sojasahne, Mandelmus verdünnt


    Kritische Nährstoffe bei veganer Ernährung


    Unter kritischen Nährstoffen versteht man Stoffe, die bei einer bestimmten Ernährungsweise in zu geringer Menge aufgenommen werden. In zahlreichen Publikationen über die vegane Ernährung werden als kritische Stoffe genannt: Calcium, Eisen, Eiweiß, Zink sowie die Vitamine B12 und D.


    Das einzige Vitamin, das tatsächlich nicht in genügendem Ausmaß zuge­führt werden kann, ist das Vitamin B12. Die Vitamin B12-Problematik wird allerdings kontrovers diskutiert. Fakt ist, dass geringe Mengen B12 z.B. über mikrobielle bzw. tierische Verunreinigungen in pflanzlichen Lebens­mitteln enthalten sein können. Inwieweit bestimmte Algen- oder Hefe­produkte zu einer Versorgung beitragen, ist nicht geklärt.


    Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu Fehlgeburten führen und das Nerven­system des Kindes schädigen. Dieser kann sich noch im Säuglings- und Kindesalter auswirken in Form von Blutarmut, Müdigkeit und Nervenschäden. Zudem kann die geistige Entwicklung des Kindes gestört werden. Zu beachten sind auch irreversible Nervenschäden, die bei Veganern auftreten können. Eine große Gefahr besteht darin, dass eine gute Versorgung mit Folat einen B12 Mangel “maskiert“ und er daher lange Zeit unbeachtet bleibt.


    Es wird daher empfohlen Vitamin B12 in Form von Nahrungs-ergänzungsmitteln zuzuführen. Seit kurzem ist eine Zahnpasta auf dem Markt, die Vitamin B12 enthält und nach ersten Studien auch nennenswert zu einer ausreichenden Versorgung beiträgt.


    Bezüglich des Vitamin D  ist die ausreichende Lichtexposition von großer Bedeutung. Vitamin D kommt zwar auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Pilzen vor. Diese tragen aber nicht nennenswert zur Bedarfsdeckung bei.


    Grundsätzlich ist eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß  bei veganer Ernährung möglich. Bei einer genügenden Menge an pflanzlichen Eiweißträgern und bei Nutzung der Ergänzungswirkung (Kombination verschiedener Eiweiße erhöht die biologische Eiweißwertigkeit) lässt sich die Empfehlung von 0,8 – 1 g/kg Körpergewicht in der Praxis umsetzen. Wichtige pflanzliche Eiweißträger sind Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, Vollkorngetreideprodukte und spezielle vegane Spezialitäten wie Seitan oder Tofu.


    Die Bedarfsdeckung mit Calcium  ist ebenfalls kein Problem. Calcium­reiche Wässer (ab 300 mg Ca/L) tragen zur Versorgung bei, bei Milch­ersatzprodukten wie z. B. Sojamilch sollte auf eine Anreicherung mit Calcium geachtet werden. In der Mineralwasserverordnung gilt ein Wasser als "Calciumhaltig", wenn es mehr als 150 mg Calcium pro Liter enthält. Sesamprodukte wie z. B. Tahin enthalten größere Mengen Calcium.


    Eisen können Veganer über Getreideprodukte, Nüsse und Samen, Trockenobst, Spinat sowie bestimmte Salatsorten wie Rucola oder Feldsalat zu sich nehmen. Pflanzliches Eisen   ist für den Körper zwar schlechter verwertbar als tierisches. Bestimmte pflanzliche Säuren, wie zum Beispiel Ascorbinsäure (Vitamin C) und die in milchsauer ver­gorenen Produkten (Sauerkraut) enthaltene Milchsäure verbessern die Eisenaufnahme und -verwertung.


    Eine ausreichende Versorgung mit Zink   kann vor allem über Nüsse, Samen (Kürbiskerne!) und Vollkornprodukte sichergestellt werden.



    Vegane Ernährung für bestimmte Bevölkerungsgruppen


    Kritisch wird eine vegane Ernährung für Kinder, Schwangere und Stillende gesehen. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund warnt vor den Risiken einer veganen Ernährungsweise für Kinder. Vertreter des Instituts präferieren die "optimierte Mischkost", die neben pflanzlichen Lebensmitteln auch Fleisch, Eier und Milch einschließt. Sie empfehlen Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren wollen, eine regelmäßige, engmaschige Kontrolle von Blutwerten beim Kinderarzt.



    Quellen, Literatur / Links:


    • Refornhaus-Fachlexikon
    • Leitzmann C, Keller M. Vegetarische Ernährung, Ulmer Verlag
    • www.ugb.de/vegan
    • www.vebu.de


  • 06. Welche Fastenarten gibt es?


    Welche Fastenarten gibt es?


    Wir kennen eine Vielzahl verschiedener Fastenarten und Methoden. Diese lassen sich überwiegend gut in unseren Lebensalltag integrieren. 


    Mittlerweile hat man durch wissenschaftliche Studien nachweisen können, dass nicht nur lang andauernde Fastenkuren sich förderlich auf den Körper auswirken. Auch kürzere, teils stundenweise  Phasen mit Nahrungsverzicht können unserem Organismus Gutes tun.


    Die beliebtesten Fastenmethoden sind:


    • Intervallfasten  (intermittierendes Fasten)
    • Heilfasten nach Buchinger
    • Modifiziertes Fasten
    • Basenfasten
    • Schroth-Kur
    • Mayr-Kur
    • Früchtefasten
    • Saftfasten
    • Teefasten
    • Wasserfasten

    Die beiden beliebtesten Fastenmethoden sind das Intermittierende Fasten, also das Intervallfasten. Und die Heilfastenmethode nach Otto Buchinger

     

    Mit dem Satz „Fasten ist so alt wie die Völker der Erde“ begann Otto Buchinger bereits 1935 sein Buch zum Thema Heilfasten. Er entwickelte die nach ihm benannte Fastenmethode, nachdem er sich 1919 einer Fastenkur unterzog, um sein Gelenkrheuma zu heilen. Es ist ein multidisziplinäres Programm, das zur Gesundheitsprävention, zur Therapie bestimmter Beschwerden und zur Gewichtsabnahme angewendet wird.


    Eine Heilfastenkur dauert üblicherweise 7 – 10 Tage (ohne Vorbereitungstag und Aufbautage).  Nach Buchinger beträgt die optimale Fastendauer sogar 2 – 4 Wochen, wobei die individuelle Konstitution hier berücksichtigt werden sollte.


    Während des Fastens wird nur flüssige Nahrung zu sich genommen. Erlaubt sind Kräutertees, Gemüsebrühe, frische Obst- und Gemüsesäfte und Wasser sowie etwas Honig und Zitrone als Zugabe. Auf etwa 250 Kilokalorien kommt man damit täglich, alles andere ist tabu.


    Weitere Bestandteile des Buchinger Fastens sind zudem Leberwickel, Ausdauersport, Gymnastik, Trockenbürstungen und Kneippsche Anwendungen zur Anregung sowie außerdem gezielten Entspannungsübungen. 


    Totales Fasten, wie die Buchinger-Methode, ist sozusagen die "Urform" des Fastens. Als uralte Heilmethode wird Fasten schon seit der Antike von erfahrenen Fastenärzten empfohlen. Auch zur Vorbeugung gegen Krankheiten, zur Entgiftung/Entschlackung, zur Umstimmung des Stoffwechsels, zum Abnehmen und aus religiösen und meditativen Motiven fasten Menschen.



    Befinden im Fasten


    Häufige Erfahrungen von Fastenden sind die gute körperliche Leistungsfähigkeit, eine geschärfte Sinneswahrnehmung und eine seelische Aufgeschlossenheit. Mögliche "Fastenkrisen" können sich äußern in Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, kurzfristigen Hautveränderungen, kalten Händen und Füßen und anderen Unpässlichkeiten.



    Praxis des Totalen Fastens


    Energieliefernde Nahrung wird gänzlich gemieden. Die Fastenden trinken ausschließlich Quellwasser, Mineralwasser und ungezuckerten Tee (keinen schwarzen Tee!). Wichtig ist eine reichliche Flüssigkeitsaufnahme (ca. 3 Liter pro Tag). Vitamin-und Mineralstoffpräparate werden evtl. gegeben.

    Wie bei jeder Intensivdiät erfolgen vor der Kur ein oder mehrere Vorbereitungstage und eine gründliche Darmreinigung. Das totale Fasten dauert 2 - 4 Wochen, in Kliniken bis zu 6 Wochen und mehr. Es sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.



    Fastenstoffwechsel


    Der Fastende ist auf die eigenen Energiereserven angewiesen. Abgebaut werden zunächst die Kohlenhydratvorräte (Glykogenspeicher), die für ca. 1 Tag reichen. Um die Versorgung des Gehirns mit Glucose zu sichern, müssen anschließend verschiedene Stoffe wie Glycerin, Milchsäure und bestimmte Aminosäuren in Glucose umgewandelt werden (Gluconeogenese). Dabei kommt es zu einem erheblichen Abbau von körpereigenem Eiweiß.


    Zusätzlich entstehen im Fastenstoffwechsel so genannte Ketonkörper, die aus einem unvollständigen Fettabbau entstehen. Sie kommen gehäuft bei Fastenden vor, da das Fett zum vollständigen Abbau Kohlenhydrate benötigt. Die Kohlenhydratspeicher sind jedoch schon nach einem Tag leer.


    Erst nach ca. 3 Tagen sind die Körperzellen und nach ca. 1 Woche die Gehirnzellen in der Lage, diese Ketonkörper energetisch zu verwerten. Die Ketonkörper reduzieren das Hungergefühl, bewirken einen Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut und führen zu einer Säurebelastung. Diese Folgen des Fastens müssen durch eine hohe Flüssigkeitszufuhr (Ausschwemmung) abgemildert werden.



    Bewertung


    Das totale Fasten wird aufgrund der starken Belastung (Eiweißverlust, Harnsäureanstieg, Übersäuerung) für den Stoffwechsel nur noch selten, z.B. bei extremen Übergewicht, angewendet. Die erzielten Gewichtsabnahmen beruhen beim Totalen Fasten zu 37% auf Eiweißverlusten und nur zu 43% auf dem Verlust an Fettgewebe. Die meist erforderlichen langen Behandlungsperioden müssen deshalb vorzeitig abgebrochen werden. Durch "abgewandelte" Fastenkuren wie z.B. Molke-Fasten, Saftfasten und andere Intensivdiäten werden die negativen Folgen des Fastens abgemildert. Auch der Gewichtsverlust beruht hauptsächlich (vor allem bei der Molke-Kur) auf dem Verlust an Körperfett.



    Neben dem Heilfasten nach Buchinger hat sich in den vergangenen Jahren eine recht neue Fastenmethode, das Intermettierende Fasten bzw. das sogenannte Intervallfasten etabliert. Diese Fastenmethode kann man über längere Zeiträume in seinen ganz normalen Lebensalltag integrieren. Und verschiedene Varianten lassen viel Spielraum, um die individuelle und auf sich persönlich angepasste Variante zu finden.  


    Nähere Angaben zum Intervallfasten finden Sie hier in unserem FAQ   "A. - Ganzheitliche Gesundheit"  unter Position "19. Übergewicht & Intervallfasten"




    Quellen, Literatur / Links:


    • Refornhaus-Fachlexikon
    • Schmidt, H.: Fasten & Wohlfühlen; Hädecke-Verlag.
    • Anemueller, H.: Das Grunddiät-System; Hippokrates Verlag, Stuttgart.
    • Lützner, H.: Wie neugeboren durch Fasten; Gräfe und Unzer Verlag.
    • Buchinger, A.: Das heilende Fasten; Dr. Werner Jopp Verlag.
    • Mühleib, F.: Fit oder krank durch Fasten; neuform KURIER (Artikel).{/ul}
    • Pestalozzi Apotheke Burkhard Sieper - München

  • 07. Wieviel Flüssigkeit soll ein Mensch pro Tag trinken?


    Wie viel Wasser pro Kg Körpergewicht sollte man trinken?



    Der menschliche Körper und das Wasser


    Der menschliche Körper besteht zu ca. 60 - 65 % aus Wasser. Der Wasseranteil ändert sich mit dem Lebensalter von bis zu 85 % beim Kleinkind, über 70 % beim Erwachsenen und bis hin zu 50 % im Alter. 


    Wasser hat in unserem Organismus eine Vielzahl  von lebenswichtigen Funktionen und Aufgaben:


    • Als Baustein der Zellen:  gewährleistet das Wasser deren Funktionstüchtigkeit.
    • Als Lösungsmittel:  Für den Organismus wichtige Substanzen liegen in den Körperflüssigkeiten gelöst vor.
    • Als Transportmittel:  Nährstoffe, körpereigene Substanzen, Stoffwechselprodukte werden im Blutplasma zu ihrem Bestimmungsort transportiert.
    • Als Regulator des Wärmehaushaltes:  vor allem durch die Abgabe des Schweißes.

    Wir scheiden durch verschiedene Prozesse täglich Wasser aus.  Mit unserer Atmung, durch unseren Urin, wie auch durchs Schwitzen verlieren wir täglich Wasser. Und genau aus diesem Grund sind wir auf eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr angewiesen. 


    Jeder Mensch braucht etwa 30 bis 40 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht  – das macht also zirka 2 bis 3 Liter am Tag


    Natürlich variiert der indivuduelle Bedarf je nach Stoffwechselleistung und auch weiteren externen Faktoren. Durch den Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen erhöht sich beispielsweise der Bedarf etwa um 1,5 Liter pro Liter verlorenem Schweiß.


    Unter bestimmten Umständen muss sogar der Verlust durch Atmung bei erhöhter Atemfrequenz oder kalter / trockener Luft berücksichtigt werden. Darüber hinaus muss auch in die Berechnung des Flüssigkeitsbedarfs mit eingehen, dass der Aufbau von Glykogen, welches für die Speicherung und Bereitstellung des Energieträgers Glucose im menschlichen und tierischen Organismus verantwortlich ist, ebenfalls Wasser benötigt (2,6 ml für 1 g Glykogen).



    Die Regulation des Wasserhaushaltes


    Bei der Regulation des Wasserhaushaltes spielt die Niere die Hauptrolle:  pro Tag fließen etwa 1700 Liter Flüssigkeit durch sie. Aus diesen 1700 l werden ungefähr 170 Liter Primärharn gebildet, aus dem Eiweiße, Vitamine und Glukose herausgefiltert werden. Letztendlich werden ca. 1,5 l Sekundärharn mit dem darin gelösten Natrium und Kalium (= Elektrolythaushalt) sowie dem Harnstoff (=Stoffwechselprodukt des Eiweißstoffwechsels) dann über den Urin abgegeben. Bei geringer Flüssigkeitsaufnahme wird die Nierenfunktion eingeschränkt.



    Dehydration – Hyperhydration


    Dehydration  bezeichnet in der Medizin einen Wassermangel des Körpers. Diese Abnahme der Körperflüssigkeit kann einerseits durch verringerte Flüssigkeitsaufnahme oder anderseits durch krankhaft gesteigerten Flüssigkeitsverlust herbeigeführt werden. Es werden drei Arten der Dehydration unterschieden:


    Isotone Dehydratation

    • der Verlust von Wasser und Salz-Ionen (Natrium+, Chlorid−) erfolgt im gleichen Verhältnis zueinander (z.B. Erbrechen, Durchfall).

    Hypertone Dehydratation:  

    • der Wasserverlust ist größer als der Salzverlust (z.B. Bei Fieber). Auch übermäßiges Schwitzen bei hoher körperlicher Anstrengung ohne Wasserausgleich hat den gleichen Effekt. Im Extremfall kann dies zum Tod durch Verdursten führen.

    Hypotone Dehydratation:  

    • Der Salzverlust ist höher als der Wasserverlust. Erfolgt der Ausgleich bei starkem Schwitzen nur durch salzarme Flüssigkeiten kann diese Form der Dehydration entstehen; besser ist hier der Ausgleich durch Mineralwasser oder geeignete Isogetränke. 


    Schon der Verlust von 2% des Körpergewichts kann das Nierensteinbildungs-, Harnwegkrebs- und Dickdarmkrebsrisiko erhöhen und sowie die Mitralklappe (Herzklappe) und die geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen. 


    Hyperhydration  oder auch als „Wasservergiftung“ bezeichnet eine durch die Erhöhung des Wassergehaltes herbeigeführte Störung des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes. Hyperhydration kann bei verschiedenen Krankheiten wie Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, Hormonstörungen auftreten oder durch übermäßige Zufuhr herbeigeführt werden. Im Januar 2007 starb eine 28-jährige Frau an den Folgen von Hyperhydration, da sie an dem Radio-Wettbewerb „Hold Your Wee for a Wii” in den USA teilnahm, in dem exzessives Wassertrinken ohne zu urinieren gefordert wurde.



    Folgen von Wassermangel


    Wassermangel bzw. Dehydratation macht sich schnell bemerkbar. Die Folgen von Wassermangel können sich wie folgt auswirken: 


    • das Blut wird eingedickt und kann nur noch langsamer fließen
    • Nähr- und Sauerstoffe werden schlechter zu ihren Bestimmungsorten transportiert
    • Stoffwechselendprodukte werden nicht mehr effizient genug abgetragen und die Leistung der Muskulatur und des Gehirnes wird vermindert
    • Überwärmung
    • Hitzestau
    • Kollaps

    Das Herz muss nun schneller pumpen, wodurch Blutdruck und Herzfrequenz ansteigen. Langfristig gesehen führt eine Unterversorgung mit Flüssigkeit dann möglicherweise zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion.



    Woran kann man einen Flüssigkeitsmangel erkennen?


    Gut erkennbar ist ein Mangel an Flüssigkeit durch die dunkle Färbung des Urins. Spürbar sind auch die erhöhte Herzfrequenz  sowie das Durstgefühl. Entgegen mancher Informationen ist nämlich das Durstgefühl schon ein Anzeichen für Flüssigkeitsmangel und sollte vermieden werden.


    Doch bei aller Vorsicht vor einem Zuwenig an Flüssigkeit gilt es auch zu bedenken, dass eine zu hohe Zufuhr sogar gefährlich sein kann, da der Magen nur etwa einen Liter Flüssigkeit pro Stunde in den Darm weitertransportieren kann. Wird wesentlich mehr als dieser eine Liter getrunken, kann es zu einem unangenehmen Völlegefühl kommen – und mehr als 10 Liter Flüssigkeit pro Stunde kann sogar zu einer Wasserintoxikation führen. Wie zuvor in dem Fall des Radio-Wettbewerbes aus den USA beschrieben. Diese ist eine lebensgefährliche Störung des Wasser- und Elektrolytgleichgewichtes und darf nicht unterschätzt werden, da die sogar im allerschlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.



    Das Durstgefühl wird vom Hypothalamus gesteuert


    Veränderungen im Flüssigkeitshaushalt des Körpers werden über Rezeptoren registriert. Es kommt zur Ausschüttung des „Dursthormons“ Aldosteron, das im Hypothalamus eine Antwort auslöst. Durst stellt sich ein. Unterschieden wird zwischen primärem und sekundärem Trinken: Primäres Trinken ist direkte Folge eines Flüssigkeitsmangels und stellt eine Art Notfallreaktion dar, die über das Durstgefühl gesteuert wird.


    Sekundäres Trinken erfolgt ohne unmittelbaren Flüssigkeitsbedarf. Es wird vorsorglich getrunken. Das ist das sogenannte bewusste Trinken (= kognitiv-habituelles Trinken) und sollte, besonders bei sportlichen Aktivitäten, dem primären Trinken unbedingt vorgezogen werden.



    Welche Getränke sind zu empfehlen?


    Getränke haben je nach Zusammensetzung eine unterschiedliche ernährungsphysiologische Qualität. Sie können uns, neben Wasser, auch Vitamine und Mineralstoffe liefern. Speziell bei Softdrinks besteht jedoch die Gefahr überflüssige Energie zu sich zu nehmen. Deshalb sind empfehlenswerte Getränke auch Wasser, Tee, Kaffee und Saftschorlen, wobei diese im Verhältnis 1:1 gemischt werden sollten. Die entwässernde Wirkung von Kaffee setzt meist erst nach 2-3 Tassen ein. Wenn Kaffee nicht in exzessiven Mengen konsumiert wird, ist er unbedenklich, enthält sogar reichlich Antioxidantien. Eine gute Idee ist es auch, wasserreiches Obst zu sich zu nehmen.



    Weniger empfehlenswerte Getränke für die Flüssigkeitszufuhr


    Die Finger lassen sollte man von alkoholischen Getränken, stark gesüßten Getränken (wie beispielsweise Eistee und Fruchtsäfte) und koffeinhaltigen „Energy-Drinks“. Von letzteren ist vor allem in Kombination mit Alkohol abzuraten.



    Quellen:


    • www.akademie-sport-gesundheit.de
    • http://wateratschool.org  (AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Mag. Martin Jung, A-3430 Tulln)








  • 08. Wie wirkt Zucker im Stoffwechsel?


    Zucker


    Unter dem Begriff Zucker wird im allgemeinen Sprachgebrauch meist der Haushaltszucker, die Saccharose, verstanden, der aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben gewonnen wird.



    Geschichte


    Bis zum 18. Jhdt. hatte das Zuckerrohr eine Monopolstellung als zuckerliefernde Pflanze. Zucker war ein teurer Luxusartikel für begüterte Kreise. 1747 entdeckte Sigismund Marggraf in Berlin den Rübenzucker. Seinem Schüler Achard gelang es nach systematischem Anbau von Rüben den ersten weißen Rübenzucker herzustellen. Die Rübenzuckerentwicklung stieg von 53000 t/Jahr 1850 auf 1979000 t/Jahr im Jahr 1900. 1900 deckte Rübenzucker etwa 65 % des Weltbedarfs, heute sind es etwa 40 %. Z.Zt. werden auf ca. 6 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Zuckerrüben angebaut.



    Zuckerrohr und Zuckerrüben


    Zuckerrohr wächst in feuchtwarmem, tropischem Klima. Im Aussehen ähnelt das Rohr dem Mais. Die Vermehrung wird normalerweise mit Stecklingen vorgenommen. Je nach Sorte und Klima kann das bis zu 6 m hohe und 5 cm dicke Rohr nach einer Reifezeit von 9 - 13 Monaten geschnitten werden. Das Zuckerrohr kann einen Zuckergehalt zwischen 14 und 26 % haben. Die Zuckerrübe als Ausgangsmaterial hat heute durch Ziel bewusste Züchtung einen (etwa Mitte Oktober maximalen) Zuckergehalt von 18-20 %.



    Herstellung


    Die Verarbeitung von Zuckerrohr und Zuckerrüben folgt im wesentlichen denselben Verarbeitungsschritten. Sie wird beschrieben am  Beispiel der Zuckerrüben: von September bis  Dezember (Zuckerkampagne) werden die Zuckerrüben geerntet und in die Zuckerfabrik gebracht. Dort werden sie gereinigt, geschnitzelt und auf ihren Zuckergehalt geprüft. Anschließend wird durch Auslaugen mit heißem Wasser der Dünnsaft gewonnen, der 12 - 15 % Zucker enthält. Der Saft wird durch Verdampfen eingedickt, bis ein Gemisch von Zuckerkristallen und Sirup (Melasse) entstanden ist (Dicksaft). Die Melasse wird in Zentrifugen abgetrennt; es verbleibt brauner Rohzucker. Beim nochmaligen Waschen und Zentrifugieren wird die restliche Melasse entfernt und man erhält den Weißzucker, der auch als Grundsorte gehandelt wird.



    Nicht raffinierte Zuckerarten


    Ursüße und Vollzucker werden aus getrocknetem Zuckerrohr- bzw. Rübensaft hergestellt. Sie enthalten noch die Melasse und damit auch die Mineralstoffe sowie einen Teil der B-Vitamine. Bei der Herstellung von Vollzucker werden die Ballaststoffe aus dem Zuckerrübensaft abzentrifugiert, so dass die normalerweise im Rübensaft geschmacksbestimmenden herben Geschmacksstoffe entfernt werden.



    Sorten


    Herkömmlicher Zucker ist ein hochgereinigter Stoff. Die Zuckersorten werden nach ihren verschiedenen Formen, die von der jeweiligen Bearbeitung abhängen, unterschieden. Qualitätsmerkmal ist vor allem der Reinheitsgrad, nicht der Gehalt an wertgebenden Stoffen!



    Einmachzucker 

    ...  besteht aus Weißzucker mit gröberer Körnigkeit.


    Farin 

    ...  kommt aus dem Französischen (Farine=Mehl) und bezeichnet einen feinmehligen Zucker, der durch Sirupeinschlüsse braun gefärbt wird.


    Gelierzucker 

    ...  ist eine Mischung aus Raffinadezucker, Pektin und Zitronen- oder Weinsäure.


    Hagelzucker 

    ...  sind Körner, die aus einer Vielzahl von zusammengewachsenen Kristallen bestehen.


    Kandis 

    ...  ist ein Sammelbegriff für grob kristallisierten Zucker. Für die Herstellung lässt man eine Zuckerlösung langsam auskristallisieren.


    Kandisfarin 

    ...  ist brauner Kandis geringerer Kristallgröße und minderer Reinheit.


    Puderzucker 

    ...  ist sehr fein vermahlener Raffinadezucker, für Glasuren und Gebäck.


    Raffinade 

    ...  ist die höhere Qualitätsstufe, wobei die Qualitätskriterien Farbe und Aschegehalt sind. Raffinadezucker wird in feiner, mittelgrober und grober Struktur angeboten.


    Weißzucker 

    ...  ist die billigste Grundsorte.


    Würfelzucker 

    ...  besteht aus angefeuchtetem und in Würfelform gepresstem Raffinadezucker.


    Vanillezucker 

    ...  ist Raffinadezucker gemischt mit echter, fein geriebener Vanille.


    Vanillinzucker 

    ...  ist Raffinadezucker mit künstlichem Vanillearoma.


    Zuckerhut 

    ...  besteht aus auskristallisiertem Zucker, der in eine konische Form gepresst wird.



    Verwendung / Einsatzbereiche


    Der Zucker erfüllt in der Küche und in der Industrie verschiedene Funktionen:


    • als Süßungsmittel bei den verschiedensten Speisen
    • als Backzutat als massegebender Bestandteil
    • als Würzmittel, besonders bei pikanten Speisen zur Abrundung
    • als Konservierungsmittel, da Zucker in hohen Dosierungen das Wachstum von z. B. Schimmelpilzen und Fäulniserregern hemmt (z. B. Konfitüre)
    • als Farb- und Aromastoff, z.B. beim trockenen Erhitzen für Karamel bei der Süßspeisenzubereitung, oder als Zuckerkulör als Färbemittel


    Bedeutung für die menschliche Ernährung


    Zucker ist ein reines Kohlenhydrat, das keine essentiellen Nährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe) enthält. Dies führt zu dem Namen "leerer Energieträger". 100 g Zucker liefern1650 kJ/394 kcal. Ein übermäßiger Zuckerkonsum fördert die Kariesentstehung, begünstigt Übergewicht sowie Herz- und Gefäßerkrankungen. Zucker ist kein essentielles (lebens- und zufuhrnotwendiges) Lebensmittel, da der Bedarf an Kohlenhydraten auch aus empfehlenswerten stärke- und ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkorngetreideprodukten, Kartoffeln, Gemüse und Obst gedeckt werden kann. In der Vollwerternährung wird Zucker aufgrund seiner starken Verarbeitung als nicht empfehlenswert eingestuft.


    Gegen die sparsame Verwendung von Zucker im Sinne eines Gewürzes gibt es keine Bedenken. Von einem übermäßigen Zuckerkonsum (über 100 g/Tag), wie er den allgemeinen Ernährungsgewohnheiten entspricht, ist abzuraten. Alternative Süßungsmittel sollten vorgezogen werden!



    Spezielle diätetische Hinweise


    Aufgrund der starken Blutzuckerwirksamkeit ist Zucker bei Diabetes weniger empfehlenswert (nach Diabetes Richtlinien: max 20 g Saccharose/Tag erlaubt).



    Quellen & Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Niederauer, T.: Überblick über Eigenschaften und Verwendung von Süßungsmitteln; AID-Verbraucherdienst, Bonn.
    • Grunewald, H.: Alles was süß macht; Verbraucher-Zentrale Niedersachsen.
    • AID-Broschüre: Zucker, Sirupe, Honig, Zuckeraustauschstoffe, Süßstoffe.

  • 09. Wie viel Fleisch ist gut?


    Fleisch


    Unter Fleisch werden nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittel­buches "alle Teile von geschlachteten oder erlegten, warmblütigen Tieren“ verstanden, “die zum Genuss für Menschen bestimmt sind“.  


    Im "Fleischatlas 2013" wird der durchschnittliche Fleischverbrauch eines Deutschen, umgerechnet auf sein ganzes Leben, angegeben mit: 


    • 1.094 Tiere, darunter ...
    • 4 Rinder, 
    • 4 Schafe, 
    • 12 Gänse, 
    • 37 Enten, 
    • 46 Schweine, 
    • 46 Puten und 
    • 945 Hühner.


    Fleischbestandteile


    Die einzelnen Fleischstücke unterscheiden sich erheblich in ihren Anteilen an Bindegewebe, Fett und Muskelgehalt. Das Fett im Fleisch wird unterteilt in aufliegendes Fettgewebe, Fett, das zwischen den Muskeln (interzellulär) liegt und Fett innerhalb des Muskels (intrazellulär). Fleischteile mit einem hohen Gehalt an Bindegewebe sind für den unmittelbaren Verzehr nicht geeignet.


    Inhaltsstoffe von 100 g Fleisch:


    Unter den Nährstoffen im Fleisch ist das Eiweiß quantitativ und qualitativ von größter Bedeutung. (siehe auch Bedeutung für die menschliche Ernährung) In der u.a. Tabelle sind die durchschnittlichen Werte im mageren Muskelfleisch der am häufigsten verwendeten Schlacht­ vieharten (Rind und Schwein) aufgelistet.



    Inhaltsstoffe mageres Muskelfleisch je 100 g:


    • Kohlenhydrate in Spuren*
    • Brennwert ca. 400 kcal
    • Eiweiß ca. 20 g 
    • Wasser ca. 75,0 g
    • Fett 1,5 - 4 g
    • Ballaststoffe   -
    • Vitamin  B1  -  0,1 – 0,9 mg 
    • Vitamin  B 6  -  0,2 – 0,6 mg
    • Vitamin  B12  -  ca. 2 µg
    • Mineralstoff  Eisen  -  1 – 2,5 mg
    • Mineralstoff Kalium  -  ca. 400 mg
    • Mineralstoff Zink  –  ca. 0,4 g  (*außer Pferdefleisch)

    (Quelle:  Heseker H., Heseker B.: Die Nährwerttabelle; Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße 2010.)



    Unerwünschte Inhaltsstoffe


    Bei den unerwünschten Inhaltsstoffen muss unterschieden werden zwischen den natürlich vorkommenden Substanzen  im Fleisch und den bei der Fleischerzeugung eventuell hinzu kommenden Fremd- und Schadstoffen. Zu den natürlich vorkommenden Substanzen zählen die Harnsäure bildenden Purine, die – im Überschuss verzehrt – eine Gichterkrankung auslösen können. Die fehlenden Ballaststoffe führen bei gleichzeitig niedrigem Verzehr von Gemüse und Vollkorn-Getreide zu einer längeren Verweildauer des Stuhls im Darm. Dies kann die Entstehung von Dickdarmkrebs begünstigen. Im fetten Fleisch sind es gesättigte Fettsäuren  sowie Cholesterin, die – einen zu hohen Verzehr vorausgesetzt – Herz- und Gefäßerkrankungen begünstigen können. Insbesondere bei der industriellen  Massentierhaltung kommt es immer wieder zu Rückständen mit Fremd- und Schadstoffen. Die amtliche Lebensmittelüberwachung überprüft Fleisch- und Fleischerzeugnisse auf


    • Bakterielle Giftstoffe (z. B. Botulinumtoxin)
    • Hormonrückstände
    • Langlebige organische Chlorverbindungen
    • Durch Pilze erzeugte Giftstoffe (Mykotoxine)
    • Schwermetalle (Blei, Cadmium)
    • Tierarzneimittelrückstände (z. B. Antibiotika)

    EU-weit sind Höchstmengen für solche Rückstände in Richtlinien festgelegt. Eine weitere Problematik ist die Umetikettierung von verdorbenem Fleisch. Dieses wird umgangssprachlich als Gammelfleisch  bezeichnet. Ein Fleischskandal der jüngeren Zeit betrifft den nicht deklarierten Zusatz von Pferdefleisch  in Rind- oder Schweinefleischerzeugnissen.



    Bedeutung für die menschliche Ernährung


    In den 10 Regeln für eine gesunde Ernährung der dge (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) wird ein Verzehr von 300 - 600 g Fleisch und Wurst pro Woche empfohlen. Diese Menge liegt deutlich unterhalb des tatsächlichen Fleisch- und Wurstverzehrs in Deutschland von ca. 60 kg jährlich/pro Kopf. Dieser Durchschnittswert entspricht einem täglichen Fleischverzehr von rund 164 g.



    Positive Aspekte des Fleischverzehrs


    Hervorzuheben ist der mit rund 20 % hohe Eiweißanteil von Fleisch (in mageren Sorten). Fleischeiweiß zeichnet sich durch eine hohe "biologische Wertigkeit" à Eiweißwertigkeit aus. Nennenswert ist zudem der Gehalt an Vitaminen des B-Komplexes, v.a. Vitamin B12. Schweinefleisch enthält besonders viel Vitamin B1. Aufgrund des gut verfügbaren Eisens gilt Fleisch ernährungs-physiologisch als einer der wichtigsten Eisenlieferanten in der Ernährung. Nennenswert vorhanden und auch gut verfügbar ist das Spurenelement Zink.



    Negative Auswirkungen des Fleischkonsums


    Hinweise auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko durch übermäßigen Fleischkonsum – v.a. Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen – ergab die Auswertung der EPIC-Studie (= European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), eine der größten Ernährungsstudien mit insgesamt ca. 521.000 Studienteilnehmern. Das Ziel der EPIC-Studie ist die Erforschung, des Einflusses der Ernährung auf die Entstehung von Krebs und anderen chronischen Erkrankungen.


    Vor allem der überhöhte Konsum "roten Fleisches“ und daraus erzeugten Fleischprodukten (mehr als 160 g Kalb, Lamm, Rind und Schwein pro Tag) erhöhte das Darmkrebsrisiko über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren. Keinen Einfluss hatte dagegen hatte der regelmäßige Genuss von Geflügel oder Fisch. Erhöhter Fischkonsum senkte sogar das Sterberisiko.


    Die Interpretation dieser statistischen Auswertung wird kontrovers diskutiert. Während einige Wissenschaftler einen überhöhten Fleischverzehr als Risikofaktor für Darmkrebs und Herz-Kreislauferkrankungen ansehen, halten andere Fachleute einen solchen Zusammenhang für nicht belegt. Ein wesentliches Argument für diese Position ist der unzureichende Begründungszusammenhang. Es wird argumentiert, dass ein erhöhter Verzehr von Fleisch- und Fleischerzeugnissen auch Ausdruck eines insgesamt ungesünderen Lebensstiles sein kann, der geprägt ist von Bewegungsmangel, höherem Genussmittelkonsum und anderen eher ungesunden Verhaltensweisen.


    Demgegenüber hält der World Cancer Research Fund und das American Institute for Cancer Research die Hinweise für überzeugend, dass der Konsum von rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten das Darmkrebsrisiko erhöht. Die Empfehlung der beiden Organisationen liegen in einer ähnlichen Größenordnung wie die DGE-Empfehlungen. Der Konsum von rotem Fleisch soll demnach auf 500 g pro Woche begrenzt werden. Auf verarbeitete Produkte sollte möglichst verzichtet werden. Zu einem kompletten Verzicht auf Fleisch wird aufgrund der wertvollen Inhaltsstoffe nicht geraten.


    In der Erfahrungsheilkunde wird ein überhöhter Fleischkonsum in Verbindung gebracht mit:


    • Einer Übersäuerung des Körpers
    • Einem erhöhten Risiko für Gicht (Harnsäure bildende Purine)


    Ökologische Aspekte des Fleischkonsums


    Der infolge der weltweiten Bevölkerungsexplosion zunehmende Fleischverzehr gilt als eine der wichtigsten Ursachen des Klimawandels. Dies hängt zusammen mit der Bildung klimafeindlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan, das zum größten Teil aus Fermentations­prozessen im Magen von Wiederkäuern stammt. Methan wirkt als Treibhausgas etwa 25-mal stärker als CO2, die Verweildauer in der Atmosphäre ist mit 9 bis 15 Jahren allerdings deutlich kürzer als bei CO2. Zudem werden für die Erzeugung einer "Tierkalorie“ etwa 7 "Pflanzenkalorien“ eingesetzt;  ein auch energetisch betrachtet großer Aufwand. Hinzu kommt der insbesondere bei der industriellen Massentierhaltung enorme Anfall von Gülle, einer weiteren starke Umweltbelastung. So ist auch aus ökologischen Gründen eine deutliche Verringerung des Fleischkonsums sinnvoll.



    Religiöse und soziokulturelle Aspekte des Fleischverzehrs


    In allen Weltreligionen sind der Genuss und die Verarbeitung von Fleisch- und Fleischwaren in für die jeweilige Glaubensrichtung typischen Vorschriften geregelt. Sehr bekannt ist das Schweinefleischverbot im Islam und im Judentum sowie die besondere Wertschätzung von Rindern ("heilige Kühe“) im Hinduismus. Im Islam und dem Judentum gelten zudem besondere Vorschriften für den Vorgang des Schlachtens. Die Vorsilbe "Car oder Kar“ steht in diesem Zusammenhang für Fleisch (lat. Carnis). Wahrscheinlich bedeutet Karneval vom Wortstamm her "lebe wohl, Fleisch" und steht für die Empfehlung in der Fastenzeit kein Fleisch zu essen. Viele Buddhisten und Hindus verzichten ganz auf Fleisch, da sie an den ewigen Kreislauf des Sterbens und der Wiedergeburt alles Lebendigen glauben. (Reinkarnation).



    Vegetarismus


    Nicht nur aus religiösen Motiven verzichten viele Menschen ganz auf den Verzehr von Fleisch. Die Gründe sind vielschichtig (siehe: Vegetarismus). Unterschieden werden im Wesentlichen drei Gruppen von Vegetarier:


    • Veganer
    • Lacto-Vegetarier
    • Ovo-Lacto-Vegetarier

    Veganer  essen keinerlei tierische Lebensmittel weder solche vom toten Tier noch vom lebenden. Eier, Fisch, Fleisch, Honig und Milchprodukte stehen nicht auf dem veganen Speiseplan.


    Lakto-Vegetarier  meiden nur Eier, Fisch sowie Fleisch- und Fleischwaren.


    Die Ovo-Lakto-Vegetarier  als größte Gruppe unter den Vegetariern verzichten lediglich auf Fisch und Fleisch, andere Erzeugnisse von lebenden Tieren essen sie.



    Quelle & Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Teubner Edition: Das große Buch vom Fleisch; Gräfe & Unzer Verlag



  • 10. Wie viel Fisch ist gut?


    Omega 3 und 6 Fettsäuren


    Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren von hohem ernährungsphysiologischen und diätetischen Wert.


    Chemischer Aufbau und Stoffwechsel:


    Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthalten mehrere Doppelbindungen. Die erste befindet sich vom Kettenende der Fettsäure (Omega = letzter Buchstabe im griechischen Alphabet) aus betrachtet bei den Omega-3-Fettsäuren am 3. Kohlenstoffatom, bei den Omega-6-Fettsäuren am 6. Kohlenstoffatom der Kohlenstoffkette. Eine Umwandlung von Omega-3-Fettsäuren in Omega-6-Fettsäuren ist im Stoffwechsel nicht möglich, wohl aber die Kettenverlängerung und Einführung zusätzlicher Doppelbindungen innerhalb der jeweiligen Omega-6- und Omega-3-Familien.


    Die wichtigsten Vertreter der Omega-3-Fettsäuren sind:


    • Alpha-Linolensäure - C 18:3
    • Eicosapentaensäure (EPA) - C 20:5
    • Docosahexaensäure (DHA)- C 22:6

    C 20 bedeutet 20 Kohlenstoffatome; 20:5 bedeutet: es sind 5 Doppelbindungen vorhanden!


    EPA und DHA entstehen durch Kettenverlängerung und Einführung von Doppelbindungen aus alpha-Linolensäure. Das für die Umwandlung benötigte Enzym Delta-6-Desaturase ist jedoch beim Menschen in seiner Aktivität begrenzt, v.a. dann, wenn es gleichzeitig für die Umwandlung von Omega-6-Fettsäuren in höher ungesättigte Fettsäuren benötigt wird. Die Stoffwechselabläufe beider Fettsäurenfamilien konkurrieren also um dasselbe Enzym. Alpha-Linolensäure ist unter praktischen Ernährungsbedingungen kein ausreichender Ersatz für EPA und DHA! (siehe auch Omega-3-reiche Lebensmittel)


    Die wichtigsten Vertreter der Omega-6-Fettsäuren sind:


    • Linolsäure - C 18:2
    • Gamma-Linolensäure - C 18:3
    • Arachidonsäure - C 20:4

    Empfohlene Mengen pro Tag/Versorgungslage:


    Omega-3-Fettsäuren:

    0,5 % der Energieaufnahme pro Tag für alle Altersgruppen.

    Omega-6-Fettsäuren:

    2,5 % der Energieaufnahme pro Tag für Erwachsene.


    Der Verzehr langkettiger Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) liegt in Ländern mit relativ geringem Fischverzehr (Deutschland, USA) eher unter 0,1 g/Tag. Empfohlen werden dagegen 0,3-0,4 g, was der deutschen, englischen und amerikanischen Empfehlung von etwa 2 Fischmahlzeiten pro Woche und damit 30-40 g Fisch pro Tag entspricht.


    Die Referenzwerte für die Zufuhr von Linolsäure (Omega-6) und alpha-Linolensäure (Omega-3) stehen im Verhältnis von 5 : 1. Ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren kann wegen der Konkurrenz der Fettsäuren um das gemeinsame Enzymsystem die Fettsäurenzusammensetzung wachsender Gewebe beeinträchtigen.


    Es wird angenommen, dass der Urmensch eine ausreichende und im Verhältnis zu Omega-6-Fettsäuren ausgewogene Omega-3-Fettsäuren-Menge (Verhältnis 2:1 bis 1:1) verzehrte (so genannte Steinzeitdiät). Erst durch das Sesshaftwerden und die veränderte Futtergrundlage der landwirtschaftlichen Nutztiere sowie das insgesamt veränderte Nahrungsspektrum des Menschen kam es zu einer verringerten Omega-3-Fettsäuren-Aufnahme und v.a. in den letzten Jahrzehnten zu einem deutlichen Überwiegen an Omega-6-Fettsäuren.



    Wirkungen im Körper


    Omega-3-und Omega-6-Fettsäuren werden in Zellmembranen eingebaut und sind für die Funktionen von Körperzellen lebensnotwendig. Die Folgeprodukte dieser Fettsäuren, die Eicosanoide, gelten als körpereigene regulatorisch wirksame hormonartige Stoffe. Sie beeinflussen zahlreiche Stoffwechselvorgänge und -funktionen.


    EPA dient vornehmlich als Ausgangssubstanz für die Bildung von Eicosanoiden, die als Gewebshormone vielfältige Wirkungen haben. DHA wird überwiegend in Zellmembranen eingebaut und beeinflusst einige Zellfunktionen. Bekannt ist, dass 60 % der GesamtFettsäuren der Retina (Netzhaut des Auges) und 40 % der mehrfach ungesättigten Gehirnlipide aus Docosahexaensäure (DHA) bestehen.


    Eine große Bedeutung für die Entwicklung der Gehirn- und Sehleistung kommt der DHA in der Ernährung von Schwangeren, Stillenden und Säuglingen zu. Die größte Bedeutung haben Omega-3-Fettsäuren in der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die wichtigsten Effekte in der Prävention von Koronaren Herzkrankheiten (KHK) sind:


    • Senkung von Serumtriglyzeriden
    • Senkung des Cholesterinspiegels (langfristig)
    • Senkung des LDL-Cholesterin (langfristig)
    • Erhöhung von HDL-Cholesterin
    • Absenkung eines erhöhten Blutdrucks
    • Verminderung der Thrombozytenaggregation(Blutplättchenanhäufung)
    • Verlängerung der Blutungszeit
    • Besserung der Fließeigenschaften des Blutes
    • Gefäßerweiterung
    • Entzündungshemmung
    • Verminderung von Herzrhythmusstörungen

    (Quelle:  Singer, P.; Wirth, M.: Omega-3-Fettsäuren marinen und pflanzlichen Ursprungs: Versuch einer Bilanz; EU)



    Mangel


    Ein Mangel an Omega-6-Fettsäuren bewirkt Hautekzeme, Fettleber, Anämie, Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen und Wachstumsverzögerungen.

    Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren kann zu verminderter Lernfähigkeit, Sehstörungen, Muskelschwäche, Zittern und Störungen der Oberflächen und Tiefensensibilität führen.



    Überversorgung


    Im Tierversuch begünstigt eine hohe Zufuhr von Linolsäure das Wachstum von Tumoren. Beim Menschen gibt es noch keine Beweise für eine derartige Wirkung. Eine zu hohe Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren erhöht die Neigung zu Blutungen und beeinflusst möglicherweise die Funktionen von Leukozyten und Immunsystem nachteilig. Die Aufnahme von 3 % Omega-3-Fettsäuren und insgesamt 10 % mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollte deshalb nicht überschritten werden.



    Omega-3-reiche Lebensmittel


    Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind insbesondere Kaltwasserfische wie Thunfisch, Hering, Makrele und Lachs. Grundsätzlich gilt: je kälter das Meerwasser ist, in dem die Fische leben, um so höher ist ihr Gehalt an Omega-3-Fettsäuren.



    Omega-3-Fettsäuren in Fischen


    Fischart                              Omega-3-Fettsäuren in g/100 g

    Makrele                              1,6-2,3

    Hering                                 1,1-2,4

    Thunfisch                          2,0

    Lachs                                  1,2

    Regenbogenforelle          0,9

    Merlan                               0,8

    Kabeljau/Dorsch               0,3



    Fischöle enthalten in der Regel 18 % EPA und 12 % DHA, zusammen mit geringen Mengen anderer Omega-3-Fettsäuren etwa 33 %. Für die Praxis lässt sich umrechnen: 3 g Fischölkonzentrat entsprechen 1 g Omega-3-Fettsäuren. Häufig werden Fischöl und Lebertran miteinander gleichgesetzt. Dies ist nicht korrekt, sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung erheblich voneinander! Fischöl wird von den meisten Herstellern aus dem Fischfleisch (Filet) gewonnen, nachdem die Leber entfernt wurde. Die meisten Fischöle haben einen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, der zwischen 30 und 35 % liegt. Dafür sind sie arm an Cholesterin, Vitamin A und Vitamin D und enthalten lediglich einen Zusatz von Vitamin E als Oxidationsschutz. Hingegen ist der Anteil an Omega-3-Fettsäuren im Lebertran mit ca. 20 % relativ gering, der an Vitamin A und Vitamin D dagegen hoch (siehe Tabellle).



    Inhaltsstoffvergleich zwischen Lebertran und Fischöl


    Stoffe                    Lebertran Fischöl

    Omega-3-Fs              20 %     35 %

    EPA                              12 %     18 %

    DHA                                 8 %     12 %

    Vitamin A             850 i.E./g 1 i.E./g

    Vitamin D                85 i.E./g 1 i.E./g

    Vitamin E                      0 mg 2-4 mg


    Pflanzliche Quellen sind Speiseöle, vor allem Leinöl sowie bestimmte Algen.



    Angebot im Reformhaus®


    Vielzahl von qualitativ hochwertigen Fetten und Ölen mit unterschiedlichem Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6 Fettsäuren (siehe Tabelle oben)

    Nahrungsergänzungsmittel mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren




    Quelle & Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Singer, P. : Wirth, M.: Omega-3-Fettsäuren marinen und pflanzlichen Ursprungs: Versuch einer Bilanz; EU 
    • Singer, P. : Was sind, wie wirken Omega-3-Fettsäuren; Govi-Verlag Frankfurt Eschborn




  • 11. Säure-Basen-Haushalt


    Säure-Basen-Haushalt

     

    Das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen (Alkalien) im Körper ist von entscheidender Bedeutung für einen reibungslosen Ablauf aller Stoffwechselvorgänge. Wissenschaftlich umstritten ist die Frage, inwieweit die Ernährung den Säure-Basen-Haushalt beeinflusst.


    Chemisch-physikalische Grundlagen:


    Zur Bestimmung des Säure-Basen-Gehaltes einer Lösung wird der pH-Wert ermittelt. Er gibt das Verhältnis von Säuren (in Form von positiv geladenen Wasserstoffionen = H+) zu Basen (in Form von Hydroxyl-Ionen = OH-) an. Ein pH-Wert von 7 zeigt eine neutrale Lösung an. Werte unter 7 zeigen ein zunehmend saures Milieu an, Werte über 7 ein zunehmend basisches. Die Mess-Skala reicht von 0 – 14.


    pH-Werte im Organismus:


    In einem Organismus herrscht kein einheitlicher pH-Wert. Die Werte varrieren entsprechend den Bedingungen, die in den verschiedenen Körperräumen und Organen anzutreffen sind. Beispiele für pH-Werte:


    Blut: 7,35

    Dünndarm: 8,0

    Haut: 5,5

    Magen: 1,0 – 2,0

    Urin: 4,6 – 7,5


    Der jeweilige pH-Wert ist wichtig für die Funktionen und Stoffwechselabläufe, insbesondere für die Enzymaktivitäten. Beispielsweise ist der saure pH-Wert des Magens notwendig für die Desinfektion des Speisebreies und für die Eiweißverdauung. Die Molekülform der Proteine und damit eine normale Struktur der Zellbestandteile ist pH-abhängig. Auch die optimale Wirksamkeit der Enzyme ist an einen normalen pH-Wert gebunden. Insgesamt haben die pH-Werte des Blutes und der Körperflüssigkeiten Einfluss auf folgende Faktoren:


    • Beschaffenheit der Eiweißmoleküle
    • Struktur der Zellbestandteile
    • Durchlässigkeit von Membranen
    • Wirksamkeit von Enzymen und Hormonen
    • Verteilung der Elektrolyte
    • Struktur und Funktion des Bindegewebes (Grundgewebe, Grundsubstanz)

    Regulation des Säure-Basen-Haushaltes:


    Gründlich erforscht ist v.a. die Regulation des Blut-pH-Wertes. Er wird in engen Grenzen gehalten, um Stoffwechselentgleisungen zu verhindern. Blut-pH-Werte unter 7,0 und über 7,8 können zum Tode führen. Stoffe, die Säuren bzw. Basen neutralisieren können, werden Puffer genannt. Im Blut werden folgende Puffersysteme unterschieden:


    • Hämoglobinpuffer
    • Kohlensäure-Hydrogen-Karbonatpuffer
    • Phosphat- und Proteinpuffer

    Die Ausscheidung der sauren bzw. basischen Komponenten geschieht über die Lunge (in Form von Kohlendioxid) und über die Niere (in Form von Hydrogencarbonat). Da das Blut ein stark "gepuffertes System" ist d.h. schon kleine Veränderungen des pH-Wertes werden sofort korrigiert ist der Einfluss der Ernährung auf den Blut-pH- Wert gering. Weitgehend unbekannt ist dagegen die Rolle des Bindegewebes bei der Regulation des Säure-Basen-Haushaltes.


    Störungen im Säure-Basen-Gleichgewicht:


    Steigt der Blut pH-Wert über die obere Grenze der Norm (über 7,45), dann spricht man von Alkalose (erhöhte Basizität), fällt er unter die untere Grenze der Norm (7,35), kommt es zu einer Azidose (Säureüberschuss). Zusätzlich wird je nach der Ursache der Störung eine metabolische (= stoffwechselbedingte) Azidose (bzw. Alkalose) von einer respiratorischen (= atmungsbedingte) Azidose (bzw. Alkalose) unterschieden.


    Ursachen einer metabolischen Azidose können unter anderem sein:


    • unvollständiger Fettabbau
    • anaerober (in Abwesenheit von Sauerstoff) Abbau der Kohlenhydrate zu Milchsäure
    • vermehrter Anfall von Phosphor- und Schwefelsäure im Stoffwechsel
    • Bikarbonat-Verlust durch die Nieren
    • Bikarbonat-Verlust bei Durchfall

    Ursachen einer metabolischen Alkalose können unter anderem sein:


    • Zufuhr von OH-Ionen z. B. in Form basischer Salze (Citrat, Laktat)
    • Verlust von H+ Ionen durch Erbrechen oder bei Kaliummangel

    Ursachen einer respiratorischen Azidose können unter anderem sein:


    • Verminderung des funktionstüchtigen Lungengewebes (z. B. Tuberkulose)
    • Unzureichender Atemantrieb (z. B. bei Kinderlähmung, Schlafmittelvergiftung)
    • Einschränkung der Brustkorbbeweglichkeit (z. B. bei Wirbelsäulenverkrümmung)

    Ursachen für eine respiratorische Alkalose können unter anderem sein:


    • Hyperventilation (übermäßige Steigerung der Atmung) aus psychischen Gründen oder in größeren Höhen

    Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichtes im Bindegewebe:


    Vor allem in der Naturheilkunde wird die Bedeutung des Bindegewebes für den Säure-Basen-Haushalt des Körpers stark hervorgehoben. Eine Reihe von Krankheiten, wie z. B. vegetative Störungen (z. B. Migräne), rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes, Gicht) ), Krankheiten des Verdauungstraktes u. a. werden mit einer "Übersäuerung" (Azidose) des Bindegewebes in Zusammenhang gebracht. Eine Grundannahme ist die These, dass chronischen Erkrankungen häufig latente (verborgene) Azidosen mit abgesunkener „Basenreserve“ vorauslaufen. Diese verborgene Übersäuerung soll darin begründet sein, dass sich überschüssige Säuren beim Transport von den Zellen zum Blut oder umgekehrt im Bindegewebe ablagern und dort zu Störungen des Stoffwechsels führen.


    Ernährung und Säure-Basen-Haushalt:


    Die Rolle der Ernährung für den Säure-Basen-Haushalt wird in der wissenschaftlichen Diskussion unterschiedlich bewertet. Aus „schulmedizinischer“ Sicht wird die Bedeutung der Nahrungsmittel für den Säure-Basen-Haushalt gering eingeschätzt. Grundlage dieser Bewertung ist die Regulation des Blut pH-Wertes, die in sehr engen Grenzen erfolgt. Die Auswahl der Lebensmittel hat danach kaum einen Einfluss auf den Blut-pH-Wert. Schon kleine Abweichungen werden sofort korrigiert (siehe auch Regulation des Säure-Basen-Haushaltes). Demgegenüber wird die Rolle der Ernährung auf den Säure-Basen-Haushalt in der Komplementärmedizin und in verschiedenen alternativen Ernährungsformen stark hervorgehoben.


    Einfluss von Lebensmitteln auf den Säure-Basen-Haushalt:


    Zahlreiche Tabellen verschiedener Autoren bewerten den Einfluss einzelner Lebensmittel auf den Säure-Basen-Haushalt. Die Lebensmittel bzw. Lebensmittelgruppen werden nach ihrer Wirkung (sauer, neutral, basisch) auf die Säurebilanz des Körpers unterschieden. Eine häufig angewendete Messmethode beruht auf Messungen des Urins. Hierbei wird ermittelt, welche Wirkung bestimmte Lebensmittel auf den Urin-pH-Wert haben. Als Säure bildend werden danach diejenigen Lebensmittel bezeichnet, deren Verzehr eine Ansäuerung des Urins bewirkt; als basenbildend solche, deren Verzehr eine Alkalisierung hervorruft. Bei einer anderen Methode wird der Gehalt an Basen bildenden Mineralstoffen (Calcium, Kalium, Magnesium, Natrium) denen an Säure bildenden Mineralstoffen (Chlor, Phosphor, Schwefel) gegenübergestellt. Je nach Gesamtbilanz wird eine Einteilung in “Basen- oder Säureüberschuss“ vorgenommen.


    Beispielsweise enthält demnach Spinat in 100 g 22,3 mval (chemisches Äquivalentgewicht) Basen bildende Valenzen und 6,4 mval Säure bildenden Valenzen. Er hat demzufolge einen Basenüberschuss von 16,9 mval. Hafer enthält in 100 g 24,0 mval Basen bildende Valenzen und 37,4 Säure bildenden Valenzen, d. h. er hat einen Säureüberschuss von 13,4 mval.


    Beide Messmethoden geben nur einen Teilaspekt des äußerst komplexen Geschehens der Säure-Basen-Regulation wieder. Zudem sind die Tabellen über die “Säure- bzw. Basenwirkung“ einzelner Lebensmittel nicht einheitlich. Während manche Lebensmittel in bestimmten Übersichten als Basen bildend bewertet werden werde sie in anderen Tabellen als Säurebildner eingestuft. Einigkeit besteht weitestgehend über die Wirkung der wichtigsten Lebensmittelgruppen.


    Die folgende Übersicht ist eine Zusammenstellung aus mehreren Säure-Basen-Tabellen.


    Stark Säure bildend:

    • Alkohol, EierFisch, Fleisch
    • Kaffee, KäseSüßwaren
    • Weißmehlprodukte
    • Wurstwaren

    Schwach Säure bildend:


    • Nüsse
    • Quark
    • Sahne
    • Vollkornprodukte

    Schwach Basen bildend:


    • Hülsenfrüchte
    • Milch Pilze
    • Trockenobst

    Stark Basen bildend:


    • Blattsalate
    • Gemüse
    • Kartoffeln
    • Obst

    Nahrungsergänzungs- und Naturheilmittel für den Säure-Basen-Haushalt:


    Im Handel werden zahlreiche Basenmischungen in unterschiedlichen Zusammensetzungen angeboten. Zu beachten ist, dass etliche Basenmischungen  als Trägerstoff Milchzucker enthalten. Diese sind nicht geeignet für Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz). Basenüberschüssige Pflanzen (Tees und Frischpflanzensäfte) sind z.B.:


    • Bohnenschalen
    • Brennnesselkraut
    • Grüner Hafer
    • Löwenzahnkraut
    • Schachtelhalmkraut

    Neben den Produkten, die im Stoffwechsel eine basische Wirkung entfalten, werden bei erhöhter Säureausschüttung des Magens traditionell Säure neutralisierende oder Säure aufsaugende (absorbierende) Mittel angewendet. Hier kommen z. B. in Frage: Heilerde, Kartoffelsaft, Kieselsäure (Silicea), Weißkohlsaft.


    Literatur und Adressen:


    • Kraske, Eva-Maria: Wie neugeboren durch Säure-Basen-Balance; Gräfe & Unzer
    • Müller-Wohlfarth: Mensch, beweg Dich; Zabert Sandmann
    • Wacker, S.: Basenfasten – Essen und trotzdem entlasten; Gräfe & Unzer Verlag
    • Worlitschek, M.: Praxis des Säure-Basen-Haushaltes; Haug Verlag 6.Auflage
    • Worlitschek, M., Mayr, P.: Säure-Basen-Einkaufsführer; Haug Verlag

  • 12. Darm-Mikrobiota


    Darmflora  (Mikrobiota)

     


    Auf der Haut und den Schleimhäuten in Nase, Mund, Hals, Dünn- und Dickdarm des Menschen leben Milliarden Mikroorganismen. Im Darm, dem mit seiner Oberfläche von ca. 300 qm größten Grenzorgan des Menschen, siedeln an der inneren Schleimhaut 500 – 600 verschiedene Keime und bilden die Darmflora.



    Begriffsbestimmungen  (Begriff - Bedeutung):


    Dysbiose

    • Verschiebung des Verhältnisses von nützlichen (Symbionten) zu pathogenen Keimen

    Eubiose

    • Physiologische Darmflora

    Prebiotika

    • Stoffe, die vorhandene günstige Darmbakterien fördern

    Probiotika

    • Lebende Bakterien, die sich im Darm ansiedeln sollen

    Symbioselenkung

    • Alter Begriff für die Gabe von Pro- und/oder Prebiotika, heute Mikrobiologische Therapie

    Symbiose

    • Gemeinschaft von Lebewesen mit gegenseitigem Nutzen: Darmbakterien nutzen den Menschen als Lebensraum und entfalten nützliche Wirkungen für den Menschen wie z.B. die Synthese bestimmter Vitamine oder bewirken positive Effekte auf das Immunsystem


    Erstbesiedlung des Darms


    Bei der Geburt ist der Darm steril. Er bietet durch seine relativ große Oberfläche und sein spezielles Milieu Mikroorganismen eine optimale Besiedlungsmöglichkeit. Während der Geburt kommt es über den Mund zum ersten Kontakt mit den Keimen der mütterlichen Vaginalflora, die vorwiegend aus Laktobazillen (Milchsäurebakterien) und Bifidobakterien besteht. Im Laufe der ersten zwei Lebensjahre besiedeln als Folge der Nahrungsaufnahme zwischen 100 und 400 verschiedene Keimarten den Magen-Darm-Trakt. Die Zusammensetzung der Darmflora verändert sich im Lauf des Lebens. Die Gesamtbesiedlung des Darms wird in drei Abschnitte unterteilt:


    Phase I  ...  Besiedlung infolge des Kontaktes mit der mütterlichen Vaginal- und Analflora. Hierbei sind deutliche Unterschiede zwischen Brust- und Flaschenkindern auszumachen, ebenso zwischen natürlich und Kaiserschnitt Geborenen sowie Haus- und Klinikgeburten.


    Phase II  ...  ist die Stabilisationsphase, in der die Darmflora bis zur Zufütterung weiterer Nahrung erhalten bleibt.


    Phase III  ...  beginnt mit der Zufütterung und ist für die Darmflora insofern kritisch, als Ballaststoffe zum Teil Fäulniskeime anziehen und es anschließend zu Blähungen und Koliken verbunden mit einem Anstieg des Darm-pH auf über 5,8 kommen kann. Die Überlebensbedingungen für die physiologische Säuerungsflora mit Laktobazillen und Bifidobakterien sind nicht optimal. Auch die Ausbildung des Immunsystems ist in dieser Phase noch nicht vollständig abgeschlossen. Kontakte mit pathogenen Keimen können in dieser Phase zu schweren Erkrankungen und Schädigungen des Immunsystems führen oder allergischen Erkrankungen wie Allergien und Neurodermitis den Weg ebnen. Die Phase III endet ungefähr mit Ende des 2. Lebensjahres.



    Besiedlung im gesamten Verdauungstrakt


    Die Besiedlung nimmt grundsätzlich von oben nach unten stark zu. In Mund und in der Speiseröhre finden sich vor allem die Keime der verzehrten Lebensmittel. In Magen und Dünndarm ist die Keimdichte mit 10 – 10.000 Keimen pro ml Inhalt recht gering. Es finden sich vorwiegend Laktobazillen, Streptokokken, Enterobakterien und einige Bacteroidesstämme. Die gleichen Stämme in anderer Zusammensetzung sind im unteren Dünndarm angesiedelt.


    Die größte Keimzahl findet sich in Dick- und Mastdarm mit 1010 – 1012 Keimen pro ml Darminhalt. Die wichtigsten Stämme sind Bifidobakterien, Bacteroides-Stämme, Enterobakterien, Enterokokken, Laktobazillen, Clostridien, Fusobakterien und Veillonellen.



    Barrierefunktion des Darmes


    Um das Eindringen von Mikroorganismen, Antigenen und Schadstoffen in den Körper zu verhindern, bildet die Darmwand eine vielschichtige Barriere, den Mukosablock. Dazu zählen die wandständige (autochthone, residente) Darmflora, eingebettet in den Darmschleim (Mukus) und spezielle Antikörper der Klasse A (sekretorisches IgA), Darmschleimhaut, darmassoziiertes Immunsystem in der Submukosa sowie die restlichen anatomischen Einrichtungen des Darmrohres.


    Der Zustand der Integrität und des gerichteten Ineinanderwirkens der Barrierekomponenten wird als Kolonisationsresistenz  bezeichnet (Van der Waaij et al. 1971). Eine Schädigung der Barriere kann einen vermehrten Übertritt von Antigenen, bakteriellen und endogenen Enzymen und weiteren entzündungsauslösenden Stoffen nach sich ziehen.



    Krankheitsverursachende (= pathogene) Darmbakterien und Pilze


    Pathogene Keime sind verschiedene Bakterien, Viren und Parasiten. Die wichtigsten sind:


    Pathogene Keime - Bakterien, Parasiten und Viren

    (Invasiv*  -  Enterotoxisch**  -  sonstige)


    Salmonellen   (Invasiv*) 

    • ETEC   (Enterotoxisch**)
    • EHEC   (sonstige)

    Shigellen   (Invasiv*)

    • Vibrio cholerae   (Enterotoxisch**)
    • EAEC und DAEC   (sonstige)

    Campylobacter jejuni   (Invasiv*)

    • Ent. Cl. perfringens   (Enterotoxisch**)
    • EPEC   (sonstige)

    Yersinia enterocolitica   (Invasiv*)

    • Ent. Staph. aureus   (Enterotoxisch**)
    • Klebsiella pneumonia   (sonstige)

    Vibrio parahaemolyticus   (Invasiv*)

    • Ent. Ps. aeruginosa   (Enterotoxisch**)
    • Proteus sp.   (sonstige)

    EIEC   (Invasiv*)

    • Enterotox.Bac. cereus   (Enterotoxisch**)
    • Clostridium difficile   (Enterotoxisch**)
    • Morganella morganii   (sonstige)
    • Aeromonas hydrophila   (sonstige)
    • Plesiomonas shigelloides   (sonstige)

    Protozoen   (Invasiv*)

    • Helminthen   (Enterotoxisch**)

    Rotaviren   (Invasiv*)

    • Adenoviren   (Enterotoxisch**)

    Norwalk-Viren   (Invasiv*)

    • Astroviren   (Enterotoxisch**)

    Caliciviren   (Invasiv*)


    *invasiv = in den Körper eindringend 

    **enterotoxisch = giftig für den Darm


    (Quelle: Beckmann, G., Rüffer, A.: Mikroökologie des Darmes; Schlütersche GmbH & Co. KG Verlag)



    Funktionen der Darmflora


    Die wichtigsten Funktionen der Darmflora sind:


    • Bildung einer Barriere für die Ansiedlung pathogener Keime
    • Aktivierung des im Darm lokalisierten Immunsystems
    • Rückführung von Gallensalzen und Sexualhormonen in den enterohepatischen Kreislauf (Kreislauf zwischen Leber und Darm)
    • Bildung kurzkettiger Fettsäuren aus nicht resorbierten Zweifachzuckern
    • Produktion verschiedener Vitamine wie z.B. Vitamin B12 oder Vitamin K


    Feststellung einer Dysbiose


    Folgende Symptome sind recht sichere Hinweise auf eine Fehlbesiedlung des Darms:


    • Chronisch durchfällige Stühle
    • Fettstühle
    • Zwerchfellhochstand
    • Völlegefühl direkt nach den Mahlzeiten
    • häufige Blähungen verbunden mit „Blähbauch“
    • Milchzuckerunverträglichkeit
    • Neurologische Symptome wie Schwächegefühl und Koordinationsstörungen
    • Diskutiert wird inwieweit eine Fructose-Unverträglichkeit einhergeht mit einer Überbesiedlung im unteren Dünndarm.

    Eine bakteriologische Stuhluntersuchung ist notwendig, um gesichert eine Dysbiose festzustellen. Sie gibt zudem Aufschluss über die genaue Art der Fehlbesiedlung. Eine solche Untersuchung wird von mikrobiologischen Labors durchgeführt.



    Ursachen für eine Dysbiose


    Die Ursachen für eine Dysbiose sind vielfältig. In Frage kommen:


    • Altersbedingte Floraveränderungen aufgrund von Störungen in der Nahrungsausnutzung (Gebissschäden, Verminderung der Verdauungskapazität)
    • Anatomische Veränderungen im Verdauungstrakt bedingt durch Krankheiten wie Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Morbus Crohn, Divertikulose, gastrointestinale Fisteln, Zöliakie u.a.
    • Motilitätsstörungen (Motilität = Darmbewegung) verursacht durch Bestrahlung, Medikamente wie Abführmittel, Antibiotika u.a.
    • Weitere Ursachen sind z.B. Milchzuckerunverträglichkeit und Stress.


    Mikrobiologische Therapie/Symbioselenkung


    Die Darmflora kann durch die Gabe bestimmter Bakterienarten sowie spezieller unverdaulicher Nahrungsbestandteile in ihrer Zusammensetzung beeinflusst werden. Dies ist die Grundlage für die mikrobiologische Therapie, früher Symbioselenkung genannt. Hierbei werden über einen Zeitraum von drei bis sechs Monate gezielt Bakterienpräparate verabreicht, um wieder eine physiologische (eubiotische) Besiedlung zu erreichen. Grundlage ist dabei die bakteriologische Stuhluntersuchung, um möglichst spezifisch und individuell behandeln zu können.



    Ernährung und Darmflora


    Neben der arzneilichen Therapie mit bestimmten Bakterienarten wurden zunehmend Lebensmittel entwickelt, die modifizierte Milchsäurebakterien und/oder unverdauliche Oligosaccharide enthalten. Sie werden im internationalen Sprachgebrauch als Pro- und Prebiotika bezeichnet.


    Probiotika sind definiert als „oral zu verabreichende Zubereitungen mit lebenden Mikroorganismen, welche das Verhältnis intestinaler Mikroorganismen zueinander so beeinflussen, dass positive Effekte auf den Organismus resultieren“ (Kasper 1996, Gibson und Roberfroid 1995)


    Ein Probiotikum für den Menschen muss folgende Kriterien erfüllen:


    • Humaner Ursprung
    • Nicht krankheitserregend (pathogen)
    • Widerstandsfähig gegen technologische Prozessierung
    • Widerstandsfähig gegen Gallensäuren
    • Anheftungsvermögen an die Darmschleimhaut
    • Überleben im Gastrointestinaltrakt
    • Produktion von antibakteriellen Stoffen
    • Hervorrufen positiver Stoffwechselveränderungen

    Prebiotika  sind definiert als „nicht verdauliche Bestandteile der Nahrung, die gezielt das Wachstum und/oder die Aktivität von einer oder mehreren Gruppen von Mikroorganismen im Kolon in einem Ausmaß steigern, dass positive Effekte auf den Organismus resultieren“ (Kasper 1996, Gibson und Roberfroid 1995).


    Ein Prebiotikum muss folgende Kriterien erfüllen:


    • Keine Hydrolyse oder Aufnahme im oberen Gastrointestinaltrakt
    • Selektives Substrat für einen oder eine begrenzte Anzahl von nützlichen Keimen (Kommensalen) mit daraus folgender Vermehrung der Organismen oder Erhöhung von deren metabolischer Kapazität
    • Veränderung der Darmflora hin zu einer „gesunden Zusammensetzung“

    Kombinierte Produkte, die sowohl Pro- als auch Prebiotika enthalten, werden auch als Synbiotika bezeichnet.



    Ernährung bei Dysbiose


    Grundsätzlich sollte die Ernährung leicht verdaulich, fett- und zuckerarm sein, um die meist schon vorgeschädigte Darmschleimhaut zu schonen und um der Fehlflora Nährstoffe zu entziehen. Auf folgende Punkte ist besonders zu achten:


    Fette und Öle


    • Ausschließlich qualitativ hochwertige ungehärtete Fette und Öle verwenden
    • Gegebenenfalls ausschließlich MCT-Fette verwenden
    • Überhitzung des Fettes vermeiden  um eine Förderung des Gallenflusses zu verhindern, die mit Durchfällen einhergehen kann
    • Fettmenge auf maximal 30 % der Nahrungsenergie zu begrenzen


    Fleisch und Fisch


    • Helle und zarte Fleischsorten (Geflügel, Kalb, Schwein) sowie Fisch bevorzugen
    • Fleisch und Fisch nur leicht anbraten oder dünsten, nicht panieren oder grillen


    Gemüse und Salat


    • Blattsalate, Chicoree, Tomaten, fein geriebene Karotten und Sprossen sind gut verdaulich
    • Gekochtes oder gedünstetes Gemüse bevorzugen; rohes, verholztes Gemüse meiden
    • Kohlsorten (außer Blumenkohl, Brokkoli und zarte Kohlrabi) und Hülsenfrüchte eher meiden, da diese leicht zu Blähungen führen


    Getreide


    • Flocken und Getreideschleime sowie gut verdauliches Brot wie z.B. Grahambrot, Knäckebrot oder Zwieback verwenden
    • Grob geschrotetes Vollkornbrot sowie Frischkornmüsli vermeiden


    Milchprodukte


    • Sauermilchprodukte bevorzugen  wirken pre- und probiotisch


    Obst


    • Nach Geschmack und Verträglichkeit verzehren
    • Steinobst verursacht häufig Blähungen.


    Süßungsmittel und Zucker


    • Grundsätzlich nur sparsam verzehrt werden
    • Milchzucker und milchzuckerhaltige Lebensmittel meiden


    Quelle und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Beckmann, G., Rüffer, A.: Mikroökologie des Darmes; Schlütersche GmbH & Co. KG Verlag
    • Zschocke, A. K.: Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit; Knaur Menssana Verlag


  • 13. Diabetes Typ-1 und Typ-2


    Diabetes

     

    Diabetes mellitus (wörtlich: honigsüßer Durchfluss) bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, deren gemeinsames Merkmal ein überhöhter Blutzuckerwert (Hyperglykämie) ist. Dieser tritt auf als Folge einer gestörten Insulinausschüttung (Typ I -Diabetes früher Jugend-diabetes) und/oder einer gestörten Insulinwirkung (Typ II –Diabetes, früher Altersdiabetes). Leitsymptome sind erhöhte Blutzuckerspiegel (Normalwert: 70-120 mg%), Zucker im Harn, Durst, große Harnmengen, Mattigkeit und Kraftlosigkeit.



    Häufigkeit von Diabetes


    Während 1940 der Typ II mit 0,4 % in der Gesamtbevölkerung vertreten war, liegt die Quote heute bei 4-5 % mit steigender Tendenz. Rund 95 % der Diabetiker sind Typ II -Diabetiker. Aktuell leben in Deutschland rund 6 Millionen Diabetiker. Ebenso viele Menschen haben vermutlich uner­kannten Diabetes oder ein erhöhtes Risiko. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen von 250 Millionen im Jahre 2013 auf 380 Millionen bis zum Jahre 2025 ansteigen. Diabetes wir daher von den UN “als erste nicht durch eine Infektion ausgelöste Erkrankung zu einer globalen Bedrohung der Menschheit erklärt“.



    Anzeichen und Symptome für Diabetes


    Zunächst kann eine diabetische Stoffwechselsituation latent (verborgen) vorliegen. Typische Symptome wie die folgenden sind noch nicht stark ausgeprägt:


    Bei Typ I -Diabetes sind das neben anderen Energielosigkeit (Müdigkeits- und Schwächegefühl), übermäßiger Hunger oder Durst, häufiger Harndrang oder ein Gewichtsverlust, ohne dass eine Diät durchgeführt wird. Bei Typ II -Diabetes sind die Symptome nahezu gleich. Außerdem treten auf:


    • Häufige Infektionen
    • Schlechte Wundheilung
    • Sexuelle Probleme
    • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Händen oder Füßen
    • Trockene, juckende Haut
    • Verminderte Sehschärfe


    Diabetes Typ I


    Der Typ I -Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das körper­eigene Immunsystem die Insulin produzierenden Betazellen in den Lange­rhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse zerstört. Sie nimmt in der Regel einen plötzlichen Verlauf. Rund 5 % aller Diabetiker sind Typ I -Diabetiker.


    Ursache:   Die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse werden allmählich durch Viren (häufig Mumps-, Röteln-, Masernviren) oder eigene Körperzellen bzw. körpereigene Abwehrstoffe (Auto­immunerkrankung) zerstört. Diese Abwehrstoffe (Inselzellanti­körper) können in der Regel schon Jahre vor Ausbruch des Diabetes nachgewiesen werden.


    Therapie:   Der Typ I -Diabetiker muss das fehlende Insulin spritzen. Insulinmenge, Nahrungsmenge (besonders Kohlenhydrate) und körper­liche Aktivität werden aufeinander abgestimmt. Neben der konser­vativen Insulintherapie (zwei Spritzen täglich) gibt es die inten­sivierte Insulintherapie, bei der jeweils vor den Mahlzeiten die errechnete Menge Insulin gespritzt wird. Dazu ist es nötig mehrmals täglich zur Selbst­kontrolle den Blutzuckerspiegel messen. Eine typgerechte, vollwertige Ernährung ist eine tragende Säule in der Therapie.



    Diabetes Typ II


    Der Typ II -Diabetes ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, die durch eine vererbte und erworbene Insulinresistenz  sowie durch eine Insulinsekretionsstörung charakterisiert ist.


    Ursache:   mehrere verschiedene Auslöser können Diabetes Typ II verursachen. Die Wichtigsten sind:


    • Bauch betontes Übergewicht / Adipositas
    • Bewegungsmangel
    • Erbliche Veranlagung für eine Insulinresistenz
    • Verringerte Insulinsekretion
    • Gestörte Produktion bestimmter Darmhormone (GLP -1)

    Charakteristisch sind mehr oder weniger lange Latenzstadien mit verbor­gener Stoffwechselstörung (Glukoseintoleranz), die dem Ausbruch der Krankheit vorausgehen. Aufgrund des erhöhten Körperfettanteils vor allem im Bauchbereich kommt es zu einer Verschlechterung der Insulin­wirkung in Folge einer Verminderung der Rezeptoren, so dass erhöhte Insulin- und Blutzuckerspiegel gleichzeitig auftreten.  Hohe Insulinspiegel wiederum fördern das Übergewicht. Neben dem übergewichtigen Typ II -Diabetiker gibt es den schlanken Typ mit einer verminderten bzw. verzögerten Insulinfreisetzung.


    Therapie:   die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen sind:


    • Abbau von Übergewicht
    • Moderates Ausdauer- und Krafttraining
    • Typgerechte, vollwertige Ernährung
    • Einnahme oraler Antidiabetika in Absprache mit dem Arzt – die oralen Antidiabetika haben verschiedene Wirkmechanismen und können den Beginn eines absoluten Insulinmangels (mit Insulinpflicht) herauszögern.


    In der Nationalen Versorgungsleitlinie Diabetes sind die Evidenz basier­ten Empfehlungen und Therapieziele aufgelistet. Hier eine Übersicht:



    Indikator  -  Orientierungsgrößen der Therapieziele  (•   mg/dl     -    •   mMol/l)


    Nüchtern-/präprandiale Plasmaglukose (venös)

    • 100 - 125   (mg/dl)
    • 5,6 – 6,9   (mMol/l)

    Postprandiale Plasma­glukose (venös) 1 bis 2 Std. postprandial

    • 140 - 199   (mg/dl)
    • 7,8 – 11,0   (mMol/l)

    Indikator

    • Individualisierung der Therapieziele*

    HbA1c

    • 6,5 – 7,5 %
    • 48 - 58 mMol/Mol

    Lipide

    • LDL < 100 mg/dl
    • < 2,6 mMol/l

    Gewichtsabnahme bei Übergewicht

    • BMI 27–35: ca. 5 % Gewichtsabnahme
    • BMI >35: 10 % Gewichtsabnahme

    Blutdruck 

    • Systolisch: < 140 mm Hg 
    • Diastolisch: < 80 mm Hg

    * abhängig von:


    • Patientenwille nach Aufklärung
    • Alter und Komorbidität (je jünger und gesünder, desto näher am empfohlenen Ziel-HbA1c)
    • Abwägung von Nutzen und Risiken der Substanzen (Hypoglykämien, Gewichtszunahme)
    • Art der eingesetzten Substanz (mit Metformin um 7 %, ggf. bei guter Verträglichkeit auch darunter, mit Glibenclamid und Insulin maximale Senkung auf 7 %)

    Folgeschäden und Risiken bei Diabetes:



    1. Hyperglykämie  (Überzuckerung)


    Die Ursachen hierfür sind:


    • Diätfehler (zu viele Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index/hoher glykämischer Last)
    • niedrige Insulinzufuhr bzw. zu niedrige Zufuhr oraler Antidiabetika
    • zu wenig Bewegung
    • Krankheit (Fieber, Infektionen)
    • emotionale Belastungen, Stress

    Sehr hohe Blutzuckerspiegel können über Müdigkeit, Übelkeit, vertiefte, zwanghafte Atmung zu einem Koma (Hyperglykämisches Koma) mit Bewusstlosigkeit führen. Eine andere Stoffwechselentgleisung ist die vermehrte Ketonkörperbildung, die in das ketoacidotische Koma führen kann.



    2. Hypoglykämie (Unterzuckerung)  (weniger als 50-60 mg Glucose/100 ml Blut)


    Die Ursachen hierfür sind:


    • zu hohe Zufuhr von Insulin bzw. oraler Antidiabetika
    • zeitlicher Abstand zwischen den Spritzen zu groß
    • (Zwischen)-Mahlzeit ausgelassen
    • zu wenig, zu spät gegessen
    • Alkoholzufuhr (Abbau in der Leber hat Vorrang, Blutzucker­er­höhung über die Freisetzung von Leberstärke erfolgt evtl. zu spät)
    • intensive Bewegung

    Sehr niedrige Blutzuckerspiegel können über Gereiztheit und/oder Zittern zur Ohnmacht (hypoglykämischer Schock) führen. Aus diesem Grunde sollte ein Insulinpflichtiger Diabetiker stets einen süßen “Snack“ oder etwas Traubenzucker mit sich führen, um den Blutzuckerspiegel rasch wieder zu erhöhen.



    Folgeerkrankungen des Diabetes


    Die kurzfristigen Risiken können durch Aufklärung- und Schulungs-maßnahmen meist verhindert werden. Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Prävention der diabetischen Spätfolgen liegen, die infolge langfristig erhöhter Blutzuckerwerte auftreten können. Der HbA1c-Wert (Langzeitblutzuckerwert) ist daher ein zentraler Wert in der langfristigen Diabetestherapie. Ziel ist es, den Langzeitblutzuckerwert möglichst niedrig zu halten. (siehe auch Nationale Versorgungsrichtlinie Diabetes). Folgende Krankheiten sind gefürchtete Folgeerkrankungen von Diabetes:


    • Arteriosklerose (vermehrt Herz-, Hirninfarkt)
    • Augenschäden bis hin zur Blindheit
    • Diabetischer Fuß, Gefahr von Zeh- und Fußamputationen
    • Nierenschäden
    • Nervenschäden, Gefühllosigkeit (Parästhesien)
    • Gestörte Wundheilung

    Auch das Risiko für Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Cholesterin und insbesondere Triglyceridwerte) ist deutlich erhöht!



    Ernährung bei Diabetes


    Die Richtlinien für eine gesunde Ernährung für Diabetiker haben sich im Laufe der Jahre nahezu komplett an die Empfehlungen für gesunde Menschen angenähert. Es gibt daher keinerlei spezielle Vorgaben.


    Eine wesentliche Neuerung war die Erkenntnis, dass spezielle diätetische Lebensmittel  für Diabetiker nicht nur verzichtbar sind, sondern im Gegenteil sogar zu einer Verschlimmerung der Stoffwechselsituation beitragen können. Insbesondere die Neube­wertung der ZuckeraustauschstoffeZuckeraustauschstoffe sind Stoffe, die im "Austausch gegen Zucker" eingesetzt werden. Sie werden alle aus natürlichen Grundstoffen gewonnen.Zuckeraustauschstoffe müssen grundsätzlich in der Zutatenli... (Fruktose, SorbitSorbit ist der heute am meisten verwendete Zuckeraustauschstoff. Er wurde 1868 von dem französischen Chemiker Boussingault in Vogel­beeren entdeckt und wird seit 1929 als Zuckerersatz verwendet. Sorb...) hat dazu geführt, dass die Diätverordnung dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand angepasst und die in § 12 der Diätverordnung genannten Anforderungen an diätetische Lebensmittel für Diabetiker ersatzlos gestrichen wurden. „Diabetiker-Lebensmittel“ konnten bis Oktober 2012 noch hergestellt werden. Danach durften diätetische Lebensmittel für Diabetiker noch bis zu ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum abverkauft werden.


    Aus wissenschaftlicher Sicht können Diabetiker längst alle kohlenhydrat­haltigen Lebensmittel bei ihrer täglichen Speisenplanung berücksichtigen. Allerdings sollten nach wie vor verstärkt Lebensmittel verzehrt werden, deren Kohlenhydrate verzögert ins Blut übergehen wie z. B. Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Zucker­haltige Lebensmittel sind nicht komplett verboten, sollten aber nur in geringer Menge verzehrt werden. 


    Die wichtigste Maßnahme für Typ II -Diabetiker, vor allem, wenn sie übergewichtig sind, ist die Gewichtsabnahme, am besten mit einer Kombination von gesunder, typgerechter Ernährung und einem moderaten Ausdauertraining. Menschen mit Typ I-Diabetes
    (insulinpflichtig) und Typ II-Diabetes, die tabletten- bzw. insulinpflichtig sind, müssen auf die vom Arzt vorgegebene Kohlenhydratmenge achten. Um das Austauschen kohlenhydrathaltiger Lebensmittel zu vereinfachen, werden Austauscheinheiten  wie die Kohlenhydrat-Portion (KH-Portion) verwendet. Hierbei handelt es sich um eine Schätzeinheit, die entweder als Broteinheit  (BE) oder als Kohlenhydrateinheit  (KHE/KE) bezeichnet wird. Eine KH-Portion enthält 10-12 g verwertbare Kohlenhydrate. Lebensmittelportionen, die jeweils gleiche Kohlenhydratmengen enthalten, können gegeneinander ausgetauscht werden. Kohlenhydrataustausch- bzw. Nährstofftabellen für Lebensmittel (letztere enthalten auch Angaben zum Kohlenhydratgehalt) sind im Buchhandel erhältlich.



    Nahrungsergänzungs- und Naturheilmittel bei Diabetes


    Als Nahrungsergänzungsmittel sind die Spurenelemente Chrom  (Glukosetoleranzfaktor) und Zink  (beteiligt bei der Insulinsekretion und heilungsfördernd) in Höhe der DACH-Referenzwerte sinnvoll, außerdem Magnesium, da bei vielen Diabetikern ein Magnesiummangel festgestellt wurde. Wichtig für Diabetiker ist auch die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, die die Blutfließeigenschaften verbessern und Triglyceride senken.


    Unter den Naturheilmitteln ist Buchweizenkrauttee geeignet zur Stärkung und Elastizitätserhaltung der Blutgefäße, die beim Diabetiker besonders gefährdet sind. Eine spezielle antidiabetische Wirkung wird der Balsambirne (Momordica) und dem Gewürz Zimt zuerkannt.



    Quellen und Literatur / Links:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Boehm,B., Hien, P.u.a.: Diabetes Handbuch; Springer Verlag
    • Dreyer, M., Hirsch, A., Jäckle, R.: Gut leben mit Typ I Diabetes; Urban & Fischer Verlag
    • www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de





  • 14. Atem und Entspannung


    Atemtherapie:  Mit Übungen einfach entspannen


    Die Atmung ist die einzige unwillkürliche Organfunktion, die man selbst beeinflussen kann. Bewusstes Atmen lässt sich gezielt therapeutisch einsetzen. Die meisten Menschen nutzen im Alltag nur einen Bruchteil ihres Atemvolumens, das bei Gesunden mehr als sechs Liter beträgt. Wer zum Beispiel Stress hat, atmet flach und schnell. Und das kann auf Dauer negative Folgen für den Körper haben, zum Beispiel:


    • Bluthochdruck
    • Schmerzen und Verspannungen
    • Atemnot
    • Kraftlosigkeit
    • versagende Stimme
    • Konzentrationsstörungen

    Wirkungen der Atemtherapie

    Eine Atemtherapie wirkt wie eine Massage und wie eine Sauerstoffdusche von innen. Sie kann viele positive Wirkungen haben:


    • Die Zellen werden besser mit Sauerstoff versorgt und können besser arbeiten.
    • Die Lymphflüssigkeit wird durch die Atembewegungen bewegt.
    • Der Blutdruck kann sinken.
    • Der Stoffwechsel wird angeregt.
    • Das vegetative Nervensystem wird beruhigt.


    Atemtherapie:  Mit Übungen einfach entspannen

    NDR-TV-Sendung Visite vom 12.09.2017 | 20:15 Uhr

    https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Uebung-Bewusst-atmen-und-entspannen,atemtherapie102.html



    Wer Atmen übt, kann damit seinen Blutdruck senken, Schmerzen lindern, Ängste verringern und Stresskrankheiten vorbeugen. Betroffene lernen, ihren eigenen Atemrhythmus zu lenken und die Atemräume in ihrem Körper zu spüren. Mit gezielten Atemübungen können sie ihren Körper entspannen, sodass Schmerzen in den Hintergrund treten, der Blutdruck sinkt, Kraft und Stimme zurückkehren. Wer bewusst atmet, wird aufmerksamer und fühlt sich besser.



    So funktioniert die Atemtherapie


    Das Atemzentrum liegt im Hirnstamm und ist eng mit einem Netz von Nervenzellen verknüpft, der Formatio reticularis. Sie reguliert das Schlafen und Wachen - und die Aufmerksamkeit. Den Zusammenhang macht sich die Atemtherapie zunutze: Wer bewusst atmet, sammelt seine Gedanken, kann sich besser konzentrieren und verschwendet weniger Energie mit ungezügelten Gedankenschleifen.



    Yoga und Meditation


    Die bewusste Atmung ist seit mehr als 3.000 Jahren ein zentraler Baustein der Gesundheitslehren aus dem Fernen Osten. Im Yoga werden Atemübungen als Pranayama bezeichnet. Dabei wird durch die Nase geatmet, mit Betonung des Ausatmens. Es soll doppelt so lange dauern wie das Einatmen. Der Rhythmus soll den Atem fließen lassen und für Leichtigkeit in den Bewegungen, Klarheit der Gedanken und Ruhe im Alltag sorgen. Heidelberger Wissenschaftler haben die Theorie im Tierversuch bestätigt: Sie zeigten, dass die Nasenatmung auch bei Mäusen die Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozesse verbessert.



    Übung:  Bewusst atmen und entspannen

    NDR-TV-Sendung Visite vom 12.09.2017 | 20:15 Uhr

    https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Uebung-Bewusst-atmen-und-entspannen,atemtherapie102.html



    Atemübungen für den Alltag


    Bewusstes Atmen ist bei Bedarf jederzeit möglich. Das macht die Übungen der Atemtherapie zu einem idealen Helfer im Alltag, um Beschwerden zu lindern und stressige Situationen zu meistern. Schon ein tiefes Seufzen hin und wieder sorgt für eine Komplettbelüftung der Lungen und kann Stress abbauen helfen.


    • Für emotionales Gleichgewicht sorgt das Wechselatmen: Dabei wird ein Nasenloch während des Einatmens zugehalten, das andere während des Ausatmens. Dabei ruhig atmen und das Ganze einige Male wiederholen.
    • Eine Übung zur Bauchatmung hilft bei Stress im Büro, zwischendurch zur Ruhe zu kommen: Dabei werden die Arme für fünf bis zehn Sekunden während des Einatmens im Sitzen seitlich nach oben geführt und mit dem sanften Ausatmen ganz langsam wieder nach unten. Am Ende der Bewegung die Hände auf den Bauch legen und auf den nächsten Atemzug warten. Diese Übung füllt die Atemräume mit Luft und soll bei regelmäßiger Anwendung den Stoffwechsel fördern, das Herz entlasten und bei Schlafstörungen helfen.


    Quelle:  


    • https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Atemtherapie-Mit-Uebungen-einfach-entspannen,atemtherapie100.html





  • 15. Achtsamkeitsübungen


    Achtsamkeit


    Der Begriff Achtsamkeit , englisch awareness, steht sowohl für eine geistige Grundhaltung als auch für eine therapeutische Methode. Sie ist geprägt von einer intensiven Form der Aufmerksamkeit. Der achtsame Mensch nimmt Dinge und Ereignisse seiner Umwelt intensiv und ohne Vorurteile wertfrei wahr, genauso wie seine eigenen Reaktionen und Gedanken. Die Achtsamkeit hat ihre Wurzeln im Buddhismus.



    Geschichte der Achtsamkeit


    Die Lehre vom „edlen achtfachen Pfad“, die ein wesentliches Element der buddhistischen Lehre bildet, weist den Gläubigen den Weg zur Befreiung von Leid und Krankheit hin zu Erleuchtung und Weisheit. Um dieses Ziel zu erreichen müssen acht ethische Gebote befolgt werden. Diese sind:



    • rechte Achtsamkeit
    • rechte Anstrengung
    • rechtes Denken
    • rechte Einsicht
    • rechtes Handeln
    • rechter Lebenserwerb
    • rechte Rede
    • rechtes sich Versenken


    Im Kontext des „edlen achtfachen Pfads“  wird die "rechte Aufmerksamkeit“ charakterisiert als „das aufmerksame und unvoreingenommene Beobachten aller Phänomene, um sie wahrzunehmen und zu erfahren, wie sie in Wirklichkeit sind, ohne sie emotional oder intellektuell zu verzerren.“ 


    Die Achtsamkeit spielt auch in der westlich orientierten Heilkunde eine wichtige Rolle. So betonte Hippokrates in seinem ganzheitlichen Gesundheitssystem der Diaita den "seelischen Gleichmut". Auch Hildegard von Bingen hatte mit der Tugend "discretio" das "rechte Maß in allen Dingen" im Blick.



    Elemente der Achtsamkeit


    In der Literatur werden 4 Grundelemente der Achtsamkeit hervorgehoben:


    1. Lenkung der Aufmerksamkeit
    2. Ausrichtung auf die Gegenwart
    3. Akzeptanz des Erlebens
    4. Schulung des "Inneren Beobachters"

    Zu 1.:   Achtsamkeit  wird auch als „reine Aufmerksamkeit“ (bare attention) bezeichnet. Damit ist gemeint, dass sich die Aufmerksamkeit voll und ganz auf das innere Erleben und die äußere Erlebniswelt fokussiert, vergleichbar einem Spiegel, der das Geschehene zeigt, ohne es zu verändern oder zu verzerren. In den praktischen Übungen zur Achtsamkeit wird meist ein konkretes Objekt intensiv fokussiert, um den Geist voll und ganz auf die Gegenwart zu lenken. Bekannt ist die „Rosinenübung“, bei der eine Rosine langsam und mit allen Sinnen betrachtet, in den Mund genommen und so verzehrt wird, daß der Geschmack voll zur Entfaltung kommt.


    Zu 2:   Erfahrung der Gegenwart. Im Erleben der drei Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart  und Zukunft sind die meisten Menschen nur selten voll und ganz  in der Gegenwart präsent. In der Praxis der Achtsamkeit soll die Aufmerksamkeit ausschließlich dem Erleben des gegenwärtigen Momentes gewidmet sein.


    Zu 3:   Akzeptanz. Erfahrungen in der Vergangenheit, Lebenskonzepte sowie Wertvorstellungen sind tief im Menschen verankert. Daher führen Begegnungen, Ereignisse und Gespräche in der Regel zu unmittelbaren Bewertungen und automatischen Reaktionen. Diese reaktive Abfolge soll in der Achtsamkeitspraxis unterbrochen werden. Die wertfreie Beobachtung soll geschult und auch unangenehme Erfahrungen als solche wahrgenommen und zunächst akzeptiert werden. Akzeptanz in diesem Sinne soll nicht zu einer resignativen Haltung führen. Häufig ist das Akzeptieren des Unveränderlichen die Voraussetzung für eine gute persönliche Weiterentwicklung.


     Zu 4:   Innerer Beobachter. Bei der Wahrnehmung körperlicher oder seelischer Prozesse nimmt der so genannte Innere Beobachter Phänomene neutral und wertfrei wahr. Er registriert beispielsweise eine Gefühls- oder Schmerzreaktion, ohne sich mit dieser Reaktion zu identifizieren. Die Schulung eines solchen „Inneren Beobachters“ ist eine sehr anspruchsvolle geistige Übung, die viel innere Disziplin erfordert. Sie ist notwendig für die Schulung aller Wesensmerkmale der Achtsamkeit. 



    Ziele der Achtsamkeit


    Mit Hilfe von Übungen, die die Grundelemente der Achtsamkeit entwickeln und verfeinern, sollen drei zentrale menschliche Fähigkeiten ausgebildet und verstärkt werden: 

     

    1. Gelassenheit/Gleichmut
    2. Klarheit
    3. Konzentration

    Die Gelassenheit  ist die Fähigkeit Erlebtes anzunehmen, es zuzulassen und es auch wieder loslassen zu können. Negativ bewertete Erfahrungen werden somit nicht verdrängt, sondern offen wahrgenommen und zugehörig zum Leben integriert. Mit dem Begriff Gleichmut wird ausgedrückt, dass sich der Mensch nicht von Gefühlen oder Schmerzen überwältigen lässt, sondern mit Klarheit auf die Dinge blickt so wie sie sind.


    Halko Weiss und seine Mitautoren (Das Achtsamkeitsbuch)  vergleichen den Klarheit  erzeugenden Aspekt der Achtsamkeit mit einem Mikroskop, das die für das Auge zunächst unsichtbare Umgebung sichtbar macht. Feine Details werden stärker registriert, was zu einer differenzierteren Betrachtungs- und Handlungsweise führt.


    Zwischen Konzentration  und Achtsamkeit besteht eine wechselseitige Beziehung. Die Fähigkeit zur Konzentration ermöglicht erst den Zugang zur Achtsamkeit, während die Übungen zur Achtsamkeit die Konzentration weiter schärfen.


    Mehr Gelassenheit, Klarheit und Konzentration sind nicht nur Ziele im religiösen Kontext, sie führen auch zu mehr Lebensqualität. Sie dienen der Stärkung des Selbstbewusstseins und führen zu einer besseren Konfliktbewältigung. Daher findet die Achtsamkeit zunehmend Beachtung und Wertschätzung in Coachingprozessen und in der Psychotherapie.



    Achtsamkeit und das Gehirn


    Messungen von Gehirnströmen zeigen eindeutig positive Effekte bei Menschen mit langjähriger Meditationspraxis wie z.B. buddhistische Mönche. Auch für die Praxis der Achtsamkeit gibt es gut belegte Nachweise, die zeigen, dass das Gehirn durch Achtsamkeitsübungen aktiviert und langfristig „umgebaut“ wird. Die Basis für solche Umbauprozesse ist die Neuroplastizität des menschlichen Gehirns. Vergleichbar einem Trampelpfad im Wald, der zunehmend ausgetreten wird, verstärken sich die Verbindungen von Nervenzellen durch Achtsamkeitsübungen. Vor allem die mittleren präfrontalen Regionen werden angeregt. Nach Studien des amerikanischen Psychiaters Dan Siegel  werden infolge der Achtsamkeitsübungen Wirkungen auf zahlreiche Bereiche der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens erzielt. So kommt es unter anderem zu


    • einer Erweiterung und Öffnung der eigenen Bewusstheit
    • einer stärkeren Verbindung von Körper und Geist
    • einer besseren Zusammenarbeit von rechter und linker Gehirnhälfte
    • einem besseren Zugang zu Erinnerungen, die im emotionalen Gedächtnis gespeichert sind.


    Achtsamkeit im Coaching und in der Psychotherapie


    Auf der Grundlage der Achtsamkeit entwickelte der Medizinprofessor John Kabat-Zinn Ende des 20. Jahrhunderts ein wissenschaftlich validiertes, systematisches Programm zur Stressbewältigung. Es wurde unter dem Namen MBSR,  Mindfulness-Based Stress Reduction, bekannt. Es ist ein auch von den Krankenkassen anerkanntes Entspannungsverfahren auf Basis der Achtsamkeit und der Meditation. Es wird von zahlreichen Menschen zur Stressbewältigung angewendet.


     Andere Achtsamkeits-basierte Therapieformen und ihre Begründer (in Klammern) sind:


    • ACT = Akzeptanz und Commitmenttherapie (S. Hayes, K. Wilson, K. Strosahl)
    • DBT = Dialektisch-Behaviorale Therapie (M. Linehan)
    • Hakomi = Achtsamkeits-zentriertes tiefenpsychologisches Verfahren (R. Kurtz)
    • Internal family systems  = Systemische Therapie mit der inneren Familie (R. C. Schwartz)
    • MBCT = Mindfulness-Based Cognitive Therapy = Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie
    • (M. Williams, Z. Segal, J. Tesadale)


    Schlüsselbegriffe der Achtsamkeit:


    Im Folgenden sind die wichtigsten Schlüsselbegriffe der Achtsamkeit aufgelistet. Sind diese im Text bereits erläutert, findet sich der Hinweis „siehe Text“:


    Akzeptanz:   siehe Text


    Alltagsbewusstsein:   beschreibt den „normalen Bewusstseinszustand“ als Gegensatz zum Zustand der inneren Achtsamkeit


    Anfängergeist:   stammt aus dem Zen-Buddhismus. Gemeint ist eine Haltung das Geschehene so zu erleben, als ob man es zum ersten Male wahrnimmt


    Benennen oder Etikettieren:   Gedanken und Gefühle werden benannt und anschließend wieder losgelassen


    Innerer Beobachter:   siehe Text 


    Bindungstheorie:   durch die Praxis der Achtsamkeit soll eine angemessene Nähe und Distanz zu den wichtigsten Bezugspersonen eingeübt werden


    Disidentifikation:   beschreibt eine „Loslösung“ von Identifikationen“ .Sie hängt eng mit der Aufgabe des Inneren Beobachters zusammen, der die Dinge neutral wahrnimmt, sie aber nicht bewertet bzw. sich nicht mit ihnen identifiziert. 


    Gleichmut:   siehe Text


    Innehalten:   beschreibt die Fähigkeit nicht sofort zu reagieren, sondern sich zwischen Wahrnehmung und Verhalten einen Moment der Reflexion zu gestatten.


    Klarblick:  siehe auch Klarheit im Text


    Konzentration:  siehe Text


    Lernen durch Erfahrung:  infolge des Achtsamkeitsprozesses können alte, belastende Erinnerungen  durch eine neue Wahrnehmung ersetzt werden. Grundlage hierfür ist die Neuroplastizität des Gehirns.


    Mitgefühl:   im Unterschied zum Mitleid, dass im Wortsinne „mit leiden“ bedeutet, beschreibt Mitgefühl ein stärkeres Verständnis der Gefühlswelt seiner Mitmenschen (und Tiere), um sich besser in deren Lage versetzen zu können, um eine liebende Persönlichkeit auszubilden. Im weiteren Sinne geht es um ein Mitfühlen in Bezug auf die gesamte Erde und systemische Zusammenhänge.


    Monkey-mind:   steht für einen Zustand, der geprägt ist von Sprunghaftigkeit der Gedanken sowie einer permanenten Ablenkbarkeit.


    Neuroplastizität:   siehe Text


    Phänomenologie:   beschreibt eine philosophische Lehre, die eine Basis für die Theorie der Achtsamkeit bildet. Ziel in der Phänomenologie ist es, sich „dem wahren Wesensgehalt eines Gegenstandes zu nähern“.


    Präfrontale Regionen:   darunter werden verschiedene Gehirnareale zusammengefasst. Durch Achtsamkeitsübungen  können sie so verändert bzw. umgebaut werden können, daß die positiven Effekte von Achtsamkeit eintreten..


    Präsenz:   steht für das vollständige Da sein im hier und jetzt und nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft


    Retreat:   meditativer bzw. spiritueller Rückzug aus der Alltagswelt


    Satipatthana Sutta:   ist ein buddhistischer Text, in dem die Wesensmerkmale der Achtsamkeit ausgeführt werden.


    Shamatha-Weg:   ist ein buddhistischer Ausdruck für das Training der vier Grundelemente (Aufmerksamkeit, Gelassenheit, Klarheit und Konzentration) mit dem Ziel möglichst lange im Zustand der Achtsamkeit zu verweilen. 


    Somatische Marker:   Nach dieser Theorie, entwickelt von dem Neurowissenschaftler Antonio Domasio nimmt das Gehirn Emotionen nur mittels körperlicher Reaktionen und Symptome wahr. Es geht beim Achtsamkeitstraining darum, diese zu erspüren.


    Trance:   beschreibt einen Bewusstseinszustand, der, wie die Achtsamkeit auch, außerhalb unseres Alltagsbewusstseins liegt. Sie ist jedoch nicht identisch mit dem Zustand der Achtsamkeit.


    Vipassana:   beschreibt eine Achtsamkeitspraxis, die auf eine „Befreiung des Bewusstseins“ im Diesseits gerichtet ist.



    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Dietz,  T.; Harrer, M.E.; Weiss, H.: Das Achtsamkeitsbuch; Verlag Klett Kotta
    • Harrer, M.; Weiss, H.: Wirkfaktoren der Achtsamkeit: - wie sie die Psychotherapie Schattauer Verlag
    • Sole‘-Leris, A.: Die Meditation, die der Budda selber lehrte. Wie man Ruhe und Klarblick gewinnen kann; Verlag Herder
    • www.achtsamleben.at



  • 16. Kneipp-Anwendungen


    Kneipps ganzheitliches Konzept


    Heilen mit der Kraft der Natur, das versprechen heute viele Verfahren. Als Ursprung der modernen Naturheilkunde gilt jedoch das ganzheitliche Konzept von Pfarrer Sebastian Kneipp.



    Selbstversuch in der Donau


    Sebastian Kneipp war kein Mediziner, sondern Theologe aus unserem Schwabenländle. Den Ruf als "Wasserdoktor" hatte er seiner eigenen Krankengeschichte zu verdanken. Als Student erkrankte er an der Lunge. Vermutlich litt er an Schwindsucht. In einer Bibliothek stieß er auf ein Buch, das den damaligen Wissensstand zur Kaltwassertherapie zusammenfasste. Weil die Ärzte ihm nicht weiterhelfen konnten, machte sich der junge Mann an einen Selbstversuch. Er nahm regelmäßig kurze Bäder in der eiskalten Donau - und wurde gesund.



    Wassertherapie mit langer Tradition


    Überzeugt von der Methode, begann der Pfarrer, auch andere Kranke zu behandeln. Der Kirche wurde das Treiben suspekt. Eine Versetzung ins schwäbische Wörishofen, damals ein Bauernhof, konnte die Erfolgsgeschichte der Wassertherapie jedoch nicht stoppen. Aus dem Dorf wurde schnell ein großer Kurort. Dort half Sebastian Kneipp Tausenden mit Gießkanne, Wickel und Bottich. Und er schrieb zwei Bücher über seine Verfahren: "Meine Wasserkur" erschien 1886, und drei Jahre später "So sollt ihr leben". Die Ratgeber fanden reißenden Absatz.



    Auch 130 Jahre später noch im Trend


    Der Autor beschrieb darin nicht nur seine Hydrotherapie, also die Behandlung durch Wasser. Sebastian Kneipp gilt generell als Begründer der Naturheilkunde in Deutschland. Sie beruht auf fünf Säulen:  Neben der Hydro- gehörten dazu auch die Bewegungstherapie, sowie gesunde Ernährung, Heilkräuter und die Ordnungstherapie, bei der es um das seelische Gleichgewicht geht. "Daran kann man sehen, wie aktuell Kneipp ist. 



    Heilung durch Wechsel


    "Sieht man Kneipp jedoch im Kontext seiner Zeit, merkt man, wie richtig er mit vielen Beobachtungen lag", sagt Dr. Heinz Leuchtgens, Allgemeinmediziner und Präsident des Kneippärztebunds in Wörishofen. Im 19. Jahrhundert zeichneten sich die gesundheitlichen Folgen der Industrialisierung bereits ab.  Schichtarbeit in dunklen Räumen, wenig Zeit, kaum Möglichkeiten für Erholung sowie beengte Wohnverhältnisse machten viele Menschen krank. Mit Wasseranwendungen, Barfußlaufen, einfacher Kost und Entspannung beim Gebet wollte Sebastian Kneipp für einen Ausgleich sorgen.


    "Kneipps geniale Entdeckung dabei war ja, dass ein Heileffekt durch das Prinzip des Wechsels entsteht", sagt Leuchtgens. Dass der Wechsel zwischen Kälte und Wärme oder Stress und Entspannung therapeutisch wirkt, wurde mittlerweile gut untersucht. Wärme weitet die Gefäße, Kälte setzt den Reiz, dass sie sich zusammenziehen. "Eine Kneipp-Anwendung, etwa ein Knieguss, bedeutet also eigentlich Training für die Gefäße - das ist physikalisch gut nachvollziehbar", sagt Prof. Dr.  Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel-Krankenhaus und Professor für Naturheilkunde an der Charité. Dieses Reiz-Reations-Prinzip, Hormesis genannt, nutzen auch andere Temperaturverfahren, etwa das Saunieren.



    Therapieren, nicht traktieren


    Das Anwendungsgebiet  der Kneipp-Medizin ist weit gefächert: 


    • Herz-Kreislauf-Probleme
    • Atemwegserkrankungen
    • Schlafstörungen
    • Stoffwechselstörungen
    • Rheuma
    • Rückenschmerzen

    Die Wasseranwendungen dienen dabei nicht als alleinige Therapie, sondern als Unterstützung und zur Linderung der Symptome. "Ich empfehle Kneipp eigentlich allen unseren Patienten", sagt Prof. Dr. Michalsen. Zumal sich viele der kleineren Anwendungen leicht lernen und zu Hause durchführen lassen. Kurarzt Leuchtgens weiß jedoch auch um die Schwierigkeiten der Eigentherapie. "Es kommt - wie bei Medikamenten - auf die Dosis an. Und da denken viele: Je mehr, desto besser!"


    Doch schon Sebastian Kneipp hatte ausdrücklich vor sogenannten Rosskuren gewarnt, bei denen Patienten mit kaltem Wasser eher traktiert als therapiert wurden. "Dreimal, ich gestehe es offen, sah ich mich veranlaßt, mein Wasserverfahren zu ändern, von der Strenge zu noch größerer Milde herabzusteigen", sagte Sebastian Kneipp.


    Wir raten auch lieber sanfte als zu starke Reize zu  setzen. Etwa wenn vor einer Erkältungssaison mit entsprechenden Abhärtungsmaßnahmen aus den Kneipp-Kur das Immunsystem gestärkt werden soll. Sich für die eigene Gesundheit Zeit nehmen! 

    Patienten mit Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen müssen die Temperaturempfehlungen genau beachten - sonst können Wasseranwendungen auch zusätzliche Probleme auslösen. Bei Vorerkrankungen also bitte  unbedingt einen Arzt befragen.


    Pfarrer Sebastian Kneipp formulierte die unbequeme Wahrheit so:  "Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für seine Krankheit opfern."



    Die verschiedenen Wasserkuren



    Das Wassertreten


    Anwendung:


    Unterwegs lädt eine der ca. 650 in Deutschland vorhandenen Kneipp`sche Anlagen zum Wassertreten ein. Auch ein nicht zu tiefer Bach, Teich oder See eignet sich für diese Anwendungen. Zu Hause füllen Sie eine Badewanne oder Plastikwanne bis zur Wadenhöhe mit leitungskaltem Wasser und treten im Storchengang auf der Stelle:  


    1. Im Storchengang auf der Stelle (Badewanne / Plastikwanne) bzw. durchs Wasserbecken / Gewässer treten.
    2. Das Bein ganz aus dem Wasser heben.
    3. Die Fußspitze nach unten durchstrecken.
    4. Mit dem Strecken aufhören, wenn ein starker Kältereiz eintritt.
    5. Das Wasser abstreifen.
    6. Sich durch Herumgehen erwärmen. In der Wohnung können Wollsocken sinnvoll sein.

    Wirkung:


    • Regt den Kreislauf, die Durchblutung und den Stoffwechsel an.
    • Hilfreich bei Venenprobleme.
    • Härtet bei regelmäßiger Anwendung ab.


    Das Armbad


    Anwendung:


    Das Waschbecken mit leitungskaltem Wasser füllen. Erst den rechten, dann den linken Arm bis zur Mitte des Oberarms eintauchen. :  


    1. Erst den rechten Arm bis zur Mitte des Oberarms eintauchen. 
    2. Dann den linken Arm bis zur Mitte des Oberarms eintauchen.
    3. Jeweils herausnehmen, wenn Sie ein unangenehmes Kältegefühl spüren - in der Regel nach ca. 10 bis 40 Sekunden.
    4. Das Wasser sanft abstreifen.
    5. Zum Wiedererwärmen die Arme leicht schwingen und eventuell etwas Langärmeliges anziehen. 

    Wirkung:


    • Wirkt erfrischend bei Abgeschlagenheit und Müdigkeit  (sozusagen der Kaffee des Kneippianers) 
    • Fördert die Durchblutung von Armen, Herz und Lunge.


    Der Gesichtsguss


    Anwendung:


    Wählen Sie kühles bis kaltes Wasser und nehmen Sie beispielsweise vom Duschbrauseschlauch den Brausekopf ab, sodass Sie nur noch den reinen Duschschlauch halten.:  


    1. Den Brauseschlauch mit dem hühlen Wasserstrahl an der rechten Schläfe beginnend langsam das Gesicht umkreisen.
    2. Einige Male den Strahl über die Stirn in Längsstrichen rechts und links über das Gesicht führen.
    3. Danach das Gesicht abtrocknen.
    4. Während des Gusses gleichmäßig durch den Mund ein- und ausatmen.

    Wirkung:


    • Belebend  (Leichte Anwendung, die man auch mehrmals am Tag machen kann.)
    • Lindernd bei Kopfschmerzen, müden Augen und Abgeschlagenheit.
    • Fördert die Durchblutung der Haut.
    • Schenkt ein frisches Aussehen.  (Kneippianer sprechen auch vom Schönheitsguss.)


    Der Knieguss


    Anwendung:


    In den warmen Sommermonaten  lässt sich der Knieguss sehr einfach mit einem Gartenschlauch ausführen. Sofern man einen Duschschlauch nutzt,   sollte man zuvor den Duschkopf abschrauben,  damit der kühle Wasserstrahl wie ein Mantel über die Haut fließt.


    1. An den Zehen des rechten Fußes beginnen. 
    2. Den Strahl insgesamt 3 Mal nacheinander über den Fußrücken leiten.
    3. Langsam außen aufwärts bis eine Handbreit über der Kniekehle.
    4. Dann den Wasserstrahl auf der Innenseite des Unterschenkels wieder abwärts zurück zum Fuß führen.
    5. Den Vorgang am linken Bein ebenfalls 3 Mal wiederholen.
    6. Danach das Wasser sanft abstreifen.
    7. Sich durch Herumgehen erwärmen. In der Wohnung können Wollsocken sinnvoll sein.

    Wirkung:


    • Unterstützt die Venen bei Venenschwäche.
    • Hilft bei Krampfaderleiden.
    • Hilft bei schweren Beinen.
    • Regt den Kreislauf an.
    • Hilft bei gefäßbedingten Kopfschmerzen.



    So kneippen Sie richtig


    • Kalte Wasseranwendungen dürfen Sie nicht machen, wenn Sie frieren. Im Sommer deshalb Zugluft vermeiden!
    • Nach kalten Güssen sollten Sie nicht frösteln:  rasch wieder erwärmen – beispielsweise durch Bewegung.
    • Auch für kleine Anwendungen gilt:  bei Vorerkrankungen erst den Arzt fragen! Nicht kneippen bei offenen Wunden oder arterieller Verschlusskrankheit. Den Arzt aufsuchen, falls Ihre Füße nach einem Guss nicht wieder warm werden (Verdacht auf Verschlusskrankheit).
    • Empfehlenswert:  Zwischen den einzelnen Anwendungen sollten Sie einen Zeitabstand von etwa zwei Stunden einhalten.



    Quellen:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Apotheken-Umschau  (Maria Haas / Julia Rudorf, aktualisiert am 14.10.2019)



  • 17. Fitness und Bewegung


    Bewegung, Fitness und eine vollwertige gesunde Ernährung sind wichtig. Diese Erkenntnisse sind mittlerweile wissenschaftlich erforscht.  Physiologischen Wechselwirkungen von Ernährung und Bewegung auf das Körpergewicht, die Körperfettzusammensetzung, verschiedenste Stoffwechselprozesse, das Herz-Kreislauf-System, den Knochenbau sowie das Immunsystem sind bewiesen. Dies im wahren Leben in den Einklang zu  



    Dietger verdeutlicht prägnant, welche Rolle die körperliche Fitness in diesem Kontext spielt und welche zahlreichen positiven Effekte durch regelmäßiges Training erreicht werden können. Somit ist das Buch ein Wegweiser für aktives Sportreiben bis in hohe Alter. Jede sportliche Aktivität in Form von Fitness- und präventives Gesundheitstraining spielt hier eine elementare Rolle im Rahmen eines ganzheitlichen Gesundheitsverständnisses. Ein bewusster aktiver Lebensstil impliziert die optimale Kombination aus vermehrter alltäglicher Bewegung, angepasster Ernährung und zielgerichtetem Kraft- und Ausdauertraining.


    Insbesondere Fitness- und Gesundheitsanbieter können hier durch ihr umfangreiches Dienstleistungsangebot Kunden eine bestmögliche interdisziplinäre Verknüpfung bieten. Mit diesen Angeboten und den wissenschaftlichen Erkenntnissen dieses Buches, haben Studiobetreiber entscheidende Verkaufsargumente auf ihrer Seite, um neue Kunden langfristig für Fitness zu begeistern. Hier lautet die Devise „rüstig, nicht rostig“, denn gerade ältere Zielgruppen werden für die Branche immer wichtiger.



    Vorbeugung und Therapie 


    Um das reibungslose Zusammenspiel von Muskeln und Faszien zu gewährleisten, ist regelmäßige Bewegung  notwendig. Optimal ist ein kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining, bei dem im Anschluss alle beanspruchten Muskeln ausgiebig gedehnt werden. Auch Feldenkrais, Pilates und Yoga sind hervorragende Bewegungsformen zur Faszienmobilistaion. 


    Zunehmend werden Faszienrollen eingesetzt, mit deren Hilfe Verklebungen gelöst werden sollen. Dazu gibt es zahlreiche Übungen, bei denen der/die Trainierende die jeweilige Muskulatur mit dem Druck des eigenen Körpergewichts in einer Gleitbewegung über die Faszien abrollt. Diese Form der Druckmassage stimuliert die Blut- und Lymphzirkulation und soll die Verklebungen zwischen Faszien und Muskeln wieder lösen. Ein solches "Faszientraining" ist zu Beginn in der Regel äußerst schmerzhaft. Daher sollte es unter Anleitung eines erfahrenen Trainers ausgeübt werden, der die entsprechenden Übungen variieren und gegebenenfalls korrigierend eingreifen kann.


    Angeboten werden auch spezielle Massagetechniken wie z.B. die "Senmotic Faszien-Therapie" auch "Thixotherapie" genannt. Verfahren wie Rolfing oder Osteopathie sind ebenfalls manuelle Verfahren zur Stärkung der Bindegewebsfunktion.


    Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr verbessert die Effekte eines regelmäßigen Faszientrainings.




    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Reim, Nora: Faszien. Kompakt Ratgeber; Mankau Verlag
    • Schleip, R. u.a.: Lehrbuch Faszien - Grundlagen, Forschung, Behandlung; Urban & Fischer Verlag

  • 18. Herz-Kreislauf-Erkrankungen


    Herz

     

    Das Herz ist ein muskuläres Hohlorgan, das sich rhythmisch zusammen­zieht und dadurch Blut in die verschiedenen Gewebe und Organe pumpt. Das Herz schlägt ca. 50-80 mal pro Minute und versorgt den ganzen Organismus mit Nährstoffen und Sauerstoff.



    Begriffsbestimmungen


    Griechisch heißt das Herz Kardia, lateinisch Cor. Die Lehre von der Ana­tomie und Physiologie des Herzens ist die Kardiologie. Das Herz hat 2 Kammern mit je einem Vorhof. Die Herzkranzgefäße (Koronararterien)  sind bedeutende Versorgungs­gefäße, die den Herzmuskel selbst mit Blut versorgen.



    Das Herz in Zahlen


    Das Herz wiegt etwa 300-350 g (rund 0,5 % des Körpergewichtes). Als kritisches Herzgewicht gilt ein Gewicht von 500 g, bei dem sich das Risiko einer Mangelversorgung erhöht. Jede Herzkammer fördert bei einer Kontraktion etwas mehr als die Hälfte ihres Füllungsvolumens, ca. 50-100 ml Blut. In Ruhe pumpt das Herz in 1 Minute etwa das gesamte Blutvolumen des Körpers durch den Kreis­lauf (ca. 5 Liter). Das Herz schlägt im Laufe eines Menschenalters unge­fähr 3 Milliarden mal und pumpt rund 250 Millionen Liter Blut. Eine Erhö­hung der Pumpleistung etwa bei Belastung wird erreicht über eine Verdop­pelung des Schlagvolumens und eine Steigerung der Herzfrequenz. Die Herzfrequenz  (= Puls = Schläge/Minute) beträgt in Ruhe 50–80/min (bei Neugeborenen über 120–160) und kann bei maximaler Belastung auf über 200/min ansteigen. Dieser Wert wird auch als maximale Herz­frequenz (Hfmax)  bezeichnet. Davon leitet sich bei einem Ausdauer­training die empfohlene Trainingsfrequenz  (ca. 70 – 80 % der Hfmax) ab. Als Bradykardie  wird ein zu langsamer Herzschlag bezeichnet (unter 60/min im Ruhezustand), als Tachykardie  ein zu schneller Herzschlag (über 100/min im Ruhezustand).



    Anatomie des Herzens


    Die Gestalt des Herzens lässt sich vergleichen mit einem “faustgroßen, abgerundeten Kegel, dessen Spitze leicht nach unten links vorne weist.“ Das Herz liegt bei den meisten Menschen leicht links hinter dem Brustbein, bei der so genannten Rechtsherzigkeit (Dextrokardie) auf der rechten Seite. Umgeben ist das Herz von einem aus Bindegewebe bestehendem Herzbeutel, dem Perikard. Das Epikard  ist eine Schicht, die dem Herzen direkt aufliegt. Zwischen diesen beiden Schichten liegt ein mit Flüssigkeit gefüllter Spalt. Dieser ermöglicht dem Herz eine reibungsarmes Gleiten im Herzmuskel. Die Schicht unter dem Epikard besteht aus Fett. In dieser Fettschicht verlaufen die Koronararterien. Darunter liegt die Muskulatur des Herzens, die sich von der Skelettmuskulatur anatomisch und physiologisch unterscheidet. Die innerste Herzschicht ist das Endocard, das auch die Herzklappen bildet. Das Herz ist unterteilt in eine rechte und eine linke Herzhälfte mit linker und rechter Kammer und den jeweiligen Vorhöfen, getrennt durch die Herzscheidewand. Die verschiedenen Klappen  (Segel- und Taschenklappen) im Herz sorgen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließen kann. Sie haben damit eine Ventilfunktion und liegen auf einer Ebene, der Ventilebene.



    Herzrhythmus


    Das Herz hat ein eigenes Reizleitungssystem, das auch bei Ausfall übergeordneter Taktgeber zumindest eine Zeit lang autonom arbeitet. Dies wurde in der medizinischen Ausbildung häufig demonstriert an einem Frosch, dem der Kopf abgeschnitten wurde und dessen Herz danach noch weiter selbständig koordiniert schlägt. Ausgangspunkt dafür ist der Sinusknoten, von dem aus sich die Erregung über den AV-Knoten, die Hisbündel, die Tawara-Schenkel und als Endpunkt die Purkinjefasern weiter fortsetzt. Ist diese hierarchisch organisierten Erregungsleitung gestört, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Einfluss auf die Herzaktivität nehmen auch Nervenreize und Hormone. Erregend und somit stimulierend auf die Herzaktivität wirkt der Sympathi­kus, dämpfend der Parasympathikus (Vagus). Zudem können Stress­hormone wie Adrenalin und Noradrenalin die Herztätigkeit anregen.



    Aufgaben des Herzens


    Blutversorgung:  Das Herz versorgt den Körper über die Arterien mit aauerstoffreichem Blut und Nährstoffen. In den Venen fließt sauerstoff­armes Blut wieder zurück zum Herzen (großer Kreislauf). Über den kleinen Kreislauf  (Herz-Lunge-Herz) wird das Blut mit Sauerstoff angereichert. In allen Arterien mit Ausnahme der Lungenarterien fließt also sauerstoffreiches Blut. Die beiden Lungen­arterien enthalten das venöse sauerstoffarme Blut und münden in der Lunge, wo das Blut mit frischem Sauerstoff angereichert wird und über die Lungenvenen zurück zum Herz fließt. Auch hier bilden die Lungenvenen eine Ausnahme. Während normalerweise Venen sauerstoff­armes Blut führen, enthalten die Lungenvenen sauerstoffreiches Blut. Abtransport  von Stoffwechselendprodukten und CO2 Regulation des Blutdrucks:  In der Kontraktionsphase – der Systole  – kontrahiert der Herzmuskel, das Blut wird in den Kreislauf gepumpt, in der Entspannungsphase – der Diastole  – dehnt sich der Herzmuskel wieder aus.



    Messung der Herzfunktion und diagnostische Verfahren


    Die Basisdiagnostik umfasst folgende Maßnahmen:


    • Abhören des Herzens
    • Ärztliches Gespräch
    • Elektrokardiogramm (EKG) in Ruhe, evtl.
    • Elektrokardiogramm unter Belastung,
    • Herz-Ultraschall (Echokardiografie)

    Wichtige Blutwerte sind:


    • GOT/AS (A) T  Normalerweise zählt dieser Wert zu den „Leberwerten“ Da auch Herz und Muskulatur die GOT in relativ hohem Maße produzieren, können die Werte erhöht sein, wenn diese Organe beeinträchtigt sind.
    • Kreatinkinase (CK)  ist in Untereinheiten gegliedert. Das kann bei der Diagnostik von Bedeutung sein, denn CK-MB befindet sich insbesondere im Herzmuskel. Die Bestimmung der Kreatinkinasekonzentration im Blut dient in erster Linie der Diagnostik eines Herzinfarktes
    • Laktat-Dehydrogenase  ist in Untereinheiten gegliedert. Insbesondere die lange Abbauzeit der im Herzmuskel vertretenen Fraktion LDH-1 nutzen Ärzte bei der Spätdiagnose eines Herzinfarktes: Eine erhöhte LDH-1 kann auf einen Herzinfarkt hinweisen, der schon einige Tage zurückliegt. Dabei beträgt der LDH-1 Anteil meist über 45% der Gesamt-LDH.
    • Troponin  ist ein Eiweißstoff, der bei Herzmuskelschäden ins Blut freigesetzt wird. Erhöhte Werte weisen auf einen Herzinfarkt hin.


    Krankheiten des Herzens


    Herz- und Kreislauferkrankungen stehen seit vielen Jahren an der Spitze der Todesursachenstatistik. Das Bundesamt für Statistik beziffert den Prozentsatz im Jahre 2010 auf 41 %. Die drei wesentlichen Gründe für Herzerkrankungen sind eine Verengung der Herzkranzgefäße, Herzrhythmusstörungen und eine Herzmuskelschwäche. Bedeutende und häufig vorkommende Herzerkrankungen sind:


    • Herzinfarkt
    • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
    • Herzinsuffizienz
    • Herzrhythmusstörungen
    • Koronare Herzkrankheit (KHK)


    Herzinfarkt


    Bei einem Herzinfarkt kommt es zum Verschluss oder zu einer Ver­engung einer Koronararterie. Die Koronararterien (Herzkranzgefäße) versorgen den Herzmuskel selbst. Eine Minderdurchblutung und eine damit einhergehende unzureichende Sauerstoffversorgung lässt Teile des Herzmuskels “untergehen“. Je nach Größe des betroffenen Gebietes hat ein Herzinfarkt unterschiedlich schwere Auswirkungen. Die Ausprä­gung des Schweregrades reicht von einem stummen Infarkt, der nicht bemerkt wird, bis hin zu einem tödlichen Verlauf.



    Herzmuskelentzündung (Myokarditis)


    Ursächlich beteiligt an einer Entzündung des Herzmuskels sind Viren. Andere Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze, Giftstoffe oder Medikamente können auch eine Rolle spielen, sind aber eher seltene Auslöser. Meist sind eine “verschleppte“ Grippe oder sportliche Aktivitäten während eines Infektes die Hauptverursacher. Der plötzliche Herztod, ein Phänomen, was auch bei jungen Menschen und Leistungs­sportlern vorkommt, ist häufig auf eine nicht entdeckte Myokarditis zurückzuführen.



    Herzinsuffizienz


    Lässt die Pumpkraft des Herzens nach – häufig eine Folge der vor­genannten Erkrankungen – spricht man von einer Herzschwäche oder Herzinsuffizienz. Leichte Formen der Herzschwäche sprechen gut auf Weißdornpräparate an. Schwere Herzinsuffizienzen bedürfen unbedingt einer ärztlichen Behandlung.



    Herzrhythmusstörungen


    Ist die elektrische Erregungsleitung des Herzens gestört, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Lebensbedrohlich ist das so genannte Vorhofflimmern. Bei einer Herzrhythmusstörung ist das geordnete, fein abgestimmte Zusammenziehen der einzelnen Herzareale gestört. Bei Herzrhythmusstörungen sollte unbedingt ein Arzt zu Rate gezogen werden.



    Koronare Herzkrankheit


    Wie beim Herzinfarkt ausgeführt sind bei der Koronaren Herzkrankheit, abgekürzt KHK, die das Herz selbst versorgenden Gefäße (Herzkrank­gefäße) in ihrem Durchmesser verringert (Stenosen = Verengungen). Eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Herzmuskels ist damit nicht mehr gewährleistet.

    Ein typisches Symptom ist die gefühlte “Herzenge“, auch Angina pectoris genannt. Die Schmerzen bei Angina pectoris können in andere Körpergebiete (Rücken, Schulter, Unterkiefer) ausstrahlen.



    Die wichtigsten Risikofaktoren für die Herz- und Gefäßerkrankungen sind:


    • Bewegungsmangel
    • Diabetes
    • Fettstoffwechselstörungen
    • Rauchen
    • Übergewicht


    Beeinflussung der Herzfunktion durch naturheilkundliche Mittel und Verfahren


    Fast alle klassischen Naturheilverfahren wie die Bewegungs-, Ernährungs-, Hydro-, Ordnungs- und Phytotherapie beeinflussen das Herz-Kreislauf-System positiv.


    Bewegungstherapie:  Moderates Ausdauertraining ist das wichtigste Element zur Stärkung von Herz und Gefäßen.


    Ernährungstherapie:  Heben der Vermeidung von Übergewicht spielt insbesondere Quantität und Qualität der verzehrten Fette eine wichtige Rolle. Olivenöl und Rapsöl als Basisöle liefern alle essentiellen Fettsäuren in einem ausgewogenem Verhältnis. Fischfette und Leinöl enthalten reichlich Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf die Blutfließeigenschaften auswirken.


    Hydrotherapie:  Temperaturreize die beispielsweise über Kneippsche Wasseranwendungen (kalte Güsse, Wechselduschen u.a.) erhalten die Elastizität der Blutgefäße.


    Ordnungstherapie:  Verschiedene Aspekte eines gesunden Lebensstiles zusammengefasst, die sich fast alle auch günstig auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken.


    Phytotherapie:  Die wichtigste Heilpflanzen, die zur Stärkung des Herzens verwendet wird ist der Weißdorn (Crataegus). Angeboten werden Zubereitungen aus den Blättern mit Blüten und den Früchten, in verschiedenen Darreichungsformen angeboten. (à Weißdorn).




    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Despopoulos A., Silbernagl S.: Taschenatlas Physiologie
    • http://www.herzstiftung.de


  • 19. Übergewicht & Fettleibigkeit (Adipositas)


    Übergewicht

     

    Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) gehören zu den klassischen Wohlstandserscheinungen. Sie führen sehr häufig zu ernährungsbedingten Krankheiten wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Gicht, Bluthochdruck, Krebs und anderen Erkrankungen. Auf die möglichen Ursachen gehen wir im Nachgang noch näher ein.



    Verbreitung des Übergewichts


    Die Daten aus den einzelnen Untersuchungen schwanken in einem Bereich von 30- 50 % der Gesamtbevölkerung. Das Gewicht ist stark altersabhängig, so dass sich in der Gruppe der 45-60 jährigen die meisten Übergewichtigen erfassen lassen. Für die Adipositas (starkes Übergewicht bzw. Fettsucht) findet man eine Häufigkeit von 8- 17 %.



    Übergewichtstypen


    Die Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Fettverteilung am Körper entscheidenden Einfluss auf das gehäufte Auftreten von Stoffwechselstörungen hat. Man unterscheidet die androide Adipositas (vermehrtes Bauchfett) von der gynoiden Adipositas (vermehrtes Hüftfett). Ist die Ursache für das Übergewicht eine vermehrte Fettansammlung im Bauch- bzw. Oberkörperbereich (Apfeltyp) so ist die Wahrscheinlichkeit von Stoffwechsel-Störungen sehr viel höher als bei vermehrter Fettansammlung im Hüft- und Oberschenkelbereich (Birnentyp). Bauchfett ist also gefährlicher.


    Die Ursachen sind vielfältig und müssen im Einzelfall abgeklärt werden. Nur eine ursächliche Therapie bringt anhaltenden Erfolg.


    • Falsches Essverhalten:   Unbewusstes und häufig durch Außenreize (Geruch, Uhrzeit, Teller-leer-essen etc.) beeinflusstes Essen und Trinken, die interne Appetit- und Sättigungsregulation wird dadurch überdeckt
    • Ungünstige Nahrungsauswahl:   Zu viel, zu fett, zu süß, zu salzig, zu viel Alkohol, zu wenig Frischkost und Ballaststoffe
    • Zu wenig Bewegung:  Im allgemeinen wird zu wenig für Fitness und Bewegung getan. Über die Fitness sollte die Figur beeinflusst werden, weniger über die Diät. Bewegung erhöht den Energieverbrauch noch über die Tätigkeit hinaus.
    • Seelische Einflüsse:  Kummerspeck, Frustessen, Essen aus Langeweile und innerer Leere, Heißhungerattacken spielen bei vielen Übergewichtigen eine große Rolle.
    • Häufige Diäten:  Starke Gewichtsschwankungen (±5 kg) können den Energieumsatz langfristig senken. Dies erklärt sich aus einer Anpassungsreaktion des Organismus auf häufige Hungerphasen (Diät).
    • Veranlagung:  Einige Untersuchungen deuten auf einen relativ großen Einfluss dieses Faktors. Eine gestörte Wärmeproduktion (Energieabgabe) wird diskutiert. Man spricht auch von guten und schlechten Futterverwertern.
    • Krankheiten:  Im wesentlichen finden sich hier Schilddrüsenunterfunktion und Störungen der Nebenniere, ebenso Krankheiten, bei denen Hormone oder Psychopharmaka verabreicht werden. Der Anteil an den Ursachen liegt allerdings unter 1 %.


    Risiken


    Bei Übergewichtigen finden sich vermehrt:


    • Bluthochdruck (70 %)
    • Fettstoffwechselstörungen (50 %)
    • Arteriosklerose (50 %)
    • Herzschwäche, Herzinfarkt, Angina Pectoris (50 %)
    • Diabetes (45 %) u.a. Stoffwechselstörungen
    • Skeletterkrankungen (45 %)

    Ein entscheidender Faktor für das Auftreten von Risikofaktoren ist die Verteilung des Fettgewebes am Körper. Das Bauchfett (androide Adipositas) führt wesentlich häufiger zu Gesundheitsstörungen als das Hüftfett (gynoide Adipositas).



    Therapie:


    1.   Energiereduzierte Vollwerternährung mit hohem Frischkostanteil (1200-1500 kcal): Die langsame aber konsequente Gewichtsabnahme (max.1kg/Wo) verspricht langfristigen Erfolg! 

    2.   Voraussetzung ist das Aneignen von Lebensmittelkenntnissen.


    1. Essverhalten ändern in drei Phasen:
    2. Gewohnheiten beobachten und erkennen
    3. ungünstige Gewohnheiten verändern
    4. neue Gewohnheiten stabilisieren

    Ganz wichtig ist hierbei das Prinzip der kleinen Schritte.



    Angebot im Reformhaus® für Übergewichtige


    • Vielzahl vollwertiger, von Natur aus kalorienarmer Lebensmittel wie: fettarme Milchprodukte, Gemüse (insbesondere milchsaure Gemüse), Obst (insbesondere frisches Obst), Dunstobst, alternative Brotaufstriche
    • Vielzahl diätetischer Lebensmittel für Übergewichtige wie: mit Süßstoff gesüßte Nektare, brennwertverminderte Konfitüren, Halbfettmargarine u.a.
    • Angebot an Intensivdiäten wie Molke-Kur, Saftfasten, Körner-Kuren, Schlankheitskuren


    Die Berechnung und Definierung  eines "gesunden" Körpergewichtes nimmt man wie folgt vor:



    Definitionen



    Broca-Gewicht:


      

    Normalgewicht  in kg: 

    • Körperlänge in cm -100

       

    Idealgewicht  in kg : 

    • Normalgewicht abzüglich 10 % bei Frauen bzw. 15 % Männern

       

    Übergewicht  in kg: 

    • Normalgewicht zuzüglich 10 % und mehr

       

    Adipositas: (starkes Übergewicht) in kg:

    • Normalgewicht zuzüglich 20 % und mehr

       

    Untergewicht  in kg:

    • Normalgewicht abzüglich 20 % und darunter

       

    Beispiel:


    Eine Frau von 172 cm Körperlänge hat mit 72 kg Normalgewicht


    • mit 61 kg   >>>   Idealgewicht
    • ab 79 kg   >>>   Übergewicht
    • mit weniger als 58 kg   >>>   Untergewicht

    Die Definition zu Übergewicht und Adipositas gilt nur für einen erhöhten Körperfettanteil.



    Body Mass Index (BMI):


    Der BMI wird nach folgender Formel berechnet: 


    Körpergewicht (in kg) geteilt durch Größe (in m) zum Quadrat.


    Beispiel:  Sie sind 1,72 Meter groß und 78  Kilogramm schwer. Dann rechnen Sie:


    1,72 x 1,72 =  2,96


    Teilen Sie jetzt ihr Gewicht durch diesen Wert:


    78 : 2,96 = 26,4


    26,4 – oder abgerundet 26 – ist Ihr Body-Mass-Index (BMI).




    BMI-Klassifizierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO):


    18,5 - 24,9   >>>   Normalgewicht


    25 - 29,9   >>>   Übergewicht


    30 - 34,9   >>>   Adipositas (Fettleibigkeit) Grad I


    35 - 39,9   >>>   Adipositas Grad II


    ab 40   >>>  Adipositas Grad III




    Das Normalgewicht hängt nach anderen Angaben auch vom Alter und Geschlecht ab. Die Aussage "Ich bin zu dick" ist sehr subjektiv. Manchmal sind auch Menschen mit Normalgewicht dieser Meinung, obwohl ihr Gewicht aus medizinischer Sicht völlig in Ordnung ist. Die Spanne des empfohlenen Normalgewichts ist relativ breit. Für eine rundum gesunde Figur muss man nicht spindeldürr sein.



    Wichtig zu wissen


    Der Body-Mass-Index (BMI) erlaubt nur eine erste grobe Einschätzung. Wer viel Muskelmasse  besitzt, kann bei der BMI-Berechnung ein hoher BMI  errechnen. Dabei muss in einem solchen Fall gar kein Übergewicht im eigentlichen Sinne vorhanden sein. Der BMI sagt auch nichts über die Verteilung des Körperfettes aus. Hier ist das Bauchfett, auch bekannt als Viszerales Bauchfett. 



    Warum ist viszerales Fett gefährlich?


    Viszeralfett ist sehr stoffwechselaktiv.  Das heißt: Es beinhaltet um die 200 Botenstoffe und Entzündungsmoleküle, die auf wichtige Hormone deines Körpers Einfluss haben – in diesem Fall leider meist ungünstige. Mediziner beurteilen Viszeralfett  inzwischen kritisch als Drüse, die selbständig sehr aktiv auch Fettsäuren ins Blut  schießt und die dann auch dort verbleiben und Unheil anrichten, weil die Zellen damit nichts anfangen können. Das "normale" Unterhautfett ist dagegen nicht aktiv.


    Grundsätzlich geht man bei zu viel vorhandenem Bauchfett von einem gesundheitlichen Risiko aus. Das Alter  und das Geschlecht  sind aber auch mit in die Beurteilung mit einzubeziehen. Viele Gesundheitsexperten ziehen mittlerweile den Wert "Taillenumfang in Zentimeter geteilt durch Körpergröße in Zentimeter"  (englisch: Waist-to-Height-Ratio, abgekürzt WHtR)  mit zur Beurteilung heran. Hier gilt ein Wert unter 0,5  (bei Älteren unter 0,6)  als erstrebenswert. Auch der Taillenumfang  allein hilft zur groben Orientierung. 



    Folgende Empfehlung gilt beim Tailienumfang:


    • bei Männern nicht über 102 Zentimeter
    • bei Frauen nicht über 88 Zentimeter

    Wir vom Viriditas.Team empfehlen ein die bioelektrische Impedanzanalyse, kurz BIA. Dieses Verfahren bieten wir auch in unserer Praxis aktiv an. Dieses ist ein Verfahren zur Bestimmung der Zusammensetzung des menschlichen Körpers. Sie wird vor allem zur Ermittlung des Körperfettanteils verwendet.


    Das Prinzip der bioelektrischen Impedanzanalyse basiert auf der Messung des elektrischen Gesamtwiderstandes des Körpers (Impedanz) über  insgesamt 8 Elektroden für Hände und Füße.  Mit  der speziellen Überkreuzmessung wird verlässlich angezeigt:


    • Körpergewicht
    • Körperfett
    • fettfreie Masse
    • Viszeralfett
    • Körperwasser
    • Muskelanteil
    • Knochenmasse
    • Kalorienbedarf 

    Durch die unterschiedlich gute Leitfähigkeit der Körperbereiche können so Rückschlüsse auf die Körperkomposition gezogen werden. Für den Rückschluss auf die fettfreie Masse und Fettmasse über das Körperwasser besteht die Annahme, dass der Wassergehalt der fettfreien Masse des menschlichen Körpers konstant bei 73% liegt. Über diese sehr einfache und ungefährliche Meßmethode erfährt man sehr schnell, wie sich die Körperzusammensetzung darstellt.



    Durchführung einer BIA-Messung


    Mit unserer Bioelektrischen-Impedanz-Analyse-Waage wird innerhalb von Sekunden durch einen nicht spürbaren, völlig unbedenklichen und ungefährlichen Strom eine Bestimmung von Körperanteilen ermöglicht. Mit dieser Messung des elektrischen Widerstandes (Impedanz) und der Einberechnung von Konstanten bzw. individuellen Werten (Alter, Größe, Geschlecht, Aktivitätsgrad) können der Körperfettanteil und weitere Größen im Körper bestimmt werden. Muskelgewebe und Wasser haben eine gute elektrische Leitfähigkeit und daher einen geringeren Widerstand. Knochen und Fettgewebe hingegen haben eine geringe  Leitfähigkeit, da die Fettzellen und Knochen durch sehr hohen Widerstand den Strom kaum leiten.



    Folgende Messbedingungen sollten als wissenschaftliche Standarisierung eingehalten werden:


    • Nahrungskarenz 4-5 Stunden vor der Messung
    • sportliche Betätigung 12 Stunden vor der Messung eingeschränkt
    • Verzicht auf Alkoholkonsum mindestens 24 Stunden vor der Messung
    • Haut sollte sauber, trocken und fettfrei sein
    • Harnblase ist entleert


    Vorteile einer BIA-Messung


    Neben anderen Verfahren zur Bestimmung der Körperzusammensetzung des Menschen bietet die BIA folgende Vorteile:


    • einfache Durchführung
    • portabel
    • kostengünstig
    • keine Nebenwirkungen
    • unabhängig vom Untersucher


    Erkrankungen, die häufig mit Viszeralfett auftreten


    Mit einem zunehmenden Anteil an Viszeralfett, erhöht sich parallel zunehmend das Risiko für: 


    • Diabetes Typ 2
    • Bluthochdruck
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Herzinfarkt
    • Schlaganfall  


    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Ratgeber: Übergewicht; Deutscher Reform Verlag.
    • Anemueller, H.: Das Grunddiätsystem; Hippokrates-Verlag.
    • Fahrenkamp, S.: Die Kunst fit und nicht fett zu sein; Goldmann-Verlag.
    • Bennet, W.: Vom Sinn und Unsinn der Diätkuren; Tomus-Verlag.
    • Wolf, D.: Übergewicht und seine seelischen Ursachen; Pala-Verlag.
    • Klever, U.: Kalorien/Joule-Kompass; Gräfe + Unzer Verlag.
    • www.fitforfun.de
    • https://flexikon.doccheck.com
    • www.beurer.com
    • Apotheken-Umschau  (Body-Mass-Index)




  • 20. Venenbeschwerden


    Venen


    Venen sind Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut zum Herzen transportieren. Venen unterscheiden sich in ihrem Aufbau von den Arterien. Die Gefäßwand der Venen besteht aus drei Schichten: Intima mit elastischen Fasern, Media mit locker gefügten Bündeln glatter Muskulatur, Adventitia. Im Gegensatz zu den Arterien ist die Begrenzung der Schichten unscharf. In den Venen befinden sich Venenklappen, die den Rückfluss des Blutes hemmen.



    Venenschwäche


    Nach einer repräsentativen Untersuchung der Tübinger Universitätsklinik leiden 42 % aller Frauen und 18 % aller Männer in Deutschland an Beschwerden, die mit einer "Venenschwäche" einhergehen. Die Beschwerden äußern sich in Form von:


    • Schweren Beinen
    • Spannungsgefühl in den Beinen
    • Geschwollenen Beinen, Knöchel und/oder Füße
    • Kribbelige oder unruhige Beine, beim Liegen oder Sitzen

    Diese Beschwerden resultieren aus einem Blutstau in den Beinen, weil der Rückfluss des Blutes zum Herzen gestört ist.


    Ursachen von Krampfaderleiden und sichtbaren Hautveränderungen:


    Der Rücktransport des Blutes aus den Beinen zum Herzen erfolgt durch die Venen- Muskelpumpe (Zehen- und Fußsohlenpumpe, Wadenmuskelpumpe, Oberschenkelpumpe) unter Mithilfe der Venenklappen. Bei Bewegungsmangel werden die Venen-Muskelpumpen nicht betätigt. Die Folge ist eine Störung des Blutrückstromes, was zu einem hohen Druck in den Beinvenen führt.



    Die Folgen für die Venen sind:


    • Verlust der Venenwandelastizität
    • Erweiterung der Venen
    • Verlust der Klappenfunktion (=Pendelblut)


    Die Folgen für die Kapillaren sind:


    • Verlust der Kapillarwandelastizität
    • Erhöhung der Kapillarwandbrüchigkeit durch eine gesteigerte Aktivität von Enzymen, welche die Gitterstruktur der Kapillarwände abbauen

    Ursachen einer erhöhten Kapillarwanddurchlässigkeit, d.h. ein erhöhter Austritt von Flüssigkeit und großen Molekülen aus den Kapillaren in das Gewebe ist die Folge (=Oedem).

    Zeichen einer chronischen Blutstauung sind:



    Krampfadern  entwickeln sich fast ausschließlich in oberflächlichen Venen verschiedener Größenordnung. Man unterscheidet:


    • Stammvarikose (Erweiterung der Stammvenen = Vena saphena magna und vena saphena parva)
    • Seitenastvarikose (Erweiterung der Seitenastvenen)
    • Retikuläre Varikose (Erweiterung kleiner Hautvenen)
    • Besenreiser (Erweiterung kleinster Hautvenen)

    Am häufigsten sind Stamm- und Seitenastvarikosen; die verschiedenen Formen können völlig getrennt voneinander auftreten oder in Kombination.


    Sichtbare Hautveränderungen  (=venöses Stauungssyndrom):


    • Ödeme ("dicke Beine")
    • Pigmentierung (braunfleckige Beine durch Einlagerung von Abbauprodukten der Erythrocyten)
    • Entzündungen und Geschwüre (Ulcus cruris)
    • Atrophie blanche (weißfleckige Beine durch entzündliche, vernarbende Prozesse)


    Risikofaktoren, die zur Ausbildung eines chronischen Blutstaus (=chronisch venöse Insuffizienz) führen können:


    • Erblich bedingte Schwäche der Venenwände.
    • Schwangerschaft und Pille: hormonelle Umstellungen lösen eine Bindegwebsschwäche aus. Zudem tritt während der Schwangerschaft ein extrem hoher Druck im Bauchraum auf, der den venösen Rückstrom des Blutes erschwert.
    • Bewegungsmangel (sitzende bzw. stehende Tätigkeit)
    • Übergewicht

    Zu vermeiden sind außerdem große Hitzebelastungen. Hitze fördert die Schädigung der Gefäße. Ebenfalls ungünstig wirkt sich das ständige Tragen hochhackiger Schuhe aus. Das Bewegungsausmaß der Beinmuskulatur wird dadurch eingeschränkt und somit die Venenmuskelpumpe behindert.


    Vorbeugung und Behandlung der Venenschwäche:


    Eine große Bedeutung in der Vorbeugung und Behandlung haben physikalische Maßnahmen wie:


    • Bewegungsübungen (Anregung der Venenmuskelpumpe),
    • Kneippsche Anwendungen (Gefäßtraining),
    • Stützstrümpfe oder Stützverbände (Kompression der Venen)
    • Hochlagern der Beine (Verbesserung des Blutrückflusses zum Herzen)

    Zur Unterstützung der physikalischen Maßnahmen sind Zubereitungen aus Heilpflanzen zu empfehlen. Folgende Pflanzen werden bevorzugt zur Venenstärkung eingesetzt:


    • Buchweizenkraut  (Wirkstoff Rutin):  Rutin erhält die Elastizität der Blutgefäße, insbesondere der kleinsten Adern (Kapillaren). Rutin beugt einer erhöhten Kapillarbrüchigkeit und einer gesteigerten Kapillardurchlässigkeit (=Permeabilität) vor. Eine erhöhte Kapillardurchlässigkeit kann u.a. die Bildung von Oedemen (Flüssigkeitsansammlungen im Zwischenzellgewebe) zur Folge haben. Die Normalisierung der Durchlässigkeit ist durch eine Oedem-Rückbildung, z.B. an den Beinen, zu erkennen.
    • Rutinpräparate  sind somit geeignete Arzneimittel zur Vorbeugung und bei bestehender Arteriosklerose sowie einer "Venenschwäche".
    • Ginkgo  (Wirkstofffe:  Flavonoide, Ginkgolide):  Extrakte aus Ginkgoblätter beeinflussen die Fließeigenschaften des Blutes. Das Blut wird "dünnflüssiger" und die Durchblutung der peripheren Gewebe (Beine, Füsse) verbessert.
    • Mäusedorn  (Wirkstoffe: Ruscus-Saponine):  Durch die Behandlung mit Mäusedornextrakt steigt der venöse Druck an, wodurch der venöse Rückstrom zum Herzen verstärkt wird. Dieser Effekt beruht vermutlich auf einer Stimulierung der glatten Venenmuskulatur (Venentonisierung).
    • Rosskastanie  (Wirkstoff Aescin):  Aescin dichtet die Gefäßwände von Kapillaren und Venolen ab und verhindert somit das Eindringen von Blutflüssigkeit in das Gewebe (Transsudation). Der Bildung von Oedemen (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe) wird somit vorgebeugt.
    • Steinklee  (Wirkstoff Cumarin):  Cumarin wirkt entzündungshemmend und beugt der Bildung von Oedemen vor. Der venöse Rückfluss wird verstärkt. Zudem fördert Cumarin die Lymphzirkulation, was ebenfalls eine Ansammlung von Flüssigkeit in die Zwischenzellgewebe verhindert.

    Produkte zur Venenstärkung im Reformhaus®:


    Im Reformhaus® werden eine Vielzahl von Produkten zur Venenpflege und Venenstärkung angeboten. Verwendet werden vorwiegend die oben genannten Heilpflanzen. Angeboten werden vorwiegend folgende Darreichungsformen:


    Innerliche Anwendung:


    Dragees, Kapseln, Tonika, Tees


    Äußerliche Anwendung:


    Venensalben:

    Es ist darauf zu achten, dass die Salbe nur ganz leicht ohne Druck aufgetragen wird, um evtl. Gefäßschäden nicht zu verstärken. Das Auftragen sollte immer in Richtung zum Herzen hin erfolgen.


    Venenbäder:

    Zu achten ist auf die Temperatur. Hitze fördert die Schädigung der Venen. Venenbäder dürfen nicht zu heiß sein.




    Quelle & Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Haas, P.: Das geschwollene Bein; Apotheker Journal 
    • Schilcher, H.: Kleines Heilkräuterlexikon; Diaita Verlag, Bad Homburg.
    • Wichtl, M.: Teedrogen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
    • Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen; Gräfe + Unzer Verlag.
    • Weiss, R.F.: Lehrbuch der Phytotherapie; Hippokrates Verlag.



  • 21. Schlafstörungen


    Schlafstörungen

     

    Schlafstörungen sind vielfältig und lassen sich in verschiedene Gruppen unterteilen. Im deutschsprachigen Raum ist die Unterteilung in Ein- und Durchschlafstörungen, übermäßige Tagesschläfrigkeit, störende und krankhafte Begleitsymptome des Schlafes sowie Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus üblich.



    Fachbegriffe


    Bezeichnungen im Zusammenhang mit Schlafstörungen sind:


    • Dyssomnien  = Allgemein: Schlafprobleme, gestörter Schlaf

                        Insomnie  = Ein- und Durchschlafstörungen

                        Hyposomnie  = mangelhafter bzw. ungenügend erholsamer Schlaf

                        Hypersonmnie  = übermäßige Tagesschläfrigkeit


    • Narkolepsie  = plötzliches Einschlafen in Alltagssituationen in Verbindung mit
    • Kataplexie  = plötzliches Erschlaffen der Haltemuskulatur des Körpers mit Zusammensacken
    • Parasomnien  = während des Schlafes oder beim Aufwachen auftretende Störungen – besonders bekannt z. B. Schlafwandeln

    Von Bedeutung für Diagnose und Therapie ist die Unterscheidung von primären und sekundären Schlafstörungen:


    • Primäre Schlafstörungen  - die Symptome sind nicht auf eine Basiserkrankungen zurückzuführen
    • Sekundäre Schlafstörungen  - die Schlafstörungen treten als Begleitsymptome einer organischen oder seelischen Erkrankung auf. Dabei steht in erster Linie die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.



    Schlafstörungen nach ICD/ICSD


    werden in der “Internationalen Klassifikation von Krankheiten 10“ (ICD-10 = International classification of diseases – aktuell ist die 10. Fassung) unterteilt.


    G25.8   Episodische Bewegungsstörungen


    G47   Organische

    G47.0   Insomnie

    G47.1   Hypersomnie

    G47.2   Störungen Schlaf-Wach-Rhythmus

    G47.3   Schlafapnoe

    G47.4   Narkolepsie und Kataplexie

    G47.8/9   Restkategorien


    F51   Nichtorganische

    F51.0   Insomnie

    F51.1   Hypersomnie

    F51.2   Störungen Schlaf-Wach- Rhythmus

    F51.3   Schlafwandeln

    F51.4   Pavor nocturnus = Nachtangst

    F51.5   Albträume

    F51.8/9   Restkategorien


    (Quelle: Grözinger, M.: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinik Aachen)


    Ein genaueres Klassifikationssystem ist die ICSD (= International classification of sleep diseases).



    Schlafstörungen nach ICSD-2 2005 kompatibel mit ICD-10


    1. Insomnien

    2. Schlafbezogene Atmungsstörungen

    3. Hypersomnien zentralen Ursprungs, nicht bedingt durch zirkadiane Rhythmusstörungen oder gestörten Nachtschlaf

    4. Zirkadiane Rhythmusstörungen

    5. Parasomnien

    6. Schlafbezogene Bewegungsstörungen

    7./8. Restkategorien


    (Quelle: Grözinger, M.: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinik Aachen)



    Häufigkeit von Schlafstörungen


    Rund ein Drittel  der erwachsenen Deutschen ist nach Daten des DEGS1 (= Studie zur Gesundheit von Erwachsenen in Deutschland) von Ein- und Durchschlafstörungen mit “potenzieller klinischer Relevanz (dreimal pro Woche und mehr)“ betroffen. Durchschlafstörungen sind dabei mit 23 % häufiger als Einschlafstörungen mit 11 %. In anderen Ländern wurden ähnliche Häufigkeitsverteilungen ermittelt. Weltweit wurden in epidemiologischen Studien Prävalenzen* zwischen 10 und 30 % für gestörten Schlaf gefunden.


    (*Prävalenz:  Häufigkeit einer bestimmten Krankheit in einer Population zum Zeitpunkt der Untersuchung)



    Diagnose und Ursachen von Schlafstörungen


    Es gibt zahlreiche Ursachen von Schlafstörungen. Diese können bedingt sein in der Nichtbeachtung der allgemeinen Regeln der Schlafhygiene (Schlaf). Beruflich bedingt spielt hier die Schichtarbeit eine wichtige Rolle. Vor allem Nachtschicht bringt die zirkadiane Rhythmik in ein Ungleichgewicht und kann zu einer Reihe von Folgekrankheiten führen. Die zirkadiane Rhythmik hängt stark von dem bei Dunkelheit  produzierten schlaffördernden Hormon Melatonin  ab. Hinzu kommen substanzinduzierte Schlafstörungen, die durch bestimmte anregende Substanzen und Medikamente hervorgerufen werden können(siehe Tabelle).



    Substanzinduzierte Schlafstörungen


    • Insomnie und Hypersomnie:   Alkohol, Antiparkinsonmedikamente, Drogen, Hormone (Kortikoide, Schilddrüsenhormone), Hypnotika, Internistische Medikamente (Beta-Blocker, Theophyllinpräparate), Koffein, Psychopharmaka (antriebssteigernde Antidepressiva, Stimulantien)
    • Parasomnie:   Hypnotika

    (Quelle:  Grözinger, M.: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Uniklinik Aachen)



    Beim Schlaf-Apnoe-Syndrom, das charakterisiert ist durch Schlafaussetzer, die infolge Sauerstoffmangels auftreten, spielen anatomisch-physiologisch bedingte Gegebenheiten im HNO-Bereich eine wichtige Rolle. Auch Übergewicht  begünstigt das Schlaf-Apnoe-Syndrom, es kommt dann zu einem Teufelskreis. Die Schlaf-Apnoe begünstigt Übergewicht, Übergewicht fördert die Schlaf-Apnoe. Folgeerkrankungen der Schlafapnoe können Durchblutungsstörungen im Gehirn sein: Schlaganfall- und Arterioskleroserisiko steigen.

    Sekundäre Schlafstörungen werden durch Basiserkrankungen ausgelöst, deren Symptome den Schlaf beeinträchtigen.


    Die Schlafmedizin ist eine fachübergreifende Disziplin. Der Begriff Schlafmediziner wird zwar verwendet, es gibt jedoch keine einheitliche Fachausbildung. Sehr verschiedene Berufsgruppen wie z. B. Arbeitsmediziner, Biologen, Fachärzte (HNO Ärzte, Kardiologen, Lungenfachärzte, Neurologen), Pharmakologen und Psychologen arbeiten in der Schlafmedizin zusammen.



    Therapie von Schlafstörungen


    Die Behandlung von Schlafstörungen richtet sich nach der Diagnose und dem Schweregrad. Wichtige Kriterien sind dabei die Ausprägung des Befindens bei Insomnien wie Angst, Erschöpfung, Müdigkeit, Reizbarkeit und Ruhelosigkeit. Bei den sekundären Schlafstörungen steht die Behandlung der Basiserkrankung im Vordergrund. Bei Hypersomnien ist es die Häufigkeit unfreiwilliger Einschlafepisoden, gekoppelt mit den Bedingungen der Einschlafsituationen. Sowohl bei Insomnien als auch bei Hypersomnien ist der Grad der sozialen und beruflichen Beeinträchtigung wichtig für die Wahl der Therapie. Die Therapie von Schlafstörungen ist, wie die unten stehende Tabelle aufzeigt, komplex. Sie richtet sich nach der spezifischen Diagnostik und der individuellen Ausgangssituation des Patienten.



    Therapiebausteine


    • Apparative Ventilation (Schlaf-Apnoe)
    • Psychoedukation
    • Partner/ Partnerin einbeziehen
    • Psychotherapie
    • Gewichtsregulation
    • Schlafhygiene
    • Behandlung der Grunderkrankungen
    • Um-/Absetzen bestehender Substanzen
    • HNO-Operationen
    • Vermeidung der Rückenlage
    • Medikamentöse Therapie
    • Zahnärztliche Maßnahmen

    (Quelle: Grözinger, M.: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Uniklinik Aachen)



    Ein wichtiges Instrument, sowohl bei der Diagnose als auch in der Therapie ist ein Schlaftagebuch. Hier kann der Therapeut wertvolle Hinweise über das Schlafverhalten und über das Einhalten therapeutischer Maßnahmen erhalten. Nachteil ist eine starke Fixierung auf den gestörten Schlaf.



    Bei den therapeutischen Interventionen können unterschieden werden


    • Nichtmedikamentöse Behandlung
    • Behandlung mit spezifischen Gerätschaften (z. B. Schlaf-Apnoe)
    • Medikamentöse Therapie
    • arzneiliche Behandlung mit synthetischen Wirkstoffen
    • arzneiliche Behandlung mit pflanzlichen Wirkstoffen


    Nicht medikamentöse Behandlungsansätze


    • Entspannungsverfahren  z. B. Autogenes Training, Phantasiereisen, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson u.a. 
    • Mentale Techniken  z. B. Stimuluskontrolle: Bett als alleinigen Auslösereiz für den Schlaf etablieren, Umgang mit Gedankenschleifen, paradoxe Interventionen u.v.m. 
    • Schlafeinschränkung  mit dem Ziel einer Stabilisierung des Schlaf- und Wachrhythmus
    • Vermittlung der Grundregeln der Schlafhygiene


    Behandlung mit speziellen Geräten:


    Bei der Schlaf-Apnoe wird über Nacht die kontinuierliche Sauerstoffzufuhr gesichert. Das Verfahren wird auch als CPAP (Continous Positive Airway Pressure) bezeichnet.



    Medikamentöse Therapien


    Seit der Antike werden schlafanstoßende Mittel gegen Schlafstörungen – sogenannte Hypnotika  – verabreicht. Nicht selten richteten solche “magischen Mittel“ mehr Schaden als Nutzen an. Der Übergang zu den Beruhigungsmitteln (= Sedativa) ist fließend. Neuroleptika, auch Antipsychotika genannt, sind Medikamente, die Nerven beruhigend wirken und/oder psychische Erregungszustände dämpfen.


    Hypnotika werden hinsichtlich ihres Wirkortes im Gehirn (z. B. limbisches System, Formatio reticularis = Wachzentrum) und aufgrund ihrer Wirkstoffgruppen unterschieden. Die meist verwendeten und verschreibungspflichtigen Hypnotika sind die Benzodiazepine, die primär auf das limbische System wirken. Barbiturate  (ursprünglicher Wirkstoff Barbital) sind in ihrer Verwendung mittlerweile stark eingeschränkt. Für den größten Arzneiskandal Deutschlands sorgte die Verschreibung des Wirkstoffes Thalidomid im Schlafmittel Contergan. Bei Schwangeren führte dieses Mittel zu teratogenen Effekten (Missbildungen beim Fötus vgl. (Contergankinder“). Bei den synthetischen Schlafmitteln unterliegen nur zwei Wirkstoffe aus der Gruppe der H1-Antihistaminika  (Diphenhydramin und Doxylamin) nicht der Verschreibungspflicht. Allerdings sollte deren Einsatz nur auf maximal zwei Wochen begrenzt sein. Wirksame und unschädliche Hypnotika sollten keine / wenige  der folgenden Nebenwirkungen haben:


    • Abhängigkeit = Gewöhnung im Sinne von Sucht
    • Beeinträchtigung des physiologischen Schlafrhythmus
    • Hangover = sich am nächsten Morgen “gerädert“ fühlen
    • Rebound-Effekt = Verstärken der Schlafstörungen nach Absetzen des Präparates
    • Tachyphylaxie = Nachlassen der Wirkung bei längerfristigem Gebrauch
    • Toleranzentwicklung = Dosis muss kontinuierlich gesteigert werden
    • Verminderte Gedächtnisleistung

    Die hinsichtlich der genannten Kriterien unbedenklichsten “Schlafmittel“ sind die in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) seit langem bewährten und bekannten Heilpflanzenzubereitungen aus Baldrianwurzeln, Hopfenzapfen, Lavendelblüten, Melissenblättern und das Passionsblumenkraut. Zu diesen „Beruhigungspflanzen“ zählt traditioneller Weise auch das Johanniskraut, das mittlerweile auch als Spezialextrakt in Antidepressiva verwendet wird. In verschiedenen Fertigpräparaten ist es zum Teil apotheken-/verschreibungspflichtig und hat auch Arzneirisiken wie Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen. Die genannten pflanzlichen Mittel werden alleine oder in Kombinationen in verschiedenen Darreichungsformen wie z. B. Bäder, Dragees, Kapseln, Tabletten, Tees (Filterbeutel, Instant) und auch in der Aromatherapie (Hopfenzapfen, Lavendelblüten, Kräuterkissen) angeboten.


    Wichtig:   Die erfolgreiche Anwendung setzt die Mitarbeit des Patienten voraus, da sie nicht zentral hypnotisierend wirken. Allgemeine schlaf-hygienische Regeln müssen beachtet werden. Der große Vorteil der natürlichen Einschlafhilfen liegt in ihrem sehr geringen Risikopotential und in ihrer den natürlichen Schlaf anstoßenden Wirkung.




    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Grönzinger, M.: Behandlung von Schlafstörungen: Weit mehr als nur ein Schlafmittel
    • Koch, U.: Schlaf ist kein Luxus; PTA-Magazin 09/10
    • Schlack, R. u.a.: Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung; Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 5/6
    • Zulley, J. : Gesunder und gestörter Schlaf – Informations-broschüre der Barmer GEK




  • 22. Rheuma, gesunde Gelenke


    Rheuma

     

    Das Wort Rheuma stammt aus dem Griechischen und bedeutet fließen, bzw. Im Fluss. Zugrunde liegt die Vorstellung, dass “schleimige Ströme vom Kopf in die fernen Körperteile fließen und dort Krankheiten auslösen“. Nach der internationalen Klassifikation ( ICD) sind mehr als 100 Erkrankungsformen dem “rheumatischen Formenkreis“ zuzuordnen.



    Rheumatischer Formenkreis


    Den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind die schubweise auftretenden Schmerzen und Bewegungseinschränkung im Bereich des Haltungs- und Bewegungsapparates gemeinsam. Der rheumatische Formenkreis wird in vier Hauptgruppen, mehrere Unter-gruppen und einzelne Krankheiten unterteilt. Die vier Hauptgruppen sind:


    1. Entzündlich rheumatische Erkrankungen
    2. degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
    3. Weichteilrheumatismus (nicht entzündlich)
    4. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden


    1. Entzündliche rheumatische Erkrankungen


    Bei der chronischen Polyarthritis, der wichtigsten und bekanntesten rheumatischen Erkrankung sind mehrere Gelenke entzündet, die sich mit der Zeit verformen und schließlich unbeweglich werden. Die Ursachen sind nicht sicher bekannt, eine Störung des Immunsystems gilt als sicher, da man entsprechende Rheumafaktoren (Antikörper) im Blut nachweisen kann. Krankheitsschübe treten auch bei seelischen Belastungen auf. Die entzündete Gelenkinnenhaut sondert zu viel und veränderte Gelenkflüssigkeit ab. Dadurch schwillt das Gewebe um das Gelenk herum an und schmerzt. Die Gelenkinnenhaut wuchert und stört die Gelenkfunktionen. Auch der Knorpel sowie der darunter liegende Knochen wird betroffen. Das Gelenk verformt sich und versteift. Wegen der schmerzhaften Bewegungen wird das entzündete Gelenk häufig geschont, was eine Verkümmerung von Muskeln und Bändern zur Folge hat. Bei den seronegativen Spondarthritiden  können die Gelenke und auch die Wirbelsäule betroffen sein. Dazu zählen der Morbus Bechterew (Spondylitis ancylosans) und die Psoriasis-Arthritis, die mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) verbunden ist. Entzündungen der Gelenke können auch nach Infekten der Harnwege und des Darms (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) auftreten.


    Außerdem zählen noch weitere Krankheiten zu den entzündlichen rheumatische Erkrankungen:



    Weitere entzündliche rheumatische Erkrankungen



    Arthritis des Kindesalters  (juvenile, chronische Arthritis)


         3 Hauptformen


    • Still-Syndrom (m. Fieber)
    • Polyarthritis ähnlich der Erwachsenenform,
    • Arthritis mit Regenbogen-entzündung (Iritis)


    Bindegewebserkrankungen  (Kollagenosen)


    • Systemischer Lupus Erythematodes (SLE)
    • Sklerodermie (progressive systemische Sklerose)
    • Dermatomyositis
    • Panarteriitis
    • Mischkollagenose


    Gefäßentzündungen  (Vaskulitiden)


    Polymyalgia rheumatica verknüpft häufig mit Temoralarteriitis (Riesenzellarteriitis)

    Schwere lebensbedrohliche Erscheinungen, betroffen auch Haut, Herz, Gefäße, blutbildende Organe, Niere und Nervensystem



    Sehr seltene Formen


    Churg-Strauß-Syndrom, Wegner'sche Granulomatose



    2. Degenerative Gelenk und Wirbelsäulenerkrankungen


    Zu dieser Gruppe werden die sehr weit verbreiteten degenerativen Arthrosen gezählt, bei denen die Schäden des Gelenkknorpels (Hüfte/Knie) charakteristisch sind. Sie sind auf alters- oder belastungsbedingte (Berufe mit hohen Gelenkbelastungen, Leistungssport) Prozesse zurückzuführen

    Eine Rolle spielen auch Fehlstellungen, Fehlhaltungen oder Störungen des Knorpelstoffwechsels.



    3. Weichteilrheumatismus


    Hierzu zählen nicht entzündliche Erkrankungen von Muskeln und Sehnen, auch Verspannungen, der so genannte Tennisarm sowie Nerven-Engpass-Syndrome wie z. B. das Karpaltunnelsyndrom. Auch die Fibromyalgie wird zu dieser Gruppe gezählt.



    4. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden


    Gicht und Osteoporose sind beispielsweise Stoffwechselerkrankungen, die Beschwerden des Bewegungsapparates hervorrufen.Bei der Osteoporose ist der Knochenstoffwechsel, bei der Gicht der Harnsäurestoffwechsel gestört.


    Häufigkeit:  Die WHO geht davon aus, dass etwa 4 % der Weltbevölkerung betroffen sind. Die deutsche Rheumaliga nennt folgende Zahlen für Deutschland:



    Häufigkeit von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises


    Arthrose

    • 5 Millionen; 300.000 neue Knie und Hüftgelenke/Jahr

    juvenile idiopathische Arthritis

    • ca. 15.000 betroffene Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren / jährlich 1.500 Neuerkrankungen

    Morbus Bechterew

    • 0,4 - 2 % der Bevölkerung

    Schmerzmuskelerkrankungen / Fibromyalgie

    • 1-2 Millionen, Alter meist 50-60; 15 % jünger als 40

    Rheumatoide Arthritis

    • 0,8 % der Bevölkerung, Frauen dreimal so häufig wie Männer

    Vaskulitis und Kollagenosen

    • Eher selten: 5 von 10.000 Menschen



    Diagnose von rheumatischen Erkrankungen


    Um eine rheumatische Erkrankung exakt zu diagnostizieren sind folgende Maßnahmen notwendig:


    • Anamnese:   Krankheitsgeschichte und -vorgeschichte, Krankheits-umfeld
    • Blutuntersuchungen  (Laboruntersuchungen):  nicht immer sind Rheumafaktoren nachzuweisen!
    • Röntgenuntersuchungen
    • Ultraschall-Untersuchungen  (Sonographie), speziell auch die Ultraschall-Untersuchung von Gelenken (Arthrosonographie)
    • weitere technische Untersuchungen  (z. B. Szintigraphie, Computer-tomographie, Kernspintomographie)



    Therapie von Rheuma


    Da unter Rheuma eine Vielzahl von Krankheiten zusammengefasst sind, kann es auch keine eindimensionale Behandlung geben. Unterschiedliche Therapiemethoden werden miteinander kombiniert und auf den Patienten abgestimmt.



    Elemente der Rheumatherapie


    Ergotherapie

    • Anpassung an die Anforderungen in der allgemeinen Lebensführung, im Haushalt, im Beruf und in der Freizeit, Gelenkschutztraining, Hilfsmittelversorgung, sogenannte funktionelle Therapie

    Krankengymnastik

    • als Einzelgymnastik und Gruppengymnastik, als Trockentherapie und im Bewegungsbad

    Medikamente

    • Vor allem entzündungs- und schmerzhemmende Mittel

    Operative Therapie

    • Gelenkersatz, Korrekturoperationen bei Gelenkfehlstellungen oder Funktionseinschränkungen

    Physikalische Therapie

    • Elektrotherapie, Kälte, Massagen, Wärme

    Phytotherapie

    • Präparate aus Arnika, Weidenrinde, Weihrauch, Teufelskralle
    • Durchspülungstherapie mit Brennnesselkraut und Löwenzahnkraut mit Wurzeln

    Psychologische Maßnahmen

    • Entspannungstraining, psychologische Schmerzbewältigung



    Rheuma und Ernährung / Nahrungsergänzung


    Basis der Ernährung bei allen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sollte eine vollwertige Mischkost mit ausreichender Nahrungsenergiezufuhr sowie einer sorgfältigen Auswahl der Nahrungsfette sein. Insbesondere bei den entzündlichen rheumatischen Erkrankungen spielen die Omega-3-Fettsäuren  eine wichtige Rolle. Sie wirken entzündungshemmend und sollten in ausreichender Menge bis zu 3 g pro Tag zugeführt werden. Wichtige Nahrungsquellen für Omega-3-Fettsäuren sind die Fettfische Hering, Makrele, Lachs und Thunfisch. Unter den pflanzlichen Lebensmitteln ist vor allem Leinöl mit ca. 60 % reich an Omega-3-Fettsäuren. (alpha-Linolensäure).


    Entzündungsfördernd wirkt dagegen die in allen tierischen Fetten vor allem in Schweinefett vorkommende Arachidonsäure. Diese sollte wenn möglich nur in geringen Mengen aufgenommen werden. In der Praxis bedeutet das einen geringen Verzehr von tierischen, fettreichen Lebensmitteln mit Ausnahme der Fettfische. Bei den Milchprodukten sollten die fettarmen Varianten bevorzugt werden. Das in Milchprodukten vorkommende Calcium ist für die Aufrechterhaltung der Knochensubstanz bedeutsam.


    Um die bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen anfallenden freien Radikale abzufangen sind antioxidativ wirkende Stoffe   wie Carotine, Vitamin C und E, Selen und die in Pflanzen vorkommenden Polyphenole   notwendig. Eine ausreichende Gemüse- und Obstzufuhr ist daher wichtig.


    Zu den Substanzen, die die Funktion der Gelenke ("Schmierstoffe“) unterstützen, zählen Chondroitin, Gelatine, Glucosamin, die Glucosaminoglucane (GAGs) der Neuseeländischen Grünlippmuschel sowie die Hyaluronsäure. Diese Stoffe werden vor allem bei den arthrotischen Erkrankungen empfohlen.


    Als Maßnahmen der Intensivernährung  ist das Fasten, evtl. auch das Basenfasten geeignet, allerdings nur bei konstitutionell dafür geeigneten Rheumatikern (nicht bei Untergewicht bzw. katabolem Stoffwechsel). Dieses wirkt häufig stark Symptom lindernd. In Frage kommt auch die vegetabile Rohkost nach Bircher-Benner.




    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Loisl, Puchner: Diagnose Rheuma; Springer Verlag 
    • Deutsche Rheuma-Liga, Merkblatt: Was ist Rheuma?
    • www.rheuma-liga.de
    • www.rheuma-online.de





  • 23. Akademie Gesundes Leben (in der Stiftung Reformhaus-Fachakademie) - Oberursel


    Reformhaus-Fachakademie = Akademie für gesundes Leben:


    Die Reformhaus-Fachakademie wurde als Stiftung ins Leben gerufen, um Mitarbeiterinnen der Reformhaus®-Branche modernes und ganzheitliches Ernährungswissen zu vermitteln und um Gesundheitsbildung zu fördern. Das stete Wachstum der Akademie erhielt 1992 durch den Neubau eine neue Form, und es wurde die „Akademie für gesundes Leben“ gegründet. Sie findet starken Zuspruch von Teilnehmern, die sich für eine ganzheitliche Lebens- und Sichtweise interessieren.


    Ziel der Reformhaus-Fachakademie ist die Schaffung von Rahmenbedingungen, in denen optimales Lernen und Lehren möglich ist. Mit allen Sinnen die Ganzheit erfassen. Heute präsentiert sich die Reformhaus-Fachakademie als modernes Seminarhaus, in dem sich lebendiges Lernen erleben lässt. Acht einmalige Seminarräume und ein Hotel mit 140 Betten sind die Merkmale des Angebots.



    Quelle:


    • Reformhaus-Fachlexikon

  • 24. Reformhaus-Gruppe


    Reformhaus

     

    Alle Reformhäuser sind Mitglied oder Vertragspartner der neuform, die als "Vereinigung Deutscher Reformhäuser e.G." im Jahre 1930 gegründet wurde. Die Gesellschaftsform ist eine Genossenschaft. Die Reformhäuser verstehen sich als "Treffpunkte gesunden Lebens", in denen Lebensmittel, Lebensmittel für Ernährungstherapie, Kosmetika, Naturheilmittel sowie andere für die Gesundheit wichtige Produkte mit besonderen Qualitätsansprüchen angeboten werden.


    Bei dem Begriff “Reformhaus“ handelt es sich um eine nach internationalem Recht geschützte Wortmarke, sowie um eine Wort-Bild-Marke.



    Geschichte


    Die ersten Reformhäuser wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Ihre Entwicklung ist untrennbar verknüpft mit der Lebens-reformbewegung, die auf vier bedeutsamen gesellschaftlichen Strömungen basiert: die Naturheilbewegung, der Vegetarismus, die Anti-Alkohol-Bewegung und die Jugendbewegung. Die Anhänger dieser Bewegungen verlangten einen Geschäftstyp, in dem Produkte für die Anwendung von Naturheilverfahren, vegetarische Lebensmittel und Körperpflegemittel angeboten wurden.


    Das erste Geschäft, das diese Wünsche berücksichtigte, wurde im Jahre 1887 in Berlin als "Gesundheits-Zentrale" von Carl Braun eröffnet. Der Name Reformhaus wurde allerdings erst im Jahre 1900 von Karl August Heynen für sein Gesundheitsgeschäft "Jungbrunnen" in Wuppertal verwendet. Die Zahl der Reformhäuser betrug 1925 etwa 200, 1939 im Deutschen Reich etwa 2000. 1945 waren davon in der Bundesrepublik noch etwa 500 übrig. Zu Beginn des Jahres 2012 gibt es in Deutschland 1368 Absatzstellen, in Österreich 1051.



    Reformhaus-Geschäftstypen


    Die 1368 Absatzstellen teilen sich wie folgt auf:


    • 514 Hauptgeschäfte als Vollreformhäuser
    • 466 Filialgeschäfte
    • 91 Reformhausdepots
    • 297 Vertrags- und Partner-Reformhäuser

    Während es sich bei den Depots um eine abgetrennte Reformhausabteilung in einem Geschäft, z. B. einer Drogerie handelt, sind Partner-Reformhäuser in einer Ladeneinheit (Apotheke, Drogerie, Feinkost, Parfümerie) mit gemeinsamer Kasse integriert.


    Sortimentsgestaltung (Exklusivsortiment):


    Das Kernsortiment der Reformhäuser besteht aus Lebensmitteln, Lebensmitteln für Ernährungstherapie, Kosmetika und freiverkäuflichen Arzneimitteln. Hinzu kommen "Non Food Artikel" wie Schuhe, Kleidung, Getreidemühlen, Bücher, Duftlampen u.v.m.


    Reformhaus-Exklusivprodukte werden von Marktpartnern produziert, die mit der neuform einen Exklusivpartnervertrag abgeschlossen haben. Die Reformhaus-Exklusivprodukte und Produkte mit dem neuform-Qualitätssiegel unterliegen besonderen Qualitätsrichtlinien, die meist über die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen hinausgehen.



    Qualitätsrichtlinien


    In umfangreichen Einzelrichtlinien werden für die verschiedenen Sortimentsgruppen Qualitätsanforderungen gestellt, die sich auf die Rohstoffe und die Verarbeitung beziehen.


    Vorgeschrieben ist der Einsatz schonender sowie der Verzicht auf wertmindernde Herstellungsverfahren. Beispiele:


    • Die Fetthärtung und Umesterung von Fetten ist grundsätzlich verboten
    • bei der Fruchtsaftherstellung ist die Verwendung von Konzentraten bis auf wenige Ausnahmen untersagt.
    • viele Zusatzstoffe wie z. B. synthetische Farb- und Konservierungsstoffe sind nach den neuform-Qualitätsrichtlinien nicht erlaubt.


    Reformhaus als Anbieter innovativer Produkte und Konzepte


    Die Reformhäuser haben eine lange Tradition in der Entwicklung innovativer Produkte. Sie waren die ersten Geschäfte, die heute weit verbreitete Lebens-, Heil- und Körperpflegemittel wie Margarine ("Pflanzenbutter"), Vollkornbrot, Weizenkeime, Hefe als Nährmittel, Sojaprodukte als Fleischersatz ("Pflanzenfleisch"), milchsaure Produkte mit rechtsdrehender Milchsäure, Fruchtsäfte, Pflanzensäfte und Naturkosmetika erstmals anboten.


    Viele Firmengründer der Reformwarenhersteller leisteten die Pionierarbeit in der Entwicklung spezieller der Gesundheit dienender Produkte. Zu nennen sind:


    • Dr. Fritz Gössel (Sojaerzeugnisse)
    • M.E.G. Gottlieb (Körperöle)
    • Felix Grandel (Weizenkeime)
    • Dr. Otto Greither (Naturheilmittel)
    • Horst Heirler (Sanoghurt-Kulturen)
    • Ernst Kunze (Naturkosmetika)
    • Dr. Friedrich Landmann (Margarine)
    • Alexander Lauffs (Fruchtsäfte)
    • Myro Patermann (Biomalz)
    • Walther Schoenenberger (Frischpflanzensäfte)
    • Karl Studt und Gustav Simons (Vollkornbrote)

    Bedeutende Impulse für das Konzept der Vollwerternährung gaben Dr. Werner Kollath sowie Dr. Helmut Anemueller in der Entwicklung des Grunddiät-Systems, das als Basiskonzept in die Ernährungstherapie von Naturheilärzten eingegangen ist.



    Fachgeschäft Reformhaus


    Neben den qualitativ hochwertigen Produkten werden besondere Anforde¬rungen an die Beratungskompetenz der Verkäuferinnen gestellt. Voraussetzung für die Führung eines Reformhauses ist eine Fachausbildung an der Stiftung Reformhaus-Fachakademie.


    Diese umfasst drei Fachseminare im Bereich Warenkunde für Arzneimittel, Kosmetika und Lebensmittel, Diätetik und Beratungsmethodik, die jeweils mit einer Prüfung abgeschlossen werden. Hinzu kommen Pflichtseminare zum Thema Betriebswirtschaft.


    Nur wer diese Fachausbildung absolviert hat, kann Mitglied der neuform-Genossenschaft werden und ein Reformhaus eröffnen.

    Zahlreiche Fortbildungsseminare fördern die Fachkompetenz der Reformhausinhaber/innen und -mitarbeiter/-innen.



    Adressen


    Eden-Stiftung

    Königsteiner Str. 107

    65812 Bad Soden

    www.eden-stiftung.de


    neuform VDR eG

    Ernst-Litfaß-Str. 16

    19246 Zarrentin

    Tel.: 038851/51-0

    www.reformhaus.de


    Stiftung Reformhaus-Fachakademie / Akademie Gesundes Leben

    Gotische Str. 15

    61440 Oberursel

    Tel.: 06172/3009-0

    www.reformhaus-fachakademie.de




    Quelle:


    • Reformhaus-Fachlexikon



  • 25. PAN - Physicians Association for Nutrition e.V. - München

    Physicians Association for Nutrition e.V.  (PAN)


    Die Physicians Association for Nutrition (PAN) ist eine international agierende, ärztliche Organisation, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, das Bewusstsein für das Potential einer vollwertigen, pflanzenbasierten Ernährung in der Gesundheitsförderung sowie der Krankheitsvorbeugung (Prävention) und -behandlung (Therapie) zu stärken. PAN richtet sich hierbei an Angehörige der Gesundheitsberufe (insbesondere Studierende der Humanmedizin), die Allgemeinbevölkerung und politische Schlüsselpersonen.


    PAN e.V. wurde 2018 als gemeinnütziger Verein  gegründet, und hat seinen Sitz in München.


    PAN expandiert und eröffnet ständig neue nationale PAN-Niederlassungen auf der ganzen Welt, um unter lokalen Bedingungen effizient und wirksam arbeiten zu können.



    Hauptaufgaben


    1. Bildung von Medizinstudierenden und Gesundheitsfachkräften


    • durch Bereitstellung von evidenzbasiertem Lehrmaterial zum präventiven und therapeutischen Potenzial der Ernährung
    • durch die Bereitstellung von Seminaren für Medizinstudierende und Schulungen für Angehörige der Gesundheitsberufe
    • durch das Bestreben, Ernährungslehre als zentralen Teil in allen gesundheitsberuflichen Ausbildungen, insbesondere im Medizinstudium, zu verankern
    • durch das Austragen von Konferenzen über Ernährung und Gesundheit

    ⇒   PAN liefert evidenzbasierte Ernährungs- und Gesundheitsinformationen, bewertet die Inhalte regelmäßig nach den neuesten verfügbaren und am gründlichsten recherchierten Erkenntnissen, und erkennt (und berücksichtigt) die Möglichkeiten und Grenzen bestimmter Forschungsergebnisse und etablierter wissenschaftlicher Methoden. PAN schätzt, begrüßt und fördert den wissenschaftlichen Austausch und die Diskussion.



    2. Unterstützung der Patienten/-innen bei Ernährungsumstellungen


    • durch Bereitstellung leicht verständlicher Aufklärungsressourcen zur optimalen Unterstützung der Patienten/-innen bei der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten
    • durch wirksame Ernährungsprogramme und Workshops

    ⇒   PAN dient Menschen, damit sie ihre eigenen Fähigkeiten entdecken und nutzen können, um ein gesünderes Leben zu wählen. PAN will inspirieren und beraten, und dabei jeden einzelnen Schritt eines Menschen wertschätzen.



    3. Aufbau eines globalen Netzwerks


    • durch die Verbindung von Angehörigen der Gesundheitsberufe, Wissenschaftlern/-innen und Medizinstudierenden
    • durch die Einrichtung von PAN-Studierendengruppen an Universitäten
    • durch die weltweite Gründung nationaler PAN-Niederlassungen, um unter lokalen Bedingungen effizient und wirksam arbeiten zu können

    ⇒   Als Teil eines globalen Netzwerks setzt PAN sich  für das gemeinsame Ziel einer verbesserten Gesundheit ein. PAN möchte sein Netzwerk erweitern und stärken, indem PAN neue Partner einlädt, um sein Handeln zu unterstützen, zu kritisieren und zu bewerten. Auf diese Weise schafft PAN einen Paradigmenwechsel, treibt eine weltweite Gemeinschaft voran und ermöglicht  einen nachhaltigen Wandel.



    4. Erschaffen einer einflussreichen Organisation für die medizinische Lobby


    ⇒   um den politischen Wandel zu fördern und die Einbeziehung der Ernährung in die Gesundheitssysteme und Gesellschaft zu forcieren




    P A N - T E A M


    • Carolin Wiedmann, MD  - Vorsitzende - München
    • Mark Hofmann, GF  - Geschäftsführer -  München
    • Niklas Oppenrieder, MD  - Medizinischer Leiter - Aschaffenburg
    • Cirus Henn  - PAN Academy ins Leben gerufen
    • David Lang  - PAN Academy ins Leben gerufen
    • Amanda Hausmann  - PAN Academy ins Leben gerufen
    • Paul Emtsev  - Social Media
    • Angelika Schulz  - PR & Communications
    • Johannes Oechsle  - Spendenakquise
    • Laura Müller  - Spendenakquise
    • Conrad Schulz-Ruhtenberg  - PAN University Groups
    • Moritz Dumm  - PAN University Groups


    P A N - F A C H B E I R A T


    • Michael Greger, MD  - Vorsitzende - Rockville (USA)
    • Prof. Dr. Claus Leitzmann  - Gießen
    • Prof. Dr. Martin Smollich  - Münster
    • Dr. med. Christian Kessler  - Berlin - Charité
    • Tanja Kalchenko, MD  - Oslo (Norwegen) 
    • David Stenholtz, MD  - Stockholm (Schweden)
    • Prof. Dr.  Allan Kornberg, MD  - Buffalo (USA)
    • Dr Jennifer L. Trilk, PhD  - South Carolina (USA)



    P A N - K O N T A K T:


    Physicians Association for Nutrition e.V.

    Stuntzstraße 8

    81677 München


    Kontakt:

    Telefon:   +49 1755 670739

    E-Mail:   info@pan-int.org


    PAN - Website:      https://pan-int.org/de/





  • 26. DKGD - Deutsches Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Diätetik e.V. - Braunschweig - Sven David Müller


    Deutsches Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik e. V  -  (DKGD)


    Das Deutsche Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik e. V. verfolgt einen interdisziplinären Ansatz in der Gesundheitsförderung (medizinische Prävention) und macht sich für ein gleichberechtigtes Team stark.


    Der Gründer des DKGD, Sven-David Müller, MSc., ist Medizinjournalist, Schriftsteller und Gesundheitspublizist. Der staatlich anerkannte Diätassistent und Diabetesberater der Deutschen Diabetes Gesellschaft hat Applied Nutritional Medicine (Angewandte Ernährungsmedizin) studiert, ein Volontariat und eine Redaktionsausbildung absolviert. Sein Studium hat Sven-David Müller als Master of Science (MSc.) abgeschlossen. Für seine Leistung in der Ernährungsaufklärung wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und der Ehrenmedaille für Kunst in Wissenschaft der Albert Schweitzer Gesellschaft ausgezeichnet. 


    Der Schriftsteller gehört zu den bekanntesten Diät- und Ernährungsexperten sowie erfolgreichsten Ernährungs-Autoren in Europa. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet mehr als 180 Bücher von Sven-David Müller. Seine Werke sind in 14 Sprachen mit einer Gesamtauflage von 6,5 Millionen erschienen. Zu seinen Bestsellern gehören die Bücher „Diabetes Ampel“, „Rheuma Ampel“, „Gicht Ampel“, „Salz Ampel“, „Die 50 besten Blutzuckerkiller“, „Die 50 besten Cholesterinkiller“, „Die 50 besten Erkältungskiller“, „Ernährungsratgeber Gicht“, „Das große Kochbuch gegen Bluthochdruck“ und „Ernährungsratgeber Arthritis/Arthrose“.


    Wichtige Informationen über die Ideen der anerkannten medizinischen Fachgesellschaft finden Sie unter “Wir über uns” – “DKGD stellt sich vor”.  Das Beitrittsgesuch gibt es im Download-Bereich - oder nutzen Sie die Online-Beitrittsmöglichkeit unter 


    http://www.dkgd.de/onlinebeitritt.html


    Mitgliederbeiträge für gemeinnützige Vereine sind steuerlich absetzbar.


    Schicken Sie das ausgefüllte und unterschriebene Beitrittsgesuch an die Adresse des Vereins:



    DKGD - Kontakt


    Deutsches Kompetenzzentrum Ge-

    sundheitsförderung und Diätetik e.V.  - (DKGD) 

    Sven-David Müller, 1. Vorsitzender

    Fasanenstraße 8

    38102 Braunschweig


    Telefon:      +49 (0)173 - 8530938

    eMail:          info@dkgd.de

    Website:     www.dkgd.de



    Gerade in der Gesundheitsförderung und Diätetik ist der Dialog wichtig. Daher ist das Deutsche Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik im Bereich der Neuen Medien (Internet und besonders Social Media) sehr aktiv. Treten Sie mit uns und natürlich Ihren Kolleginnen und Kollegen in Kontakt.


    Das Deutsche Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik auf Linkedin, Xing, Facebook:


    Linkedin-Gruppe Gesundheitsförderung, Prävention und Diätetik: 

    https://www.linkedin.com/groups/8526806


    Xing-Gruppe Gesundheitsförderung, Prävention und Diätetik: 

    https://www.xing.com/communities/groups/ganzheitliche-gesundheitsfoerderung-praevention-krankheitsvorbeugung-und-diaetetik-105b-1000670


    Xing-Gruppe für Diätassistenten, Diätologen, Diätetik und Diätberatung: 

    https://www.xing.com/communities/groups/diaetassistenten-diaetetik-und-diaetberatung-105b-1000668


    Facebook-Gruppe Deutsches Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik e.V.: 

    https://www.facebook.com/dkgdev/

    Facebook-Gruppe für Diätassistenten: 

    https://www.facebook.com/diaetassistenten/




  • 27. Die Ernährungs-Docs - NDR TV - Dr. med Anne Fleck, Dr. med. Matthias Riedl, Dr. med. Jörn Klasen, Dr. med. Silja Schäfer


    Die Ernährungs-Docs

    NDR Fernsehen


    Die drei Ernährungs-Docs sind alle erfahrene Mediziner. Sie zeigen, wie bei Diabetes, Migräne oder Rheuma mit speziellem Essen oft mehr erreicht werden kann als mit Tabletten. Essen kann krank machen - oder die Gesundheit stärken. Studien haben ergeben, dass rund 80 Prozent unserer Erkrankungen durch falsche Ernährung verursacht oder verschlimmert werden. Wie Lebensmittel auf unseren Körper wirken, das untersucht die moderne ernährungsmedizinische Forschung. Ernährungsmediziner versuchen, Krankheiten durch eine Umstellung der Nahrungsgewohnheiten zu heilen oder zu lindern. Bei schweren Krankheiten ist die ernährungsmedizinische Diät, also die Befolgung eines bestimmten Speiseplans, meist unterstützender Baustein einer Gesamttherapie.



    Was versteht man medizinisch unter Ernährung?


    Ernährung umfasst Essen und Trinken. Es geht um die Versorgung des Organismus mit Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß) und Mikronährstoffen (Vitamine und Mineralstoffe). Eine wichtige Rolle spielen außerdem die Ballaststoffe, die unser Darm dringend braucht, und die sekundären Pflanzenstoffe. Viele dieser - teils noch kaum erforschten - Pflanzenstoffe haben eine entzündungshemmende Wirkung.



    Seit wann gibt es die Ernährungsmedizin?


    Das Wissen um die positive oder negative Wirkung einzelner Nahrungsmittel ist uralt. Schon die Steinzeitmenschen vertrauten der Heilkraft von Wildkräutern wie Brennnessel oder Kamille. In den vergangenen Jahrzehnten vertiefte die Forschung durch zahlreiche Studien ihr Verständnis über die Stoffwechselvorgänge im Körper. Zahlreiche Wirkungsmechanismen konnten biochemisch nachgewiesen werden. So zeigten beispielsweise Studien, dass eine bedarfsdeckende Ernährung vor einer Operation die Wundheilung verbessert oder wie die Ernährung die Funktionsfähigkeit des Immunsystems beeinflusst. Manche Forschungsergebnisse stützen überlieferte Heilmethoden, andere liefern neue Therapieansätze.



    Wie läuft eine ernährungsmedizinische Therapie ab?


    Ausgangspunkt einer solchen Therapie ist eine Befragung über die bisherigen Ernährungsgewohnheiten. Meist ist es sinnvoll, für ein bis zwei Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen. Die Ergebnisse daraus ergänzen die Befunde aus der körperlichen Untersuchung und gegebenenfalls, nach einer Blutabnahme, die Laborwerte. Betrachtet man alles zusammen, lässt sich ableiten, welche Nährstoffe dem Organismus fehlen und welche ihm im Überfluss zur Verfügung stehen. Daraus folgt, welche Zutaten künftig mit auf den Speisezettel gehören und welche lieber wegzulassen sind. Im Ernährungsplan werden zudem die Häufigkeit und Portionsgrößen der Mahlzeiten festgelegt. Die Umstellung erfolgt schrittweise, in enger Abstimmung mit dem Patienten. Dabei wird immer der familiäre und berufliche Alltag einbezogen, um Lösungen auch für diejenigen zu finden, die kaum Zeit oder Mittel zum Kochen haben.



    Bedeutet die Ernährungstherapie vor allem Verzicht?


    Nein, denn die Lebensqualität steht an vorderster Stelle dieser Therapie. Der Arzt oder Ernährungswissenschaftler wird Vorlieben erfragen und sie so weit wie möglich im Ernährungsplan beibehalten.



    Wie schnell wirkt die Ernährungstherapie?


    Das ist ganz unterschiedlich. Um eine systemische, also den ganzen Stoffwechsel betreffende Veränderung zu erreichen, braucht es in der Regel mindestens ein paar Wochen. Abnehm-Erfolge treten oft schon binnen Kurzem ein. Grundsätzlich zielt die ernährungsmedizinische Therapie jedoch darauf, die Ernährungsgewohnheiten dauerhaft umzustellen - über die kurzfristige Verbesserung hinaus geht es also um eine langfristige Ausbalancierung der Nährstoffzufuhr.



    Was hat Einfluss auf den Therapieerfolg?


    Wie so oft im Leben ist Erfolg eine Frage der Selbstdisziplin: Wie konsequent setze ich den Therapieplan um? In Stressphasen ist es wenig sinnvoll, mit einer Ernährungstherapie zu beginnen, denn da fallen die meisten Menschen leicht in gewohnte Verhaltensmuster zurück. Auf das süße Trostpflaster folgt dann das schlechte Gewissen - und darauf der Gedanke: Nun habe ich es eh verbockt, nun kann ich auch weitermachen wie bisher. Eine Umstellung erfordert am Anfang schon allerhand Willenskraft. Wer die aufbringt und durchhält, wird aber schon bald positive Veränderungen wahrnehmen und stolz sagen: Ich kann mir selbst helfen! Ein beflügelndes Gefühl, das das Selbstbewusstsein stärkt und so wiederum den Therapieerfolg unterstützt.



    Welche Krankheiten lassen sich ernährungsmedizinisch behandeln?


    Besonders sinnvoll ist die Ernährungstherapie 
    etwa bei Nahrungsmittel-Intoleranzen  (Fruktose, Histamin, Laktose), bei den meisten Magen- und Darmerkrankungen  (etwa Morbus Crohn, Zöliakie, Reizdarmsyndrom, Verstopfung, Sodbrennen etc.), bei Esstörungen, bei Übergewicht  und damit verwandten Krankheiten wie Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck, Fettleber  und Diabetes mellitus Typ 2  sowie bei chronischen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse  oder der Nieren. Auch bei Gicht, Rheuma, Morbus Bechterew, Multiple Sklerose, Osteoporose, bei Neurodermitis  und selbst bei Krebs  leistet die Ernährungstherapie einen wertvollen Beitrag zur Behandlung. Unsere Ernährung ist ein so zentraler Faktor für die Gesundheit, dass es kaum eine Erkrankung gibt, die sich durch geeignete Umstellungen im Speiseplan nicht zumindest lindern ließe.



    Diese Ärzte helfen


    Essen als Medizin  - in dieser bisher einzigartigen Fernsehreihe wird Menschen geholfen, die an ihren massiven Gesundheitsproblemen fast verzweifeln. Die "Docs" Anne Fleck, Silja Schäfer, Matthias Riedl und Jörn Klasen, allesamt erfahrene Mediziner, wollen mit gezielten Ernährungs-Strategien Symptome deutlich verbessern und Krankheiten sogar heilen.


    An Bord einer "Hausboot-Praxis" mitten in Hamburg zeigen die Docs, wie sich mit speziellem Essen schon innerhalb weniger Monate oft erstaunliche Erfolge erzielen lassen.




    Dr. med. Anne Fleck  - kurz: "Doc Fleck" - ist international anerkannte Expertin auf dem Gebiet der innovativen Ernährungs- und Präventionsmedizin. Sie gehört zu den Pionieren in Deutschland, die aktuelle Forschungsergebnisse mit tradierten Heilmethoden effektiv verbinden: Als Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie mit Expertise in der Naturheilkunde verfolgt sie einen ganzheitlich orientierten Ansatz aus der Kombination von modernster Spitzenmedizin, Zuwendung und Naturheilkunde. Sie sieht sich selbst als "Gesundheitsscout", mit überzeugenden Konzepten und Strategien zum Gesunderhalt betreut und berät sie Menschen und Unternehmen aus dem In- und Ausland. Vor allem die Themen Krankheitsprävention, ganzheitliche Heilung und dauerhafte Gewichtsreduktion liegen ihr am Herzen.


    Als Bestseller-Autorin wurde Anne Fleck beim Literarischen Wettbewerb der Gastronomischen Akademie Deutschlands 2016 und 2017 auf der Frankfurter Buchmesse mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Die Ärztin ist Mitglied in internationalen Fachgesellschaften und engagiert sich als Dozentin und Moderatorin für moderne Gesundheitsansätze. Anne Fleck lebt und arbeitet in Hamburg.


    Doc Fleck´s Motto:   "Nutzen schaffen! Ich möchte für jeden Menschen die bestmögliche Gesundheit erreichen - für langfristig mehr Lebensqualität. Dabei haben Transparenz, Ehrlichkeit, Wertschätzung und Respekt für den Einzelnen höchste Priorität. Die Ergänzung der klassischen Medizin durch präventive und moderne ernährungsmedizinische Ansätze ist aus meiner Sicht unabdingbar."




    Dr. med. Silja Schäfer  ist Fachärztin für Allgemein- und Innere Medizin mit eigener Hausarztpraxis in Kiel. Seit vielen Jahren gehört die Ernährungsmedizin zu ihren Schwerpunkten. In ihrer ärztlichen Arbeit erlebt sie täglich, wie viele Menschen gesünder und stressfreier leben möchten und kompetente Unterstützung auf diesem Weg suchen. Silja Schäfer sieht sich als Gesundheitsmanagerin: Zuwendung, Herzenswärme und ein ganzheitlicher Blick sind für sie dabei ebenso essenziell wie die Anwendung der aktuellsten diagnostischen Standards. Beschwerden betrachtet Silja Schäfer im Gesamtbild des ganzen Menschen. Neben der Ernährungstherapie hat sie sich in Naturheilverfahren, Akupunktur und Neuraltherapie weitergebildet, außerdem in der Sportmedizin.


    Der gebürtigen Bayerin und erfolgreichen Skiläuferin (Mitglied der Deutschen Ski-Freestyle-Nationalmannschaft 1993-1997) liegt viel daran, Menschen in Bewegung zu bringen. Auch privat liebt Silja Schäfer den Sport, ebenso das Singen. Doch an erster Stelle steht für die zweifache Mutter ihre Familie.


    Dr. med. Silja Schäfer Motto lautet:   "Aufmerksam zuhören - das ist für mich als Ärztin die Basis. Ich nehme meine Patienten ernst und begebe mich mit ihnen gemeinsam auf die Suche nach passenden Lösungen. Auf ihrem Weg unterstütze und bestärke ich sie: Es lohnt sich, nicht aufgeben! Jeder Mensch kann viel für seine Gesundheit erreichen."




    Dr. med. Jörn Klasen  ist Experte, wenn es um Heilen durch Ernährung geht. Als Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Magen-, Darm- und Lebererkrankungen, Arzt für Naturheilverfahren und Arzt für Anthroposophische Medizin (GAÄD) verfolgt er einen ganzheitlichen Blickwinkel. Er kombiniert seit Jahrzehnten die klassische Schulmedizin mit alternativen Heilmethoden. Über 15 Jahre war er Chefarzt und zehn Jahre stellvertretender Ärztlicher Leiter am Asklepios Westklinikum Hamburg, führte dort das Zentrum für Individuelle Ganzheitsmedizin. Seit Oktober 2015 hat er seine Tätigkeit ans Klinikum Stephansplatz in Hamburg verlegt. Der Autor des Buchs "Autoimmunerkrankungen: Den Gegner im eigenen Körper besiegen" und Verfasser zahlreicher Buchbeiträge unterrichtet an den Ärztekammern Hamburg und Schleswig-Holstein. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg und der Semmelweis-Universität Budapest.


    Klasen hat schon immer über den Tellerrand der Schulmedizin hinausgeschaut. Er studierte auch Soziologie, Volkswirtschaft und Heilpädagogik, hat fünf Jahre lang mit Kindern und Jugendlichen in einem Heim gearbeitet und gelebt. Noch heute ist ihm die Aus- und Weiterbildung von jungen Menschen ein besonderes Anliegen.


    Dr. Jörn Klasen´s Motto lautet:   "Ich sehe immer den ganzen Menschen - mit Leib, Seele und Geist. Meinen Patienten möchte ich helfen, Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Bei mir sind alle Fragen erlaubt. Sie werden offen und wahrhaftig beantwortet."




    Dr. med. Matthias Riedl  ist unter anderem Internist und arbeitet als Diabetologe (DDG, ÄK Hamburg) und Ernährungsmediziner. Er leitet als ärztlicher Direktor das von ihm 2008 gegründete medizinische Versorgungszentrum medicum Hamburg mit der Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin und Deutschlands größter Diabetespraxis. Es bündelt einzigartig in Europa die Kompetenzen von Ärzten neun verschiedener Fachrichtungen und geht die Behandlung von Patienten ganzheitlich und interdiszipinär an. Riedl ist Autor mehrerer Fachbücher zum Thema Diabetes und Ernährung und tritt als Dozent bei universitären Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen sowie Kongressen auf. Da ihm gerade eine bessere medizinische Versorgung Übergewichtiger am Herzen liegt, engagiert er sich auch im Vorstand des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM).


    2013 nahm das Magazin "Focus" Matthias Riedl in seine Empfehlungsliste "Topmediziner" auf.


    Das Motto von Dr. Matthias Riedl lautet:  "Niemand sollte in seiner Gesundheit durch Unwissenheit oder mangelhafte Betreuung Schaden erleiden. Das ist mir wichtig. Dabei versuche ich, mit den Menschen individuelle Wege zur Erhaltung der Gesundheit und der Lebensqualität zu finden."




    NDR-Website der Ernährungs-Docs:

    https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die-ernaehrungsdocs/index.html


    ARD-Mediathek der ausgestrahlten TV-Sendungen:

    https://www.ardmediathek.de/ndr/sendung/die-ernaehrungs-docs/Y3JpZDovL25kci5kZS8xNTMw/




    Quelle:


    • https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die-ernaehrungsdocs/wir_ueber_uns/index.html



  • 28. Die Bewegungs-Docs - NDR TV - Dr. med. Melanie Hümmelgen, Dr. med. Helge Riepenhof, Dr. med. Christian Sturm, Prof. Klaus-Michael Braumann, Svea Köhlmoos (Physiotherapeutin)


    Die Bewegungs-Docs

    NDR Fernsehen



    Mit Bewegung heilen und vorbeugen


    "Wer rastet, der rostet", sagt der Volksmund. Trotzdem nehmen wir immer gern den bequemen Weg, nutzen den technischen Fortschritt und sitzen viel zu viel. Der Steinzeitmensch lief Schätzungen zufolge 15 bis 25 Kilometer am Tag - heutzutage schaffen wir meist gerade einmal 3,5 Kilometer. Bewegung verschwindet zunehmend aus unserem Alltag. Dabei wissen wir doch, dass sie uns guttut und fit hält. Mittlerweile bezeichnen Wissenschaftler Bewegung als "Jungbrunnen" und Sitzen als "das neue Rauchen" - denn Trägheit schadet unserem Organismus.


    Körperliche Inaktivität  verursacht oder verstärkt eine Vielzahl der heutigen Volkskrankheiten, von  Bluthochdruck  über Diabetes  bis zu Darmträgheit  und diversen orthopädischen Problemen  - Studien haben das erwiesen. Lange Zeit hatten selbst Mediziner die Bedeutung der Bewegung für unsere Gesundheit unterschätzt. Noch bis vor einigen Jahren setzten sie viel auf Schonung, zum Beispiel bei Herzschwäche, und auf strammes Liegen nach einer Operation. Das hat sich mit den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen komplett gewandelt. Denn mit Bewegung können zahlreiche Erkrankungen gezielt behandelt werden - oft sogar zugleich effektiver und schonender als mit Medikamenten.



    Was bedeutet Bewegungsmedizin?


    Die Sport-, Bewegungs- und Präventionsmedizin befasst sich damit, wie Bewegung im Körper und auf unseren Körper wirkt - und auch, welche Effekte Bewegungsmangel hat. Daraus leiten die Wissenschaftler ab, welche Art und Häufigkeit von Bewegungen hilft, um Erkrankungen vorzubeugen (Prävention) und Patienten schneller beziehungsweise nachhaltiger wieder gesund zu machen (Therapie, Rehabilitation).



    Welche positiven Wirkungen hat Bewegung?


    Bewegung fördert die Durchblutung, trainiert das Herz-Kreislauf-System und bringt den Stoffwechsel auf Trab. Mit Bewegung lassen sich geschwächte Muskeln aktivieren und kräftigen oder steife, schmerzende Gelenke wieder mobilisieren - in jedem Alter. Sport oder selbst ein ausgedehnter Spaziergang führen zu besseren Schlaf und mehr Stressresistenz. Bewegung stärkt sogar unsere Immunabwehr und steigert das Selbstwertgefühl. Im Gehirn kurbelt sie die Produktion von Glückshormonen an - Bewegung macht gute Laune. Schwierig ist oft gar nicht das Sporteln selbst, sondern das Aufraffen dazu.



    Welche Arten von Bewegung sind besonders wichtig?


    Für die Gesundheit zählen nicht nur Joggingrunden oder Geräte-Training, sondern jeder einzelne Schritt, jede Beugung eines Gelenks, jede Muskelanspannung zum Balancehalten. So haben wir im Alltag Tausende Gelegenheiten, etwas für unsere Fitness zu tun - Stichwort: Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto. Auch Dehn- und Streck-Bewegungen sind wichtig, beispielsweise das Rekeln nach dem Aufwachen. Genauso das Lockern und "Ausschütteln" von Muskeln nach einer längeren Belastung. Medizinisch gehören zudem passive Maßnahmen zur Behandlung: Dabei führt ein Therapeut die Bewegungen aus, zum Beispiel nach Operationen, wenn der Patient noch schwach ist.



    Welche Erkrankungen lassen sich mit Bewegung als Medizin behandeln?


    Es liegt auf der Hand, dass Erkrankungen des Bewegungsapparats mit einer Bewegungstherapie zu lindern sind: Gelenkbeschwerden aller Art wie Arthrose, Rheuma, Gicht, auch Muskelabbau und Osteoporose. Gleichermaßen Rückenschmerzen, Schulter-, Nacken- und selbst Kopfschmerzen. 

    Ein gezieltes Trainingsprogramm sollte aber fast allen Funktionsstörungen fester Teil der Behandlung sein - nicht zuletzt bei neurologischen, psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen oder Krebs. 

    Insbesondere hilft Bewegung bei den weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten, die auf unserem bewegungsarmen Lebensstil beruhen, etwa


    • Bluthochdruck oder zu niedriger Blutdruck
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzerkrankung
    • Adipositas (starkes Übergewicht)
    • Diabetes, Metabolisches Syndrom
    • Erkrankungen der Lunge
    • Erkrankungen der Verdauungswege


    Gibt es einen Unterschied zwischen Bewegungstherapie und Krankengymnastik?


    Die Bewegungstherapie ist ein Bestandteil der modernen Physiotherapie (früher: Krankengymnastik). Sie umfasst gezielte Übungen mit oder ohne Hilfsmittel und Geräte, darüber hinaus Atemtherapie und Entspannungstechniken sowie Methoden der passiven Bewegung wie etwa die Manuelle Therapie.



    Wie läuft eine Bewegungstherapie ab?


    Eine eingehende Untersuchung muss zunächst klären, wo Funktionsstörungen bestehen. Sind Stoffwechsel und Durchblutung in Ordnung? Wo schmerzt es? Wie steht es um Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Ausdauer? Auf dieser Grundlage wird ein gezieltes Übungs- und Maßnahmenprogramm erarbeitet, das sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten richtet, dessen Lebensqualität es verbessern soll. Der Arzt oder Physiotherapeut erklärt die Übungen und weist den Patienten in den Gebrauch von Geräten oder Hilfsmitteln ein. Auch die Beratung zu möglichen Übungen für zu Hause gehört dazu. Die Therapie ist dann ein dynamischer Prozess: Sie passt sich an die Steigerung der Belastbarkeit an. Schritt für Schritt gelingt es so, die normale Körperfunktion wiederherzustellen.



    Wie schnell wirkt eine Bewegungstherapie?


    Das hängt von vielen Faktoren ab, etwa dem allgemeinen körperlichen Trainingszustand, der Regelmäßigkeit der Durchführung und nicht zuletzt von der behandelten Erkrankung. Erste Erfolge können schon nach vier Wochen fühl- und messbar sein. Bis die Schmerzen ganz verschwunden oder Stoffwechselstörungen wegtrainiert sind, kann es aber einige Monate dauern. Geduld und Durchhaltewillen sind gefragt. 

    Es hilft, sich (gemeinsam mit dem Therapeuten) Etappenziele zu setzen. Gewöhnlich wird die Intensität des Trainings mit zunehmender Belastbarkeit angepasst.



    Birgt die Bewegungstherapie auch Risiken?


    Der große Vorteil von Bewegung ist, dass sie so gut wie keine Nebenwirkungen hat - außer wenn man über seine persönliche Belastungsgrenze geht. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, den persönlichen Trainingsplan einzuhalten und Kontrollen (beispielsweise der Herzfrequenz) wahrzunehmen. Ebenso wie bei der Ernährungstherapie ist hier also die Regel "alles im richtigen Maß". Grundsätzlich gilt:  Wenn bei einer Bewegung starke Schmerzen auftreten, darf sie nicht ausgeführt werden. Nicht trainieren sollte man generell bei fieberhaften Infekten und bei akut entzündlich gereizten Gelenken. Bei noch nicht verheilten Verletzungen sollte man besondere Vorsicht walten lassen.



    Die Bewegungs-Docs stellen sich vor


    Medizin, die etwas bewegt - ohne Risiken und Nebenwirkungen: In dieser einzigartigen Fernsehreihe wird Menschen geholfen, die an ihren Gesundheitsproblemen fast verzweifeln. Die "Docs" Melanie Hümmelgen, Christian Sturm und Helge Riepenhof, alle erfahrene Mediziner, wollen mit gezielten Bewegungsstrategien Symptome deutlich verbessern und Krankheiten sogar heilen.


    An Bord einer "Hausboot-Praxis" mitten in Hamburg knüpfen die Bewegungs-Docs an die Behandlungserfolge ihrer Kolleginnen und Kollegen von den Ernährungs-Docs an. Und sie zeigen, wie sich bei Gelenkbeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkankungen, Diabetes oder Kopfschmerzen schon innerhalb einiger Monate erstaunliche Ergebnisse erzielen lassen.




    Dr. med. Melanie Hümmelgen  hat viele Jahre in großen Unikliniken gearbeitet. Aus ihrer eigenen Praxis etwa im Katheter-Labor kennt die Internistin und Kardiologin die Möglichkeiten der modernen Hochleistungs-Medizin - sie weiß aber auch, wie unzulänglich die Behandlung bleibt, wenn man Erkrankungen nur als technische Defekte des Körpers sieht. Denn sie haben immer mit dem ganzen Menschen zu tun. Die Leiterin der kardiologischen Abteilung und stellvertretende Ärztliche Direktorin des Reha-Centrums Hamburg begleitet Patienten nach dramatischen Ereignissen wie einem Herzinfarkt oder mit chronischen Problemen wie Diabetes oder Adipositas auf dem Weg in ein gesünderes und glücklicheres Leben. Dabei vertrauen sie und ihr Team auf die Kraft der Bewegung.


    Melanie Hümmelgen ist Mitglied in ärztlichen Fachgesellschaften (DGK, DGPR) und engagiert sich als Dozentin in der ärztlichen Ausbildung, sie wurde in Hamburg als "Teacher of the Year" ausgezeichnet. Auch privat setzt die Zwillingsmutter auf Bewegung: Abschalten kann sie am besten beim Laufen, außerdem liebt sie Skifahren, Radeln, Schwimmen und Volleyball. Um jeden Tag auf 10.000 Schritte zu kommen, geht sie zu Fuß zur Arbeit, meidet Fahrstühle und erledigt Besorgungen per pedes.


    Das Motto von Dr. Melanie Hümmelgen:   "Wer gesund werden und bleiben will, der muss sich bewegen. Das ist es, wozu unser Körper gemacht ist. Er funktioniert umso besser, je mehr er in Schwung gehalten wird. Oft ist es nur ein kleiner Schritt zwischen Schonung und Aufbruch - aber er macht einen riesigen Unterschied. Es gibt viel zu gewinnen: Gesundheit, Glück, Lebensjahre!"




    Dr. med. Helge Riepenhof  ist als Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin weltweit herumgekommen. Sein Werdegang liest sich beeindruckend: Er wirkte als Mannschaftsarzt bei Fußball-Spitzenklubs wie AS Rom (Italien) und Brighton & Hove Albion (England), war mehrmals im deutschen Ärzteteam bei den Olympischen Spielen dabei und berät die Profis der US-Basketballliga NBA. Verletzungen nachhaltig kurieren - besser noch: von vornherein vermeiden -, das liegt ihm am Herzen. Gerade auch bei seiner Arbeit im BG Klinikum Hamburg, wo er seit 2016 das Zentrum für Rehabilitationsmedizin und die sportmedizinische Abteilung leitet. Dort betreut er Amateure genauso wie Profis, unterscheidet nicht zwischen Superstar und Kassenpatient. Sein Ansatz: bestmögliche Medizin für alle!


    Wissenschaftlich hat sich der gebürtige Osnabrücker im Bereich des Sports auf Prävention, Rehabilitation, konservative Behandlungsweisen und auf das Thema Leistungsdiagnostik spezialisiert. Riepenhofs Schwerpunkte: Rehabilitationsverfahren mithilfe von Leistungstests optimieren und das Verletzungsrisiko durch Vorbeugekonzepte minimieren. Der renommierte Sportmediziner lehrt dazu als Gastdozent an den Universitäten Osnabrück und Lübeck, veröffentlicht regelmäßig Fachbeiträge und ist als Redner gefragt.


    Privat ist der Familienvater natürlich auch sportlich drauf. Er fährt fast täglich Rennrad, spielt regelmäßig Fußball und Tennis - und wenn er noch Zeit findet, geht er am liebsten kitesurfen.


    Dr. Riepenhof´s Motto:   "Gesund werden, gesund bleiben - mit dem richtigen Trainingsprogramm kann es jeder schaffen!"




    Dr. Christian Sturm  ist Orthopäde und Unfallchirurg, zudem Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Er arbeitet als Oberarzt in der Klinik für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit Langem ist er Verfechter eines ganzheitlichen Ansatzes. Ein besonderes Anliegen ist ihm, die bewegungstherapeutischen Maßnahmen auszunutzen, bevor operiert wird. Ebenso setzt Sturm sich dafür ein, unumgängliche Operationen therapeutisch sorgfältig vor- und nachzubereiten. Durch seine Zusatzqualifikationen in spezieller Schmerztherapie und Manueller Medizin hat er den "richtigen Griff" und kennt handfeste Behandlungsstrategien. Patienten empfiehlt er stets auch praktische Übungen für zu Hause.


    Sturm ist Mitglied medizinischer Fachgesellschaften und engagiert sich besonders für die Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation. In seiner Freizeit liebt der Familienvater Hindernisläufe, nimmt an Volks-Triathlons teil und verbringt gern viel Zeit im Wald.


    Dr. Sturm´s Motto:   "Schmerzen oder Funktionsbeeinträchtigungen entstehen meist aus dem Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren. Der Mensch muss als Ganzes betrachtet werden: alle Körperregionen, sein berufliches und soziales Umfeld und seine mentale Situation. Besprechen Sie diese Zusammenhänge mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin, um den Ursachen Ihrer Beschwerden auf den Grund zu gehen."




    Prof. Klaus-Michael Braumann  zählt zu den führenden Sportmedizinern Deutschlands. Er betreute als Mannschaftsarzt Sportlerinnen und Sportler verschiedener Disziplinen und aller Leistungsklassen bei nationalen wie internationalen Wettkämpfen. Der Facharzt für Allgemeinmedizin engagiert sich darüber hinaus in diversen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Berufsorganisationen, seit 2012 ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Braumann leitet als Dekan die Abteilung Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg. Im Bereich der Forschung beschäftigt er sich vor allem auch mit den positiven Effekten von Bewegung auf verschiedene Krankheitsbilder und mit der Erarbeitung geeigneter bewegungstherapeutischer Verfahren.


    Braumann ist Mitherausgeber der "Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin" und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen. Zuletzt verfasste er zwei praktische Ratgeber: "Die Heilkraft der Bewegung" und "Wie bleibe ich fit - einfache Übungen für den Alltag". Die Übungen zur Kräftigung und Dehnung praktiziert der 67-Jährige täglich selbst. Zu seinen sportlichen Aktivitäten zählen außerdem Laufen - früher sogar auch Marathon -, Fahrradfahren, allgemeines Fitnesstraining und gelegentlich Golfspielen.


    Prof. Braumann´s Motto:   "Aller Anfang ist schwer - auch beim sportlichen (Wieder-)Einstieg. Darum: konkrete Ziele setzen und nichts übertreiben! Nach einer Trainungseinheit soll sich ein Gefühl von wohliger Erschöpfung einstellen. Für Menschen, die sich kaum bewegen, kann anfangs sogar zweimal täglich ein 15-minütiger Spaziergang oder längeres Treppensteigen genügen. Allmählich die Belastung steigern."




    Svea Köhlmoos  ist eigentlich immer in Bewegung. Als junge Tänzerin träumte sie davon, über große Bühnen zu schweben. Trotzdem hatte sie genug Bodenhaftung, um ein duales Studium in der Physiotherapie zu absolvieren. So kann sie ihre Sportbegeisterung nutzen, um Menschen zu helfen. Bei der Therapie schaut sie auf die individuelle Persönlichkeit und Lebenssituation ihrer Patienten, denn sie weiß: Eine Diagnose ist relativ - jeder ist einzigartig.


    Svea Köhlmoos´s Motto:   "Ich möchte Menschen den Mut geben, ihrem Körper wieder zu vertrauen."


    Als Bachelor-Studentin hat sie in der Akut-Psychiatrie gearbeitet, sich später mit Zusatzqualifikationen etwa in Manueller Therapie auf neue Herausforderungen vorbereitet. Heute betreut sie neben neurologischen und orthopädischen Patienten vor allem Herzkranke. Am RehaCentrum Hamburg ist sie die verantwortliche Therapeutin der Kardiologie. Ehrenamtlich kümmert sich Svea Köhlmoos um eine Herzsportgruppe und unterstützt als Mentorin Physiotherapie-Studenten. Und wenn dann doch mal Feierabend ist, macht sie Pilates oder klettert oder fährt Rad. Oder sie tanzt.




    NDR-Website der Bewegungs-Docs:

    https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die-bewegungsdocs/wir_ueber_uns/index.html


    ARD-Mediathek  der ausgestrahlten Sendungen:

    https://www.ardmediathek.de/ndr/sendung/die-bewegungs-docs/Y3JpZDovL25kci5kZS80NDEy/



    Quellen:


    • https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die-bewegungsdocs/wir_ueber_uns/index.html



  • 29. Stiftung Humor Hilft Heilen (HHH) - Dr. med. Eckart von Hirschhausen

    Stiftung HUMOR HILFT HEILEN  (HHH)



    Die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN (kurz: HHH) ist eine gemeinnützige GmbH, die sich ausschließlich durch Spenden finanziert. 



    HHH setzt Deutschland die ROTE NASE auf!


    „So heilsam, man glaubt es clown!”


    Auf der Deutschlandkarte sieht man, an wie vielen Orten HUMOR HILFT HEILEN bereits Clownsvisiten gefördert, Humor-Workshops angeboten oder wissenschaftliche Studien erstellt hat - in zahlreichen Städten gibt es sogar mehrere Projekte - für Kinder in Krankenhäusern, in Hospizen, für Patienten in Rehakliniken, für pflegebedürftige und für demenzkranke Menschen in Senioreneinrichtungen.


    Über diesen Link kommt man auf die Deutschland-Karte. Und unten drunter kann man Projekte in Bundesländern suchen. Schnuppern Sie doch mal rein.


    https://www.humorhilftheilen.de/clowns/clowns-projekte/




    Was macht HUMOR HILFT HEILEN genau?


    Das oberste Ziel der Stiftung ist, das Humane in der Humanmedizin und Pflege zu stärken, indem:


    • HHH hilft, professionell ausgebildete Clowns in Kliniken und Pflegeheimen deutschlandweit zu etablieren und fördert das durch Unterstützung neuer und bestehender Clowns-Organisationen
    • HHH fördert die stetige Fortbildung von Klinikclowns durch Seminare, Workshops, Supervision etc.
    • HHH initiiert und fördert Humor-Schulungen für Pflegekräfte und Ärzte 
    • HHH integriert wissenschaftliche Module zu Achtsamkeit, Selbstfürsorge und Resilienz an Pflegeschulen und medizinischen Fakultäten 
    • HHH treibt die wissenschaftliche Erforschung des Lachens voran, in dem die Stiftung eigene Studien beauftragt oder fremde Studien begleitend unterstützt
    • HHH sorgt für eine überregionale und organisationsübergreifende Gewinnung von Sponsoren und betreibt Fundraising
    • HHH vernetzt Spender und Akteure
    • HHH erhöht die Wahrnehmung der Wirkung der Positiven Psychologie im Gesundheitswesen auf nationaler Ebene



    Mehr Humor und Achtsamkeit für Pflegekräfte und Ärzte


    Kann man Humor und Achtsamkeit lernen? Die Antwort ist:  Ja! HUMOR HILFT HEILEN hat sich zum Ziel gesetzt, die heilsame Stimmung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu fördern. Deshalb bietet die Stiftung Humor-Workshops für Klinikpersonal und Personal von Pflegeeinrichtungen an – mit Themenschwerpunkten, die in der klassischen Ausbildung oft zu kurz kommen. Humor kann Teams helfen, sich besser zu verstehen, kann Druck mindern, die Kommunikation untereinander verbessern und auch helfen, mit Trauer und Leid besser umzugehen. Schon kleine Veränderungen können großen Effekt erzielen.




    Skills der positiven Psychologie von Anfang an: Humor in den Pflegeschulen!


    Unterstützt durch die Hamburger „Gesellschaft Harmonie 1789“ und die Krankenpflegeschule Alsterdorf konnte HHH im September 2018 die ersten „Humor hilft Pflegen“-Workshops in einer deutschen Pflegeschule etablieren. Die beiden vielseitig erfahrenen Lehrer Maria Gundolf und Paul Kustermann (beide Rote Nasen e.V.) inspirierten die nächste Generation von Pflegekräften gleich vom Start der Ausbildung an. Die Schüler reagierten sehr offen und positiv:    „Im Krankenhaus gibt es auch schwierige Situationen. Wenn die HHH-Mitarbeiter zusammen mit den Patienten lachen, sind diese Situationen leichter“, so Kursteilnehmer Fabian.


    Die Leiterin der Pflegeschule, Anke Steinmeier, freut sich über die Ergänzung des Lehrplans: 

    „Unsere Schüler sollen keine Clowns werden. Aber Humor schult Empathie und hat etwas Entlastendes. Das ist gerade für Pflegekräfte, die einen enorm anstrengenden und anspruchsvollen Beruf haben, etwas sehr wertvolles.“  Das Projekt soll im wahrsten Sinne Schule machen. Läuft die Sponsorensuche erfolgreich, soll das Programm regelmäßig in die Ausbildung und Weiterbildung integriert werden. 


    HHH Gründer Eckart von Hirschhausen dazu:  „Die Pflegekräfte brauchen jede Unterstützung! Sie sind existentiell für unsere Gesellschaft und bekommen leider wenig Anerkennung, aber immer mehr Druck. Dabei brauchen wir sie heute und erst recht in der Zukunft. Streiken die Lokführer, kommt man nicht von A nach B. Aber wenn die Pflege ausfällt, kommst Du nicht mehr vom Bett ins Bad. Was ist schlimmer?“




    Humor-Workshops für Senioreneinrichtungen (Ev. Johanneswerk, Bielefeld)


    Beziehungspflege mit Humor” – Unter diesem Titel startete das Ev. Johanneswerk im Januar 2014 gemeinsam mit HUMOR HILFT HEILEN und dem Verein Clownskontakt e.V. ein einzigartiges und NRW-weites Projekt. Das Ziel:  über Humor und Clownstechniken das Leben und Arbeiten in der Altenhilfe zu bereichern und im Alltag gelegentlich für Entlastung zu sorgen.


    In 32 Senioreneinrichtungen in ganz Nordrhein-Westfalen sind über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ebenso viele Bewohner im Verlauf der Jahre 2014 und 2015 daran beteiligt. Neben den regelmäßig stattfindenden Clownsvisiten werden alle Pflegekräfte des Johanneswerks nach und nach in Kommunikationstechniken der Clownsarbeit geschult. Diese Verzahnung von Clownsarbeit und Mitarbeiterschulungen in der Altenhilfe ist deutschlandweit einzigartig. Dr. Eckart von Hirschhausen bezeichnet das Projekt als „Pionierarbeit”. Es ist der erste und größte Feldversuch, die Stimmung in einer großen Institution zu verändern. „Pflegekräfte lernen, wie sie gut in Kontakt treten, ihre Haltung verändern und sich selbst entlasten können”, so der Vorstandsvorsitzende des Ev. Johanneswerks, Dr. Ingo Habenicht, zu dem wegweisenden Projekt. Nicht immer sind die Mitarbeiter, die die halbtägigen Humor-Workshops besuchen, von Anfang an begeistert von der Idee: Beim ersten Besuch erleben die Clowns oft Skepsis und Zurückhaltung. 


    „Viele erwarten Zirkusclowns, albernen Quatsch oder meinen, für so eine Schulung haben sie doch gar keine Zeit”, erzählt Andreas Bentrup vom Verein „Clownskontakt”, Schauspieler, Theaterpädagoge und einer der Leiter der Workshop-Reihe. Nach und nach, durch das persönliche Erleben, durch Authentizität und Begegnung, erfahren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, welche Kraft die Clownstechniken entfalten können. Im Alltag ist das dann meist unmittelbar spürbar: Pflegekräfte spüren, wie der Kontakt zu den Bewohnern leichter und spielerischer wird, die Heimbewohner sprechen oft direkt darauf an, sind gelöster, fröhlicher, nehmen aktiv Anteil. Sogar demenzkranken Bewohnern verhelfen die Clowns gemeinsam mit geschulten Pflegekräften zu unbeschwerten Augenblicken und lebhaften Erinnerungen. Und alle erleben gemeinsam, wie sich die Stimmung positiv verändert, denn:   HU M O R   HI L F T   HE I L E N .




    Kinderzentrum Bethel

    Workshops „Humor im Klinikbetrieb“


    Mediziner, Pflegekräfte, Servicekräfte der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Kinderchirurgie im Kinderzentrum Bethel – sie alle absolvierten im Frühjahr 2014 ihr erstes HUMOR-Training. Die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN finanzierte die Workshops in den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld.


    Am 6. Februar 2014 fand im Beisein von Dr. Eckart von Hirschhausen dort zum ersten Mal ein Clownsworkshop unter dem Titel „Humor im Klinikbetrieb“ für das gesamte Klinik- und Hospizteam statt. Angesprochen waren alle vertretenen Berufsgruppen aus dem Kinderzentrum, der Kinder-Epileptologie im Krankenhaus Mara und auch des Kinderhospizes Bethel. Die regelmäßigen Besuche der Klinikclowns wurden ergänzt durch eine dann folgende Trainingsreihe. In insgesamt 24 Workshops sensibilisierten Schauspieler, Theaterpädagogen und Humortrainer des Vereins „Dr. Clown“ die rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unterschiedlichste Arbeitssituationen im Krankenhaus. 


    Das Ziel:   Die Stimmung der Mitarbeitenden ebenso wie die der Patienten positiv zu verändern, denn:   HUMOR HILFT HEILEN.


    Durch die weitreichende Förderung von HUMOR HILFT HEILEN ist Bethel eines der Leuchtturmprojekte der bundesweit aktiven Stiftung.




    HHH - Kontakt:


    Stiftung HUMOR HILFT HEILEN gGmbH

    Geschäftsführer: Dr. Eckart von Hirschhausen, Friedhelm Steinbusch

    Im Sachsenlager 15, 

    60322 Frankfurt am Main


    Büroadresse:  Bennauerstraße 31 | D-53115 Bonn

    Telefon:   +49 (0) 228 - 243 36-571

    Telefax:   +49 (0) 228 -  243 36-574

    eMail:       buero@humorhilftheilen.de 




    Quelle:


    • https://www.humorhilftheilen.de/




  • 30. Fachzeitschrift Natur & Heilen

    natur & heilen

    Die Monatszeitschrift für das gesunde Leben


    Natur & Heilen ist eine monatlich erscheinende deutsche Zeitschrift des gleichnamigen Verlages mit Sitz in München. Sie berichtet über Gesundheit durch naturgemäße Lebens- und Heilweisen, sowie damit verbundenen Themen wie zum Beispiel sanfte Medizin, Hilfe zur Selbsthilfe, Krankheiten und Beschwerden, Bewusstsein und Spiritualität. Herausgeber und Verleger der Zeitschrift ist Hansjörg Volkhardt.


    Natur & Heilen erschien erstmals in dieser Form im November 1986. Anfang 1989 stieß Anne Devillard, die heutige Chefredakteurin von Natur & Heilen, zum Redaktionsteam und prägte zusammen mit dem Herausgeber entscheidend das redaktionelle Konzept der Zeitschrift. 1995 erfolgte die Vereinigung von Natur & Heilen mit den Zeitschriften "modernes Leben – natürliches Heilen" und "natürlich und gesund". Seit 2000 ist Natur & Heilen auch im Zeitschriftenhandel erhältlich und wird laut der Zeitschriftendatenbank (ZDB) in mehr als 15 Bibliotheken in 8 Bundesländern geführt.



    Daten und Fakten


    • Verlag: Natur & Heilen
    • Erscheinungsweise: monatlich
    • Verbreitete Auflage (IVW 03/2008): 77.524
    • Abonnenten (IVW 03/2008): 45.996


    Wir vom Viriditas.Team erhalten diese Zeitschrift bereits seit vielen Jahren und empfehlen sie sehr gerne.




    Quelle:  


    • https://www.naturundheilen.de/
    • Wikipedia  (Natur & Heilen)





B.   FAQ zum Thema
     Mangelerscheinungen
  • 01. Eingerissene Mundwinkel

    Mundwinkelrhagaden sind Entzündungen der Haut in den Mundwinkeln, die schmerzhaft sind und häufig schlecht heilen. Wenn sich eine Mundwinkelrhagade bildet, entsteht zuerst am Mundwinkel ein roter Fleck, an dem die Haut einreißt (Rhagade = Einriss in die Haut). Sind die Einrisse bei Mundwinkelrhagaden nur oberflächlich, liegen sogenannte Erosionen vor. Ist die Haut hingegen tiefer eingerissen, spricht man von Ulzeration. Zum Teil bilden sich an von Mundwinkelrhagaden betroffenen Stellen auch Krusten.


    Vitamin-B₁₂ -Mangel oft unterschätzt. Sie können vielfältige Ursachen haben. So können ständig feuchte Mundwinkel, beispielsweise bedingt durch häufiges Lecken oder Kauen der Lippen, zu solchen Einrissen der Haut führen. Häufig entstehen Mundwinkelrhagaden jedoch durch Infektionen wie Herpes oder durch Hauterkrankungen wie Pilzinfektionen, allergische Ekzeme oder Neurodermitis. Weitere Ursachen oder begünstigende Faktoren von Mundwinkelrhagaden sind Diabetes mellitus, Allergien, im Inneren entstandene Ekzeme oder auch schlechtsitzender Zahnersatz


    Eisen- oder Vitaminmangel?


    Ein Zinkmangel oder ein Mangel an B-Vitaminen, häufiger aber noch ein Eisenmangel können ebenfalls zu Mundwinkelrhagaden führen. 


    Eisenmangel

    Bereits eine geringe Störung der Balance zwischen Absorption und Verlust kann zur Eisenmangelsituation führen. Bei einem ausreichenden Eisenangebot kann einem Eisenmangel eine verminderte duodenale Resorption  (z.B. bei Zöliakie), chronischer Blutverlust  (z.B. bei Menorrhagie),  eine chronische entzündliche Erkrankung  (z.B. rheumatoide Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankung)  oder selten auch eine genetische Ursache, eine eisenrefraktäre Eisenmangelanämie, zugrunde liegen.


    Kernsymptom der Anämie ist die Blässe. Außerdem können Müdigkeit, Lern- und Konzentrationsschwächen  bestehen und eben Mundwinkelrhagaden und Haarausfall.


    Sollten zusätzlich zu den eingerissenen Mundwinkeln weitere Auffälligkeiten auf der Haut auftreten, wie zum Beispiel extrem trockene Haut  und Juckreiz im Gesicht, Hals, Nacken, Gelenkbeugen, wie Kniekehlen und Ellenbeugen, und Hände oder eingerissene Ohrläppchen, kann eine Neurodermitis vorliegen.


    Die kennzeichnenden Symptome sind gerötete, schuppige oder eingerissene Mundwinkel. Diese Anzeichen können ein- oder beidseitig auftreten. Die Rötungen, Schuppungen und Einrisse entstehen durch entzündliche Veränderungen der betroffenen Stellen.


    Meist gehen Mundwinkelrhagaden mit Spannungsgefühl und Berührungsschmerz einher, seltener auch mit einem Fremdkörpergefühl. Den Betroffenen fallen diese Symptome der Mundwinkelrhagaden besonders dann auf, wenn sie saure Speisen wie Zitronen oder essighaltige Salatsoßen verzehren, aber auch wenn sie den Mund weit aufmachen wie beim Gähnen.


    Mundwinkelrhagaden lassen sich recht leicht diagnostizieren. Unter Umständen muss durch eine Mikronährstoffanalyse bzw. durch eine medizinische Anamese die Ursache herausgefunden werden. Insbesondere, ob es sich um eine Pilzinfektion im Mund oder um eine Herpesinfektion handelt. Oder ob die Symptome gar Zeichen einer ernstzunehmenden Grunderkrankung sind. 


    Quellen:  

    Lars Peter Frohn, Apotheker, Autor DAZ.online


  • 02. Zungenbelag als Hinweis auf Krankheiten

    Ist unsere Zunge gesund, ist sie blassrosa und zeigt meist einen dünnen weißlichen Zungenbelag, der von Nahrungsresten und harmlosen Keimen stammt. Mit einem starken Belag der Zunge kann der Körper jedoch das Vorliegen einer Krankheit zum Ausdruck bringen. Unter anderem können – abhängig von der Farbe des Zungenbelags – folgende Auslöser vorliegen:


    Weißer Zungenbelag  >>>  Ursachen:


    • Erkältung und Fieber
    • Mundsoor:  Bei einer Infektion mit dem Pilz Candida albicans zeigen sich im gesamten Mund weiße Beläge, die sich aber problemlos abstreifen lassen. Darunter kommt dann eine leicht blutende, gerötete Schleimhaut zum Vorschein.
    • Verdauungsstörungen: Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und andere Erkrankungen der Verdauungsorgane (z.B. der Bauchspeicheldrüse) können ebenfalls der Grund für weißlichen Zungenbelag sein.
    • Leukoplakie:  Weißliche, feste Beläge am Zungenuntergrund oder Zungenrand weisen auf eine Leukoplakie hin. Dabei produziert die Schleimhaut vermehrt Hornzellen, was eine Vorstufe von Krebs sein kann. Normalerweise zeigen sich die Beläge aber nicht nur an der Zunge, sondern auch an anderen Schleimhäuten.
    • Morbus Bowen:  Ebenfalls eine Krebsvorstufe. Typisch dafür sind rötlich verfärbte Schleimhäute, darunter auch die der Zunge.
    • Lichen ruber planus:  Diese Hautkrankheit betrifft unter anderem die Mundschleimhaut. Auf der Zungenoberfläche zeigt sie sich jedoch so gut wie nie. Nur die Zungenunterseite und die Wangeninnenseiten sind mit weißen Belägen überzogen.
    • Eisenmangelanämie:  Hierbei sieht die Zunge auffallend blass aus.
    • Typhus:  Die Typhuszunge ist in der Mitte grau-weiß belegt. Die betroffenen Bereiche sind von ihrer Umgebung rot abgegrenzt.

    Gelblicher Zungenbelag  >>>  Ursachen:


    Gelber Zungenbelag kann Erkrankungen der Verdauungsorgane anzeigen. Besonders Gelbsucht (Ikterus) und Gallenerkrankungen können eine gelblich belegte Zunge verursachen.


    Roter Zungenbelag   >>>  Ursachen:


    Eine gesunde Zunge ist leicht rosa gefärbt. Bei manchen Infektionskrankheiten präsentiert sich die Zunge jedoch stark gerötet, zum Beispiel bei:


    • Scharlach:  Diese Streptokokkeninfektion ist mit Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen und einem charakteristischen Hautausschlag verbunden. Die Zunge ist zunächst weiß belegt, später färbt sie sich rot mit deutlich vergrößerten Papillen - man spricht dann von einer "Himbeerzunge“.
    • Vitamin-B12-Mangel:  Aus diesem Mangel kann eine perniziöse Anämie entstehen. Diese Blutarmut macht sich unter anderem durch ein glatte, rote, entzündete Zunge und Zungenbrennen (Hunter-Glossitis) bemerkbar.
    • Entzündung der Zunge (Glossitis):  Durch bakterielle oder virale Infekte, einseitige Ernährung, systemische Erkrankungen sowie regelmäßigen Alkohol- oder Nikotinkonsum kann sich die Zunge entzünden. Ein Zeichen dafür ist ein rötlicher Zungenbelag.
    • Sjögren-Syndrom:  Diese Autoimmunerkrankung zerstört die Speicheldrüsen. Ein trockener Mund und eine rot glänzende "Lackzunge" sind typische Symptome. Betroffen sind vor allem Frauen.
    • Kawaski-Syndrom: Ähnlich wie Scharlach äußert sich diese Erkrankung durch Fieber und eine rote Himbeerzunge.

    Brauner Zungenbelag  >>>  Ursachen:


    Ein brauner Zungenbelag kann beispielweise auftreten bei:


    • der Einnahme bestimmter Medikamente
    • Nierenschwäche (Laut traditioneller chinesischer Medizin kann eine geschwollene, braun belegte Zunge auf eine Nierenschwäche hinweisen)
    • der häufigen, intensiven Nutzung von Mundwasser mit Chlorhexidin

    Schwarzer Zungenbelag  >>>  Ursachen:


    Häufige Ursachen für eine grau-schwarz verfärbte Zunge sind:


    • regelmäßiger Konsum von Tabak, Mundwasser, Kaffee und bestimmten, färbenden Nahrungsmitteln
    • verstärktes Wachstum von speziellen Zungenpapillen: Die vergrößerten Papillen wirken optisch so, als sei die Zunge von feinen Haaren überzogen. Durch Nahrungseinflüsse kann sich die Zunge dann braun bis schwarz verfärben (Schwarze Haarzunge = Lingua villosa nigra). Das Phänomen ist harmlos. Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen.

    Weitere Ursachen für Zungenbelag

    Es gibt viele weitere Faktoren, die eine unterschiedlich stark und farbig belegte Zunge hervorrufen können, zum Beispiel:


    • Parodontitis
    • Syphilis
    • Diphtherie
    • Immunschwäche
    • Gifte/Metalle

    Zungenanomalien


    Auch harmlose Abweichungen in Form und Beschaffenheit der Zunge können Zungenbelag fördern, darunter:


    • Lingua geographica (Landkartenzunge):  Hierbei verliert die Zunge vorübergehend bestimmte Papillen. Dadurch entstehen weißliche und rötliche Bereiche auf der Zungenoberfläche, die einer Landkarte ähneln.
    • Lingua plicata (Faltenzunge):  Manche Menschen haben - erblich bedingt - starke Falten in der Zunge. Diese bieten Bakterien einen idealen Unterschlupf. Die Folge ist ein vermehrter Zungenbelag.
    • Glossitis mediana rhombica:  Ein Teil der mittleren und hinteren Zungenoberfläche ist nicht von Papillen bedeckt. Dort findet sich häufig weißer oder rötlicher Zungenbelag. 

    Sonderfall Zungenbrennen


    Deutlich mehr Frauen als  Männer haben mit Zungenbrennen (Burning mouth syndrome) zu kämpfen. Besonders betroffen sind die Zungenspitze und der untere Zungenrand, manchmal auch der gesamte Mundraum. Die Schleimhaut selbst zeigt sich jedoch meist unverändert. Das Zungenbrennen kann täglich oder nur gelegentlich auftreten. Abends wird es meist stärker.


    Die Ursachen für die brennende Zunge sind vielfältig. Sie reichen von psychischen Auslösern über schlecht sitzenden Zahnersatz bis hin zu systemischen Erkrankungen. Beispiele sind:


    • Zahnersatz mit schlecht sitzenden Prothesen
    • Zahnfüllungen, die schlecht angepasst beziehungsweise zu groß sind
    • Allergien,beispielsweise gegen den Kunststoff einer Prothese
    • schlechte Gewohnheiten:  z.B. unbewusstes Wangensaugen oder Kauen auf der Zunge
    • Infektionen:  v.a. Mund-Soor (Candida albicans) und Infektion mit Herpes Simplex-Viren
    • Sjögren-Syndrom:  Die schon oben erwähnte Autoimmunerkrankung kann neben einer roten Lackzunge auch Mundtrockenheit und Brennen im Mund auslösen.
    • Blutarmut (Anämie):  Ein Mangel an Vitamin B 12, Folsäure, Nicotinamid oder Eisen kann Blutarmut verursachen und oft auch Zungenbrennen auslösen.
    • Hormonschwankungen bei Frauen:  Ein Östrogenmangel, zum Beispiel in den Wechseljahren, kann bei Frauen zu Zungenbrennen führen.
    • Sodbrennen:  Bei der Refluxkrankheit kann Magensäure in die Speiseröhre und sogar bis in den Mund aufstoßen.
    • Schilddrüsenerkrankungen
    • Zirrhose:  Eine "Schrumpfleber" (Leberzirrhose), wie sie oft (aber nicht nur) bei Alkoholmissbrauch entsteht, kann ebenfalls ein Brennen der Zunge beziehungsweise imMundbereich auslösen.
    • Stress und psychische Erkrankungen
    • Strahlenbehandlung:  Die Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich kann Schleimhäute und Speicheldrüsen angreifen. Die Patienten leiden verstärkt unter Zungenbrennen
    • Medikamente:  Einige Arzneistoffe können als Nebenwirkung eine brennende Zunge verursachen.

    Belegte Zunge: Diagnose


    Eine belegte Zunge ist nicht nur mit einem pelzigen Gefühl verbunden, sondern führt auch häufig zu Mundgeruch. Das ist zwar unangenehm, jedoch kein Grund für einen Arztbesuch. Erst wenn zusätzliche Beschwerden wie Zungenbrennen, Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten oder sich der Zungenbelag stark verändert, sollten Sie einen Arzt aufsuchen (Hausarzt oder Zahnarzt).


    Der Mediziner wird zunächst im Erstgespräch (Anamnese) Ihre Krankenvorgeschichte erfragen. Er lässt sich zum Beispiel Ihre Symptome genau schildern, fragt, wie lange diese so bestehen udn ob bei Ihnen irgendwelche Grunderkrankungen bekannt sind.


    An das Gespräch schließen sich körperliche Untersuchungen an, um mögliche Grunderkrankungen zu erkennen. So wird der Arzt die belegte Zunge, die Mundschleimhaut und die Zähne gründlich untersuchen. Zahnfleischerkrankungen und Zahnprobleme sollte Ihr Zahnarzt ausschließen.


    Meist wird ein Abstrich vom Zungenbelag genommen und im Labor auf mögliche Infektionen mit Bakterien, Viren oder dem Pilz Candida albicans untersucht.


    Manchmal sind weitere Untersuchungen nötig, um der Ursache der belegten Zungen auf die Spur zu kommen. Dazu zählen beispielsweise eine Blutentnahme, eine Magenspiegelung oder bildgebende Verfahren wie Röntgen oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).


    Belegte Zunge: Behandlung


    Die Behandlung einer belegten Zungen hängt von deren Ursache ab. Beispielsweise lassen sich Infektionen mit Pilzen, Bakterien oder Viren oft gut mit speziellen Medikamenten - Antipilzmitteln (Antimykotika), Antibiotika oder antiviralen Mitteln - behandeln. Sind Zahn- oder Zahnfleischprobleme verantwortlich für den Zungenbelag, sollte der Zahnarzt die Behandlung übernehmen.


    Was Sie selbst tun können!


    Gegen harmlosen Zungenbelag ohne ernste Ursache können Sie selbst viel tun. Besonders wichtig ist eine spezielle Zungenhygiene. Denn die raue Oberfläche der Zunge ist eine ideale Brutstätte für Bakterien, Pilze und Viren. Beim Zähneputzen sollten Sie sich dehalb nicht nur die Zähne, sondern auch die Zunge vornehmen. Geeignete Hilfsmittel sind zum Beispiel:


    Zungenreinigermit Bürstchen- und Schabseite. Streichen Sie mehrmals mit dem Bürstchen über die Zunge, um den Belag aufzulockern. Entfernen Sie ihn anschließend mit dem Schaber. Spülen Sie den Mund mit Wasser oder einer Mundspülung gründlich aus.


    Esslöffel oder Zahnbürste:  Wenn Sie keinen Zungenreiniger zur Hand haben, können Sie sich mit einem Esslöffel behelfen. Streichen Sie mit der Kante der hohlen Seite mehrmals über den Zungenrücken. So können Sie die Beläge entfernen. Notfalls können Sie dafür auch die Zahnbürste verwenden. Im Anschluss sollten Sie diese aber sehr gründlich auswaschen.


    Desinfektion:  Die Verwendung von desinfizierendem Mundwasser nach dem Zähneputzen reduziert die Zahl der Keime im Mund. Sie können solches Mundwasser fertig kaufen oder zum Beispiel aus Salbei, Myrrhe und Thymian selbst herstellen. Die Pflanzenwirkstoffe können die Zunge allerdings bräunlich verfärben. Neben der Zungenpflege hilft Kauen gegen Zungenbelag: Verzehren Sie möglichst viel feste Kost (zum Beispiel Rohkost), denn das Kauen von harten Krusten und knackigem Gemüse beseitigt die Beläge von selbst - der natürlichste Weg, um einebelegte Zunge zu vermeiden.



    Quellen:

    Bork, Burgdorf, Hoede: Munschleimhaut- und Lippenkrankheiten, Schattauer Verlag 2008

    Schwenzer, Ehrenfeld: Zahn- Mund-Kiefer-Heilkunde, Thieme 2010

    Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 06.03.2020)

    www.netdoktor.de


  • 04. Erhöhte Infektanfälligkeit

    Schwaches Immunsystem & Infektanfälligkeit


    Das menschliche Immunsystem ist ein sensibles Netzwerk aus Zellen, Signalstoffen und Geweben. Bei Störungen kann es seine Aufgaben nicht mehr vollständig ausführen. Eine schwache Abwehr und eine vermehrte Infektanfälligkeit sind häufig die Folge.


    Ursachen


    Was sind die Ursachen für ein geschwächtes Immunsystem? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten und ist individuell unterschiedlich. Meist spielen mehrere Auslöser eine Rolle. Insbesondere eine ungesunde Lebensweise mit bestimmten Risikofaktoren, wie z.B. Stress, Schlaf- oder Nährstoffmangel, zählt dazu. Doch auch Umweltfaktoren, wie Nässe und Kälte, können die Immunabwehr schwächen. Darüber hinaus beeinflusst auch das Alter die Schlagkraft des Immunsystems. So sind zum Beispiel Babys und Kleinkinder aufgrund ihrer noch nicht vollständig entwickelten Abwehrkräfte besonders anfällig für Infekte. Schwangere haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, da ihr Immunsystem in dieser Zeit „heruntergefahren“ wird. Mit zunehmendem Alter sinkt die Abwehrkraft, weil weniger Immunzellen und Antikörper produziert werden. Auch Grunderkrankungen und seltenere Gendefekte können zu einer Immunschwäche führen.


    Symptome


    Ein schwaches Immunsystems kann sich in vielfältiger Weise äußern. Zu den häufigen Anzeichen gehört neben ständiger Müdigkeit und Abgeschlagenheit eine erhöhte Infektanfälligkeit. Oft löst dann eine Erkältung die andere ab – Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten treten immer wieder auf. Auch Zahnfleischentzündungen können auf Probleme mit der Abwehr hinweisen.


    Schwache Abwehr: Symptome


    • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
    • Erhöhte Infektanfälligkeit: Ständig Infekte wie z. B. Erkältungen, Grippe
    • Ständig wiederkehrende Herpes-Bläschen
    • Zahnfleischentzündungen
    • Langsame Wundheilung
    • Konzentrationsschwierigkeiten

    Infektanfälligkeit


    Als Infekte werden Erkrankungen beschrieben, die durch von außen eindringende Erreger hervorgerufen werden. Dabei können Infektionskrankheiten akute Beschwerden auslösen, aber auch erst nach Jahren Symptome zeigen. Das Immunsystem ist dazu da, die Erreger auf Abstand zu halten, indem es mit Abwehrzellen gegen die Mikroben vorgeht. Kommt es durch Störungen zu einer schwachen Immunabwehr, sind die Betroffenen anfälliger für Infekte.


    Typische Beispiele für Infektionskrankheiten


    • Erkältung
    • Grippe
    • Zahnfleischentzündung
    • Blasenentzündung
    • Manche Durchfallerkrankungen
    • Lungenentzündung

    Gut zu wissen:

    Auch schwere Erkrankungen wie AIDS, Hepatitis, Tuberkulose, Malaria und Cholera gehören in die Kategorie der Infektionskrankheiten.


    Psychoneuroimmunologie:  Stress erhöht Infektanfälligkeit


    Zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem bestehen Wechselbeziehungen.


    Entstehung und Verlauf von somatischen Krankheiten werden schon länger durch psychosomatische Ansätze zu erklären versucht. Über die biochemischen Voraussetzungen für die Zusammenhänge zwischen Psyche und Körper konnte bis vor wenigen Jahren jedoch nur spekuliert werden. Es war noch zu wenig über die Funktionsweise des Immunsystems und den damit korrespondierenden Vorgängen im Nerven- und Hormonsystem bekannt. Inzwischen ist die Psychoneuroimmunologie ein anerkanntes interdisziplinäres Forschungsgebiet. Obwohl viele Kommunikationswege zwischen dem Immun-, Nerven- und Hormonsystem noch unbekannt sind, ist gut dokumentiert, dass das Immunsystem in der Lage ist, auf neurochemische Signale von Nerven- und Hormonsystem zu reagieren. Umgekehrt vermag das Immunsystem über humorale und zelluläre Mediatoren die Funktion des Nerven- und Hormonsystems zu beeinflussen, erläuterte Prof. Dr. Manfred Schedlowski, Essen, bei einem Pressegespräch des Förderkreises Immunschutz, Wehrheim, in München.


    Akute Atemwegsinfektionen häufig bei psychischem Stress


    Unbestritten ist heute, dass sowohl akuter als auch chronischer psychischer und körperlicher Stress, die Funktionen der Immunabwehr beeinflussen. Auf einen Nenner gebracht bedeutet dies, die Infektionsanfälligkeit durch Stress. Retrospektive epidemiologische Studien belegen, dass Patienten mit häufigen akuten Infektionen der oberen Atemwege unter starken psychischen Belastungen stehen. Experimentelle virologische Studien haben gezeigt, dass psychische Belastungen die Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern erhöhen. Erwiesen ist auch, dass chronischer Stress die Konzentration von sekretorischem Immunglobulin A im Speichel senkt.


    Emotionale und mentale Belastungen bewirken eine vermehrte Freisetzung von Neurotransmittern und Hormonen. Über Rezeptoren an Lymphozyten können so stressbedingte Veränderungen immunologischer Funktionen induziert werden. Bekannt ist, dass in Stresssituationen beispielsweise Glukokortikoide verstärkt ausgeschüttet werden. Diese Hormone beeinflussen alle immunkompetenten Zellen. In der Therapie werden Glukokortikoide als Immunsuppressiva appliziert, wobei sowohl humorale als auch zelluläre Immunfunktionen betroffen sind. Beispielsweise hemmen Kortikosteroide die Zytokin-Produktion, mindern die Reaktivität von T- und B-Lymphozyten und die Aktivität der natürlichen Killerzellen. Über diese Mechanismen kann lang anhaltender Stress die Abwehrfunktionen dauerhaft einschränken, wodurch die Infektanfälligkeit ansteigt.


    Chronischer Stress, den das Gehirn auf Dauer nicht kompensieren kann, führt neben den Funktionseinbußen des Immunsystems auch zu Ermüdungszuständen. In der Sport- und Präventivmedizin spricht man dann von einem „Open-Window-Phänomen“, das heißt, ein supprimiertes Immunsystem wirkt auf Krankheitserreger sehr anziehend. Es gibt jedoch Möglichkeiten, das „Open Window“ klein zu halten und damit die Risiken zu minimieren. Prof. Dr. med. Heinz Liesen, Paderborn, nannte Bewegung und körperliches Training (auch im Sinne der Psychoregulation), optimale Versorgung mit Mikronährstoffen sowie Immunmodulation.  



    Quellen:

    www.immunsystem-ratgeber.com/schwaches-immunsystem-und-infektanfaelligkeit.html

    Siegfried Hoch (Ärzteblatt),  www.aerzteblatt.de/archiv/35552/Psychoneuroimmunologie-Stress-erhoeht-Infektanfaelligkeit


  • 05. Heißhunger auf Süßes

    Heißhunger beschreibt den unbändigen Drang nach Süßem, Salzigem oder Fettigem. Der Körper zeigt uns mit diesem Signal eindringlich, dass ihm lebensnotwendige Nährstoffe fehlen. Heißhunger ist aber nicht nur ein Symptom für Nährstoffmangel, sondern auch für körperliche und psychische Erkrankungen oder hormonelle Veränderungen wie Diabetes mellitus, Ess-Brech-Sucht oder während der Schwangerschaft. Lesen Sie alles über die Ursachen von Heißhunger, und wie Sie ihn in Griff bekommen.


    Beschreibung


    Heißhunger ist eine besondere Form des Hungers. Während normaler Hunger längere Zeit ausgehalten werden kann, gelingt es kaum, dem Heißhunger standzuhalten. Die Begierde nach Süßem, Salzigem oder Fettigem treibt einen an den Kühlschrank, ganz unabhängig von der Uhrzeit. Der Grund ist naheliegend: Dem Körper fehlen wichtige Nahrungsbestandteile, die er zur Energiegewinnung braucht und damit zum Erhalt unserer Gesundheit.


    Heißhunger oder Fressattacken


    Gelegentlicher Heißhunger kann lebensnotwendig sein, wenn man länger nichts gegessen hat oder sportlich oder geistig sehr aktiv war. Auch während der Schwangerschaft, der Stillzeit, beim Wachstum benötigt der Körper zusätzlich Energie. Bevor eine gefährliche Unterversorgung an Nährstoffen eintritt, holt sich der Körper über Fressattacken die notwendige Energie.


    Die Psychologie und Gewohnheit darf bei Heißhunger nicht unerwähnt bleiben: Wer kennt es nicht, dass ein Stückchen Schokolade nach dem Essen oder beim Fernsehen ein wohliges Gefühl auslöst? Gewöhnen sich Geist und Körper an die energieliefernde Freude, verlangen sie es wieder. Ist dann keine Schokolade vorrätig, entsteht ein heißhungriges Gefühl auf Süßes, das befriedigt werden möchte.


    Aber regelmäßiger Heißhunger kann auch das Symptom schwerwiegender physischer oder psychischer Erkrankungen sein. Wer immer Hunger hat und ständig von Heißhunger und Fressattacken geplagt wird, leidet möglicherweise unter einer Stoffwechselerkrankung wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Essstörungen mit Fressattacken wie Fettsucht (Adipositas) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie) sind ebenfalls physisch, aber auch psychisch bedingt. Lesen Sie hierzu mehr unter "Ursachen und mögliche Erkrankungen"


    Hunger


    Hunger ist ein für das Überleben notwendiges Signal. Dabei zeigt der Körper, dass er Nachschub an Nahrung benötigt, um das Energiegleichgewicht konstant zu halten. Das Hungergefühl nimmt langsam zu und erinnert unseren Körper zunehmend vehementer daran, zu essen. Besonders deutlich zeigt er es mit dem bekannten Magenknurren.


    Die Entstehung des Hungergefühls ist ein komplexer Vorgang, der über diverse Botenstoffe, Rezeptoren und Informationen aus der Peripherie des Körpers reguliert wird. Zudem steuern Verhalten, Sinneswahrnehmungen und Gelerntes das Hungergefühl. Sämtliche Informationen laufen vor allem im Hypothalamus und im Hirnstamm zusammen.Die Aufgabe des Gehirns ist es dann, das Gleichgewicht zwischen Energieverbrauch und Nahrungsaufnahme zu regulieren.


    Manche Menschen aber haben ständig Hunger - bei ihnen sind dies Regulationsmechanismen gestört. Dann treten Krankheiten wie zum Beispiel Fettsucht (Adipositas) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie) auf, um nur einige zu nennen. Beide Krankheiten sind für Fressattacken und ein rein psychologisch bedingtes ständiges Hungergefühl bekannt.


    Blutzucker


    Eine zentrale Rolle für die Regulation von Hunger, und damit auch Heißhunger, ist der Blutzucker. Als Blutzucker bezeichnet man die Konzentration von Glukose (auch Traubenzucker genannt) im Blut. Glukose ist der wichtigste Energielieferant unseres Körpers, der entweder sofort in Energie  umgewandelt oder über Insulin zunächst in Zellen gespeichert wird. Je weniger Glukose im Blut, desto größer der Hunger oder sogar der Heißhunger.


    Kohlenhydratreiche Speisen liefern dann die notwendige Glukose, denn die Zerkleinerung von Kohlenhydraten durch Proteine des Magen-Darm-Trakts führt zu hohen Mengen dieser Zuckerform. Die chemische Zersetzung der Kohlenhydrate benötigt unterschiedlich lange Zeit.


    Schnell abbaubare Kohlenhydrate führen zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckers, aber leider auch einem raschen Verbrauch durch den Körper. Hunger stellt sich bald wieder ein. Bei Heißhunger ist die Lust auf diese raschen Energielieferanten sehr groß. Zu den schnell abgebauten Kohlenhydraten gehören unter anderen:


    • Traubenzucker
    • Honig
    • weißer Zucker
    • Schokolade
    • Weißmehlprodukte (Backwaren, Teigwaren)
    • Kartoffeln
    • Mais

    Manche kohlenhydratreiche Nahrungsmittel sind vom Körper aufwändiger in seine Bestandteile zu zerlegen, aber wesentlich effektiver in der Energiebilanz. Die Glukose erreicht nach und nach das Blut und versorgt so über einen längeren Zeitraum den Körper mit dem Energieträger. Man ist länger satt. Hierzu zählen:


    • Vollkornprodukte (Müsli, Backwaren, Teigwaren)
    • Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen)

    Sättigungsgefühl und Sättigung


    Das Gefühl der Sättigung stellt sich rund 10 bis 15 Minuten nach dem Essen ein - dann, wenn der gefüllte Magen und Proteine aus dem Magen-Darm-Trakt dem Gehirn signalisieren, dass wir satt sind. Die Freude und Befriedigung, die wir durch den Genuss der Nahrung zudem erfahren, verstärken das Sättigungsgefühl. Die Sättigung stellt sich dann ein, wenn Zucker und Fette aus der Nahrung den Körper versorgen und zusätzlich gespeichert werden können. Moleküle für Zucker und Fette (zum Beispiel Insulin, Leptin) signalisieren dann dem Gehirn, dass man satt ist.


    Heißhunger führt oft zur gierigen Aufnahme von sehr großen Nahrungsmengen in kürzester Zeit. Gehirn und Körper sind daher oft nicht schnell genug, diese Fressattacken rechtzeitig zu drosseln.


    Ursachen und mögliche Erkrankungen


    Heißhunger kommt plötzlich und löst den unendlichen Drang aus, schnell etwas essen zu müssen. Meistens sind es bestimmte süße oder salzige Nahrungsmittel, nach denen es Heißhungrige gelüstet.


    Harmlose Ursachen


    Es gibt manche Ursachen für Heißhunger, denen gemeinsam ist, dass mangelnde Energie durch Nährstoffe ausgeglichen werden muss. Wenn das Heißhungergefühl selten ist, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein harmloses Körpersignal handelt, das aber auf jeden Fall gestillt werden sollte, um Nährstoffmangel vorzubeugen. Energieerhaltende Ursachen für Fressattacken sind:


    • Lange Esspausen
    • viele Zwischenmahlzeiten, die wenig Energie liefern
    • körperliche Anstrengung (zum Beispiel Sport, körperliche Arbeit)
    • geistige Anstrengung (zum Beispiel konzentriertes Arbeiten über Stunden)
    • Schlafmangel
    • während der Schwangerschaft und/oder Stillzeit
    • Jugendliche während der Wachstumsphase
    • Gewohnheiten (zum Beispiel Schokolade nach dem Essen, zum Fernsehen)

    Körperliche Erkrankungen als Ursache


    Heißhunger stellt aber auch ein gefährliches Signal für Stoffwechselerkrankungen  oder hormonelle Fehlregulationen dar. Wen ein ständiges Hungergefühl mit unbeherrschten Fressattacken plagt, sollte das ernst nehmen und zur Abklärung einen Arzt aufsuchen. Dabei kann es sich um körperliche aber auch seelische Störungen handeln:


    • Diabetes mellitus
    • Schilddrüsenüberfunktion
    • Lebererkrankungen
    • Stoffwechselerkrankungen, bei denen Botenstoffe für das Sättigungsgefühl gestört sind. Für Fettsucht (Adipositas) und Ess-Brech-Sucht (Bulimie) sind molekulare Ursachen neben psychischen Ursachen bekannt. Eine ärztliche Untersuchung kann Aufschluss über die Ursache geben und entsprechend therapiert werden.

    Psychische Erkrankungen als Ursache


    Psychische Erkrankungen, die unter anderem in Fressattacken eskalieren, haben die seelische Befriedigung durch Essen als Gemeinsamkeit. Aber auch molekulare Fehlfunktionen können für die Krankheit verantwortlich sein. Folgende Erkrankungen sind (für meist weibliche Patienten) bekannt:


    • Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa; Regelmäßige Fressattacken mit anschließendem Erbrechen oder weitere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion, zum Beispiel abführende Medikamente)
    • Binge-Eating-Störung (episodische Fressattacken ohne Maßnahmen zur Gewichtsreduktion)
    • Fettsucht (Adipositas; dauerhaft erhöhter Nahrungskonsum mit regelmäßigen Fressattacken)

    Weitere Ursachen für Heißhunger


    • Stress, intensive Emotionen
    • Diäten
    • Migräne
    • Prämenstruelles Syndrom
    • Wurminfektionen (zum Beispiel Bandwurm)
    • Alkoholabhängigkeit
    • Cannabis-Konsum
    • Medikamente (zum Beispiel Psychopharmaka)

    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Binge-Eating
    • Bulimie
    • Diabetes mellitus
    • Magersucht

    Wann sollten Sie zum Arzt?


    Wenn Sie nur selten wegen Heißhunger zu Süßem oder Salzigem greifen, meist im Anschluss an sportliche oder geistige Anstrengungen oder längere Essenspausen, ist der Gang zum Arzt nicht zwingend notwendig. Schwangere und heranwachsende Jugendliche sollten, obwohl die Ursache meist eine natürliche und hormonelle ist, dennoch den Besuch beim Arzt anstreben, um mögliche Stoffwechselerkrankungen auszuschließen und einer möglichen Mangelernährung vorzubeugen.


    Dringend ist der Gang in die ärztliche Praxis jedoch, wenn Sie bei gesunder und regelmäßiger Ernährung ständig Hunger haben. Dies ist ein Alarmsignal des Körpers, das unbedingt abgeklärt werden muss!


    Gehen Sie auch bitte zum Arzt, wenn sie psychische Gründe hinter den Fressattacken vermuten. Stress, Emotionen, aber auch Depressionen oder Essstörungen können hier die Ursache sein. Über medikamentöse und psychologische Therapien kann der Drang, Essen heißhungrig zu sich zu nehmen, genommen werden.


    Was macht der Arzt?


    Der Hausarzt wird über Ihre Krankengeschichte (Anamnese) erfahren wollen, seit wann Sie von Heißhunger betroffen sind. Wie häufig und wann der Heißhunger auftritt, ist ebenso wichtig für ihn zu wissen, wie Ihre Ernährungsgewohnheiten. Also wie oft Sie täglich essen, was und unter welchen Bedingungen Sie essen. Medikamenteneinnahme, Alkoholkonsum und Begleiterscheinungen wie etwas Schwitzen, Kopfschmerzen, sind für die Diagnosestellung ebenfalls wichtige Informationen.


    Auf das Gespräch folgen körperliche Untersuchungen und Bluttests, die zur Abklärung von beispielsweise Diabetes mellitus oder anderen Stoffwechselerkrankungen dienen. Bei der Diagnose Diabetes erhalten Sie einen Ernährungs- und Bewegungsplan und werden entsprechend medikamentös eingestellt, um schnellstmöglich Folgeschäden zu verhindern. Auch bei einer Schilddrüsenüber- oder unterfunktion wird mit gutem Erfolg medikamentös therapiert. Psychisch bedingte Heißhungerattacken können psychotherapeutisch und je nach Erkrankung medikamentös behandelt werden.


    Sind es Diäten, Schlafmangel, Stress, die hinter Heißhunger stecken, wird der Arzt Sie darüber aufklären, wie den Fressattacken vorgebeugt werden kann. Depressionen werden je nach Schweregrad therapeutisch oder medikamentös behandelt. Wenn Medikamente (zum Beispiel Psychopharmaka) die Ursache für Heißhunger sind, ist die Suche nach einem anderen Medikament die Aufgabe des Arztes.


    Das können Sie selbst tun


    Falls Sie zu den Betroffenen gehören, die aus psychischen Gründen regelmäßig an Heißhungerattacken leiden, sprechen Sie bitte mit dem Arzt Ihres Vertrauens über Ihre Probleme. Es gibt sehr gute Therapien, die Ihnen helfen, aus dem Kreislauf auszutreten und ein stabiles, sorgenfreies Leben zu leben.


    Im Folgenden werden einige Ratschläge angeboten, die verhindern können, dass Sie immer Hunger haben. Ziel ist, dass Ihr Körper rechtzeitig mit Energie und Nährstoffen versorgt wird und so schwere Unterzuckerungen und Mangelerscheinungen vorgebeugt werden kann. Nehmen der Heißhunger und die Fressattacken damit nicht ab, sollten Sie dringend zum Arzt gehen.


    Wer zu wenig isst und daher ständig Hunger hat, muss sich über Heißhungerattacken nicht wundern. Die erste Regel, um Heißhunger vorzubeugen, ist eine regelmäßige und ausgewogene Ernährung. In der Früh, Mittags und Abends können Sie zu hochwertigen Lebensmitteln greifen, die das Energiedepot des Körpers über einen längeren Zeitraum füllen. Hierzu zählen Vollkornprodukte, Obst und Gemüse und Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, usw.).


    Die folgenden Tipps können Sie ebenfalls beherzigen, um Heißhunger zu entkommen:


    • Nehmen Sie sich Zeit fürs Essen; vermeiden Sie, es hastig hinunterzuschlingen. So geben Sie dem Körper Zeit, das Sättigungsgefühl zu entwickeln
    • Zwischenmahlzeiten sollten vermieden werden, jedoch nicht, wenn Sie heißhungrige Gefühle bekommen. Greifen Sie dann aber lieber zu Obst.
    • Vermeiden Sie Schlafmangel
    • Versuchen Sie, Stress, aber auch Langeweile zu entgehen
    • Gewöhnen Sie Ihren Körper nicht an regelmäßige "Belohnungen" durch Süßes oder Salziges zwischen den Mahlzeiten, beim Fernsehen, usw. Wenn Sie nicht auf beispielsweise Schokolade verzichten wollen, essen Sie diese bevorzugt direkt nach der Hauptmahlzeit.

    Quelle:  

    Dr. Daniela Oesterle, Molekularbiologin, Humangenetikerin sowie ausgebildete Medizinredakteurin, 

    (Aktualisiert am 12. Juni 2016), Netdoktor.de


  • 06. Innere Unruhe / Nervosität

    Das Gefühl von innerer Unruhe kennen die meisten Menschen. Oft fühlt man sich vor einer Prüfung, einem Bewerbungsgespräch oder nach einer Überdosis Koffein innerlich unruhig und nervös. Das ist vollkommen normal. Innere Unruhe kann aber auch auf eine Erkrankung hinweisen. Außerdem können Medikamente und Drogen innere Unruhe auslösen. Lesen Sie mehr über die möglichen Ursachen innerer Unruhe – und was dagegen hilft.


    Kurzüberblick


    • Ursachen:  z.B. zu viel Koffein, Alkohol oder Nikotin, psychovegetative Allgemeinstörungen, Unterzuckerung, niedriger Blutdruck, Schilddrüsenüberfunktion, funktionelle (nicht organische) Herzbeschwerden, Wechseljahre, Lungenembolie, Depression, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie, Drogen, Medikamente.
    • Was hilft:  Entspannungsübungen, Beruhigungstee, Buttermilch, warme Vollbäder, pflanzliche Präparate (z.B. mit Baldrian und Hopfen), regelmäßige Bewegung, Druckpunktmassage, homöopathische Mittel. Zudem Behandlung von Grunderkrankungen, wenn solche für die innere Unruhe verantwortlich sind.
    • Wann zum Arzt?  wenn die innere Unruhe nicht durch eigene Maßnahmen verschwindet, länger andauert und/oder von weiteren körperlichen oder psychischen Beschwerden begleitet wird.
    • Was macht der Arzt?  Diagnose mit Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), körperlicher Untersuchung, bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder Computertomografie (CT), ggf. Szintigrafie, psychologische Tests und Fragebögen.

    Ursachen


    Häufig sind die Ursachen von innerer Unruhe harmlos. Typischerweise ist man zum Beispiel vor Prüfungen (Prüfungsangst) oder einem wichtigen Auftritt (Lampenfieber) innerlich unruhig und nervös. Auch zu viel Koffein oder Stress kann innere Unruhe verursachen. Manchmal stecken aber auch ernsthafte Erkrankungen hinter der inneren Unruhe.


    Wichtige Auslöser für innere Unruhe und Nervosität im Überblick:


    • Koffein, Alkohol oder Nikotin:  Wer zu viel von diesen Genussmitteln konsumiert, kann unter anderem innere Unruhe verspüren. Auch regelmäßiger Konsum wie bei Alkoholsucht kann innere Unruhe sowie Ängstlichkeit und depressive Verstimmungen nach sich ziehen. Bei Wegfall des Suchtmittels können Nervosität und Zittern als Entzugssymptome auftreten.
    • Psychovegetative Allgemeinstörungen (vegetative Dystonie):  Damit sind unspezifische Beschwerden gemeint, für die sich keine organische Ursache finden lässt. Typisch sind Erschöpfung, Schlafstörungen, innere Unruhe, Nervosität, Kopf- und Herzschmerzen, Schwindel, niedriger Blutdruck, Beschwerden im Bereich der Sehnenansätze und Muskeln sowie depressive Stimmungen.
    • Unterzuckerung:  Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann unter anderem Heißhunger, Schweißausbrüche, Herzrasen, Zittern, innere Unruhe, Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle hervorrufen.
    • Niedriger Blutdruck:  Innere Unruhe kann auch bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) auftreten. Zu den weiteren möglichen Symptomen zählen Leistungsmangel, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus (Ohrgeräusche), Herzklopfen, depressive Verstimmung, Schlafstörungen, kalte Hände und Füße sowie Schwindel.
    • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):  Eine Hyperthyreose zeichnet sich unter anderem durch innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, vermehrtes Schwitzen, Fingerzittern, Gewichtsabnahme und Durchfall aus.
    • Funktionelle Herzbeschwerden:  Funktionelle Herzbeschwerden ("Herzneurose", Cor nervosum) sind nicht organisch erklärbar. Typische Beschwerden sind etwa Herzjagen, Herzstolpern, Herzklopfen, Enge- oder Beklemmungsgefühle im Brustkorb, Ziehen und Schmerzen an Herz und linkem Arm. Oft treten auch innere Unruhe und Nervosität, Schlaflosigkeit und Erschöpfung auf.
    • Wechseljahre (Klimakterium):  Innere Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit gehören auch zu den typischen Wechseljahresbeschwerden.
    • Lungenembolie:  Dabei verschließen ein eingeschwemmter Blutpfropf, Luft, Fett oder ein Fremdkörper eine Lungenarterie. Zu den Symptomen gehören Atemnot, akute und oft atemabhängige Schmerzen im Brustkorb, Herzrasen, Husten, Angst, innere Unruhe, kalter Schweiß und – bei großen Embolien – Schock. Rufen Sie sofort den Notarzt!
    • Depression:  Innere Unruhe kann auch auf eine Depression hinweisen. Das gilt insbesondere, wenn weitere Symptome wie gedrückte Stimmung, ein Gefühl von Sinn- und Hoffnungslosigkeit, ein Druckgefühl im Brust- und Bauchraum, Schlafstörungen, Interesse- und Freudlosigkeit sowie fehlender Antrieb hinzukommen.
    • Persönlichkeitsstörungen:  Zu den Leitsymptomen einer Persönlichkeitsstörung zählen innere Unruhe, Depression, Sucht (Nikotin, Alkohol und/oder andere Drogen), Ängste und Erschöpfung.
    • Schizophrenie:  Eine schizophrene Ersterkrankung kann sich unter anderem durch innere Unruhe, Nervosität, Anspannung, Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit sowie sozialen Rückzug ankündigen.
    • Drogen:  Halluzinogene sind Substanzen, die Sinnestäuschungen hervorrufen (LSD, „Magic Mushrooms“, Stechapfel, Bilsenkraut etc.), wobei im Anfangsstadium des Halluzinogenrausches innere Unruhe auftritt. Auch andere Drogen wie Cannabis (Hanf), die in erster Linie beruhigend wirken, lösen manchmal paradoxerweise innere Unruhe aus.
    • Nebenwirkung oder Entzugssymptom von Medikamenten:   Verschiedene Arzneimittel können als Nebenwirkung innere Unruhe verursachen, z.B. bestimmte Antidepressiva (Bupropion, SSRI), Amantadin (bei Grippe und Parkinson) und Theophyllin (bei Asthma). Außerdem kann innere Unruhe als Entzugssymptom bei Medikamentenabhängigkeit (etwa von Schlaf- und Beruhigungsmitteln aus der Gruppe der Benzodiazepine) auftreten.

    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Posttraumatische Belastungsstörung
    • Akute Belastungsreaktion
    • Herzneurose
    • Schilddrüsenüberfunktion

    Innere Unruhe: Was hilft?


    Wenn die innere Unruhe nicht auf einer behandlungsbedürftigen Erkrankung beruht, können Sie selbst einiges dagegen tun. Hilfreich sind zum Beispiel:


    • Entspannungsübungen:  Bewährte Entspannungstechniken gegen innere Unruhe und Nervosität sind Autogenes Training und die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
    • Buttermilch:  Auch ein großes Glas Buttermilch ist ein bewährtes Mittel gegen innere Unruhe.
    • Pflanzliche Präparate:  Vor allem Baldrian, Hopfen und Passionsblume helfen bei innerer Unruhe. Sie sind in Tabletten- oder Teeform in der Apotheke oder im Drogeriemarkt erhältlich.
    • Regelmäßige Bewegung:  Besonders Joggen, Walken, Schwimmen und Radfahren entspannen und lindern psychischen Stress, so dass innere Unruhe und Nervosität gar nicht erst aufkommen.
    • Druckpunkt-Massage:  Stimulieren Sie den sogenannten Druckpunkt Herz 7. Um ihn zu finden, beugen Sie das Handgelenk leicht in Richtung Unterarm. Direkt auf der Beugefalte auf der Seite des kleinen Fingers neben der gut tastbaren Beugesehne liegt Herz 7. Massieren Sie diesen Punkt etwa eine Minute lang mit einem Finger.
    • Homöopathische Mittel:  Manche Menschen schwören auf Homöopathika wie Chamomilla (bei zusätzlicher Überempfindlichkeit und Launenhaftigkeit), Kalium arsenicosum (innere Unruhe mit unruhigen Armen und Beinen), Arsenicum album (mit Angst und Schwäche) sowie Nux vomica (innere Unruhe durch beruflichen Stress). Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirksamkeit der Homöopathie bislang allerdings nicht.

    Innere Unruhe:  Hausmittel


    Was hilft gegen innere Unruhe? Vor allem verschiedene pflanzliche Mittel sind wirksame Helfer, wenn Sie unter Nervosität Ängsten und innerer Unruhe leiden. Hier erfahren Sie, wie Sie mit ihrer Hilfe innere Unruhe bekämpfen können.


    Tee gegen innere Unruhe


    Die folgenden Heilpflanzen helfen, innerer Unruhe zu lindern:


    • Baldrian
    • Lindenblüten
    • Melisse

    Als Tee zubereitet wirken sie beruhigend. Vor allem Baldrian setzt man häufig bei Unruhe und auch Schlafstörungen als beruhigendes pflanzliches ein.


    Wenn sie sich über die Zubereitung der Tees informieren wollen, folgen sie dem Link auf den jeweiligen Heilpflanzenartikel.


    Auch eine Teemischung kann helfen: Mischen Sie zum Beispiel 60 g Passionsblumenkraut mit je 20 g Baldrianwurzel und Pfefferminzblättern. Zwei Teelöffel der Mischung mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen und dann abseihen. Morgens und am frühen Nachmittag zwei bis drei Tassen davon langsam trinken. Bei Bedarf mit Honig süßen.


    Ätherische Öle


    Rücken- und Fußeinreibungen

    Lavendel-, Thymian- und Rosmarinöl wirken beruhigen und fördern einen erholsamen Schlaf. Einreibungen mit diesen Ölen sind ein einfaches Hausmittel, um diese pflanzliche Wirkung zu nutzen.


    Rückeneinreibung:   Erwärmen Sie einige Tropfen des Öls in den Händen und reiben Sie damit sanft in kreisenden Bewegungen den Rücken mehrere Minuten lang ein. Achten Sie bei der Anwendung darauf, nicht zu viel Druck auszuüben. Sparen Sie außerdem die empfindliche Wirbelsäule aus (arbeiten Sie rechts und links der Wirbelsäule).


    Fußeinreibung:  Auch eine Einreibung der Füße wirkt ähnlich beruhigend auf ein aufgewühltes Gemüt. Beginnen Sie die Einreibung am Knöchel und arbeiten sich langsam zu den Zehen vor. Dabei nicht zu viel Druck ausüben.


    Nach der Behandlung sollten Sie sich ins Bett legen und eine halbe Stunde lang ruhen. Die Einreibung können Sie ein- bis zweimal täglich durchführen (besonders geeignet vor dem Schlafengehen).


    Bauchauflage mit Kamille


    Eine feucht-heiße Bauchauflage mit Kamille wirkt schmerzlindernd, krampflösend und entspannend. Deshalb kommt sie bei innerer Unruhe als Hausmittel zum Einsatz.


    Übergießen Sie ein bis zwei Esslöffel Kamillenblüten mit einem halben Liter kochendem Wasser. Lassen Sie den Sud maximal fünf Minuten lang ziehen und sieben Sie dann die Pflanzenteile ab. Legen Sie ein aufgerolltes Innentuch in ein zweites Tuch und rollen die Tücher zu einem Wickel auf. Diesen hängen Sie in heißen Tee und lassen ihn einige Minuten lang durchziehen.


    Wringen Sie den Wickel aus (Vorsicht, heiß!). Legen Sie dann das Innentuch faltenfrei um den Bauch und fixieren Sie es mit einem trockenen Tuch (z.B. einem Handtuch). Nach 20 bis 30 Minuten nehmen Sie den Wickel ab. Der Behandelte sollte eine halbe Stunde lang nachruhen. Die Bauchauflage können Sie zweimal täglich anwenden.


    Bäder


    Ein weiterer Tipp gegen innere Unruhe sind entspannende Bäder. In Supermärkten und Drogerien finden Sie häufig entsprechende fertig gemischte Badezusätze.


    Sie können sich allerdings auch einfach selbst ein Entspannungsbad gegen Ihre innere Unruhe zubereiten. Bei Unruhe und Schlafstörung geben Sie am besten Lavendel, Melisse, Hopfen, Heublumen oder Baldrian in das Badewasser. Sie können frische Pflanzenbestandteile ebenso wie ätherische Öle verwenden. Geben Sie diese in das einlaufende Badewasser.


    Hinweis:  Wenn Sie das Wasser mit einem ätherischen Öl anreichern wollen, benötigen Sie einen Emulgator. Durch ihn vermischt sich das Öl besser mit dem Badewasser. Sahne, Milch, Honig oder Salz sind geeignet.


    Die Wassertemperatur sollte dabei nicht über der gemessenen Körpertemperatur liegen. Baden Sie 15 bis 20 Minuten - Kinder besser kürzer. Um die entspannende Wirkung zu fördern, sollten Sie im Anschluss mindestens eine halbe Stunde lang ruhen.


    Achtung:  Bei vollem Magen oder labilem Kreislauf sind warme Vollbäder tabu! Vorsicht auch bei Bluthochdruck und Herzerkrankungen.


    Wadenwickel


    Auch Wadenwickel können gegen innere Unruhe wirken. Wie Sie diese richtig anwenden erfahren Sie im Beitrag Wadenwickel.


    Wann müssen Sie zum Arzt?


    Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn:


    • die innere Unruhe länger anhält
    • Selbsthilfemaßnahmen (Beruhigungstee, Entspannungstechniken etc.) die innere Unruhe nicht lindern können
    • die innere Unruhe von weiteren körperlichen oder seelischen Beschwerden begleitet wird (zum Beispiel Bluthochdruck, Depression)

    Innere Unruhe: Was macht der Arzt?


    Der Arzt wird Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte befragen (Anamnese). Wichtig ist zum Beispiel, wie lange die innere Unruhe schon besteht, ob es weitere Beschwerden gibt und welche Medikamente Sie gegebenenfalls einnehmen.


    Aus diesen Angaben kann der Arzt oft erste Hinweise auf die zugrundeliegende Ursache ableiten. Verschiedene Untersuchungen können weitere wichtge Informationen liefern, zum Beispiel:


    • Körperliche Untersuchungmit Blutdruckmessung
    • Blutuntersuchungen: Blutanalysen sind zum Beispiel hilfreich, wenn eine Unterzuckerung, eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Lungenembolie die innere Unruhe auslösen könnte.
    • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) und Röntgen können etwa eine Lungenembolie als Ursache für die innere Unruhe aufzeigen. Eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) kann eine Lungenembolie oder eine Schilddrüsenüberfunktion aufdecken.
    • Szintigrafie: Mit diesem nuklearmedizinischen Verfahren lässt sich ebenfalls einer Lungenembolie, aber auch einer Schilddrüsenüberfunktion auf die Spur kommen.
    • Tests: Fragebögen und Tests kommen zum Einsatz, wenn psychische Ursachen wie Schizophrenie oder eine Depression als Ursache für die innere Unruhe vermutet werden.


    Quellen:

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    Sabine Schrör, Medizinjournalistin

    (Aktualisiert:   25. September 2019), Netdoktor.de


  • 07. Schlafstörungen

    Schlafstörungen sind weit verbreitet. In Deutschland leiden Untersuchungen zufolge durchschnittlich 15 Prozent der Erwachsenen an einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung. Dabei ist Schlafstörung nicht gleich Schlafstörung: So gibt es zum Beispiel Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen (Insomnien), verschiedene Arten von Tagesschläfrigkeit (Hypersomnien), schlafbezogene Bewegungsstörungen (wie das Restless-Legs-Syndrom) und schlafbezogene Atmungsstörungen (z.B. das Schlafapnoe-Syndrom). Lesen Sie hier mehr zu Ursachen und Formen von Schlafstörungen und was Sie dagegen tun können!


    Kurzübersicht


    • Beschreibung:  Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen, Gefühl übermäßiger Müdigkeit tagsüber
    • Symptome:  Je nach Art der Schlafstörung unterschiedlich; neben Müdigkeit zum Beispiel Kopfschmerzen, Gedächtnisprobleme, Essstörungen, Zähneknirschen, Bewegungsstörungen der Gliedmaßen, Atmungsstörungen, Schlafwandeln
    • Ursachen:  Stress oder ungünstige Schlafbedingungen, aber auch psychische, organische oder neurologische Erkrankungen, Medikamente, Drogen
    • Tipps:  Für gute Schlafhygiene sorgen (regelmäßige Schlafenszeiten, angenehme Schlafzimmertemperatur, abends kein Kaffee oder Alkohol), kein Einschlafen erzwingen wollen, Entspannungstechniken (Yoga, Meditation usw.), Heilkräuter(tees), schlaffördernde Bäder
    • Wann zum Arzt?  Bei anhaltenden Schlafstörungen; wenn Schlafstörungen massiv belasten; bei Müdigkeit und Unkonzentriertheit tagsüber. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Er überweist ggf. an einen Facharzt.

    Beschreibung 


    Kurzfristige Schlafprobleme über wenige Tage hinweg hat fast jeder einmal in stressigen Lebensphasen, während einer Erkrankung (z. B. Husten, „Nase zu“ bei Schnupfen) oder aufgrund belastender Situationen. Meist sind sie harmlos.


    Anders bei „echten“ Schlafstörungen. Das sind Schlafprobleme, die über einen längeren Zeitraum (ab drei bis vier Wochen) auftreten und den Betroffenen in seiner Leistungsfähigkeit deutlich beeinträchtigen. Sie können sowohl körperlich als auch psychisch bedingt sein. Deshalb sollten Sie die Ursache abklären lassen.


    Schlafstörungen sind weit verbreitet und keine Lappalie. Vor allem chronische Schlafstörungen können die Tagesbefindlichkeit und Leistungsfähigkeit des Betroffenen stark einschränken, seine soziale Kompetenz beeinträchtigen und zu Unfällen führen


    Wie äußern sie sich?


    Experten unterscheiden mehr als 80 verschiedene Schlafstörungen, die sich nach Art der Beschwerden in acht Hauptgruppen einteilen lassen:


    • Insomnien:  Hierunter fallen Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen und chronisch unerholsamer Schlaf. Zusätzlich klagen die Betroffenen zum Beispiel über Müdigkeit, Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisprobleme, Stimmungsbeeinträchtigung, Anspannung, Kopfschmerzen und/oder Sorgen über die Schlafstörung. Insomnien zählen zu den häufigsten Formen von Schlafstörungen. Sie können beispielsweise durch psychische Belastungen (z. B. finanzielle Sorgen) oder Medikamentenmissbrauch (wie übermäßiger Gebrauch von Schlafmitteln) ausgelöst werden.
    • Schlafbezogene Atmungsstörungen:  Sie umfassen zum Beispiel verschiedene Formen von Schlafapnoe. Dabei kommt es zu nächtlichen Atemaussetzern, es pausiert also kurzzeitig die Atmung - vom Schlafenden oft unbemerkt.
    • Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs:  Bei diesen Schlafstörungen leiden die Betroffenen in erster Linie unter übermäßiger Schläfrigkeit während des Tages, obwohl die nächtliche Schlafmenge nicht verringert ist und keine zirkadiane Rhythmusstörung (also eine Störung des individuellen Tag-Nacht-Rhythmus) vorliegt. Zu den Hypersomnien zählen zum Beispiel Narkolepsie („Schlafkrankheit“) sowie Tagesschläfrigkeit aufgrund einer traumatischen Hirnschädigung oder infolge von Medikamenten- oder Substanzmittelmissbrauch.
    • Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen:  
      Solche Rhythmus-Schlafstörungen können etwa durch Zeitzonenwechsel (Jetlag), Schichtarbeit, organische Erkrankungen oder Medikamenten- oder Substanzmittelmissbrauch ausgelöst werden. Sie führen zu Insomnie und massiver Tagesschläfrigkeit.
    • Parasomnien:  Das sind episodische Unterbrechungen des Schlafes durch ungewöhnliche körperliche Phänomene oder Verhaltensweisen wie Schlafwandeln, nächtliche Albträume, nächtliches Stöhnen, schlafbezogene Essstörung oder wiederholte, unbewusste Blasenentleerung während des Schlafes.
    • Schlafbezogene Bewegungsstörungen:  Die Schlafstörungen werden hier durch einfache, meist stereotype Bewegungen verursacht. Eine häufige schlafbezogene Bewegungsstörung ist das Restless-Legs-Syndrom (RLS). Weitere Schlafstörungen in dieser Kategorie sind zum Beispiel periodische Bewegungsstörungen der Gliedmaßen und nächtliches Zähneknirschen.
    • Isolierte Symptome, Normvarianten, ungelöste Probleme:  In diese Kategorie fallen alle schlafbezogenen Symptome, die an der Grenze zwischen „normal“ und krankhaft (pathologisch) stehen oder die sich aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht eindeutig als normal oder krankhaft einstufen lassen. Beispiele: Kurzschläfer (brauchen weniger als fünf Stunden Schlaf pro 24 Stunden), Langschläfer (brauchen meist mehr als zehn bis zwölf Stunden Schlaf pro 24 Stunden) sowie starke, wiederholte Muskelzuckungen beim Einschlafen (Einschlafzuckungen). Auch primäres (gutartiges) Schnarchen und Sprechen im Schlaf werden dieser Kategorie zugeordnet, obwohl sie den Schlaf des Betreffenden meist nicht stören – wohl aber den des Bettnachbarn.
    • Andere Schlafstörungen:  Gemeint sind alle Schlafstörungen, die sich keiner der anderen Kategorien zuordnen lassen, etwa weil sie noch nicht ausreichend untersucht wurden oder Merkmale verschiedener Kategorien von Schlafstörungen aufweisen.

    Hinweis:  Die verschiedenen Schlafstörungen können sich überschneiden. So leiden zum Beispiel manche Menschen sowohl an Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie) als auch an Schlafwandeln (Form von Parasomnie) und schlafbezogenen Atmungsstörungen. Das macht die Thematik Schlafstörungen so komplex.


    Ursachen und mögliche Erkrankungen


    Schlafstörungen lassen sich der Ursache nach in primäre und sekundäre Schlafstörungen einteilen:


    Primäre Schlafstörungen


    Für primäre Schlafstörungen lässt sich keine körperliche oder seelische Ursache finden. Sie werden etwa durch Stress oder ungünstige Schlafbedingungen verursacht.


    Sekundäre Schlafstörungen


    Sekundäre Schlafstörungen haben eine körperliche (organische) oder psychische beziehungsweise psychiatrische Ursache:


    • Psychische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, Psychosen oder Schizophrenie lösen fast immer auch Schlafstörungen (z. B. Ein- und Durchschlafstörungen) aus.
    • Organische bzw. neurologische Erkrankungen können ebenfalls der Grund für Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien), Hypersomnien oder zirkadiane Rhythmus-Schlafstörungen sein. Beispiele sind chronische Schmerzen (z. B. bei rheumatischen Erkrankungen), Krebs, hormonelle Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktion), das Restless-Legs-Syndrom,  Herz- und Lungenerkrankungen, chronische Nieren- oder Magen-Darm-Erkrankungen, Parkinson, Demenz, Multiple Sklerose, Hirnhautentzündung, Schlaganfall, Hirntumor und Epilepsie.
    • Medikamente können manchmal als Nebenwirkung Schlafstörungen verursachen. Dazu gehören etwa Antibiotika, bestimmte Antidepressiva (z. B. MAO-Hemmer, SSRI), Bluthochdruck-Medikamente (z. B. Alphablocker), Asthma-Medikamente (z. B. Theophyllin), Schlafmittel wie Benzodiazepine (erneute Schlafstörungen nach abruptem Absetzen der Präparate), Kortison, Schilddrüsenhormone, Medikamente bei Demenz, harntreibende Mittel (Diuretika), Antihistaminika (Allergiemittel) sowie Mittel, die Krebspatienten im Rahmen einer Chemotherapie erhalten (Zytostatika).
    • Legale und illegale Drogen können ebenfalls Schlafstörungen verursachen, zum Beispiel in Form von Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen oder Schlafapnoe. Zu den schlafstörenden Drogen zählen beispielsweise Alkohol, Koffein (z. B. Kaffee, schwarzer Tee, Energy Drinks), Nikotin, Cannabis, Heroin, Kokain und Ecstasy.

    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Carotisstenose
    • Schilddrüsenüberfunktion
    • Meningitis
    • Depersonalisation

    Was können Sie selbst tun?


    Manchmal ist eine körperliche oder seelische Erkrankung die Ursache von Schlafstörung. In solchen Fällen steht natürlich deren Behandlung durch den Arzt an erster Stelle. Unterstützend können Sie aber auch in diesen Fällen selbst etwas gegen Schlafstörungen tun.


    Noch mehr gilt dies bei Schlafstörungen, die denen keine Erkrankung zugrunde liegt, wenn also zum Beispiel Stress, innere Unruhe oder ungünstigen Schlafbedingungen die Ursache von Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen oder frühmorgendlichem Erwachen (Insomnien) sind.


    Hinweis:  Schlafmittel sind zur Behandlung von Schlafstörungen nur selten notwendig - und sollten nur kurzzeitig eingenommen werden, da sie schnell abhängig machen.


    Regeln für einen erholsamen Schlaf


    Zwei Drittel aller Schlafstörungen lassen sich mit nicht-medikamentösen Maßnahmen besser. Dazu gehört vor allem eine gute Schlafhygiene. Sie beinhaltet folgende Regeln:


    • Schlafen Sie nicht mehr, als Ihr Körper braucht. Besonders für ältere Menschen ist dies wichtig.
    • Gewöhnen Sie sich regelmäßige Schlafenszeiten an.
    • Halten Sie tagsüber kein Schläfchen (z. B. Mittagsschlaf).
    • Sorgen Sie für angenehme Schlafbedingungen. Dazu gehört auch die richtige Schlafzimmertemperatur (ungefähr 18 °C sind optimal).
    • Trinken Sie abends weder Alkohol noch Kaffee – beides wirkt aufputschend. Wer empfindlich auf Koffein reagiert, sollte bereits ab dem Mittag darauf verzichten. Das gilt auch für Cola, Energy-Drinks und Kakao.
    • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiges körperliches Training. Wer sich nur von Fastfood ernährt und den ganzen Tag auf der Couch sitzt, muss sich über Schlafstörungen nicht wundern.
    • Sorgen Sie für eine entspannende Abendgestaltung, die den Tag langsam ausklingen lässt. Anstrengendes Fitnesstraining am Abend oder ein spannender Thriller als Abendlektüre können dagegen Schlafstörungen (z. B. Einschlafstörungen) begünstigen

    Tipps gegen Schlafstörungen


    Neben einer guten Schlafhygiene können auch folgende Tipps gegen Schlafstörungen helfen:


    Stimuluskontrolle:  Benutzen Sie Bett und Schlafzimmer nur zum Schlafen und nicht auch beispielsweise zum Fernsehen. Das Zubettgehen ist für den Körper dann das Signal „Schlafenszeit“.


    Schlafrestriktion:  Klingt paradox, hilft aber: Gesunde Menschen mit Schlafproblemen, die mindestens eine Woche lang ihr nächtliches Schlafpensum reduzieren, schlafen in der folgenden Nacht schneller ein, sie schlummern tiefer und wachen nachts seltener auf.


    Um wie lange die Bettzeit im Einzelfall zu verkürzen ist, kann ein Therapeut berechnen. Dazu müssen Sie zunächst für zwei Wochen ein Schlaftagebuch führen, in dem Sie für jede Nacht die im Bett verbrachte Zeit protokollieren und die Einschlafzeit, Aufwachfrequenz und Gesamtschlafdauer einschätzen.


    • Keine krampfhaften Einschlafversuche:  Statt sich nachts stundenlang unruhig hin und her zu wälzen, sollten Sie zu einem entspannenden Buch greifen oder aufstehen und sich aktiv beschäftigen (z. B. bügeln).
    • Paradoxe Intention:  Wenn Sie unter Einschlafstörungen leiden, sollten Sie sich beim Hinlegen auffordern, wach zu bleiben. Das lässt einen oft schneller einschlummern, als wenn man krampfhaft versucht einzuschlafen.
    • Kognitive Fokussierung:  Konzentrieren Sie sich im Bett auf beruhigende Gedanken und Bilder.
    • Keine Angst vor schlechtem Schlaf:  Vermeiden Sie Gedanken wie "Heute kann ich sicher auch wieder nicht durchschlafen!" oder „Oh Gott, schon nach Mitternacht und ich bin immer noch wach!“. Solche ängstlichen Gedankengänge können Ihre Schlafstörung verstärken.
    • Gedankenstopp:  Wenn ständiges Gedankenkreisen und Grübeln Sie am Einschlafen hindern, sollten Sie solche Gedanken rigoros abbrechen – jedes Mal von Neuem.
    • Entspannungsverfahren:  Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Biofeedback, Yoga und Meditation können langfristig ebenfalls Schlafstörungen lindern.

    Schlafmittel (Hypnotika)


    Schlafmittel sollten bei Schlafstörungen prinzipiell erst eingesetzt werden, wenn alle anderen Maßnahmen (z. B. Schlafhygiene, Schlafrestriktion, Heilpflanzen – siehe unten) erfolglos blieben. Lassen Sie sich hierzu am besten vom Arzt beraten.


    Bedenken Sie, dass viele Medikamente ihre Wirksamkeit verlieren und zu Gewöhnungseffekten bis zur Abhängigkeit führen können. Ihr Absetzen kann die Schlafstörung vorübergehend wieder verstärken (Rebound-Insomnie).


    Viele Schlafmedikamente setzen die Muskelspannung und –kontrolle herab, wodurch die Gefahr steigt, nachts zu stürzen. Diese Wirkung und eine verringerte Konzentrationsfähigkeit können bis in den Tag hinein anhalten und die Leistungsfähigkeit einschränken.


    Hinweis:  Nehmen Sie derartige Schlafmedikamente (Beipackzettel beachten!) daher grundsätzlich abends vor dem Schlafengehen ein und nicht, wenn Sie nachts aufwachen oder bereits einige Stunden wach gelegen haben.


    Hausmittel


    Wenn Sie Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen haben, können Ihnen unter Umständen verschiedene Hausmittel gegen Schlafstörungen helfen.


    Heilkräutertees gegen Schlafstörungen


    Es gibt verschiedene Heilpflanzen, die bei Schlafstörungen helfen können. Sie werden vor allem als Tee angewendet:


    Baldrian: Baldrian ist die Heilpflanze erster Wahl bei Einschlafstörungen. Er wirkt beruhigend, aber nicht betäubend (narkotisierend) wie chemische Schlafmittel. Bei Schlafstörungen, die etwa durch Nervosität, innere Unruhe oder zu viel Kaffee bedingt sind, kann ein Tee aus Baldrianwurzel helfen. Bei chronischen Schlafstörungen sollten Sie über den Tag verteilt mehrere Tassen davon trinken. Wer den etwas unangenehmen Baldriangeschmack nicht mag, kann zu geschmacksneutralen Baldrian-Dragees, -Kapseln oder -Tabletten greifen.


    Hopfen: Er kann die beruhigende Wirkung von Baldrian verstärken, weil sich in den Hopfenzapfen während der Lagerung ein stark beruhigender Wirkstoff bildet. Sie können Hopfen in Teeform anwenden (z.B. als Hopfen-Baldrian-Teemischung) oder sich ein Schlafkissen machen: Geben Sie Hopfenzapfen in ein Baumwollkissen und legen Sie zum Schlafen Ihren Kopf darauf. Nach einer Woche die Hopfenzapfen erneuern.


    Melisse:  Melisse ist eine altbekannte Heilpflanze aus der Klosterheilkunde. Melissenblätter und Melissenöl wirken beruhigend (sowie verdauungsstärkend). Melissenöl ist ziemlich teuer, ersatzweise können Sie daher die Melissenblätter verwenden. Bei Schlafstörungen sollten Sie über den Tag verteilt mehrere Tassen Melissenblättertee trinken.


    Lavendel:  Mit seinen violetten Blüten wird er schon seit Langem wegen seiner beruhigenden und schlaffördernden Wirkung geschätzt. Trinken Sie bei Schlafstörungen vor dem Zubettgehen zwei Tassen Lavendelblütentee.


    Passionsblume:  Sie kann bei leichten Formen nervöser Unruhe, Einschlafstörungen und nervösen Herzbeschwerden helfen. Sie wirkt herzstärkend, beruhigend und krampflösend. Passionsblumenkraut findet sich in Teemischungen zusammen mit anderen beruhigenden und entspannenden Heilpflanzen wie Lavendel und Baldrian.


    Johanniskraut:  Das Kraut ist in erster Linie als pflanzliches Antidepressivum bekannt. Weil Depressionen oft mit Schlafstörungen einhergehen, kann Johanniskraut auch zu einem erholsamen Nachtschlaf beitragen. Die Heilpflanze wird als Tee oder als Fertigpräparat (wie Kapseln, Dragees) eingenommen.


    Achtung:  Johanniskraut kann die Wirksamkeit der Anti-Baby-Pille und anderer hormoneller Verhütungsmittel sowie von Medikamenten gegen Asthma, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Blutwerte sowie von Blutverdünnern vom Cumarintyp herabsetzen.


    Beruhigende und schlaffördernde Bäder


    Auch Bäder mit Heilkräutern können bei Schlafstörungen helfen. Sie können sich entweder ein fertiges Beruhigungsbad aus der Apotheke oder Drogerie besorgen oder sich die Bademischung selbst zubereiten, etwa ein Lavendelbad:


    Vermischen Sie für ein Vollbad 2 Eigelb, 1 Becher Sahne (oder Milch), 2 Esslöffel Honig, 3 bis 4 Esslöffel Salz und 1 Teelöffel Lavendelöl miteinander und geben Sie das Ganze ins 37 bis 38°C warme Badewasser. Eigelb, Sahne bzw. Milch und Honig sorgen dafür, dass das ätherische Öl nicht nur auf der Wasseroberfläche schwimmt, sondern sich gut im Wasser verteilt. Sie sollten mindestens 20 Minuten darin baden.


    Statt Lavendelöl können Sie auch Lavendelblüten verwenden: 100g Lavendelblüten mit 2 Litern heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen und ins Badewasser geben. Badedauer wieder mindestens 20 Minuten.


    Einreibung mit Lavendelöl


    Die ätherischen Öle von Lavendel (alternativ auch Thymianöl) können Sie sich auch bei Einreibungen zu Nutze machen. Erwärmen Sie dazu ein paar Tropfen des Öls in Ihren Händen und reiben Sie damit den Rücken des Betroffenen mehrere Minuten lang ein. Bei der Einreibung nicht zu viel Druck ausüben und die Wirbelsäule aussparen.


    Hinweis:  Wenn Sie selbst unter Schlafstörungen leiden können Sie Ihre Füße mit dem Lavendelöl einreiben. Dabei vom Knöchel zu den Zehen arbeiten.


    Die Einreibung wirkt entspannend und schlaffördernd. Deshalb sollte der Betroffene dabei bereits im Bett liegen und danach ruhen.


    Kälte gegen Schlafstörungen


    Kalte Güsse:  Abendliche Güsse können schlaffördernd wirken. Dazu verwenden Sie etwa 18 Grad Celsius kaltes Wasser. Beginnen Sie am Fuß und fahren dann mit dem Wasserstrahl langsam an der Außenseite des Beines nach oben, bis zum Knie. An der Beininnenseite dann den Strahl wieder nach unten wandern lassen.


    Danach das Wasser sanft mit einem Handtuch abstreifen - nicht abtrocknen! Die kalten Beingüssen sollten Sie jeden Abend wiederholen.


    Feucht-kalte Wadenwickel:  Sie wirken beruhigend und entspannend. Vor allem dann, wenn sie lange anliegen, etwa Beispiel über Nacht. Dann können sie auch als Einschlafhilfe genutzt werden.


    Wie Sie die Wickel richtig anwenden und was Sie bei der Anwendung beachten müssen, lesen Sie im Beitrag Wadenwickel.


    Wärme kann den Schlaf fördern


    Viele empfinden auch Wärme im Bett vor dem Schlafen als angenehm. Als einfaches Hausmittel gegen Schlafstörungen können Sie sich eine Wärmflasche oder ein warmes Körnerkissen (Kirschkernkissen) ins Bett legen. Das wirkt entspannend und fördert die Durchblutung.


    Bauchauflage mit Kamille:  Auf eine warme Bauchauflage mit Kamille kann schlaffördernd wirken. Dazu ein bis zwei Esslöffel Kamillenblüten mit einem halben Liter kochendem Wasser übergießen und maximal fünf Minuten abgedeckt ziehen lassen. Dann die Blüten abseihen.


    Legen Sie einen Wickel in den Sud und lassen ihn einige Minuten ziehen. Legen Sie das durchtränkte Innentuch eng an den Bauch an und lassen Sie ihn 20 bis 30 Minuten lang wirken. Die Bauchauflage gegen Schlafstörungen wenden Sie am besten abends, vor dem Schlafen an.


    Mehr zur richtigen Anwendung von Wickeln, lesen Sie im Beitrag Wickel (Umschläge) und Auflagen.


    Warme Milch mit Honig zum Einschlafen


    Warme Milch mit Honig kann beim Einschlafen helfen. Sie kann nicht nur die gereizte Rachenschleimhaut beruhigen, Milch enthält außerdem die Aminosäure Tryptophan. Sie kann im Gehirn die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin ankurbeln, wenn sie ins Gehirn gelangt.


    Dazu benötigt Tryptophan einen Transportmittel: Das Transportprotein Albumin. Allerdings binden andere Aminosäuren binden deutlich besser an das Transportmolekül. Hier kommt der Honig ins Spiel: Die enthaltenen Kohlenhydrate hemmen den Übertritt von Aminosäuren in das Gehirn - Tryptophan aber ist eine Ausnahme.


    Wenn Sie sich diesen Effekt zu Nutze machen wollen, erwärmen Sie Milch für ein Glas beziehungsweise eine Tasse und lösen einen Teelöffel Honig darin auf. Vor dem Schlafengehen trinken Sie die Honigmilch in kleinen Schlucken, am besten lauwarm.


    Achtung:   Babys unter einem Jahr dürfen keinen Honig zu sich nehmen. Er kann für sie gefährliche Bakteriengifte enthalten.


    Schlafstörungen bei Kindern


    Erholsamer Schlaf ist für die Entwicklung von Kindern enorm wichtig. Hier finden Sie einige Tipps, die einen erholsamen Schlaf unterstützen und Schlafstörungen bei Kindern entgegenwirken:


    Regelmäßige Schlaf- und Wachzeiten


    Sie sind für Kinder besonders wichtig. Achten Sie darauf, dieser Zeiten strikt einzuhalten – auch am Wochenende und in den Ferien.


    Kleine Schlafrituale


    Sie können gut bei Einschlafstörungen helfen, etwa das abendliche Bad, ein ruhiges Spiel oder die abendliche Gute-Nacht-Geschichte oder ein Lied. Sorgen Sie dabei für Regelmäßigkeit und Konsequenz.


    Abgedunkeltes Schlafzimmer


    Das Licht im Schlafzimmer des Kindes sollte ausgeschaltet oder zumindest gedämmt sein. Ein kleines Nachtlicht ist erlaubt, wenn das Kind sich dann wohler fühlt.


    Einschlafen im eigenen Bettchen


    Lassen Sie das Kind nicht auf dem Sofa im Wohnzimmer oder auf Ihrem Arm einschlafen, sonst gewöhnt es sich ein falsches Einschlafschema an.


    Kein Schnuller oder Fläschchen


    Versuchen Sie nicht, ein Baby mit einem Schnuller oder Fläschchen in den Schlaf zu lullen – auch wenn es schwerfällt.


    Beruhigen


    Ist Ihr Kind sehr aufgelöst, nehmen sie es gleich hoch und wiegen Sie es sanft. Ansonsten versuchen Sie, es erst einmal anders zu beruhigen. Beugen Sie sich so über es, dass es Ihr Gesicht sehen kann und sprechen sie sanft mit ihm. Reicht das nicht, legen sie ihm eine Hand auf den Bauch. Wenn es sich nicht beruhigen kann, nehmen Sie es auf den Arm.


    Offenheit


    Ungewohnte Aktivitäten, Krankheiten oder familiäre Ereignisse können vorübergehende Schlafstörungen bei Kindern auslösen. Dann kann es auch kleineren Kindern, die schon sprechen können helfen, wenn Sie mit ihm über die Dinge reden, die es beschäftigen oder belasten – allerdings tagsüber und nicht vor dem Schlafengehen.


    Kleine Schlafwandler schützen


    Schlafwandeln bei Kindern tritt bevorzugt im Alter zwischen vier und acht Jahren auf und gibt sich meist wieder von selbst. Sie sollten aber Sicherheitsvorkehrungen treffen, um Unfälle während des Schlafwandelns zu vermeiden (z. B. Sicherheitsriegel an Fenstern, Schranke an der Treppe, Alarmglocke an der Tür des Kinderzimmers, um die Eltern zu wecken).


    Sicherheit geben bei Panikattacken


    Nächtliche Panikattacken treten vor allem bei Kindern im Alter zwischen vier und zwölf Jahren auf. Das Kind wacht dabei schreiend und oft in Schweiß gebadet plötzlich auf, ist verwirrt, desorientiert und kann sich an keine „bösen Träume“ erinnern. Am nächsten Morgen weiß das Kind meist nichts mehr von der Panikattacke. Sie als Eltern können wenig dagegen tun, außer das aufgeschreckte Kind zu trösten und zu versichern, dass alles in Ordnung ist. Mit zunehmendem Alter lassen die Panikattacken in der Regel nach und damit auch die Schlafstörungen.


    Wann müssen Sie zum Arzt?


    Manchmal verschwinden Schlafstörungen wieder von allein, sobald der Auslöser (etwa eine stressige Phase im Job, Umzug, Erkrankung) wegfällt. In anderen Fällen kann eine gute Schlafhygiene (siehe oben) die Schlafstörungen beseitigen. Der Gang zum Arzt ist ratsam, wenn:


    • die Schlafstörungen andauern (seit mindestens einem Monat in drei Nächten pro Woche kein erholsamer und/oder durchgehender Schlaf),
    • der gestörte Nachtschlaf Sie massiv belastet und
    • Sie tagsüber oft müde und unkonzentriert sind.

    Gehen Sie bei belastenden Schlafstörungen als Erstes zum Hausarzt. Anhand eines ausführlichen Gesprächs zur Erfassung der Krankengeschichte (Anamnese) kann er oftmals schon auf die Ursache der Schlafstörung schließen, beispielsweise bei ungünstigen Schlafbedingungen, einer Erkrankung (wie Depression, Schilddrüsenüberfunktion) oder der Einnahme eines bestimmten Medikaments (z. B. Blutdrucksenker).


    Eventuell wird der Hausarzt Sie an einen Facharzt überweisen, zum Beispiel an einen HNO-Arzt bei starkem Schnarchen. Gegebenenfalls wird er Ihnen auch einen Schlafmediziner (Schlaflabor) empfehlen.


    Schlafstörungen bei Kindern: Wann zum Arzt?


    Schlafstörungen bei Kindern können auf Dauer sowohl das Kind als auch die ganze Familie belasten. In diesem Fall sollten Sie zum Arzt gehen. Dieser wird Sie bei Bedarf an einen pädiatrischen Schlafmediziner überweisen, der sich mit Schlafstörungen bei Kindern bestens auskennt.


    Was macht der Arzt?


    Der Arzt wird Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Schlafstörung, Ihrem Lebensstil, zu eventuellen Vorerkrankungen und der Einnahme von Medikamenten befragen. So kann er Ihre Krankengeschichte (Anamnese) erheben und oftmals schon erste Hinweise auf die Ursache der Beschwerden gewinnen. Wichtige Informationen für die Diagnose sind zum Beispiel:


    • Art der Schlafstörung (z. B. Insomnie mit Ein- und/oder Durchschlafstörung, Hypersomnie mit übermäßiger Schlafneigung oder Schlafanfällen am Tag)
    • Dauer, Verlauf und Rhythmus der Schlafstörung (Schlaf-Wach-Rhythmus)
    • Schlafverhalten und schlafbeeinflussende Lebensumstände (z. B.: Wie viel Zeit verbringen Sie im Bett? Wie sieht die Abendgestaltung aus? Haben Sie bestimmte Einschlafgewohnheiten?)
    • Umgebungseinflüsse (z. B. Lärm, Temperatur im Schlafzimmer)
    • Vorbehandlung (z. B. Einnahme von Schlafmitteln)
    • Symptomatik während der Einschlaf- und Schlafperiode (Gedankenkreisen, Grübeln, Anspannung, Atemstörungen, unruhige Beine, Albträume)
    • Tagesbefindlichkeit (z. B. Leistungsfähigkeit, Aktivität)

    In manchen Fällen wird der Arzt den Patienten bitten, einen Schlaf-Fragebogen auszufüllen und/oder für einige Zeit ein Schlaftagebuch zu führen.


    Untersuchungen beim Arzt


    Um Schlafstörungen auf den Grund zu gehen, kann der Arzt außerdem verschiedene Untersuchungen durchführen:


    • eine sorgfältige körperliche Untersuchung
    • Laboruntersuchungen (z. B. Messung der Schilddrüsenhormone im Blut bei Verdacht auf Schilddrüsenüberfunktion als Ursache der Schlafstörung)
    • Messung der elektrischen Herzströme (Elektrokardiografie = EKG)
    • (eventuell) Messung der elektrischen Hirnströme (Elektroenzephalografie = EEG)

    Im Schlaflabor


    Eine Messung des Schlafprozesses im Schlaflabor ist das aufwändigste Verfahren zur Diagnostik von Schlafstörungen. Sie wird erst dann durchgeführt, wenn sich eine Schlafstörung durch die oben genannten Diagnoseschritte (wie Befragung des Patienten, Schlafprotokoll, körperliche Untersuchungen) nicht eindeutig ermitteln und beurteilen lässt. Meist handelt es sich dabei um Schlafstörungen mit innerer Ursache (z. B. psychische Ursache).


    Die Untersuchung im Schlaflabor erfolgt nachts, das heißt, der Patient verbringt die Nacht in einem eigenen Schlafzimmer im Labor, wo die Schlafmediziner seinen Schlaf überwachen können: Es werden die physiologischen Signale des Patienten aufgezeichnet, mit deren Hilfe sich der Schlaf (mit seinen verschiedenen Leicht- und Tiefschlafphasen), die Schlafstörung und mit dem Schlaf assoziierte Erkrankungen quantitativ beurteilen lassen. Im Rahmen dieser sogenannten Polysomnographie (PSG) werden im Einzelnen folgende physiologische Funktionen mithilfe von Elektroden beziehungsweise Sensoren gemessen und aufgezeichnet:


    • die Hirnströme (Elektroenzephalografie, EEG)
    • die Augenbewegungen (Elektrookulografie, EOG)
    • die Muskelaktivität (Elektromyografie, EMG)
    • die Herzaktivität (Elektrokardiografie, EKG)
    • der Atemfluss und die Atmungsanstrengung
    • die Sauerstoffsättigung
    • die Körperlage

    Manchmal wird der Schlaf des Patienten außerdem auf Video aufgezeichnet. So können eventuelle Verhaltensauffälligkeiten während des Schlafes später bei der Auswertung der Daten mit berücksichtigt werden.


    Bei Verdacht auf eine schlafbezogene Atmungsstörung als Ursache von Schlafstörungen kann auch ein verkürztes Verfahren zum Einsatz kommen – die sogenannte Polygraphie für schlafbezogene Atmungsstörungen:  Hierbei werden nur Sauerstoffsättigung, Atemfluss, Atmungsanstrengung, Herz- und Pulsfrequenz sowie Körperlage während des Schlafes aufgezeichnet. Die Ergebnisse helfen dem Arzt, schlafbezogene Atmungsstörungen nachzuweisen und ihren Schweregrad zu beurteilen. Im Anschluss lassen sich passende Maßnahmen treffen, um die so entstandene Schlafstörung zu lindern.


    Wichtige Untersuchungen


    Diese Untersuchungen helfen, die Ursachen der Beschwerden heruszufinden:


    • Blutabnahme
    • Blutuntersuchung
    • EEG
    • fMRT

    Quelle:

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisiert:  27. März 2019), Netdoktor.de

  • 08. Müdigkeit

    Sie sind tagsüber müde? Meist ist das nur ein Anzeichen dafür, dass Ihr Körper eine Pause braucht. Erst wenn die Müdigkeit Ihre Leistungsfähigkeit dauerhaft beeinträchtigt, sollten Sie genauer hinschauen. Die wichtigsten Ursachen anhaltender Müdigkeit sind Schlafmangel, körperliche und seelische Anstrengung sowie Überarbeitung. Aber auch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion können chronisch müde machen. Lesen Sie hier, welche Ursachen Müdigkeit haben kann und was Sie dagegen tun können.


    • Was ist Müdigkeit?  Grundsätzlich normaler Körperzustand, der Ruhebedarf signalisiert. Anhaltende Müdigkeit kann aber auch Anzeichen einer gesundheitlichen Störung oder Erkrankung sein. Häufige Begleiterscheinungen sind Antriebslosigkeit, Unlust und nachlassende körperliche/geistige Leistungsfähigkeit.
    • Ursachen:  chronischer Schlafmangel, Bewegungsmangel, fettes, kalorienreiches Essen, Übergewicht, Mangelernährung, Flüssigkeitsmangel, Stress / Burnout, Langeweile (Boreout), schlecht gelüftete Wohn- oder Arbeitsräume, Gift und Schadstoffe in der Umwelt, diverse Erkrankungen (wie Infektionen, Schlafapnoe, Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus, Blutarmut, chronisches Erschöpfungssyndrom, Krebs, Depression, Angststörungen, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck, Migräne), Medikamente, Alkohol.
    • Wann zum Arzt?  Bei unerklärlicher oder länger anhaltender Müdigkeit. Bei müdigkeitsbedingter Beeinträchtigung der körperlichen/geistigen Leistungsfähigkeit im Beruf oder Alltag. Bei zusätzlichen Symptomen wie Nachtschweiß, trockenen Schleimhäute, Blut im Stuhl, geschwollenen Lymphknoten, starkem Durst. Außerdem dann, wenn sich die Müdigkeit nicht mit Schlaf, Erholung und Bewegung an der frischen Luft lindern lässt.
    • Untersuchungen:  körperliche Untersuchung, Blutuntersuchungen, evtl. Untersuchung im Schlaflabor mit Elektroenzephalografie (EEG), Elektrokardiografie (EKG), gastroenterologische Untersuchungen etc.
    • Behandlung:  je nach Ursache, z. B. Ernährungsumstellung, Medikamente bei zugrunde liegenden Erkrankungen (wie Eisenpräparate bei Eisenmangel, Hormonpräparate bei Schilddrüsenunterfunktion), Verhaltenstherapie und regelmäßige Bewegung bei psychischen Erkrankungen, Atemmaske, Aufbissschiene oder chirurgische Korrekturen bei Schlafapnoe.
    • Was Sie selbst tun können:  möglichst nach der persönlichen inneren Uhr leben, kurze Nickerchen tagsüber (Powernapping), ausgewogene, vitaminreiche, fettarme Ernährung, ausreichend trinken (Wasser, Tee etc).), möglichst kein Alkohol oder Nikotin, regelmäßige Bewegung und Sport, kalte Duschen/Wechselduschen, Stress-Abbau, Entspannungsübungen.

    Beschreibung


    Müdigkeit an sich ist keine Krankheit. Sie ist vielmehr ein natürliches Signal des Körpers, wenn er Ruhe und Pause braucht (etwa aufgrund von akutem Schlafmangel) oder ihm bestimmte Nährstoffe fehlen.


    Anders ist es, wenn jemand ständig müde und erschöpft ist und vielleicht sogar dazu neigt, tagsüber einzunicken. Zusätzlich kommen oft Antriebslosigkeit, Unlust und eine verringerte körperliche und/oder geistige Leistungsfähigkeit dazu. All das sind Anzeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist.


    Wer ist betroffen?


    Laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) geben in Befragungen etwa 31 Prozent der über 16-Jährigen an, manchmal oder häufig unter Ermüdungserscheinungen zu leiden - Frauen häufiger als Männer. Seltener müde seien Menschen aus höheren sozialen Schichten und solche, die in Partnerschaften leben.


    Müdigkeit & Schlaf


    Mangelnder Schlaf ist sehr oft der Grund für Müdigkeit. Doch wie viel Schlaf braucht ein Mensch eigentlich? Das ist individuell sehr verschieden - manche Menschen sind geborene Vielschläfer, andere kommen generell mit weniger Schlaf aus.


    Eine Rolle dabei spielt auch das Alter: So schlafen Babys in den ersten drei Lebensmonaten im Schnitt etwa 17 von 24 Stunden. Diese durchschnittliche Schlafdauer sinkt bis zum Ende des ersten Lebensjahres auf etwa 14 Stunden. Zweijährige brauchen im Schnitt ungefähr 13 Stunden Schlaf, Vierjährige circa 12 Stunden. Im Alter von sechs Jahren kommen Kinder meist mit 11 Schlaf-Stunden aus.


    Erwachsene müssen weniger lange schlummern, um am nächsten Tag fit zu sein: 40-Jährige schlafen nachts meist etwa sieben Stunden. Mit zunehmendem Alter sinkt das Schlafbedürnis im Allgemeinen. So reichen gesunden 80-Jährigen in der Regel etwa sechs Stunden Nachtschlaf aus. Aber wie erwähnt - das sind alles nur Richtwerte. Jeder Mensch hat sein persönliches Schlafbedürfnis.


    Ursachen


    Müdigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Sie muss nicht unbedingt Anzeichen einer Krankheit sein, sondern beispielsweise auch durch einen ungesunden Lebensstil entstehen. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der wichtigsten Ursachen für Müdigkeit.


    Allgemeine Ursachen


    • chronischer Schlafmangel:  zu spätes Zubettgehen, frühes Aufstehen, ein Leben gegen den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus
    • Bewegungsmangel:  Wer sich dauerhaft zu wenig bewegt, wird schneller müde.
    • fettes, kalorienreiches Essen:  Nach einer opulenten Mahlzeit fließt vermehrt Blut in die Verdauungsorgane. Andere Regionen wie das Gehirn werden dann weniger mit
    • Blut und damit Sauerstoff versorgt - man wird müde.
    • Übergewicht
    • Diäten bzw. Untergewicht:  Werden dem Körper zu wenig Nähr- und Mineralstoffe sowie Vitamine zugeführt, kann es zu Mangelerscheinungen kommen, die wiederum Müdigkeit auslösen können.
    • Flüssigkeitsmangel:  Trinkt man zu wenig, wird das Blut dickflüssig und kann nur noch langsam zirkulieren. So wird auch das Gehirn verzögert mit Sauerstoff versorgt. Trinken Sie deshalb ausreichend. Für Erwachsene sind zwei Liter Flüssigkeit pro Tag (bei gemäßigten Temperaturen) empfehlenswert.
    • Stress im Beruf- oder Alltagsleben, Burnout sowie anhaltende Unterforderung (Langeweile, Boreout) machen müde.
    • schlecht gelüftete Räume und trockene Luft
    • Gift- und Schadstoffe in der Luft (Arbeits-, Wohnräume)

    Erkrankungen als Ursache von Müdigkeit


    Darüber hinaus können verschiedene Erkrankungen von Müdigkeit begleitet werden. Die wichtigsten Beispiele sind:


    • Infektionen mit Viren oder Bakterien:  Das Immunsystem läuft auf Hochtouren, um die Erreger abwehren. Anhaltende Müdigkeit ist oft die Folge. Das passiert zum Beispiel bei Grippe, Erkältung, Lungenentzündung und Pfeifferschem Drüsenfieber. Unter Umständen kann die Müdigkeit auch nach Abklingen der Infektion noch längere Zeit anhalten (etwa nach einer Grippe).
    • Schlafapnoe:  Die nächtlichen Atemstillstände unterbrechen den Schlaf immer wieder und verhindern so eine erholsame Nachtruhe. Deshalb sind die Betroffenen tagsüber oft extrem müde.
    • Blutarmut (Anämie):  Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen sind häufige Symptome von Blutarmut und der damit einhergehenden Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Mögliche Ursachen der Anämie sind z.B. Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure, Blutungen, Infekte, Autoimmun- oder genetische Erkrankungen.
    • Herzrhythmusstörungen
    • Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
    • Krebs:  Müdigkeit ist beispielsweise ein frühes Symptom bei Blutkrebs (Leukämie) und Lymphdrüsenkrebs (Lymphom). Auch Krebstherapien (z. B. Chemotherapie, Bestrahlung) verursachen als Nebenwirkung Müdigkeit. Man spricht hier insgesamt von tumorbedingter Fatigue, unter der fast alle Krebspatienten zumindest zeitweise leiden.
    • Andere chronische körperliche Erkrankungen wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis, Sarkoidose oder chronische Nierenschwäche (chronische Niereninsuffizienz)
    • Psychische Erkrankungen wie Depression und Angststörungen können ebenfalls mit Müdigkeit einhergehen. Treten Beschwerden wie Müdigkeit und Niedergeschlagenheit stets in den Wintermonaten auf, liegt vielleicht eine Winterdepression (saisonal abhängige Depression, SAD) vor.
    • Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
    • Migräne

    Müdigkeit durch Medikamente oder Suchtmittel


    Bestimmte Medikamente können müde machen. Dazu gehören Antidepressiva, Neuroleptika sowie Mittel gegen Bluthochdruck und Allergien (Antihistaminika).


    Auch alle suchterzeugenden Mittel können zu Müdigkeit führen. Das gilt besonders für Alkohol, aber auch für andere Suchtmittel wie Tabak oder illegale Drogen.


    Chronisches Erschöpfungssyndrom


    Von "normaler" Müdigkeit durch Schlafmangel, Stress, Blutarmut, Krebs & Co. zu unterscheiden ist das Chronische Erschöpfungssyndrom (chronic fatigue syndrome, CFS). Es wird auch chronisches Müdigkeitssyndrom genannt. Dabei handelt es sich um ein komplexes und schwer fassbares Krankheitsbild, das mit anhaltender Erschöpfung ohne erkennbaren Grund einhergeht. Begleitend treten weitere Beschwerden wie Schlafstörungen, Hals- und Muskelschmerzen auf. Die genaue Ursache des CFS ist unbekannt.


    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Chronisches Erschöpfungssyndrom
    • Depression
    • Fatigue-Syndrom
    • Hirntod

    Wann müssen Sie zum Arzt?


    Jeder Mensch kennt Müdigkeit als natürliches Anzeichen dafür, dass der Körper eine Pause braucht. Wenn Sie jedoch häufig und über einen längeren Zeitraum hinweg ständig müde sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um etwaige Erkrankungen als Ursache auszuschließen.


    Hinweis:  Häufige Müdigkeit kann auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. Dies gilt vor allem, wenn zusätzlich Symptome wie Nachtschweiß, trockene Schleimhäute, Blut im Stuhl, geschwollene Lymphknoten oder ungewöhnlich starker Durst auftreten. Dann sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.


    Empfehlenswert ist ein Arztbesuch außerdem, wenn:


    • sich die Müdigkeit nicht mit Schlaf, Erholung und Bewegung an der frischen Luft bekämpfen lässt
    • die Müdigkeit länger andauert, als Sie es gewohnt sind
    • Müdigkeitsanfälle Ihre körperliche und geistige Leistungsfähigkeit in Beruf und/oder Alltag stark beeinträchtigen
    • Sie müde werden, ohne sich außergewöhnlich angestrengt zu haben
    • die Müdigkeit bleibt, ohne von munteren, wachen Phasen abgelöst zu werden

    Was macht der Arzt?


    Zu Beginn wird der Arzt in einem ersten Gespräch Ihre Krankengeschichte erheben (Anamnese), um Hinweise auf die Ursache der Müdigkeit zu finden. Dabei sollten Sie offen und ehrlich über Ihre Lebenssituation und mögliche Probleme sprechen, sonst kann der Arzt Ihnen unter Umständen nicht helfen. Mögliche Fragen im Anamnesegespräch sind zum Beispiel:


    • Wie ausgeprägt ist die Müdigkeit? Wie lange dauert sie an? Wie ist der Müdigkeitsverlauf tagsüber?
    • Sind weitere Beschwerden damit verbunden?
    • Ist die Müdigkeit neu und ungewohnt für Sie?
    • Schlafen Sie am Steuer ein?
    • Beeinträchtigt Sie die Müdigkeit im Alltag?
    • Leiden Sie unter Symptomen von Depression oder Angst?
    • Wie gut und wie lang schlafen Sie nachts?
    • Schnarchen Sie?
    • Wie sieht Ihre soziale, berufliche und familiäre Situation aus (Sorgen, Stress, Über-/Unterforderung etc.)?
    • Haben Sie in letzter Zeit stark zu- oder abgenommen?
    • Hatten Sie in letzter Zeit eine Infektion?
    • Leiden Sie unter einer chronischen Erkrankung?
    • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
    • Konsumieren Sie Drogen?
    • Sind Sie regelmäßig schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt (z. B. Arbeiten mit Gift- und Schadstoffen, Lärmbelästigung)?

    Auf die Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung. Im Fokus stehen dabei die Lymphregionen, das Herz, die Atemwege, der Magen-Darm- und Urogenitaltrakt sowie die Funktion des Nervensystems und der Muskeln. Dazu kann der Arzt eine Blutuntersuchung, einen Blutzuckermessung, eine Untersuchung in einem Schlaflabor mit Aufzeichnung der Hirnströme (EEG) sowie ein Elektrokardiografie (EKG) durchführen.


    Behandlung 


    Hat der Arzt eine Grunderkrankung als Ursache Ihrer Müdigkeit festgestellt, empfiehlt er die passende Therapie. Einige Beispiele:


    Infektionen wie Grippe oder Erkältung – und damit auch die Müdigkeit – verschwinden meist nach einigen Tagen von allein, wenn der Körper die Erreger bekämpft hat. Eventuell kann man zum Beispiel mit fiebersenkenden Mitteln, Schleimlösern, Inhalationen etc. die Beschwerden lindern und den Heilungsprozess unterstützen.


    Bei Blutarmut durch Eisenmangel helfen meist eisenhaltige Nahrungsmittel. Das Spurenelement kommt etwa in pflanzlichen Lebensmitteln wie Vollkorngetreide, grünem Blattgemüse (Brokkoli, Spinat), Roter Bete und Nüssen vor. Eisen aus tierischen Produkten (z. B. Fleisch) kann der Körper jedoch besser verwerten. Bei starkem Eisenmangel verschreibt der Arzt zudem ein Eisenpräparat.


    Wird die Blutarmut durch einen Mangel an Folsäure oder Vitamin B12-Mangel ausgelöst, helfen ebenfalls entsprechende Nahrungsergänzungsmittel.


    Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich gut mit Medikamenten behandeln. Die Betroffenen müssen meist lebenslang künstliche Schilddrüsenhormone einnehmen.


    Bei psychischen Erkrankungen kann eine Verhaltenstherapie in Kombination mit regelmäßiger Bewegung helfen.


    Die Schlafapnoe beruht meist auf Übergewicht. Betroffene sollten deshalb möglichst abnehmen. Meist genügen schon einige Kilos weniger, um nachts regelmäßiger zu atmen und besser zu schlafen. Wer zudem auf Alkohol verzichtet und auf der Seite schläft, kann die nächtlichen Atemaussetzer noch besser in den Griff bekommen. Wenn das alles nicht ausreicht, kommen Atemmasken, Aufbissschienen oder chirurgische Korrekturen infrage.


    Wichtige Untersuchungen


    Diese Untersuchungen helfen, die Ursachen der Beschwerden heruszufinden:


    • Schlaflabor

    Was Sie selbst tun können?


    Sie können selbst viel tun, um sich fit und leistungsfähig zu halten und Müdigkeitsattacken vorzubeugen. Stellen Sie zuvor aber sicher, dass der Müdigkeit keine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt.


    • Leben Sie möglichst nach Ihrer eigenen inneren Uhr: Einige Menschen sind eher in den Morgenstunden fit und leistungsfähig, andere erreichen dagegen erst abends ihr maximales Leistungsniveau. Versuchen, Sie Ihre Alltagsaktivitäten und Ihren Nachtschlaf so gut es geht nach Ihrer inneren Uhr auszurichten.
    • Ein kurzer Schlaf zwischendurch (Powernapping) hilft, die Batterien wieder aufzuladen und schützt vor Müdigkeitsanfällen.
    • Achten Sie auf eine ausgewogene, vitaminreiche und fettarme Ernährung und vermeiden Sie Übergewicht.
    • Trinken Sie ausreichend, rund zwei Liter pro Tag. Empfehlenswert sind Wasser, ungesüßter Tee oder Fruchtsaftschorle.
    • Konsumieren Sie Alkohol nur in Maßen und rauchen Sie nicht.
    • Treiben Sie regelmäßig Sport, um den Kreislauf anzuregen. Übertreiben Sie aber nicht, denn zu viel Sport kann ebenfalls erschöpfen.
    • Eine kalte Dusche oder Wechselduschen bringen den Kreislauf morgens in Schwung und vertreiben die Müdigkeit.
    • Versuchen Sie, Stress (Beruf, Familie) abzubauen und erlernen Sie am besten eine Entspannungstechnik wie Yoga, autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung.
    • Manche Medikamente machen müde. Fragen Sie Ihren Arzt nach einer Alternative.

    Insgesamt gilt:  Müdigkeit ist behandelbar – aber meist nur durch Veränderungen der Lebensweise und des Tagesablaufs. Die Erfolge zeigen sich zudem nicht von heute auf morgen, sondern schrittweise. Geben Sie sich die nötige Zeit.


    Quellen:

    Ingrid Müller, Chemikerin, Medizinjournalistin

    Sabine Schrör, Medizinjournalistin

    (Aktualisiert :  8. Januar 2019), Netdoktor.de


  • 09. Alzheimer

    Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Die langsam fortschreitende Hirnerkrankung führt zu Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Desorientierung. Alzheimer ist nicht heilbar, kann aber gelindert und gebremst werden. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Wie entsteht Alzheimer und wie können Sie vorbeugen? Wie erkennt man die Erkrankung bereits im Frühstadium? Und wie lässt sich ihr Fortschreiten verlangsamen?


    ICD-Codes für diese Krankheit:  F00G30

    (ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.)


    Kurzübersicht


    • Ursachen:  Absterben von Nervenzellen im Gehirn durch Proteinablagerungen
    • Risikofaktoren:  Alter, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Gefäßverkalkung, genetische Faktoren
    • frühe Symptome:  schwindendes Kurzzeitgedächtnis, Orientierungslosigkeit, Wortfindungsstörungen, veränderte Persönlichkeit, geschwächtes Immunsystem
    • Diagnostik:  durch Kombination mehrerer Tests, Arztgespräch, Demenztest, Hirnscans mittels CT oder MRT, Liquordiagnostik
    • Behandlung:  keine Heilung, symptomatische Therapie mit Antidementiva, Neuroleptika, Antidepressiva, nicht-medikamentöse Therapie (z.B. kognitives Training, Verhaltenstherapie)
    • Vorbeugen:  gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gedächtnis fordern, viele soziale Kontakte

    Ursachen und Risikofaktoren


    Im Gehirn von Alzheimer-Patienten sterben nach und nach Nervenzellen und deren Verbindungen untereinander ab. Dadurch schrumpft das Gehirn um bis zu 20 Prozent: Die Windungsfurchen an der Oberfläche des Gehirns vertiefen sich, die Hirnkammern erweitern sich. Der Untergang der Nervenzellen beginnt im sogenannten Riechhirn. Er greift dann auf Hirnregionen über, die für das Gedächtnis zuständig sind. Irgendwann umfasst er die gesamte Hirnoberfläche.


    Besonders frühzeitig vom Zelluntergang betroffen ist der Meynert-Basalkern: Die Nervenzellen dieser tiefer liegenden Hirnstruktur produzieren den Nervenbotenstoff Acetylcholin. Der Zelltod im Meynert-Basalkern löst also einen erheblichen Mangel an Acetylcholin aus. Dadurch wird die Informationsverarbeitung gestört: Die Betroffenen können sich kurz zurückliegende Ereignisse kaum noch merken. Ihr Kurzzeitgedächtnis schwindet also.


    Eiweißablagerungen töten Nervenzellen


    In den betroffenen Hirnregionen finden sich zwei verschiedene Arten von Eiweißablagerungen, die die Nervenzellen töten. Warum diese sich bilden, ist unklar.


    Zwischen den Nervenzellen und in manchen Blutgefäßen bilden sich harte, unauflösliche Plaques aus Beta-Amyloid. Dabei handelt es sich um Bruchstücke eines größeren Proteins, dessen Funktion noch unbekannt ist.


    Normalerweise wird Beta-Amyloid abgebaut. Bei Alzheimer-Patienten funktioniert dieser Aufräumprozess im Gehirn nicht mehr und das Proteinfragment lagert sich dort ab. Das hemmt die Energie- und Sauerstoffversorgung des Gehirns – Nervenzellen sterben ab.


    Außerdem bilden sich bei Alzheimer-Patienten in den Nervenzellen des Gehirns abnormale Tau-Fibrillen – unauflösliche, gedrehte Fasern aus dem sogenannten Tau-Protein. Sie stören die Stabilisierungs- und Transportprozesse in den Gehirnzellen, sodass diese absterben.


    Risikofaktoren


    Hauptrisikofaktor für Alzheimer ist das Alter: Nur zwei Prozent der unter 65-Jährigen erkranken. Bei der Altersgruppe der 80- bis 90-Jährigen ist mindestens jeder Fünfte betroffen, bei den über 90-Jährigen sogar mehr als ein Drittel.


    Das Alter allein verursacht aber kein Alzheimer. Vielmehr gehen Experten davon aus, dass noch weitere Risikofaktoren hinzutreten müssen, bevor es zum Krankheitsausbruch kommt.


    Insgesamt können folgende Faktoren eine Alzheimer-Erkrankung begünstigen:


    • Alter
    • genetische Ursachen
    • Bluthochdruck
    • erhöhter Cholesterinspiegel
    • erhöhter Homocysteinwert im Blut
    • Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
    • schlecht eingestellter Blutzucker bei Diabetes
    • oxidativer Stress, verursacht durch aggressive Sauerstoffverbindungen, die bei der Bildung der Eiweißablagerungen im Gehirn eine Rolle spielen

    Es gibt noch weitere Faktoren, die möglicherweise das Alzheimer-Risiko erhöhen, aber noch genauer erforscht werden müssen. Dazu gehören Entzündungen im Körper, die über längere Zeit bestehen: Sie könnten Gehirnzellen schädigen und die Bildung von Eiweißablagerungen fördern, glauben Forscher.


    Weitere mögliche Alzheimer-Risikofaktoren sind ein niedriges allgemeines Bildungsniveau, Kopfverletzungen, eine Gehirninfektion durch Viren sowie eine Erhöhung autoimmuner Antikörper bei älteren Menschen.


    Aluminium & Alzheimer


    Autopsien haben gezeigt, dass das Gehirn von verstorbenen Alzheimer-Kranken eine erhöhte Aluminium-Konzentration aufweist. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass Aluminium Alzheimer verursacht. Tierversuche sprechen dagegen: Wenn man Mäusen Aluminium verabreicht, erkranken sie dennoch nicht an Alzheimer.


    Möglicherweise sind erhöhte Aluminium-Werte stattdessen eine Folge der Erkrankung und keine Alzheimer-Ursache. Ob das tatsächlich so ist, muss in weiteren Studien erforscht werden.


    Ist Alzheimer vererbbar?


    Nur etwa ein Prozent aller Alzheimer-Patienten weisen die familiär bedingte Form der Erkrankung auf: Alzheimer wird hier von verschiedenen Gen-Defekten ausgelöst, die weitervererbt werden. Von der Mutation betroffen sind das Amyloid-Vorläufer-Protein-Gen und die Gene presenilin-1 und presenilin-2. Wer diese Mutationen in sich trägt, erkrankt in jedem Fall an Alzheimer, und zwar bereits zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.


    Die überwiegende Mehrheit der Alzheimer-Patienten zeigt aber die sporadische Form der Erkrankung, die im Allgemeinen erst nach dem 65. Lebensjahr ausbricht. Zwar scheint auch die sporadische Alzheimer-Form eine genetische Komponente zu haben: Hierbei geht es etwa um Veränderungen im Gen für das Eiweiß Apo-Lipoprotein E, das für den Cholesterin-Transport im Blut zuständig ist. Veränderungen in diesem Gen führen aber nicht zum sicheren Ausbruch der Erkrankung, sondern erhöhen nur das Risiko dafür.


    Hinweis:  Generell gilt: Je älter jemand beim Ausbruch von Alzheimer ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die familiär bedingte Form handelt. Verwandte müssen sich dann also meist keine Sorgen machen, dass sie die Krankheit möglicherweise geerbt haben.


    Symptome


    Im Laufe der Alzheimer-Erkrankung verstärken sich die Symptome, und es kommen neue Beschwerden hinzu. Deshalb finden Sie im Folgenden die Symptome geordnet nach den drei Stadien, in die man den Krankheitsverlauf unterteilt: Frühstadium, mittleres Stadium und Spätstadium:


    Alzheimer-Symptome im Frühstadium


    Erste Alzheimer-Symptome sind kleinere Gedächtnislücken, die das Kurzzeitgedächtnis betreffen:  Die Patienten können zum Beispiel kürzlich abgelegte Gegenstände nicht wiederfinden oder sich an den Inhalt eines Gesprächs nicht erinnern. Sie können auch mitten in einem Gespräch „den Faden“ verlieren. Diese zunehmende Vergesslichkeit und Zerstreutheit kann die Betroffenen verwirren und ängstigen. Manche reagieren darauf auch mit Aggressivität, Abwehr, Depression oder Rückzug.


    Auch an Wortfindungsstörungen kann man manchmal Alzheimer erkennen, wobei es dafür aber auch andere Ursachen geben kann. Bei einer Wortfindungsstörung fallen den Betroffenen manchmal bekannte Begriffe nicht mehr ein.


    Weitere frühe Alzheimer-Anzeichen können leichte Orientierungsprobleme, Antriebsschwäche sowie verlangsamtes Denken und Sprechen sein.


    Das Alltagsleben kann bei leichter Alzheimer-Demenz meist noch problemlos bewältigt werden. Nur bei komplizierteren Dingen brauchen die Betroffenen oft Hilfe, zum Beispiel beim Führen ihres Bankkontos oder beim Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel.


    Alzheimer-Symptome im mittleren Krankheitsstadium


    Alzheimer-Symptome in mittleren Krankheitsstadien sind verschärfte Gedächtnisstörungen:  An kurz zurückliegende Ereignisse können sich die Patienten immer weniger erinnern, und auch die Langzeiterinnerungen (etwa an die eigene Hochzeit) verblassen allmählich. Vertraute Gesichter werden immer schlechter erkannt.


    Auch die Schwierigkeiten, sich zeitlich und räumlich zu orientieren, verstärken sich. Die Patienten suchen zum Beispiel nach ihren lang verstorbenen Eltern oder finden vom gewohnten Supermarkt nicht mehr nach Hause.


    Zudem brauchen die Patienten nun auch bei einfachen Tätigkeiten wie Kochen, Kämmen oder Baden immer mehr Hilfe. Ein selbstständiges Leben ist dann kaum noch möglich.


    Auch die Kommunikation mit den Patienten wird zunehmend schwierig:  Die Betroffenen können oft keine ganzen Sätze mehr bilden. Sie brauchen klare Aufforderungen, die oft noch wiederholt werden müssen, bevor sie sich zum Beispiel an den Esstisch setzen.


    Weitere mögliche Alzheimer-Symptome in mittleren Krankheitsstadien sind zunehmender Bewegungsdrang und starke Unruhe. Die Patienten laufen zum Beispiel rastlos hin und her oder stellen fortwährend die gleiche Frage. Wahnhafte Befürchtungen oder Überzeugungen (etwa bestohlen zu werden) können auftreten.


    Alzheimer-Symptome im Spätstadium


    Im Spätstadium der Erkrankung sind die Patienten vollkommen pflegebedürftig. Viele brauchen einen Rollstuhl oder sind bettlägerig. Sie erkennen Familienangehörige und andere nahestehende Menschen nicht mehr. Das Sprechvermögen ist nun auf wenige Wörter begrenzt. Schließlich können die Patienten Blase und Darm nicht mehr kontrollieren (Harn- und Stuhlinkontinenz).


    Zunehmende Probleme beim Kauen, Schlucken und Atmen sowie Versteifungen der Gliedmaßen sind typische Alzheimer-Symptome im Spätstadium. Aufgrund des geschwächten Immunsystems kommt es oft zu Infektionen (etwa einer Lungenentzündung), die dann oft zum Tode führen.


    Untypischer Alzheimer-Verlauf


    Bei etwa einem Drittel der Patienten, die in jüngerem Lebensalter erkranken (insgesamt eine kleine Gruppe), ist der Alzheimer-Verlauf untypisch:


    • Einige Patienten entwickeln Verhaltensänderungen hin zu einem unsozialen und auffälligen Benehmen, die denen bei der Frontotemporalen Demenz ähneln.
    • Bei einer zweiten Patientengruppe sind Wortfindungsstörungen und verlangsamtes Sprechen die Hauptsymptome.
    • Bei einer dritten Form der Erkrankung treten Sehprobleme auf.

    Untersuchungen und Diagnose


    Wenn Sie an sich selbst oder bei einem Angehörigen eine zunehmende Vergesslichkeit feststellen, sollten Sie einen Hausarzt aufsuchen. Gegebenenfalls überweist Sie dieser an einen Neurologen, Psychiater oder an eine Gedächtnisambulanz. Bei einer solchen Ambulanz handelt es sich um eine auf Hirnleistungsstörungen spezialisierte Abteilung eines Krankenhauses. Dort wird mehrere verschiedene Untersuchungen gemacht, um dem Verdacht auf Alzheimer auf den Grund zu gehen. Bislang gibt es nämlich keine einzelne Untersuchung und keinen spezifischen Labortest, mit denen sich eine Alzheimer-Diagnose eindeutig stellen ließe.


    Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)


    Bei Verdacht auf Alzheimer wird der Arzt sich zuerst mit dem Patienten ausführlich unterhalten. Er befragt ihn zu seinen Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach allen Medikamenten, die der Patient einnimmt. Denn manche Präparate können die Hirnleistung beeinträchtigen. Im Gespräch achtet der Arzt auch darauf, wie gut sich der Patient konzentrieren kann.


    Idealerweise begleitet eine nahestehende Person den Patienten zu diesem Arztgespräch. Denn im Laufe der Alzheimer-Erkrankung kann sich auch das Wesen des Betroffenen verändern. So können Phasen von Aggressivität, Argwohn, Depression, Ängsten und Halluzinationen auftreten. Solche Veränderungen fallen Mitmenschen manchmal schneller auf als den Betroffenen selbst.


    Körperliche Untersuchung


    Nach dem Gespräch wird der Arzt den Patienten routinemäßig untersuchen. Beispielsweise misst er den Blutdruck und prüft die Muskelreflexe und den Pupillenreflex.


    Demenztests


    Mit einem Demenztest lässt sich anhand einfacher Übungen feststellen, ob eine Demenzerkrankung vorliegt. Patienten sollen sich zum Beispiel aus einer Wortliste mit zehn Begriffen möglichst viele merken und wiederholen. Wichtige Demenztests sind der Uhrentest, MMST und der DemTect. In einem frühen Stadium lässt sich Demenz damit allerdings nicht gut erkennen. Außerdem erlauben solche Tests keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Demenzformen (Alzheimer, vaskuläre Demenz etc.).


    Neben den genannten Kurztests werden oft auch ausführlichere neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt.


    Apparative Untersuchungen


    Bei deutlichen Anzeichen einer Demenzerkrankung wird das Gehirn des Patienten in der Regel mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht. So lässt sich herausfinden, ob die Hirnsubstanz abgenommen hat. Dies würde den Verdacht auf eine Demenz erhärten.


    Bildgebende Untersuchungen des Schädels dienen auch dazu, eventuell andere Erkrankungen festzustellen, die für die Demenz-Symptome verantwortlich sein können wie etwa ein Hirntumor.


    Labortests


    Auch anhand von Blut- und Urinproben des Patienten lässt sich herausfinden, ob eine andere Erkrankung als Alzheimer die Demenz verursacht. Das kann zum Beispiel eine Schilddrüsenerkrankung oder eine Mangelversorgung mit bestimmten Vitaminen sein.


    Relativ zuverlässige Ergebnisse liefert die Liquordiagnostik:  Dabei wird eine Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) aus der Lendenwirbelsäule entnommen und im Labor untersucht. Wenn die Konzentrationen bestimmter Eiweiße (Amyloid-Protein und tau-Protein) im Liquor charakteristisch verändert sind, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Alzheimer-Erkrankung vor.


    Hat der Arzt den Verdacht, dass der Patient an der seltenen vererbbaren Form der Alzheimer-Krankheit leidet, kann ein Gentest Gewissheit bringen.


    Mehr zu den Untersuchungen lesen


    Informieren Sie sich hier, welche Untersuchungen bei dieser Erkrankung sinnvoll sein können:


    • fMRT

    Behandlung


    Es gibt nur eine symptomatische Behandlung von Alzheimer – Heilung ist bislang nicht möglich. Die richtige Therapie kann aber helfen, dass die Patienten möglichst lange ihren Alltag selbstständig bewältigen können. Außerdem lindern Alzheimer-Medikamente und nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen die Beschwerden der Patienten und fördern damit die Lebensqualität.


    Antidementiva


    Bei der medikamentösen Alzheimer-Therapie kommen verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz:


    Sogenannte Cholinesterasehemmer  (wie Donepezil oder Rivastigmin)  blockieren im Gehirn  ein Enzym, das den Nervenbotenstoff Acetylcholin  abbaut. Dieser Botenstoff ist wichtig für die  Kommunikation zwischen den Nervenzellen, für  die Konzentration und Orientierung. Bei  Alzheimer-Patienten wird nicht mehr ausreichend  Acetylcholin produziert.


    Dieser Mangel lässt sich in frühen bis mittleren  Krankheitsstadien mit Cholinesterasehemmern  einige Zeit ausgleichen: Alltagsaktivitäten fallen  den Betroffenen dadurch leichter. Zudem bleiben  kognitive Fähigkeiten wie Denken, Lernen,  Erinnern und Wahrnehmen länger erhalten.


    Bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz wird oft der Wirkstoff Memantin  gegeben.  Er kann wie Cholinesterasehemmer den Abbau der  geistigen Leistungsfähigkeit bei manchen  Patienten verzögern. Genauer gesagt verhindert  Memantin, dass ein Überschuss des  Nervenbotenstoffes Glutamat die Gehirnzellen  schädigt. Experten vermuten, dass bei Alzheimer-Patienten ein Glutamat-Überschuss zum Absterben   von Nervenzellen beiträgt.


    Extrakte aus Ginkgoblättern  (Ginkgo biloba)  sollen die Durchblutung des Gehirns verbessern  und die Nervenzellen schützen. Patienten mit  leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz  können dadurch möglicherweise Alltagsaktivitäten  wieder besser bewältigen. In hoher Dosierung scheint Ginkgo auch die Gedächtnisleistung zu verbessern und psychische Beschwerden zu  lindern, wie manche Studien zeigen.


    Weitere Medikamente bei Alzheimer


    Die Alzheimer-Krankheit geht oft mit psychischen  Beschwerden und Verhaltensänderungen einher,  etwa mit Aggressivität, Passivität, Unruhe oder  Ängstlichkeit. Wenn nicht-medikamentöse  Maßnahmen nicht dagegen helfen, kann der Arzt  sogenannte Neuroleptika  (wie Risperidon oder  Haloperidol)  verschreiben.


    Diese Wirkstoffe können aber ernste  Nebenwirkungen haben. Dazu gehören ein  erhöhtes Schlaganfallrisiko und eine erhöhte  Sterblichkeit. Die Anwendung von Neuroleptika  wird daher engmaschig überwacht. Zudem sollten  diese Medikamente möglichst niedrig dosiert und  nicht langfristig eingenommen werden.


    Viele Alzheimer-Patienten leiden zusätzlich unter  Depressionen. Dagegen helfen Antidepressiva  wie  Citalopram, Paroxetin oder Sertralin.


    Darüber hinaus müssen auch andere bestehende  Grund- und Begleiterkrankungen wie erhöhte  Blutfettwerte, Diabetes oder Bluthochdruck  medikamentös behandelt werden.


    Nicht-medikamentöse Behandlung


    Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen sind  sehr wichtig bei Alzheimer. Sie können helfen, den  Verlust der geistigen Fähigkeiten hinauszuzögern  und die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie  möglich zu erhalten.


    So hilft zum Beispiel ein Realitäts-Orientierungs-Training den Patienten, sich räumlich und zeitlich  zurechtzufinden. Die räumliche Orientierung wird  etwa durch farbige Markierungen verschiedener  Wohnräume wie Bad und Küche unterstützt. Die  zeitliche Orientierung lässt sich mithilfe von Uhren,  Kalendern und Bildern der aktuellen Jahreszeit  verbessern.


    Vor allem bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz kann ein kognitives Training  sinnvoll  sein:  Es kann die Lernfähigkeit und das  Denkvermögen trainieren. Dazu eignen sich etwa  einfache Wortspiele, das Erraten von Begriffen  oder das Ergänzen von Reimen oder bekannten  Sprichwörtern.


    Im Rahmen einer Verhaltenstherapie  hilft ein  Psychologe oder Psychotherapeut den Patienten,  mit psychischen Beschwerden wie Wut,  Aggression, Ängsten und Depression besser  umzugehen.


    Um die Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte  wach zu halten, eignet sich die autobiografische  Arbeit:  Angehörige oder Betreuer fragen dabei  Alzheimer-Patienten gezielt nach ihrem früheren  Leben. Dabei können Fotos, Bücher oder  persönliche Gegenstände helfen, Erinnerungen  wachzurufen.


    Mittels Ergotherapie lassen sich alltägliche  Fähigkeiten erhalten und fördern. Alzheimer-Patienten üben zum Beispiel Ankleiden, Kämmen,  Kochen und das Aufhängen von Wäsche.


    Weitere nicht-medikamentöse Verfahren, die bei  
    Morbus Alzheimer Anwendung finden, sind zum  Beispiel Kunst- und Musiktherapie,  Physiotherapie, Aromatherapie und  „Snoezelen“  (Stimulation der Sinne wie Tasten,  Riechen, Schmecken etc.).


    Alzheimer vorbeugen


    Wie bei vielen Erkrankungen lässt sich auch die  Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu bekommen,  durch einen gesunden Lebensstil verringern.  Faktoren wie erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, Bluthochdruck und Rauchen können  nämlich Alzheimer und andere  Demenzerkrankungen begünstigen. Solche  Risikofaktoren sollten also nach Möglichkeit  vermieden beziehungsweise behandelt werden.


    Außerdem scheint eine mediterrane Ernährung  mit viel Obst, Gemüse, Fisch, Olivenöl und  Vollkornbrot Alzheimer und anderen  Demenzformen vorzubeugen.


    Auch regelmäßige Bewegung und Sport können  das Erkrankungsrisiko senken:  Der Grund ist, dass  körperliche Aktivität unter anderem den  Stoffwechsel und die Durchblutung im Gehirn  anregen. Dadurch können sich Nervenzellen  besser und dichter vernetzen, was ihre  Kommunikation fördert.


    Das Risiko für Alzheimer und andere  Demenzformen sinkt auch, wenn man Zeit seines  Lebens in Beruf und Freizeit geistig rege ist. So  können zum Beispiel kulturelle Aktivitäten, Rätsel  und kreative Hobbies das Gehirn stimulieren und  das Gedächtnis bewahren.


    Wie Untersuchungen belegen, kann auch ein reges  Sozialleben  Demenzerkrankungen wie Alzheimer  vorbeugen:  Je mehr man unter Leute geht und sich  in Gemeinschaften engagiert, desto größer ist die  Wahrscheinlichkeit, auch im höheren Alter noch geistig fit zu sein.


    Verlauf und Prognose


    Die Alzheimer-Krankheit führt im Durchschnitt  nach acht bis zehn Jahren zum Tod. Manchmal  verläuft die Krankheit auch viel schneller,  manchmal langsamer – die Zeitspanne reicht nach  derzeitigem Wissensstand von drei bis zwanzig  Jahren. Im Allgemeinen gilt:  Je später im Leben die  Erkrankung auftritt, desto kürzer ist der Alzheimer- Verlauf.


    Weiterführende Informationen


    Leitlinien:


    • S3-Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Stand: 2016)

    https://www.dgn.org/images/red_leitlinien/LL_2016/PDFs_Download/038013_LL_Demenzen_2016.pdf


    Selbsthilfegruppen:


    Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., Selbsthilfe Demenz:   https://www.deutsche-alzheimer.de/

    Internetportal „Wegweiser Demenz“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:  https://www.wegweiser-demenz.de/



    Quelle:  

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisiert:  2. Mai 2018), Netdoktor.de


  • 10. Osteoporose

    Osteoporose (Knochenschwund) ist eine der wichtigsten Volkskrankheiten. In Deutschland leiden Millionen Menschen daran, besonders ältere Frauen. Bei den Betroffenen baut sich die Knochensubstanz verstärkt abgebaut. Dadurch werden die Knochen immer instabiler und brüchiger. Lesen Sie hier alles Wichtige über Ursachen, Symptome, Therapie und Vorbeugung der Osteoporose!


    ICD-Codes für diese Krankheit:  E24M81M80

    (ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.)


    Kurzübersicht


    • Was ist Osteoporose?  Stoffwechselerkrankung der Knochen, bei der immer mehr Knochengewebe abgebaut wird (Knochenschwund). Die Knochen können dadurch leichter brechen.
    • Symptome:  anfangs oft keine Beschwerden. Im weiteren Verlauf anhaltende Schmerzen wie Rückenschmerzen, Knochenbrüche bei Bagatellverletzungen oder ohne erkennbaren Anlass (Spontanbrüche), zunehmender Rundrücken ("Witwenbuckel") und abnehmende Körpergröße.
    • Ursachen:  Die primäre Osteoporose tritt im höheren Alter sowie nach den Wechseljahren (Östrogenmangel!) auf. Eine sekundäre Osteoporose ist die Folge von anderen Erkrankungen oder von Medikamenten (Schilddrüsenüberfunktion, Kortison etc.).
    • Behandlung:  nicht-medikamentöse Maßnahmen wie ausreichend Bewegung (Sport, Krankengymnastik) und richtige Ernährung; Kalzium- und Vitamin-D-Präparate; Osteoporose-Medikamente (Bisphosphonate etc.); Behandlung von Grunderkrankungen (bei sekundärer Osteoporose); evtl. Operation bei Knochenbrüchen
    • Prognose:  Osteoporose ist bislang nicht heilbar. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung. Anderenfalls schreitet der Knochenschwund immer weiter fort. Das bedeutet dann zunehmende Schmerzen und gehäufte Knochenbrüche.

    Was passiert bei Osteoporose?


    Knochen bestehen aus zwei Grundbausteinen:


    • einem speziellen Gewebe, das ihnen Form und Stabilität verleiht (Matrix)
    • verschiedenen Mineralstoffen, die in die Matrix eingelagert werden (vor allem Kalzium und Phosphat). Sie verdichten und stärken so die Struktur.

    Die Knochen befinden sich ständig im Umbau, um wechselnden Anforderungen angepasst zu werden. Bis ungefähr zum 35. Lebensjahr wird normalerweise insgesamt mehr Knochenmasse aufgebaut als abgebaut. Ab dem 35. Lebensjahr überwiegt dann allmählich der Knochenabbau und beschleunigt sich mit dem Alter. So verlieren gesunde ältere Menschen pro Jahr etwa 0,5 bis 1 Prozent ihrer Knochenmasse.


    Dieser normale Knochenstoffwechsel kann durch verschiedenste Einflüsse gestört werden. So können unter anderem Kalziummangel, Bewegungsmangel und hormonbedingte Erkrankungen bewirken, dass der Knochenaufbau gehemmt und/oder der Knochenabbau gefördert wird. In der Folge schwindet die Knochenmasse - es entsteht Osteoporose. Vorwiegend betroffen sind ältere Menschen. Die Patienten können im Extremfall pro Jahr bis zu sechs Prozent ihrer Knochenmasse verlieren!


    Wer ist betroffen?


    Osteoporose tritt meist im höheren Alter auf. So hat in Deutschland etwa ein Viertel aller Menschen im Alter über 50 Jahre eine Osteoporose. Das sind ungefähr 7,8 Millionen Menschen.


    Dabei zeigt sich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern:  Etwa jede dritte Frau nach den Wechseljahren und jeder fünfte ältere Mann leiden unter Knochenschwund.


    Fast alle Patienten (95 Prozent) haben eine sogenannte primäre Osteoporose:  Sie entsteht entweder durch den Östrogenmangel nach den Wechseljahren (bei Frauen) oder durch den erhöhten Knochenabbau im höheren Alter (beide Geschlechter).


    Nur bei wenigen Osteoporose-Patienten (5 Prozent) ist der Knochenschwund die Folge von anderen Erkrankungen oder von Medikamenten (sekundäre Osteoporose). Hier sind mehr als die Hälfte der Betroffenen Männer.


    Sonderform: Transiente Osteoporose


    Eine Sonderform der Erkrankung ist die sogenannte transiente Osteoporose. Es erkranken daran vor allem Männer mittleren Alters. Aber auch Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel sind häufiger betroffen.


    Es handelt sich bei der transienten Osteoporose um einen rasch fortschreitenden, schmerzhaften Knochenabbau in Gelenknähe. Meist ist das Hüftgelenk betroffen. Die Patienten haben heftige Schmerzen im Gelenk. Dieses ist zudem in seiner Beweglichkeit eingeschränkt.


    Eindeutig diagnostizieren lässt sich die transiente Osteoporose mittels Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT). Im Gelenknähe lässt sich dabei eine ausgedehnte Schwellung (Ödem) im Knochenmark nachweisen. Die transiente Osteoporose wird als Reaktion auf dieses lokale Knochenmarksödem betrachtet. Deshalb wird sie auch als Knochenmarksödem-Syndrom bezeichnet.


    Was genau die Entstehung einer transienten Osteoporose auslöst, ist nicht bekannt. Diskutiert werden Durchblutungsstörungen im Knochen, Überlastungen der Hüftgelenke und Traumata (wie ein Sturz auf die Hüfte).


    Die wichtigste Therapiemaßnahme besteht darin, das betroffene Gelenk vollständig zu entlasten. Dann heilt die Erkrankung in den meisten Fällen spontan innerhalb mehrerer Monate aus (sofern keine Komplikationen wie ein Knochenbruch auftreten). Die Schmerzen lassen sich mit Medikamenten (wie Ibuprofen) lindern.


    Hinweis:  Nach derzeitigem Wissen führt eine transiente Osteoporose nicht zu dauerhaften (chronischen) Beschwerden.


    Symptome


    Osteoporose entwickelt sich meist langsam. Anfangs haben Betroffene daher im Allgemeinen keine Beschwerden. Erst im weiteren Verlauf treten Schmerzen auf, beispielsweise Rückenschmerzen und Knieschmerzen. Sie werden oft nicht als erste Osteoporose-Symptome erkannt.


    Bei manchen Patienten kommt es auch zu Knochenbrüchen:  Oft sind sie die Folge von Bagatellverletzungen. So kann schon ein kleiner, harmloser Sturz einen Unterarmbruch nach sich ziehen. Auch spontane Knochenbrüche ohne erkennbaren Anlass sind mögliche erste Osteoporose-Symptome.


    Im fortgeschrittenen Stadium der Osteoporose treten vermehrt Knochenbrüche ohne Anlass auf. Als typische Osteoporose-Symptome entpuppen sich oft hüftnahe Knochenbrüche (wie Oberschenkelhalsfraktur), Brüche des Ober- und Unterarmes sowie der Wirbelkörper (Wirbelkörperfraktur).


    Wirbelkörperbrüche


    Manchmal brechen bei Osteoporose Wirbelkörper langsam in sich zusammen. Die Betroffenen merken oft nichts davon. Diese „schleichenden Brüche“ verursachen nämlich keine Schmerzen. Sie werden deshalb oft nicht erkannt und bleiben unbehandelt. Allerdings bewirken sie, dass die Körpergröße abnimmt. Bei mehreren Wirbelkörperbrüchen kann sie sogar um etliche Zentimeter schrumpfen! Zudem kann sich ein Rundrücken ausbilden („Witwenbuckel“).


    Auch akute Wirbelkörperbrüche sind mögliche Anzeichen für Osteoporose. Schmerzen treten hierbei - im Gegensatz zu schleichenden Brüchen -– sehr wohl auf, und zwar deutlich. Zudem ist die Beweglichkeit im Alltag erheblich eingeschränkt. 


    Generell können folgende Symptome auf Wirbelkörpereinbrüche hindeuten:


    • heftige, lokale, stechende bis brennende Rückenschmerzen
    • anhaltende Rückenschmerzen
    • Abnahme der Körpergröße
    • Rundrückenbildung

    Oberschenkelhalsbruch


    Oberschenkelhalsbrüche zählen zu den schwerwiegendsten Komplikationen bei Osteoporose. Symptome wie heftige Schmerzen im Hüftgelenk sowie eine Fehlstellung des betroffenen Beins weisen auf eine solche Schenkelhals-Fraktur hin. Außerdem kann das betroffene Hüftgelenk nicht mehr belastet werden.


    Teufelskreis


    Mit jedem Knochenbruch erhöht sich das Risiko für weitere Frakturen. Aus Angst vor erneuten Brüchen werden Osteoporose-Patienten oft unsicher und ängstlich beim Gehen und stützen sich häufig ab. Das erhöht das Sturzrisiko.


    Außerdem schwindet im Alter die Muskelkraft. Zudem können viele ältere Menschen schlechter hören und sehen. Das beeinträchtigt das Gleichgewicht, was die Sturzgefahr zusätzlich verschärft. So erhöht sich das Risiko für Knochenbrüche noch weiter. Die Betroffenen geraten in einen Teufelskreis aus Angst und Unsicherheit, erhöhter Sturzgefahr und neuen Knochenbrüchen, welche die Angst weiter entfachen


    Ursachen und Risikofaktoren


    Prinzipiell werden zwei Gruppen von Osteoporose unterschieden: die primäre Osteoporose und die viel seltenere sekundäre Osteoporose.


    Primäre Osteoporose: Ursachen


    Die primäre Osteoporose tritt bei Frauen nach den Wechseljahren und bei beiden Geschlechtern im höheren Alter auf:


    Der Knochenschwund nach den Wechseljahren (postmenopausale Osteoporose) ist hormonell bedingt: Die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) regulieren die Bildung und Wirkung von Calcitonin und Vitamin D. Diese beiden Hormone sind für den Knochenaufbau wichtig. In den Wechseljahren geht die Östrogenproduktion zurück. Das ist der Grund, warum viele Frauen nach der letzten Regelblutung (Menopause) Knochenschwund entwickeln.


    Auch bei Männern sind die Sexualhormone (wie Testosteron) für den Knochenstoffwechsel wichtig. Bei ihnen wird aber die Testosteronproduktion nicht im mittleren Alter eingestellt. Deshalb ist Osteoporose bei Männern seltener als bei Frauen.


    Im höheren Alter verliert jeder Mensch zunehmend an Knochenmasse. Das kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine Osteoporose verursachen. Mediziner sprechen hier von seniler Osteoporose.


    Insgesamt begünstigen verschiedene Risikofaktoren die Entstehung der Osteoporose. Ernährung, die wenig knochenfreundlich ist (etwa kalziumarme Kost), sowie Bewegungsmangel sind hier als erstes zu nennen.


    Besonders ab dem 70. Lebensjahr führt ein ernährungsbedingter Mangel an Kalzium und Vitamin D zu Knochenschwund. So bewirken übermäßige Diäten, überhöhter Kaffeegenuss, der Missbrauch von Abführmitteln und zu viel Phosphat in der Nahrung, dass die Knochen zu wenig Kalzium und Vitamin D erhalten. Das begünstigt eine Osteoporose.


    Auch übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss gelten als Risikofaktoren für Knochenschwund.


    Zudem tritt Osteoporose in bestimmten Familien gehäuft auf. Experten vermuten deshalb, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen.


    Sekundäre Osteoporose: Ursachen


    Im Unterschied zur primären Osteoporose ist die sekundäre Osteoporose die Folge anderer Erkrankungen oder deren Behandlung (Medikamente).


    So kann eine sekundäre Osteoporose zum Beispiel durch eine zu viel Kortison im Körper verursacht werden. Ein solcher Kortisonüberschuss entsteht entweder durch Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder durch eine Langzeittherapie mit Kortison.


    Auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann Osteoporose auslösen: Der Überschuss an Schilddrüsenhormonen beschleunigt den Stoffwechsel und begünstigt den Knochenabbau. Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüse kommt es ebenfalls oft zu Osteoporose. Dabei wird nämlich zu viel Parathormon ausgeschüttet. Dieses Hormon ist ein Gegenspieler von Calcitonin und Vitamin D: Es löst Kalzium aus den Knochen heraus und fördert so deren Abbau.


    Weitere sekundäre Osteoporose-Ursachen sind:


    • hormonbedingte Erkrankungen wie eine Unterfunktion der Geschlechtsdrüsen (Eierstöcke, Hoden), Überfunktion der Nebennierenrinde, Typ-1-Diabetes
    • Magen- und Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), Zöliakie: Die Verwertung wichtiger Nährstoffe wie Kalzium ist dabei gestört.
    • bösartige Tumoren (wie Knochenmetastasen)
    • schwere chronische Nierenschwäche (Niereninsuffizienz): Hierbei scheidet der Körper sehr viel Kalzium aus. Damit dadurch nicht der Kalziumspiegel im Blut nicht zu stark absinkt, wird Kalzium aus den Knochen herausgelöst und ins Blut aufgenommen.
    • Entzündliche rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis („Rheuma“)
    • andere Erkrankungen wie Magersucht oder Leberzirrhose (Mangelernährung begünstigt Osteoporose)
    • Medikamente:  Neben Kortison können auch andere Medikamente eine Osteoporose fördern, zum Beispiel krampflösende Mittel (Antiepileptika), Cyclosporin (nach Organtransplantationen, bei Hauterkrankungen etc.), Heparin (Langzeittherapie zur Vorbeugung von Thrombose) und bestimmte Hormontherapien (etwa bei Prostatakrebs).

    Osteoporose: Untersuchungen und Diagnose


    Beim geringsten Verdacht auf Osteoporose wie einem Knochenbruch ohne erkennbaren Anlass (Spontanfraktur), sollten Sie zum Arzt gehen. Je frühzeitiger der Knochenschwund behandelt wird, desto eher lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Außerdem wird allen Menschen mit erhöhtem Knochenbruch-Risiko eine Osteoporose-Basisdiagnostik empfohlen. Sie besteht aus mehreren Teilen:


    Arzt-Patient-Gespräch


    Als erstes wird der Arzt im Gespräch mit dem Patienten dessen Krankengeschichte erheben (Anamnese). Dabei erkundigt sich der Arzt nach dem allgemeinen Befinden des Patienten. Außerdem fragt er, ob irgendwelche Beschwerden oder Einschränkungen im Alltag bestehen. Dazu zählen zum Beispiel Rückenschmerzen, Schwierigkeiten beim Treppensteigen, beim Heben schwerer Gegenstände oder Schmerzen bei langem Laufen.


    Wichtig für den Arzt sind auch Informationen über eventuelle Knochenbrüche oder Stürze in der Vergangenheit. Zudem erkundigt sich der Arzt, ob der Patient an einer Erkrankung leidet oder Medikamente anwendet.


    Körperliche Untersuchung


    Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei misst der Arzt auch die Körpergröße und das Gewicht des Patienten.


    Mithilfe von Tests wird die körperliche Fitness und Mobilität überprüft. Ein Beispiel ist das "Timed-up-and-go"-Verfahren:


    Dabei stoppt der Arzt die Zeit, die der Patient benötigt, um von einem Stuhl aufzustehen, drei Meter zu gehen, sich umzudrehen, zurück zu gehen und sich wieder hinzusetzen. Er darf dabei auch eventuelle Gehhilfen verwenden, die er sonst auch im Alltag benützt.


    Braucht der Patient für die Aufgabe mehr als 30 Sekunden, ist er wahrscheinlich in seiner Mobilität beeinträchtigt. Dann besteht einen erhöhte Sturzgefahr.


    Messung der Knochendichte


    Ebenfalls wichtiger Bestandteil der Osteoporose-Diagnostik ist die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie, DXA-Messung). Dabei wird mithilfe von niedrig-dosierten Röntgenstrahlen die Knochendichte an der Lendenwirbelsäule, am gesamten Oberschenkelknochen und am Oberschenkelhals bestimmt. Die Messwerte (T-Werte) werden mit den typischen Mittelwerten in der jeweiligen Altersgruppe verglichen. Liegen sie 2,5 Einheiten oder mehr unter den alterstypischen Mittelwerten, ist die Osteoporose-Definition erfüllt: Der Patient hat Knochenschwund.


    Insgesamt unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) je nach T-Wert der Knochendichtemessung vier Stadien von Knochenschwund:


    • Grad 0:  Osteopenie. Bei dieser Vorstufe der Osteoporose ist der Mineralgehalt der Knochen um einen Wert von 1 bis 2,5 vermindert.
    • Grad 1:  Osteoporose. Der Mineralgehalt der Knochen ist um mehr als 2,5 vermindert. Knochenbrüche (Frakturen) liegen aber noch nicht vor.
    • Grad 2:  Manifeste Osteoporose. Sie liegt vor, wenn der Knochenmineralgehalt um mehr als 2,5 vermindert ist, und der Patient bereits einen bis drei Wirbelkörperbrüche hatte.
    • Grad 3:  Fortgeschrittene Osteoporose. Alle Patienten, bei denen der Mineralgehalt der Knochen um mehr als 2,5 Einheiten unter dem Durchschnittswert liegt und mehrere (multiple) Wirbelkörperfrakturen vorliegen, haben eine fortgeschrittene Osteoporose.

    Röntgenuntersuchung


    Eventuelle Knochenbrüche (Frakturen) lassen sich auf einem Röntgenbild erkennen. Bei Osteoporose kommt es unter anderem oft zu Wirbelkörperbrüchen. Sie können durch ein einmaliges Ereignis (wie einen Sturz) entstehen oder die Folge langanhaltender unterschwelliger mechanischer Einwirkungen sein.


    Im zweiten Fall handelt es sich um schleichende Brüche. Sie bewirken, dass sich der betreffende Wirbelkörper verformt. Experten bezeichnen dies als Sinterung oder Kriechverformung. Dabei gilt:  Je stärker die Verformungen, desto ausgeprägter die Osteoporose. Feststellen lässt sich dies, indem man die Wirbelkörperhöhen zwischen dem vierten Brustwirbelkörper und dem fünften Lendenwirbelkörper mittels Röntgenstrahlen abmisst. Der erhaltene Messwert (Wirbeldeformitätsscore) zeigt an, wie ausgeprägt die Osteoporose ist.


    Blutuntersuchungen


    Im Rahmen der Osteoporose-Diagnostik wird auch das Blut des Patienten untersucht. Dabei wird zum einen ein Blutbild erstellt. Außerdem werden weitere Parameter bestimmt, beispielsweise Leber- und Nierenwerte sowie Kalzium- und Phosphatspiegel. Die Untersuchung dient vor allem dazu, mögliche Ursachen einer sekundären Osteoporose abzuklären.


    Außerdem helfen die Blutwerte dem Arzt bei der Therapieplanung: Wenn zum Beispiel der Kalziumspiegel im Blut sehr niedrig ist, darf der Patient nicht mit bestimmten Osteoporose-Medikamenten behandelt werden.


    Osteoporose-Basisdiagnostik: Für wen empfohlen?


    Bei allen Menschen mit erhöhtem Knochenbruch-Risiko sollte so eine Osteoporose-Basisdiagnostik durchgeführt werden. Zu diesen Risikogruppen zählen generell Frauen und Männer ab dem 70. Lebensjahr.


    Empfohlen wird eine Osteoporose-Abklärung auch bei Menschen ab 50 Jahren bei verschiedensten Risikofaktoren für Osteoporose-bedingte Knochenbrüche. Dazu zählen zum Beispiel:


    • Wirbelkörperbrüche nach Bagatellverletzungen (wie Sturz aus dem Stand)
    • hüftnaher Oberschenkelbruch bei Mutter oder Vater
    • Immobilität, etwa durch längere Bettlägerigkeit oder Gipsverband nach Operationen oder Unfällen
    • Untergewicht (Body-Mass-Index unter 20), Gewichtsabnahme und Magersucht (Anorexia nervosa)
    • Rauchen und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
    • hoher Alkoholkonsum
    • hormonbedingte Erkrankungen wie Cushing-Syndrom, Schilddrüsenüberfunktion, Mangel an Wachstumshormon aufgrund einer Funktionsstörung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2)
    • rheumatologische Erkrankungen (rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus erythematodes, Morbus Bechterew)
    • Magen-Darm- Erkrankungen wie Zöliakie, auch Magenoperation (vollständige oder teilweise Entfernung des Magens)
    • neurologische / psychiatrische Erkrankungen wie Epilepsie, Schizophrenie, Alzheimer, Parkinson, Schlaganfall, Depression
    • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
    • alkoholbedingte Lebererkrankungen
    • bestimmte Medikamente wie hoch dosiertes Kortison, krampflösende Mittel (Antiepileptika), Antidepressiva, Glitazone (bei Diabetes Typ 2), Aromatasehemmer (bei Brustkrebs), Antihormon-Behandlung bei Prostatakrebs, Opioide (starke Schmerzmittel)

    Weitere Untersuchungen


    Außerhalb der Osteoporose-Basisdiagnostik kann der Arzt in bestimmten Fällen noch weitere Untersuchungen durchführen. Manchmal ist zum Beispiel eine Computertomografie (CT) oder eine Kernspintomografie (MRT) nötig, um andere mögliche Ursachen für die Beschwerden des Patienten auszuschließen. Diese bildgebenden Verfahren können auch für die Therapieplanung wichtig sein, etwa wenn ein Knochenbruch zuerst genauer abgeklärt werden muss.


    In seltenen Fällen entnimmt der Arzt eine Probe des Knochengewebes (Knochenbiopsie). Sie wird im Labor genauer untersucht. Das kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn die anderen Untersuchungen nur einen unklaren Befund ergeben haben.


    Mehr zu den Untersuchungen lesen


    Informieren Sie sich hier, welche Untersuchungen bei dieser Erkrankung sinnvoll sein können:


    • Blutabnahme
    • Blutuntersuchung

    Behandlung


    Die Osteoporose-Therapie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Sie wird dabei individuell an den Patienten angepasst. So berücksichtigt der Arzt bei der Therapieplanung unter anderem, wodurch der Knochenschwund ausgelöst wurde und wie ausgeprägt er ist.


    Allgemeines zur Osteoporose-Therapie


    Zu den wichtigsten Basismaßnahmen jeder Osteoporose-Therapie zählen ausreichende Bewegung und die richtige Ernährung. Falls notwendig, erhält der Patient zusätzlich Medikamente gegen den Knochenschwund.


    Ebenfalls wichtig ist eine Sturzvorbeugung:  Osteoporose-Patienten brechen sich leicht die Knochen. Hier einige Tipps, um die Gefahr von Stürzen und Unfällen zu verringern:


    • Die Wohnung sollte ausreichend beleuchtet und so eingerichtet sein, dass man nicht so leicht stolpern und stürzen kann. Entfernen Sie beispielsweise Stolperfallen wie rutschende Teppiche und frei liegende Kabel.
    • Lassen die Augen nach, sollten Patienten eine passende Sehhilfe tragen.
    • Hochhackige Schuhe und solche mit glatten Sohlen sind ungeeignet. Ratsamer sind flache Schuhe mit rutschfesten Sohlen.
    • Nach Möglichkeit sollten Osteoporose-Patienten keine Medikamente einnehmen, welche die Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit einschränken. Dazu zählen etwa Schlafmittel, Allergie-Mittel und Antidepressiva.

    Bei sekundärer Osteoporose als Folge einer anderen Erkrankung (wie Schilddrüsenüberfunktion) muss man diese Grunderkrankung behandeln. Anderenfalls könnte die Osteoporose-Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringen.


    Haben bestimmte Medikamente eine sekundäre Osteoporose ausgelöst, sollte man möglichst auf "knochenfreundlichere" Präparate umsteigen - also auf Medikamente, die sich weniger negativ auf die Knochendichte auswirken. Empfohlen wird dies beispielsweise bei Frauen, die aufgrund von Typ-2-Diabetes mit Glitazonen behandelt werden.


    Bewegung als Osteoporose-Therapie


    Mit regelmäßiger Bewegung kann man Knochenschwund sowohl vorbeugen als auch behandeln. Dabei ist es sehr wichtig, die richtige Bewegungsform beziehungsweise Sportart auszuwählen.


    Als erstes gilt:  Bei der Osteoporose-Therapie ist kein Leistungssport nötig! Eine effiziente Osteoporose-Behandlung fängt zum Beispiel schon damit an, dass Sie regelmäßig spazieren gehen. Das fördert den Knochenaufbau und hemmt den Knochenabbau. Auch leichtes Lauftraining wie Jogging oder Walking sind sehr effektiv.


    Schwimmen ist ebenfalls als Osteoporose-Therapie zu empfehlen. Zweimal pro Woche eine halbe Stunde Rücken- oder Brustschwimmen sind ideal. Dabei werden auch noch andere Muskelgruppen trainiert als beim Spazierengehen, beispielsweise die Rückenmuskulatur.


    Auch Wassergymnastik und leichtes Krafttraining eignen sich zur Therapie der Osteoporose. Gymnastik außerhalb des Schwimmbeckens sowie einfache Osteoporose-Übungen können Sie selbstständig zuhause machen. Auch hier können Sie bereits mit einer halbstündigen Trainingseinheit zweimal pro Woche gute Effekte erzielen. Tipps für geeignete Übungen erhalten Sie zum Beispiel beim Arzt, Sportmediziner oder in einer speziellen Sportgruppe für Osteoporose-Patienten.


    Generell gilt:  Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Bewegungsform und/oder Sportart sowie welche Trainingsintensität in Ihrem Fall am sinnvollsten sind.


    Ernährung als Osteoporose-Therapie


    Zu jeder Osteoporose-Therapie gehört - neben ausreichender Bewegung - auch die richtige Ernährung. Hier die wichtigsten Tipps dazu:


    Ernähren Sie sich ausgewogen. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihren Körper mit ausreichend Kalzium versorgen. Der Mineralstoff ist wichtig für gesunde, starke Knochen. Pro Tag sollten Erwachsene ihrem Körper mit der Ernährung 1.000 Milligramm Kalzium zuführen. Es steckt vor allem in Milchprodukten, ist aber auch in grünen Gemüsesorten wie Spinat und Broccoli sowie in einigen Mineralwasser-Sorten enthalten. Manchen Lebensmitteln wird außerdem Kalzium zugesetzt, zum Beispiel Säften.


    Bei manchen Patienten kann nicht sichergestellt werden, dass sie über die Ernährung ausreichend Kalzium aufnehmen. Dann verschreibt der Arzt zusätzlich Kalzium-Präparate (zum Beispiel Brausetabletten).


    Neben Kalzium ist auch Vitamin D sehr wichtig für Osteoporose-Patienten (und andere Menschen):  Es sorgt dafür, dass der Körper Kalzium aus dem Darm aufnehmen und in die Knochen einbauen kann. Gute Nahrungsquellen für Vitamin D sind fettreicher Fisch, Eier, Butter und Milch.


    Außerdem sollte man die Haut regelmäßig dem Sonnenlicht aussetzen:  Mithilfe des UV-Lichts kann der Körper Vitamin D selber herstellen. Mit dieser Eigenproduktion deckt er sogar den größten Teil seines Bedarfs ab. Im Sommer sollte man täglich 5 bis 15 Minuten in der Sonne verbringen, im Frühling und Herbst 10 bis 25 Minuten. Es genügt, wenn man Gesicht und Hände "bestrahlen" lässt. Je nach Temperatur kann man die Sonnen auch auf die unbedeckten Arme und Beine einwirken lassen.


    Oft verschreiben Ärzte bei Osteoporose auch Vitamin-D-Präparate. Damit soll die Versorgung sichergestellt werden. Sinnvoll sind solche Präparate besonders bei Patienten mit hohem Risiko für Stürze oder Knochenbrüche, die wenig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Die Tagesdosis liegt bei 800 bis 1.000 Internationalen Einheiten (IE) an Vitamin D3.


    Für feste Knochen braucht es auch Phosphat, allerdings im richtigen Verhältnis zur Kalziumzufuhr. Ein Überschuss an Phosphat bindet nämlich Kalzium, sodass es nicht mehr in die Knochen eingebaut werden kann. Phosphatreiche Lebensmittel und Getränke wie Fleisch, Wurst, Schmelzkäse und Colagetränke sollten Sie deshalb meiden.


    Hinweis:  Phosphate sind in der Zutatenliste auf Lebensmittel- und Getränkepackungen an den Nummern E 338-341 und E 450 zu erkennen.


    Medikamente gegen Osteoporose


    Wenn Osteoporose-Patienten ein hohes Risiko für Knochenbrüche haben, verschreibt der Arzt zusätzlich eine medikamentöse Osteoporose-Therapie. Folgende Wirkstoffe stehen dabei zur Verfügung:


    1. Bisphosphonate:  Bisphosphonate wie Alendronat und Zoledronat sind die erste Wahl bei einer Osteoporose-Therapie. Sie verhindern einen übermäßigen Knochenabbau und stärken die noch vorhandene Knochenmasse. Bisphosphonate werden in Tablettenform täglich, wöchentlich oder monatlich eingenommen oder in Form von Spritzen oder Infusionen verabreicht.
    2. Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM):  Für die Osteoporose-Therapie ist aus dieser Wirkstoffgruppe der Vertreter Raloxifen zugelassen. Er bindet an speziellen Andockstellen (Rezeptoren), die eigentlich für Östrogene bestimmt sind, und hemmt so den Knochenabbau. Raloxifen wird täglich als Tablette eingenommen.
    3. Strontiumranelat:  Dieser Wirkstoff hemmt ebenfalls den Knochenabbau und steigert zudem die Aktivität der knochenaufbauenden Zellen. Er wird täglich als Pulverlösung eingenommen.
    4. Teriparatid:  Teriparatid ist ein Abkömmling des körpereigenen Hormons Parathormon. Es fördert den Knochenaufbau und die Bildung neuer Knochenstrukturen. Der Wirkstoff wird einmal täglich unter die Haut gespritzt.
    5. Denosumab:  Denosumab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper. Er greift in den Knochenstoffwechsel ein und hemmt die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten). Denosumab wird als Spritze unter die Haut verabreicht.

    Im Einzelfall können noch weitere Medikamente zur Osteoporose-Therapie eingesetzt werden wie etwa weibliche Sexualhormone oder Calcitonin.


    Schmerztherapie


    Gegen die Schmerzen bei Osteoporose kann der Arzt eine passende Schmerztherapie einleiten. Oft werden Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) eingesetzt wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac. Bei stärksten Schmerzen kann der Arzt eventuell auch sogenannte Opiate verschreiben. In manchen Fällen sind weitere Medikamente sinnvoll, zum Beispiel muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxanzien).


    Gegen Osteoporose-Schmerzen helfen oft auch physikalische Therapiemaßnahmen. Dazu zählen beispielsweise Kälte- oder Wärmebehandlungen, Massagen oder auch Akupunktur. Bei manchen Patienten lassen sich die Beschwerden damit ausreichend lindern. Bei anderen können physikalische Therapien die Behandlung mit Schmerzmitteln ergänzen.


    Hinweis:  Bei länger anhaltenden Schmerzen infolge von Wirbelkörperbrüchen kann der Arzt dem Patienten auch ein halbelastisches Mieder verschreiben.


    Operation


    Bei Wirbelkörpereinbrüchen kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein. Bei der sogenannten Vertebroplastie bringt der Chirurg Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper ein. Dieser wird dadurch stabilisiert. Bei einer Kyphoplastie wird der Wirbelkörper zuerst mit einem kleinen Ballon aufgedehnt. Das kann den Knochen etwas aufrichten und erleichtert zudem das Einbringen von Zement.


    Andere Knochenbrüche infolge von Osteoporose müssen ebenfalls manchmal operiert werden. Beispielsweise erhalten manche Patienten nach einem Oberschenkelhalsbruch ein künstliches Hüftgelenk.


    Weitere Tipps zur Osteoporose-Therapie


    • Vermeiden Sie Untergewicht.
    • Verzichten Sie auf Nikotin und Alkohol.
    • Achten Sie im Alltag auf ein Rücken-schonendes Verhalten (zum Beispiel aufrechte Sitzposition, regelmäßiger Wechsel der Sitzhaltung, kein Tragen schwerer Lasten, keine gebückte Haltung bei der Hausarbeit, Austausch durchgelegener Matratzen).

    Außerdem ist es hilfreich, sich einer Selbsthilfegruppe für Osteoporose-Patienten anzuschließen. Solche Gruppen bieten Rat, Hilfe und Austausch mit anderen Patienten. Nutzen Sie dieses Angebot, wenn Sie die Möglichkeit haben!


    Mehr zu den Therapien lesen


    Lesen Sie hier mehr zu Therapien, die helfen können:


    • Fixateur externe
    • Gipsverband
    • Hyperthermie
    • Osteosynthese

    Osteoporose:  Krankheitsverlauf und Prognose

    Eine Osteoporose ist bislang nicht heilbar. Umso wichtiger ist es, sie möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Denn ohne Behandlung schreitet eine Osteoporose immer weiter voran. Die Patienten leiden zunehmend unter Knochenschmerzen (etwa Rücken- oder Nackenschmerzen). Die Knochenbrüche häufen sich. Besonders im höheren Alter können sich viele Menschen nur schlecht von schwereren Brüchen erholen.


    Besonders gefürchtet ist der Oberschenkelhalsbruch. Er kann ernste Komplikationen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen wie Nachblutungen und Wundheilungsstörungen. Die notwendige Operation (wie der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks) birgt weitere Risiken für die Betroffenen. Viele der älteren Patienten sind danach nur noch eingeschränkt beweglich oder werden sogar zum Pflegefall. Etwa 10 bis 20 Prozent aller Patienten mit Oberschenkelhalsbruch sterben an Folgeerkrankungen oder den Operationsrisiken.


    Vorbeugung


    Wer Osteoporose vorbeugen will, sollte die bekannten Risikofaktoren minimieren. Dazu zählen zum Beispiel Bewegungsmangel sowie eine Mangel an Kalzium und Vitamin D. Hier die wichtigsten Tipps:


    • Achten Sie auf eine kalziumreiche Ernährung mit Milchprodukten und kalziumhaltigem Wasser. Erwachsene sollten pro Tag 1.000 bis 1.500 Milligramm Kalzium aufnehmen.
    • Essen Sie regelmäßig Produkte mit viel Vitamin D, zum Beispiel fettreiche Fischsorten (wie Hering), Fischöl und Eigelb.
    • Setzen Sie Gesicht und Hände (und wenn möglich auch andere unbedeckte Körperstellen) regelmäßig dem Sonnenlicht aus: Im Sommer fünf bis 15 Minuten täglich, im Frühling und Herbst zehn bis 25 Minuten täglich. Dann kann der Körper einen Großteil seines Vitamin D-Bedarfs decken, indem er das Vitamin selber herstellt.
    • Meiden Sie Lebensmittel, die sehr viel Phosphat enthalten. Sie hemmen die Kalzium-Aufnahme im Darm und fördern die Kalzium-Freisetzung aus den Knochen. Phosphatreich sind zum Beispiel Fleisch- und Wurstwaren, Schmelzkäse und Colagetränke.
    • Verzichten Sie auf Tabak und Alkohol und trinken Sie nicht zu viel Kaffee. Diese Genussmittel sind ebenfalls schlecht für die Knochen.
    • Ein weiterer unverzichtbarer Baustein der Osteoporose-Vorbeugung ist regelmäßige Bewegung. Seien sie regelmäßig körperlich aktiv, am besten mehrmals pro Woche. Das stärkt die Knochen.

    Weiterführende Informationen


    Leitlinien:


    • Leitlinie "Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose" des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V. (2017)

    Quelle:

    Sophie Matzik, Studentin der Humanmedizin

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisiert:  28. März 2018), Netdoktor.de


  • 11. Gelenkschmerzen

    Gelenkschmerzen treten häufig auf. Knapp die Hälfte (45 Prozent) aller Menschen über 45 Jahren leidet unter schmerzenden Gelenke. Am häufigsten sind die Kniegelenke betroffen. Meist lösen Abnutzungserscheinungen (Verschleiß) die Schmerzen aus, Mediziner sprechen dann von Arthrose. Auch entzündete (Arthritis) oder verletzte Gelenke sind oft mit schmerzhaften Beschwerden verbunden. Es gibt aber noch viele weitere mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen. Lesen Sie hier alles Wichtige rund um Ursachen und Behandlung von Gelenkschmerzen.


    Kurzübersicht


    • Beschreibung:  Gelenkschmerzen können sehr unterschiedlich sein, z.B. nur ein einzelnes Gelenk oder aber mehrere Gelenke, nur kleine Gelenke (etwa an den Fingern) oder große Gelenke (wie Hüftgelenk) betreffen. Sie können akut oder chronisch auftreten. Manchmal treten sie nur in Ruhe (Ruheschmerzen) oder nachts (Nachtschmerz) auf.
    • Ursachen:  z.B. Gelenkabnutzung (Arthrose), Schleimbeutelentzündung (Bursitis), bakterielle Gelenkentzündung (bakterielle Arthritis), Rheumatoide Arthritis, Rheumatisches Fieber, Gicht, begleitende Gelenkentzündung bei und nach Infektionen (wie Borreliose), Morbus Reiter, Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis), Morbus Bechterew, Sarkoidose, Systemischer Lupus erythematodes, Gelenkblutung bei Gerinnungsstörungen.
    • Wann zum Arzt?  Bei eingeschränkter Beweglichkeit des schmerzenden Gelenks, Fieber, geröteter Haut über dem schmerzenden Gelenk, geschwollenem Gelenk.
    • Diagnostik:  Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), Abtasten der schmerzenden Gelenke, evtl. weitere Untersuchungen wie orthopädische Untersuchung, dermatologische Untersuchung, Blutuntersuchung, Ultraschall, Röntgen, Gelenkpunktion.
    • Was Sie selbst tun können:  z.B. Übergewicht abbauen, einseitige Belastungen vermeiden, gelenkschonendes Ausdauertraining (wie Schwimmen, Radfahren), feuchte und kühlende Umschläge oder aber Wärmeanwendungen, Fingerübungen in angewärmtem Sand (bei Arthrose in den Fingern), Heilpflanzen (etwa als Tee oder Salbe), ätherische Öle (für Massagen).

    Gelenkschmerzen können sich auf verschiedenste Weise äußern. Unterschiedliche Kriterien helfen bei der genaueren Beschreibung der Beschwerden.


    Einteilung nach dem Beginn der Gelenkschmerzen


    • Akute Gelenkschmerzen setzen innerhalb von Stunden ein.
    • Subakute Gelenkschmerzen machen sich innerhalb von Tagen bemerkbar.
    • Chronische Gelenkschmerzen erstrecken sich über Wochen oder Monate.

    Einteilung nach der Anzahl der betroffenen Gelenke


    • Monoartikuläre Gelenkschmerzen betreffen nur ein Gelenk.
    • Oligoartikuläre Gelenkschmerzen erstrecken sich auf zwei bis vier Gelenke.
    • Polyartikuläre Gelenkschmerzen betreffen mehr als vier Gelenke.

    Einteilung nach dem Schmerzrhythmus


    • Ruheschmerz
    • Nachtschmerz
    • Morgensteifigkeit der Gelenke

    Einteilung nach dem Verteilungsmuster


    • Gelenkschmerzen in den kleinen Gelenken (wie Handgelenke, Fingergelenke)
    • Gelenkschmerzen in den großen Gelenken (zum Beispiel Knie- und Hüftgelenk)
    • Gelenkschmerzen in den Fingerendgelenken

    Einteilung nach der Schmerzintensität


    Der Patient kann die Schmerzintensität anhand einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (unerträglicher, maximaler Schmerz) beurteilen.


    Besonders häufig betroffene Gelenke


    Welche Gelenke besonders häufig von Gelenkschmerzen betroffen sind, hängt entscheidend von der Schmerzursache ab. Einige Beispiele:


    Verschleiß (Arthrose) ist die Hauptursache von Gelenkschmerzen. Sie betrifft überwiegend jene Gelenke, die zeitlebens stark belastet werden. Das sind die Knie-, Hüft- und Sprunggelenke. Arthrose kann aber auch in allen anderen Gelenken auftreten.


    Rheumatoide Arthritis ist eine weitere häufige Ursache von Gelenkschmerzen. Die schmerzhaften Gelenkentzündungen zeigen sich überwiegend an den Hand- und Fingergelenken. Auch Knie-, Ellenbogen- und Schulterschmerzen sowie Schmerzen in den Zehengrundgelenken treten bei Rheumatoider Arthritis häufig auf.


    Bei einem akuten Gichtanfall schmerzen meist die Gelenke in den Beinen, vorwiegend im Großzehengrundgelenk. Es können aber auch Sprung- und Kniegelenke betroffen sein.


    Eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) kann vor allem Hüft-, Ellenbogen-, Knie- und Schulterschmerzen auslösen.


    Ursachen und Symptome


    Gelenkschmerzen können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die wichtigsten sind:


    Gelenkabnutzung (Arthrose der Gelenke)


    Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung. Sie kann grundsätzlich an allen Gelenken auftreten. Es wird dabei die Knorpelschicht an den Gelenkflächen zunehmend zerstört - die angrenzenden Knochenbereich verändern sich, das betroffene Gelenke wird weniger beweglich. Es entzündet sich, schwillt an und schmerzt.


    Zu einer übermäßigen Gelenkabnutzung kommt es meist, wenn die betroffenen Gelenke lange Zeit überlastet wurden. Manchmal ist eine Arthrose auch die Folge eines Unfalls, Bänderschadens oder einer angeborenen Schwäche oder Fehlbildung von Gelenken. Die meisten Handgelenks-, Hüft- und Knieschmerzen beruhen auf einer Arthrose.


    Schleimbeutelentzündung (Bursitis)


    Schleimbeutel finden sich zwischen Knochen und Gewebe an Stellen, die besonders starker Belastung ausgesetzt sind (z.B. in den Gelenken). Sie fungieren quasi als organisches Dämmmaterial - sie federn Druck ab und schützen so den Knochen. Schleimbeutel bestehen aus einem mit Gelenkflüssigkeit gefüllten Hohlraum. Durch entzündliche oder mechanische Reizung (zum Beispiel bei Sportverletzungen) können sich die Schleimbeutel entzünden und Schmerzen in der betreffenden Region auslösen.


    So werden Ellenbogenschmerzen oft von entzündeten Schleimbeuteln im Ellenbogengelenk verursacht. Schulterschmerzen beruhen vielfach auf entzündeten oder verkalkten Schleimbeuteln in der Schulterregion. Knieschmerzen gehen oft von entzündeten Kniegelenks-Schleimbeuteln und Hüftschmerzen von entzündeten Schleimbeuteln am großen Rollhügel (Knochenvorsprung an der oberen Außenseite des Oberschenkels) aus.


    Bakterielle Gelenksentzündung (bakterielle Arthritis)


    Bakterielle Gelenksentzündungen betreffen vor allem das Knie- und Hüftgelenk. Die Bakterien gelangen entweder über das Blut zum Gelenk oder infizieren das Gelenk auf direktem Wege (entweder über Verletzungen oder Operationen am Gelenk oder bei diagnostischen Injektionen ins Gelenk). Mögliche Hinweise auf eine bakterielle Gelenksentzündung sind intensive Knie- oder Hüftschmerzen und Fieber. Zudem ist der Gelenkbereich geschwollen, gerötet und lokal überwärmt.


    Borreliose (Lyme-Arthritis)


    Die Gelenkschmerzen bei Borreliose beruhen ebenfalls auf einer bakteriellen Gelenksentzündung. Ausgelöst wird diese von bestimmten Bakterien (Borrelia burgdorferi), die von Zecken auf den Menschen übertragen werden. Etwa vier Wochen später zeigen sich die typischen Symptome wie Müdigkeit, Fieber, Hautrötungen und Gelenkschmerzen.


    Begleitende Gelenkentzündung bei und nach Infektionen


    Entzündungsbedingte Gelenkschmerzen können auch während und nach allgemeinen Infektionskrankheiten auftreten, etwa bei Hepatitis (Leberentzündung), Röteln, Mumps, Windpocken, Scharlach, Tuberkulose, Grippe und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). Betroffen sind vorwiegend die großen Gelenke (Hüft-, Knie- und Sprunggelenke). Die Beschwerden klingen spontan wieder ab.


    Gelenkentzündung bei Morbus Reiter


    Morbus Reiter ist eine seltene rheumatische Erkrankung. Zu den Symptomen gehören schmerzhafte Gelenkentzündungen sowie Harnröhren- und Bindehautentzündung.


    Gelenkentzündung bei Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis)


    Schuppenflechte (Psoriasis) kann von entzündungsbedingten Gelenkschmerzen begleitet werden. Manchmal gehen die Gelenkschmerzen auch der Hauterkrankung voraus: Dann treten die Gelenkschmerzen zuerst auf, und die schuppigen Hautveränderungen entwickeln sich erst später. Besonders dann, wenn Finger- und Zehengelenke und/oder die Wirbelsäule schmerzen, kann Psoriasis-Arthritis dahinter stecken.


    Gelenkentzündung bei Morbus Bechterew


    Morbus Bechterew ist eine chronisch-rheumatische Entzündung. Sie betrifft vor allem die Wirbelsäule, kann aber auch auf die großen Gelenke übergreifen. Bei Knie-, Hüft- sowie Fersenschmerzen und/oder Schmerzen am Sprunggelenk kann daher Morbus Bechterew die Ursache sein.


    Gicht beziehungsweise akuter Gichtanfall


    Bei Gicht ist die Harnsäurekonzentration im Blut erhöht. Die überschüssigen Harnsäurekristalle lagern sich unter anderem in den Gelenken ab – es kommt zu einem akuten Gichtanfall mit heftigen Gelenkschmerzen, geschwollenen und geröteten Gelenken. Betroffen ist meist das Großzehengrundgelenk. Aber auch Knie- und Handgelenkschmerzen sowie Schmerzen an den Fingergelenken oder am oberen Sprunggelenk kann ein akute Gichtanfall zugrunde liegen.


    Rheumatoide Arthritis


    Die Rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Sie schreitet meist chronisch voran und zerstört allmählich die Gelenke. Typisch für diese Erkrankung sind schmerzende, morgensteife Finger- und Handgelenke, Gelenkschwellungen sowie die Unfähigkeit, eine Faust zu machen.


    Rheumatisches Fieber


    Diese entzündliche Erkrankung wird von bestimmte Bakterien (Streptokokken) verursacht, und zwar Tage bis Wochen nach einer nicht mit Antibiotika behandelten Nasen-Rachen-Infektion. Kinder sich besonders häufig davon betroffen. Mögliche Symptome sind neben Gelenkschmerzen Hauterscheinungen, Herzentzündung (Karditis) sowie plötzliche, unwillkürliche und unkontrollierte Bewegungen (Chorea minor).


    Gelenkentzündung mit Sarkoidose (Löfgren-Syndrom)


    Die Sarkoidose ist eine seltene entzündliche Erkrankung unklarer Ursache, die den ganzen Körper betreffen kann. Eine spezielle Form der Erkrankung ist das Löfgren-Syndrom (akute Sarkoidose). Es betrifft hauptsächlich jüngere Frauen. Zu den Symptomen gehören Gelenkschmerzen (vor allem im Bereich der Sprunggelenke), akute Entzündungen des Unterhautfettgewebes (Erythema nodosum), Lymphknotenschwellungen im Bereich der Lunge (bihiläre Lymphadenopathie) und Gewichtsverlust.


    Systemischer Lupus erythematodes (SLE, Schmetterlingsflechte)


    Diese seltene Autoimmunerkrankung entwickelt sich vor allem bei Frauen. Sie löst häufig Gelenkschmerzen und -entzündungen aus. Darüber hinaus können noch viele weitere Symptome hinzukommen wie ein schmetterlingsförmiger Hautausschlag im Gesicht, Rippenfell-, Herzbeutel-, Nieren- oder Gehirnentzündung sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme. Lupus erythematodes wird deshalb auch das „Chamäleon“ der Medizin genannt.


    Gelenkblutung bei Gerinnungsstörungen


    Menschen mit der seltenen Bluterkrankheit (Hämophilie) neigen zu unstillbaren Blutungen - sowohl nach Verletzungen, aber auch sponatan ohne äußere Ursache. Die Blutungen treten besonders in den Muskeln und Gelenken auf. Dabei können die Gelenkblutungen Schmerzen verursachen und unbehandelt das Gelenk nachhaltig schädigen.


    Neben der Hämophilie können auch andere Gerinnungsstörungen zu Gelenkblutungen und -schmerzen führen. Das kann etwa passieren, wenn jemand eine Überdosis von Gerinnungshemmern einnimmt.


    Hinweis:   Nicht immer ist eine Erkrankung oder eine krankhafte Gewebeveränderung für Gelenkschmerzen verantwortlich. Mediziner sprechen dann von „Gelenkempfindlichkeit“.


    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Vogelgrippe
    • Sarkoidose
    • Scharlach
    • Bakerzyste
    • Masern
    • Lupus erythematodes
    • Facettensyndrom
    • Zeckenstich
    • Gicht
    • Schweinegrippe

    Gelenkschmerzen:  Wann sollten Sie zum Arzt?


    Gelenkschmerzen verschwinden manchmal wieder von allein oder lassen sich mit einfachen Hausmitteln lindern. Vorsicht geboten ist aber bei folgenden Symptomen:


    • Gelenkschmerzen, die die Beweglichkeit des Gelenks einschränken
    • Fieber
    • gerötete Haut über dem schmerzenden Gelenk
    • geschwollenes Gelenk

    Hinweis:  Wenn diese Symptome länger als drei Tage anhalten, sich verschlimmern oder auf andere Gelenke übergreifen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen!


    Gelenkschmerzen: Was macht der Arzt?


    Zunächst wird der Arzt Sie zu ihrer Krankengeschichte (Anamnese) befragen. Dabei geht es zum Beispiel darum, wann und wo die Gelenkschmerzen auftreten und ob Sie unter weiteren Beschwerden leiden (wie Fieber oder Gelenkschwellung).


    Genaue Beschreibung der Gelenkschmerzen


    Je genauer Sie Ihre Gelenkschmerzen beschreiben können, desto besser kann der Arzt die möglichen Ursachen eingrenzen. Ein akuter Gichtanfall zum Beispiel liegt als Schmerzursache nahe, wenn die Gelenkschmerzen nur in einem Gelenk auftreten. Bei Rheumatoider Arthritis dagegen zeigen sich die Gelenkschmerzen an mehreren Gelenken.


    Auch die Lage (Lokalisation) der Gelenkschmerzen ist aufschlussreich: Haben Sie etwa Handgelenkschmerzen oder Schmerzen in den Fingergrund- und -mittelgelenken, liegt wahrscheinlich eine Rheumatoide Arthritis vor. Betreffen die Gelenkschmerzen dagegen das Daumengrundgelenk und die Fingerendgelenke, ist eher eine Arthrose anzunehmen.


    Abtasten (Palpation)


    Egal, wo die Gelenkschmerzen auftreten - der Arzt muss abklären, ob die Schmerzen wirklich von den Gelenken, von gelenknahen Bereichen oder von den benachbarten Knochen ausgehen. Das kann er manchmal schon durch das Abtasten der schmerzenden Region herausfinden. Häufig sind jedoch weiterführende Untersuchungen wie Röntgen oder Ultraschall notwendig.


    Weitere Untersuchungen bei Gelenkschmerzen


    • Orthopädische Untersuchung:  Besteht der Verdacht, dass die Gelenkschmerzen durch Verschleiß (Arthrose), Schleimbeutelentzündung, Rheumatisches Fieber oder einen akuten Gichtanfall ausgelöst werden, kann eine orthopädische Untersuchung Gewissheit bringen.
    • Dermatologische Untersuchung:  Hautuntersuchungen helfen, eine Psoriasis-Arthritis oder eine Sarkoidose als mögliche Ursache der Gelenkschmerzen zu identifizieren.
    • Blutuntersuchungen:  Anhand von Blutproben lassen sich verschiedene Auslöser nachweisen, zum Beispiel eine bakterielle Gelenkentzündung oder eine Borreliose. Auch eine gestörte Blutgerinnung kann der Arzt im Blutbild erkennen. Der Rheumafaktor und andere Entzündungszeichen im Blut informieren über eine evntuell vorhandene Rheumatoide Arthritis. Bei Verdacht auf Gicht steht der Harnsäurespiegel im Blut im Fokus.
    • Ultraschall-Untersuchung:  Sie ist hilfreich, wenn eine Schleimbeutelentzündung, Gicht oder Systemischer Lupus erythematodes die Gelenkschmerzen auslösen könnte.
    • Röntgen:  Auf Röntgenbildern lassen sich Hinweise auf Gelenkverschleiß (Arthrose), Rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew finden.
    • Gelenkpunktion:  Vermutet der Arzt eine bakterielle Gelenkentzündung, entnimmt er eine Probe der Gelenkflüssigkeit (Gelenkpunktion) und legt damit eine Bakterienkultur an: Lassen sich daraus Bakterien anzüchten, spricht dies für eine bakterielle Gelenksentzündung.

    Ist die Ursache der Gelenkschmerzen gefunden, kann der Arzt eine geeignete Behandlung einleiten. Eine Rheumatoide Arthritis beispielsweise wird mit verschiedenen Medikamenten behandelt. Auch bei Gelenkverschleiß (Arthrose) können Medikamente die Beschwerden lindern. In fortgeschrittenen Fällen kann auch eine Operation sinnvoll sein (Einsetzen eines künstlichen Gelenks).


    Wichtige Untersuchungen


    Diese Untersuchungen helfen, die Ursachen der Beschwerden heruszufinden:


    • Arthroskopie
    • Gelenkpunktion
    • Kernspintomografie
    • Szintigrafie
    • U-Untersuchungen

    Gelenkschmerzen: Das können Sie selbst tun


    Allgemeine Tipps bei Gelenkschmerzen


    • Bauen Sie Übergewicht ab. Jedes überschüssige Kilo belastet die Gelenke zusätzlich - sie verschleißen schneller, was dann unweigerlich zu Gelenkschmerzen führt.
    • Machen Sie regelmäßig Ausdauertraining, um Muskeln und Gelenkknorpel zu stärken. Besonders gelenkschonend sind zum Beispiel Schwimmen und Radfahren.
    • Auch regelmäßiges Krafttraining (wie Gewichtheben und Seilspringen) ist empfehlenswert. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Trainer oder Sportarzt ein ausgewogenes Trainingsprogramm entwickeln, das alle Muskeln gleichermaßen stärkt.
    • Legen Sie beim Sport genügend Pausen ein.
    • Vermeiden Sie einseitige Belastungen wie das Tragen schwerer Schultertaschen.
    • Reduzieren Sie psychischen Stress - seelische Belastungen können sich auch in Form von Gelenkschmerzen äußern. Sorgen Sie deshalb für Ausgleich, etwa durch Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
    • Lassen Sie schmerzende Gelenke mit Akupunktur behandelt.

    Tipps bei Gelenkverschleiß (Arthrose)


    Wie Sie sich bei Arthrose selber helfen können, hängt zum Teil davon ab, ob Sie gerade einen Entzündungsschub (aktivierte Arthsoe) haben oder nicht (nicht-aktivierte Arthrose).


    Tipps bei aktivierter Arthrose


    Unter "aktivierter Arthrose" verstehen Mediziner eine aktuelle schwere Gelenksentzündung mit Gelenkschmerzen, Schwellung und Rötung. In diesem Fall sollten Sie das betroffene Gelenk ruhigstellen (Bettruhe). Lagern Sie es so, dass die zugehörige Muskulatur entspannt ist. Feuchte und kühlende Umschläge (zum Beispiel Quarkwickel oder Quarkumschläge) können Gelenkschmerzen ebenfalls lindern.


    Die Wirkung der entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamente, die Sie vom Arzt erhalten, können Sie mithilfe von Heilpflanzen unterstützen. Gut geeignet ist etwa Arnika (als Tee für Umschläge oder als Salbe beziehungsweise Gel zum Einreiben der Gelenke). Außerdem gibt es entzündungshemmende und schmerzstillende Fertigpräparate auf der Basis von Weidenrinde sowie Kombinationspräparate mit Ölen aus den Blättern des Rosmarin und des Eukalyptus. Zusätzlich kann kühlendes Pfefferminzöl schmerzstillend wirken.


    Tipps bei nicht-aktivierter Arthrose


    Sind Schmerzen, Rötung und Schwellung abgeklungen, spricht man von einer nicht-aktivierten Arthrose. Dann geht es darum, einer erneuten Aktivierung der Gelenkbeschwerden vorzubeugen. Dabei hilft ausreichend Schlaf auf einer orthopädischen Matratze, wobei sich die Muskeln entspannen und Wirbelsäule und Gelenke entlastet werden.


    Bei nicht- aktivierter Arthrose wird auch ein Tee aus Teufelskrallenwurzel empfohlen: Übergießen Sie dafür einen Esslöffel der pulverisierten Wurzel mit zwei Tassen kochendem Wasser und lassen Sie den Tee acht Stunden lang ziehen. Kochen Sie das Getränk vor dem Genuss kurz auf und seihen Sie es dann ab. Den Tee trinken Sie jeweils über drei Tage hinweg. Nach etwa drei Wochen entfaltet er seine Wirkung.


    Sie können sich bei nicht-aktivierter Arthrose auch eine Teemischung aus Johannisbeerblättern, Weidenrinde, Brennnesselkraut, Ackerschachtelhalmkraut und Mädesüßblüten (jeweils 20 g) zubereiten. Nehmen Sie zwei Teelöffel dieser Mischung und übergießen Sie diese mit einer Tasse kochenden Wassers. Eine halbe Stunden kochen lassen und dann abseihen. Trinken Sie über den Tag verteilt fünf bis sechs Tassen dieses Tees. Er wirkt entzündungshemmend und lindert die Gelenkschmerzen.


    Allgemeine Tipps bei Arthrose


    • Entspannung:  Regelmäßige meditative Entspannungsmethoden wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training können helfen, wenn Sie oft unter stressbedingten Muskelverspannungen leiden.
    • Sport und Bewegung:  Körperliche Aktivität hilft, den Gelenkknorpel mit Gelenkflüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Schwimmen, Radfahren und Wassergymnastik sind besonders gelenkschonend. Joggen auf hartem Asphalt sollten Sie dagegen vermeiden. Das gilt besonders, wenn Ihre Knie- oder Hüftgelenken bereits durch Arthrose geschädigt sind. Wenn Sie auf das Laufen nicht verzichten möchten, sollten Sie weichen Waldboden bevorzugen und gut gepolsterte Laufschuhe tragen, die Stöße abfedern. Noch besser: Walken Sie, anstatt zu joggen. Verzichten Sie auf Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln wie Tennis und Squash. Diese belasten die Gelenke sehr stark und lösen dann schnell Gelenkschmerzen aus.
    • kein langes Stehen oder Sitzen:  Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen in unveränderter Position.
    • wenig Arachidonsäure:  Achten Sie auf eine Ernährung, die arm an Arachidonsäure ist. Diese Omega-6-Fettsäure kann Arthrose-bedingte Gelenkentzündungen fördern. Arachidonsäure ist zum Beispiel in fettem Schweinefleisch, Eigelb, Schmalz, Thunfisch, Leberwurst, Rindfleisch und Camembert enthalten.
    • viel Omega-3:  Nehmen Sie regelmäßig Omega-3-Fettsäuren zu sich. Sie neutralisieren die Arachidonsäure. Größere Mengen finden sich in Fischöl. Deshalb sollte Fisch mindestens einmal pro Woche auf Ihrem Speiseplan stehen.
    • ausreichend Vitamin E:  Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E. Es ist wichtig für die „Gelenkschmiere“ ist und hilft dank seiner antioxidativen Wirkung gegen Entzündungen. Vitamin E kommt in Pflanzenölen vor, besonders in Weizenkeim-, Sojakeim- und Sonnenblumenkernöl.
    • Wärme:  Arthrose-bedingte Gelenkschmerzen und andere Gelenkbeschwerden lassen sich durch Wärme lindern, zum Beispiel mithilfe von Fangopackungen, Moor-, Heublumen- und Rosmarinbädern.
    • Kneten:  Bei Arthrose in den Fingergelenken kann das Kneten von körperwarmem Ton oder Lehm gegen Gelenkschmerzen und Schwellungen helfen. Sehr zu empfehlen sind auch regelmäßige Fingerübungen in angewärmtem Sand. Besonders gut tut dies bei Gelenksteifigkeit und Gelenkschmerzen am Morgen.
    • Ätherische Öle:  Massieren Sie ätherische Öle von Eucalyptus, Wacholder, Rosmarin, Lavendel oder Zitrone ein. Das fördert die Durchblutung und hilft so, Gelenkentzündungen zu bekämpfen. Sie dürfen die ätherischen Ölen aber nicht direkt auf die Haut auftragen, sondern sie zuerst in einem Trägeröl verdünnen (z.B. Mandelöl oder Jojobaöl).
    • Reiztherapien:  Bei Arthrose sollen durchblutungsfördernde Reiztherapien wie trockenes Schröpfen oder eine Blutegeltherapie helfen. Letztere wirkt zudem entzündungshemmend.

    Hinweis:  Eigenblutbehandlungen sind umstritten, insbesondere wenn die aufbereitete Flüssigkeit ins Gelenk gespritzt wird (Infektionsgefahr!).


    Tipps bei Rheumatoider Arthritis


    Einige Tipps bei Arthrose können auch bei Rheumatoider Arthritis helfen. So gelten die Empfehlungen zur Ernährung, zur äußerlichen Anwendung von Arnika und zur Zubereitung von Teufelskrallenwurzel-Tee für beide Erkrankungen. Doch es gibt noch weitere Tipps bei rheumabedingten Gelenkschmerzen und anderen Gelenkbeschwerden:


    • Gelenk beweglich halten:  Bei geringen Beschwerden (nicht-aktivierte Rheumatoide Arthritis) können Sie das Gelenk mit Krankengymnastik und Massage beweglich halten.
    • Teemischung bei Entzündungsschub:  Während eines Entzündungsschubes (aktivierte Rheumatoide Arthritis) kann eine entzündungshemmende Teemischung aus Mädesüßblüten, Weidenrinde, Goldrutenkraut, Johannisbeerkraut und Brennnesselkraut (jeweils 20 g) helfen. Dazu übergießen Sie einen Esslöffel der Mischung mit einer Tasse kaltem Wasser und lassen das Ganze eine Stunde lang ziehen. Anschließend bis kurz vor dem Kochen erhitzen (nicht kochen lassen!) und sofort vom Herd nehmen. Erneut fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Pro Tag drei bis vier Tassen trinken.
    • Bromelain:  Bei akuten Gelenkentzündungen sollen Eiweiß-abbauende Enzyme wie Bromelain helfen.
    • Tai-Chi und Qi Gong:  Diese ganzheitlichen chinesischen Sportarten sind bei rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis sehr empfehlenswert. Sie können sich nämlich positiv auf Beweglichkeit, Muskelkraft, Ausdauer, Lebensqualität und Stimmungslage der Patienten auswirken, wie Untersuchungen zeigen.
    • Kälte oder Wärme:  Entzündungsbedingte Gelenkschmerzen lassen sich durch Kälte und Wärme lindern – testen Sie einfach, was Ihnen angenehmer ist. Grundsätzlich empfiehlt sich bei akuten Gelenkentzündungen Kälte, um die Entzündung zu stoppen. Bei chronischen Beschwerden ist jedoch Wärme meist angenehmer. Wohltuend sind etwa wärmende Bäder (zum Beispiel mit Heublumen), Fangopackungen oder Mooranwendungen.
    • Pflanzliche Heilkraft zum Einreiben:  Auch Cremes und Salben mit Weidenrinde, Rosmarin- oder Eukalyptusöl sowie Pfefferminzöle wirken entzündungshemmend und schmerzstillend.
    • Ayurveda:  Ayurveda-Therapeuten empfehlen bei rheumatischen Erkrankungen Reinigungskuren (Panchakarma-Kuren), um Schlacken (Ama) aus dem Körper zu entfernen. Ama-Ansammlungen gelten nach dieser Lehre als Ursache für die Erkrankung. Bei akuten Gelenkentzündungen mit Gelenkschmerzen kommen Indischer Weihrauch (Shallaki) und Triphala (Kräutermischung) zum Einsatz. Beide wirken stark entzündungshemmend.

    Quellen:

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    Sabine Schrör, Medizinjournalistin

    (Aktualisiert:  9. August 2019), Netdoktor.de




  • 12. Muskel- und Gliederschmerzen

    Gliederschmerzen zählen zu den häufigsten unspezifischen Beschwerden in der Allgemeinbevölkerung. Sie können sich stechend, ziehend oder reißend anfühlen und sehr heftig sein. Ihre Ursachen sind vielfältig und reichen von einer harmlosen Erkältung über Osteoporose bis hin zu Rheuma und Krebs. Lesen Sie mehr zum Thema: Was sind mögliche Gründe für Gliederschmerzen? Was hilft gegen die Beschwerden? Wann muss man zum Arzt?


    Kurzübersicht


    • Ursachen von Gliederschmerzen:  z.B. Erkältung, Grippe, Muskelkater, Durchblutungsstörungen, Arthrose, Rheuma, Osteoporose, Nervenerkrankungen, Tumoren
    • Wann zum Arzt?  Wenn Sie nicht sicher sind, ob eine harmlose Ursache den Schmerzen zugrunde liegt, oder wenn die Gliederschmerzen immer wieder kommen, lange anhalten oder immer stärker werden.
    • Behandlung:  Bei einer behandlungsbedürftigen Ursache der Gliederschmerzen wird Ihr Arzt eine passende Therapie einleiten.
    • Das können Sie selbst tun:  Bei erkältungs- oder grippebedingten Gliederschmerzen helfen oft Bettruhe sowie Schmerz- und Fiebermittel (wie Ibuprofen). Sind einseitige Belastungen oder Fehlhaltungen die Ursache, sollten Sie diese korrigieren beziehungsweise vermeiden (z.B. durch Anpassung des Sporttrainings oder Arbeitsplatzes).

    Ursachen und mögliche Erkrankungen


    Schmerzende Arme und Beine hat wohl jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben. Die Ursachen sind vielfältig. Sehr oft ist nur eine heftige Erkältung oder ein grippaler Infekt der Grund, und die akuten Schmerzen werden dann nicht selten von Fieber begleitet. In anderen Fällen treten Gliederschmerzen ohne Erkältung und Fieber auf. Manchmal ist der Auslöser ein saftiger Muskelkater, es kann aber auch eine ernstere Erkrankung dahinter stecken. Einen ersten Hinweis auf die mögliche Ursache von Extremitätenschmerzen liefert ihr Verlauf - sind die Gliederschmerzen akut oder chronisch?


    Akute Gliederschmerzen


    Plötzlich auftretende, akute Gliederschmerzen halten in der Regel nur Stunden bis Tage an, sind genau lokalisierbar und haben meist eine organische Ursache (z.B. eine Infektion oder eine Verletzung). Die Dauer und auch die Intensität der Arm- oder Beinschmerzen korrelieren meist mit dem Ausmaß der Infektion oder Schädigung. Zu den Auslösern von akuten Gliederschmerzen gehören:


    • Infektionen:  Erkältung, Grippe, Masern und andere virale und auch bakterielle Infekte gehen oft mit Gleiderschmerzen einher. Weitere häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit.
    • Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel:  Bildet sich im Blut ein Gerinnsel, kann es ein Gefäß verschließen - entweder am Ort seiner Entstehung (akute Thrombose) oder an einer anderen Stelle im Gefäßsystem (akute Embolie). Ist ein Arm oder Bein betroffen, können akute Gliederschmerzen auftreten. Sie setzen plötzlich ein und werden sehr intensiv (Vernichtungsschmerz).
    • Sport- oder Unfallverletzungen
    • Überbelastungen beim Sport
    • langfristige Fehlhaltungen des Körpers:  z.B. angeborene oder erworbene Fußfehlstellungen, Fehlbelastungen infolge unterschiedlich langer Beine, Fehlhaltungen bei der täglichen Schreibtischarbeit

    Akute Armschmerzen können beispielsweise folgende Ursache haben:


    • Tennisarm (Epikondylopathia humeroradialis)
    • akute Sehnenentzündung (z.B. im Unterarm)
    • unspezifische Schmerzausstrahlungen in die Arme
    • ausstrahlende Schmerzen aus verkrampften Arealen im Arm („referred pain“)

    Häufige Auslöser von akuten Beinschmerzen sind zum Beispiel:


    • Reizung des Ischiasnervs
    • Piriformissyndrom (Reizung oder Klemmung des Piriformismuskels unterhalb des Gesäßes)
    • Verspannungen der Adduktorenmuskeln an den Oberschenkeln (ziehen das abgespreizte Bein wieder heran)
    • Schleimbeutelentzündung an der Hüfte (Bursitis trochanterica)
    • schmerzhafte Erkrankung des Knorpels an der Rückseite der Kniescheibe (Chondropathia patellae)
    • Fersensporn (plantare Fasziopathie)
    • Schmerzen im Bereich der Achillessehne (Achillodynie)

    Chronische Gliederschmerzen


    Chronische Gliederschmerzen sind Schmerzen in Armen und/oder Beinen, dies für mindestens drei bis fünf Monate ununterbrochen bestehen. Betroffene können die Schmerzen in der Regel nicht mehr genau lokalisieren, und die Schmerzen tendieren dazu, schlimmer zu werden.


    Risikofaktoren für chronische Gliederschmerzen


    Chronische Gliederschmerzen zeichnen sich durch eine typische Geschlechts- und Altersabhängigkeitaus. So sind Frauen häufiger von anhaltenden Armschmerzen oder Beinschmerzen betroffen als Männer. Beiden Geschlechtern gemein ist jedoch, dass Gliederschmerzen mit zunehmendem Alter häufiger auftreten.


    Weitere Faktoren für die Entstehung von chronischen Gliederschmerzen sind:


    • emotionale Verfassung:  Ängstlichkeit und Depressivität sind bekannte Risikofaktoren für die Entstehung von Gliederschmerzen.
    • Arbeitsplatz:  Große körperliche Anstrengungen im Beruf oder ausschließlich sitzende Tätigkeiten führen verstärkt zu Beschwerden im Bewegungsapparat. Zudem sind das soziale Umfeld am Arbeitsplatz, Arbeitsstress und Arbeitszufriedenheit weitere Faktoren, die das Auftreten von Gliederschmerzen beeinflussen können.
    • Lebensstil:  Faktoren wie örperliche Aktivität, Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht, usw. steigern ebenfalls das Risiko für Gliederschmerzen.

    Chronische Gliederschmerzen


    Chronische Schmerzen in den Armen oder Beinen können Symptom einer schwerwiegenderen Erkrankungen sein. Häufige Ursachen sind zum Beispiel:


    • Osteoporose (Knochenschwund):  Bei dieser Erkrankung wird verstärkt Knochensubstanz abgebaut. Die Folgen sind beginnende Gliederschmerzen und leicht brechende Knochen. An der Entstehung von Osteoporose sind diverse Faktoren beteiligt (höheres Alter, weibliches Geschlecht, familiäre Veranlagung, Bewegungsmangel, Fehlernährung).
    • Degenerative und entzündliche Gelenkerkrankungen:  Erkrankungen wie Arthrose, Rheumatoide Arthritis und Weichteilrheuma gehen oft mit Gliederschmerzen einher, die schleichend über Tage, Wochen und Monate stärker werden.
    • Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen:  Einseitige Belastungen, Funktionsstörungen und Fehlhaltungen (z.B. im Bereich des Unterarms, Oberschenkels oder Knies) können zu schmerzhaften Entzündungen der Sehnen und/oder Sehnenscheiden führen. Wird die Ursache nicht behoben, können die Schmerzen chronisch werden.
    • Krebs:  Bösartige Tumorerkrankungen können neben anderen Symptomen auch Gliederschmerzen hervorrufen. Meist gehen die Schmerzen vom Tumor selbst oder seinen Absiedelungen (Metastasen, z.B. in den Knochen) aus.
    • Neuralgien (Nervenschmerzen):  Nervenschmerzen in Armen und Beinen entstehen, wenn periphere Nerven geschädigt werden – entweder mechanisch (z.B. bei Bandscheibenvorfall), durch Entzündungen (z.B. bei Herpes-Zoster-Infektion) oder Stoffwechselstörungen (wie Diabetes mellitus). Aber auch hoher Alkoholkonsum kann Nerven schädigen und so unter anderem Gliederschmerzen auslösen.
    • Ischämien (Durchblutungsstörungen):  Chronische Durchblutungsstörungen in den Gliedmaßen können mit teils starken Schmerzen einhergehen. Häufige Ursache ist eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose), wie etwa bei der Schaufensterkrankheit (pAVK oder Raucherbein). Beim Raynaud-Syndrom sorgen Gefäßkrämpfe für attackenartige und teils schmerzhafte Durchblutungsstörungen, vor allem in den Fingern.
    • Probleme im Bereich der Wirbelsäule:  Ein Beispiel ist das Facettensyndrom - es kann Rückenschmerzen auslösen, die bis in die Beine ausstrahlen können. Auch Nervenwurzelreizungen im Bereich der Wirbelsäule (etwa aufgrund eines Bandscheibenvorfalls) sind mögliche Ursache für ein- oder beidseitige Armschmerzen oder Beinschmerzen (z.B. Ischias).

    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Magen-Darm-Grippe
    • Erkältung
    • Vogelgrippe
    • Pfeiffersches Drüsenfieber
    • Schweinegrippe
    • Grippe
    • Osteoporose
    • Chikungunya
    • Malaria
    • Fleckfieber

    Das können Sie selbst tun!


    Wenn Sie akute Gliederschmerzen infolge einer harmlosen Infektionskrankheit (zum Beispiel Erkältung) haben, genügen zur Schmerzlinderung oft schon einfache Maßnahmen wie Bettruhe, leichte schmerz- und fiebersenkende Mittel. Zudem sollten Sie viel trinken, um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf auszugleichen und die Abwehrkraft des Organismus zu stärken.


    Manche Patienten empfinden Wärme - zum Beispiel eine Wärmflasche oder ein warmes Körnerkissen (Kirschkernkissen) - an den schmerzenden Gliedern angenehm. Bei anderen lassen die Gliederschmerzen eher bei kühlenden Hausmitteln nach, zum Beispiel bei kalten Wadenwickel.


    Sind Fehlstellungen oder Überbelastungen die Ursache Ihrer Gliederschmerzen, können Ihnen folgende Maßnahmen helfen:


    • Achten Sie auf eine gute Körperhaltung, trainieren Sie gegebenenfalls unter Anleitung eines erfahrenen Physiotherapeuten unterentwickelte Muskulatur.
    • Stärken Sie die Muskulatur Ihres gesamten Bewegungsapparates durch regelmäßige, leichte Kraftübungen.
    • Reduzieren Sie Ihr Gewicht, falls Sie übergewichtig sind.
    • Wenn Sie lange an Ihrem Computer sitzen müssen, achten Sie auf die richtige Haltung, regelmäßige Pausen und Lockerungsübungen.
    • Unterschiedliche Beinlängen und Fußfehlstellungen können Sie orthopädisch (z. B. durch Einlagen/Sohlen) oder krankengymnastisch korrigieren. Manchmal sind auch Blockaden im Bereich des Beckens Auslöser von Gliederschmerzen. Sie können durch erfahrene Therapeuten gelöst werden.
    • Bei harter körperlicher Arbeit sollten Sie versuchen, die Beanspruchungen zu reduzieren, schonende Arbeitstechniken zu erlernen und sich den Einsatz von Hilfsmitteln zur Regel machen (Tragegurte, angepasstes Schuhwerk etc.). Achten Sie auch auf Ausgleich in der Freizeit, zum Beispiel durch geeignete Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren.
    • Vermeiden Sie einseitige sportliche Überbelastungen.
    • Bei akuten Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündungen sind eine (weitgehende) zeitweise Entlastung und Ruhigstellung ratsam. Unterstützend helfen Kälteanwendungen (Eis, Coolpad), die Sie mehrmals täglich wiederholen.

    Wann müssen Sie zum Arzt?


    Schmerzende Beine und/oder Schmerzen in den Armen können so vielfältige, teilweise auch schwerwiegende Ursachen haben, dass Sie auf den Gang zum Arzt nur dann verzichten sollten, wenn Sie für Ihre Beschwerden eine harmlose Erklärung haben (z.B. Erkältung, grippaler Infekt, Muskelkater, ungefährliche Sportverletzung).


    Dringend ärztlich untersuchen lassen sollten Sie sich bei länger anhaltenden und/oder stärker werdenden Schmerzen. Dahinter können nicht nur größere Verletzungen am Bewegungsapparat (Knochenbrüche, Verletzungen an den Gelenkkapseln usw.) stecken, sondern auch gefährliche Grunderkrankungen wie Rheuma, Osteoporose, Diabetes mellitus oder Tumoren.


    Ebenfalls zum Arzt gehen sollten Sie, wenn die Gefahr besteht, dass Ihre Gliederschmerzen chronisch werden. Das kann aufgrund einer körperlichen Ursache der Fall sein (z.B. bei fortgesetzter Fehl- oder Überbelastung) und/oder durch das Gehirn und dessen sogenanntes Schmerzgedächtnis verstärkt werden. Sind Sie beispielsweise depressiv veranlagt, ist die Gefahr für einen chronisch empfundenen Schmerz größer. Der frühzeitige Gang zum Arzt ist in solchen Fällen sehr ratsam.


    Was macht der Arzt?


    Der Arzt wird versuchen, die Ursache für Ihre Gliederschmerzen zu finden, indem er mit Ihnen zunächst Ihre Krankengeschichte (Anamnese) bespricht. Hierzu fragt er zum Beispiel, seit wann Sie die Gleiderschmerzen haben und wo genau diese auftreten (Arme und/oder Beine; ein- oder beidseitig). Beschreiben Sie ihm auch die Art des Schmerzes (stechend, beißend, reißend, usw.) und sagen Sie ihm, ob die Schmerzen bei bestimmten Bewegungen schlimmer werden. Außerdem wird der Arzt Sie zu Ihren sportlichen Aktivitäten, Ihren Arbeitsplatzbedingungen sowie eventuellen Unfälle in der Vergangenheit befragen.


    Je nach vermuteter Ursache stehen dann weiterführende Untersuchungen an. Eine körperliche Untersuchung kann schon wichtige Hinweise liefern. So sind etwa lokale Entzündungen und Infektionen meist schnell an Rötungen, Schwellungen und den eng umschriebenen Schmerzbereich erkennbar. Vermutet der Arzt eine orthopädische Ursache ist eine genauere Untersuchung des Bewegungsapparats angezeigt. Hier wird der Arzt besonders auf Ihr Gangbild und Ihre Rückenhaltung achten und schmerzhafte Stellen abtasten. Auch die Funktion der Gelenke im schmerzenden Bereich, der Zustand der umgebenden Muskulatur und Sehnen sowie Sensoriktests (Muskelkraft, Reflexe) sind wichtig.


    Zur weiteren Abklärung von Schäden am Bewegungsapparat dienen bei Gliederschmerzen bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie.


    Manchmal sind auch Blutuntersuchungen hilfreich, etwa bei Verdacht auf eine akute Virusinfektion wie Grippe oder einen grippalen Infekt.


    Wichtige Untersuchungen


    Diese Untersuchungen helfen, die Ursachen der Beschwerden heruszufinden:


    • Gelenkpunktion
    • U-Untersuchungen

    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.



    Quellen:

    Dr. rer. nat. Daniela Oesterle, Molekularbiologin, Humangenetikerin und Medizinredakteurin

    (Aktualisiert:  27. Februar 2020), Netdoktor.de

    Locher, H.: Von der Schmerzanalyse zur Diagnose bei Schmerzen am Bewegungsorgan; in: Manuelle Medizin, 2012;50:409–422.

    Rothstein, D. & Zenz, M.: Chronischer Schmerz im ärztlichen Alltag; in: Internist, 2005;46:1122–1132.

    Wepner, U. et al.: Ursachen von A(rterienverschluss) bis Z(osterradikulitis) – Mit Schmerzen im Bein richtig umgehen; in: MMW 2007;9:10–15.

    Kohlmann, T.: Muskuloskelettale Schmerzen in der Bevölkerung; in: Schmerz 2003;17:405–411.

    Stiegler H, Brandl R. Thrombose, Embolie oder Entrapmentsyndrom? Notfall „akuter Extremitätenschmerz“. MMW 2008;23;30–32

    Ljutow, A. & Locher, H.: Periphere Schmerzsyndrome; in: Der Orthopäde, 2007;36:41–48.

    Fuchs, J. et al.: Prävalenz ausgewählter muskuloskelettaler Erkrankungen Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1); in: Bundesgesundheitsblatt, 2013;56:678–686.

    Pschyrebmel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 27.02.2020)



    ************************************************


    Unser TIPP:


    Diese Webseite von Jan Lingen empfehlen wir gerne. Er ist studierter Sportwissenschaftler und  Sporttherapeut.


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  • 13. Dunkle Augenringe

    Als Augenringe bezeichnet man eine dunkle Schattierung der Haut rund um die Augen, die meist unterhalb der Augen am auffälligsten ist. Fachleute sprechen von Halonierung. Nur selten sind Augenringe Anzeichen einer Erkrankung, meist handelt es sich um ein rein kosmetisches Problem. Erfahren Sie hier alles Wichtige über Ursachen, Formen und Behandlungsmöglichkeiten von Augenringen.


    Kurzübersicht


    Entstehung & Ursachen:  Meist beruhen Augenringe auf durchscheinenden Blutgefäßen (erblich bedingt oder die Folge von z.B. Schlaf-, Flüssigkeits- oder Eisenmangel, Alkoholkonsum, Rauchen, Drogenmissbrauch, Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen). Manche Augenringe entstehen aber auch durch Hyperpigmentierung der Haut (erblich bedingt oder die Folge von z.B. vermehrter UV-Bestrahlung, bestimmten Hauterkrankungen, Drogen oder bestimmten Medikamenten).


    Wann zum Arzt? Bei plötzlich auftretenden, länger bestehenden Augenringen, die man sich nicht erklären kann (z.B. durch Schlafmangel oder Mangelernährung). Das gilt besonders dann, wenn noch weitere Symptome auftreten.


    Tipps:  Feuchte Teebeutel (grüner oder schwarzer Tee), Gurkenscheiben oder kalte Löffel auf die betroffenen Hautpartien legen (hilft nur bei durchscheinenden Blutgefäßen!). Auf ausreichende Schlafdauer und Flüssigkeitszufuhr sowie eine gesunde Ernährung achten. Alkohol und Nikotin sowie andere Drogen meiden. Evtl. mit einem Abdeckstift (Concealer) die Augenringe kaschieren.


    Behandlung:  Bei Bedarf Behandlung der Ursache, z.B. Eisenpräparate bei Eisenmangel, Therapie zugrundliegender Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen. 

    Bei Hyperpigmentierung:  bleichende Creme, Lasertherapie oder Einspritzen von Eigenfett in die Partie unter den Augen. 

    Bei durchscheinenden Blutgefäßen:  Spritzen von Eigenfett oder Hyaluronsäure.


    Quelle:  

    Marian Grosser, Arzt

    (Aktualisiert:  6. Juni 2019), Netdoktor


  • 14. Trockene Augen

    Trockene Augen entstehen, wenn zu wenig Tränenflüssigkeit produziert wird oder diese zu stark verdunstet. Betroffene haben rote Augen und/oder brennende Augen. Auch ein Fremdkörpergefühl im Auge ist möglich. Neben Kontaktlinsen und trockener Heizungsluft können auch Erkrankungen wie Diabetes trockene Augen verursachen. Lesen Sie mehr über die Ursachen trockener Augen und was der Arzt und Sie selbst dagegen tun können.


    Kurzübersicht

    • Beschreibung:  Bei trockenen Augen ist die Augenoberfläche mit zu wenig Tränenflüssigkeit benetzt, weil entweder zu wenig Tränenflüssigkeit produziert wird oder der Tränenfilm verstärkt verdunstet.
    • Anzeichen:  gerötete Augen, juckende, brennende Augen, Fremdkörpergefühl im Augen, verstärktes Augentränen, evtl. Druckgefühl und Schmerzen im Auge
    • Ursachen und Risikofaktoren:  z.B. zu langes Starren auf den Computer- oder Fernsehbildschirm, trockene Raumluft, zu langes Tragen der Kontaktlinsen, Tabakrauch, Autoabgase, Klimaanlagen, Zugluft, höheres Alter, weibliches Geschlecht, Erkrankungen (wie Bindehautentzündung, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen), Medikamente
    • Wann zum Arzt? Trockene Augen sollten immer von einem Augenarzt abgeklärt werden. Möglicherweise steckt eine behandlungsbedürftige Erkrankung dahinter.
    • Ärztliche Behandlung:  Therapie von Grunderkrankungen, Einsatz "künstlicher Tränen", evtl. kortisonhaltige Medikamente
    • Was Sie selbst tun können:  u.a. Zugluft und Tabakrauch meiden, für ausreichende Luftfeuchtigkeit in Räumen sorgen, regelmäßig lüften, Kontaktlinsen nicht zu lange tragen, bei PC-Arbeit regelmäßig Pausen einlegen, ausreichend trinken etc.

    Hausmittel & Tipps

    Um trockenen Augen vorzubeugen oder bestehende Beschwerden zu lindern, können folgende Maßnahmen helfen:

    • Achten Sie auf ausreichend feuchte, frische Luft im Raum. Setzen Sie beispielsweise einen Luftbefeuchter ein und lüften Sie regelmäßig.
    • Setzen Sie sich nicht dem direkten Luftzug von Klimaanlagen aus, um gestresste, rote Augen zu vermeiden. Stellen Sie beim Autofahren das Gebläse so ein, dass der Luftstrahl nicht auf Ihre Augen gerichtet ist.
    • Legen Sie beim Arbeiten am Computer regelmäßig (am besten jede Stunde) kleine Pausen ein, in denen Sie nicht auf den Bildschirm schauen. Es hilft auch bewusst zu blinzeln, denn beim Starren auf den Monitor verringert sich die Lidschlagfrequenz.
    • Vermeiden Sie den Aufenthalt in verqualmten Räumen.
    • Tragen Sie Kontaktlinsen nicht zu lange am Stück.
    • Verwenden Sie nur Tränenersatzmittel, die keine Konservierungsstoffe enthalten. Die können nämlich Allergien auslösen und die Trockenheit der Augen verstärken.
    • Verzichten Sie auf reizende Kosmetikprodukte in Augennähe.
    • Auch viel trinken beugt trockenen Augen vor. Täglich sollten Sie mindestens zwei Liter Flüssigkeit (Wasser, Mineralwasser, Tee, Saftschorlen etc.) zu sich nehmen.

    Quellen:

    Dr. Andrea Bannert, Medizinredakteurin und Biologin und Eva Rudolf-Müller, Ärztin

    (Aktualisiert:  6. November 2018), Netdoktor.de






  • 15. Blässe (blasse Haut)

    So äußert sich Blässe


    Blasse Haut ist in der Regel ein Zeichen von Minderdurchblutung und lässt sich oft auf einen Mangel an Eisen zurückführen. Die sogenannte Eisenmangelanämie ist eine der häufigsten Mangelkrankheiten überhaupt und geht mit Symptome wie Müdigkeit und Leistungsschwäche einher.


    Ursachen für Blässe


    Wenn Sie sich erschrecken, werden Sie buchstäblich blass vor Schreck. Das liegt daran, dass sich in diesem Moment das Blut aus dem Gesicht in den inneren Organen sammelt.


    Auch niedriger Blutdruck, Blutarmut und ein Mangel an Eisen oder Vitamin B12 können Blässe verursachen. In letzterem Fall kann es aufgrund von wenig vorhandenen roten Blutkörperchen zu einem Sauerstoffmangel kommen. Ebenso begünstigt Rauchen diese durch Sauerstoffmangel verursachte Form von Blässe.


    Blässe kann viele Ursachen haben. Sie tritt bei zahlreichen Erkrankungen auf, schlechter Ernährung (und dem damit verbundenen Nährstoffmangel) und bei Magersucht.


    Natürliche Mittel gegen Blässe


    Diese natürlichen Mittel und Therapien helfen wirksam gegen Blässe und beugen der Entstehung vor. Insbesondere der Verzicht auf chemische Präparate kann ein lohnenswerter erster Schritt sein, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und aufrechtzuerhalten.


    Vitamine bei Blässe


    Vitamin B2:  Vitamin B2 fördert zusammen mit Vitamin A die Aufnahme von Eisen und Vitamin B12 im Körper. Dieses Zusammenspiel beugt einer möglichen Blutarmut vor, die aufgrund eines verringerten Sauerstofftransportes in den Gefäßen auch mit Blässe einhergehen kann.


    Vitamin B9:  Vitamin B9 ist (wie auch Vitamin B12) für den Aufbau von Chromosomen, der Erbsubstanz einer Zelle, notwendig. Diese Erbsubstanz ist für die Vermehrung von Zellen wichtig. Einige dieser Zellen aus dem Knochenmark werden später zu roten Blutkörperchen. Bei einem Mangel an Vitamin B9 teilen sie sich weniger oft und wachsen somit langsamer. Das führt nach einiger Zeit zu einem Mangel an roten Blutkörperchen im Blut und damit verbunden zu blasser Haut.


    Vitamin B12:  Wie auch Vitamin B9 ist Vitamin B12 für den Aufbau der Erbsubstanz in Zellen zuständig. Ein Mangel führt ebenfalls zu einem Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und schließlich zu blasser Haut.


    Mineralstoffe bei Blässe


    Eisen:  Eisen ist für die Zellbildung und die Zellatmung wichtig. Eingeatmeter Sauerstoff wird mit der Hilfe von Eisen an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebunden und im ganzen Körper verteilt. Besonders Muskeln profitieren von dieser Energiebereitstellung. Ein Mangel an Eisen führt demzufolge zu Störungen bei der Hämoglobinbildung und somit zu Symptome wie Blässe, Leistungsschwäche und Müdigkeit.


    Jod:  Ein Mangel an Jod kann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Dabei werden Nährstoffe nicht mehr so gut aufgenommen, was u.a. zu einer Blutarmut aufgrund von Eisenmangel führen kann. Damit verbunden sind oft Blässe, Frieren und Müdigkeit.


    Kupfer:  Zu wenig Kupfer kann ebenso wie ein Defizit an Eisen zu einer Blutarmut (Anämie) führen. Die Symptome wie Blässe, Frieren und Müdigkeit resultieren aus einem verringertem Sauerstofftransport im Blut.


    Selen:  Auch Selen ist für das Blut verantwortlich. Es schützt mit seinen antioxidativen Eigenschaften vor oxidativem Stress und der Zerstörung roter Blutkörperchen. Dies würde zur Blutarmut, verbunden mit Symptomen wie Blässe führen.


    Heilkräuter bei Blässe


    Ampfer:  Aufgrund seines Anteils an Vitamin C und Eisen verhilft der Ampfer zur Festigung des Bindegewebes und der Herstellung roter Blutkörperchen. Beides verhilft zu einer gesunden Ausstrahlung und nährstoffversorgter Haut.


    Andorn:  Andorn ist blutbildend und stärkt den Kreislauf. Dank der kreislaufstimulierenden Wirkung hilft das Heilkraut bei niedrigen Blutdruck, der üblicherweise auch mit Blässe einhergeht.


    Brennnessel:  Die Brennnessel ist aufgrund ihres hohen Eisengehalts ein empfehlenswertes Heilkraut, dass gegen Blässe bei Eisenmangelanämie helfen kann.


    Ginseng:  Ginseng ist ein bemerkenswertes Heilkraut. Es steckt voller Vitamine und Mineralstoffe und wirkt somit gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden. So verhilft es z.B. zu einem geregelten Kreislauf, normalen Blutdruck und es gibt Energie und Kraft. Viele der heilenden Eigenschaften haben eine gesunde Durchblutung der Haut zur Folge.


    Löwenzahn:  Auch der Löwenzahn besitzt einen hohen Eisenanteil und kann so gegen Blässe und weitere Beschwerden bei einem Mangel an roten Blutkörperchen helfen.


    Minze:  Die Minze (Pfefferminze) wirkt stimulierend, verdauungsfördernd und liefert so Energie, die sich auch in einem gesunden Hautbild wiederspiegelt.


    Quitte:  Die Quitte besitzt Vitamin C und Eisen. Beides ist hilfreich gegen Blässe und sorgt für eine gute Nährstoffversorgung der Haut. Zudem ist die Quitte, wenn sie äußerlich aufgetragen wird, hilfreich gegen Entzündungen der Haut.


    Tausendgüldenkraut:  Das Tausendgüldenkraut besitzt eine verdauungsfördernde Wirkung und regt dabei die Bildung von Verdauungssäften an. Es wirkt wärmend, reinigend, blutbildend und hilft somit gegen Kraftlosigkeit und Blässe.


    Thymian:  Thymian verfügt wie Brennnessel und Löwenzahn über einen hohen Eisenanteil, der bei Müdigkeit, Blutarmut und Blässe helfen kann.


    So hilft die TCM


    Blässe wird in der traditionellen chinesischen Medizin als ganzheitlich-körperliche Erkrankung angesehen. Neben der Bestimmung der symptomauslösenden Organe spielt die Therapie von Körper und Geist eine große Rolle. Insbesondere der Aufbau von Optimismus und Selbstbewusstsein hat für die innere Kraft und Genesung einen großen Wert.


    Betroffene Organe nach TCM


    ● Blase

    ● Dünndarm

    ● Herz

    ● Milz

    ● Nieren

    ● Pankreas


    Therapie


    Blutkräuter:


    ● Radix Rehmanniae

    ● Radix Angelica sinensis

    ● Radix Paeoniae alba


    Milz-Qi-tonisierende Kräuter:


    ● Radix Ginseng

    ● Rhizoma Atractylodes Macrocephalae

    ● Poria cocos

    ● Radix Glycyrrhizae


    Akupunktur:


    ● Bl 17

    ● Bl 20

    ● Ma 36

    ● Mi 6

    ● Mi 10


    Blässe ist in der Regel ein Zeichen für Blutmangel. In der TCM sind Leber und Herz für das Blut zuständig. Die Leber übernimmt die Blutspeicherung und bestimmt damit die Menge des Blutes. Das Herz regiert die Blutgefäße und die Zirkulation des Blutes.


    Da es beim Blutmangel zu Leistungsschwäche und Müdigkeit kommt, gilt ein besonderes Augenmerk auf die Milz. Das Milz-Qi ist laut TCM für die Lebensmenergie zuständig und sollte bei Blässe und dem damit einhergehenden Blutmangel gestärkt werden.


    Quellen:

    heilwiki.de


  • 16. Gelbliche Haut und gelbe Augen

    Gelbsucht (Ikterus) ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Es bezeichnet eine Gelbfärbung von Haut, Schleimhaut und Augen. Oft wird die Leberentzündung (Hepatitis) fälschlicherweise mit einer Gelbsucht gleichgesetzt.


    Bei einer Gelbsucht färben sich Haut, Schleimhäute und die Lederhaut der Augen gelb. Verantwortlich dafür ist das Bilirubin. Der gelblich-braune Farbstoff entsteht beim Abbau ausgedienter roter Blutkörperchen. Normalerweise wird er mit dem Stuhl und Urin ausgeschieden. Verschiedene Krankheiten können diesen Prozess jedoch stören, so dass sich Bilirubin im Gewebe ablagert und es verfärbt. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über die Gelbsucht, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.


    Kurzübersicht


    • Beschreibung:  Gelbfärbung von Haut, Schleimhaut und Lederhaut der Augen durch abgelagertes Bilirubin. Der gelblich-braune Farbstoff entsteht als Nebenprodukt beim Abbau von alten roten Blutkörperchen.
    • Ursachen:   z.B. Leberentzündung (Hepatitis), Leberzirrhose, Leberkrebs und Lebermetastasen, Gallensteine, Gallentumor, Sichelzellanämie, künstliche Herzklappen, Rechtsherzschwäche, Vergiftungen, bestimmte Medikamente.
    • Wann zum Arzt?:   Immer - besonders wenn zur Gelbfärbung von Haut, Schleimhaut bzw. Augen noch weitere Warnsignale hinzukommen wie heller Stuhl bzw. Fettstuhl, dunkler Urin, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall, Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust, Bauchwassersucht (Aszites), Fieber, Verwirrtheit, Desorientierung, starker Mundgeruch.
    • Diagnose:   Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren wie Ultraschall.
    • Vorbeugen:   mäßiger Alkoholkonsum, fettarme Ernährung, Impfung gegen Hepatitis, Gesundheitsempfehlungen bei Reisen in Hepatitis-gefährdete Länder beachten.

    Bei der Entstehung von Gelbsucht spielt der Abbau roter Blutkörperchen (Erythrozyten) eine Rolle:


    Die roten Blutkörperchen haben eine Lebensdauer von etwa 120 Tagen. Danach werden sie in Leber und Milz abgebaut. Dabei entsteht als Nebenprodukt das sogenannte Bilirubin. Der gelblich-braune Farbstoff ist wasserunlöslich. Damit er mit dem Blut transportiert werden, wird er an das große Eiweißmolekül Albumin gebunden - Mediziner sprechen dann von indirektem Bilirubin. In der Leber wird das Bilirubin freigesetzt und durch Bindung an Glucuronsäure wasserlöslich gemacht. In dieser Form heißt es direktes Bilirubin.


    Anschließend geht es weiter Richtung Gallenblase, wo sich das direkte Bilirubin mit der Gallenflüssigkeit mischt. Im Zuge der Verdauung wird bei Bedarf Gallenflüssigkeit mit dem darin enthaltenen Bilirubin über den Gallengang an den Zwölffingerdarm und weiter in den Darm abgegeben. Ein großer Teil des früheren Bilirubins wird in veränderter Form über den Stuhl ausgeschieden, was dessen braune Farbe erklärt. Ein weiterer Teil verlässt den Körper über den Urin, der dadurch gelb erscheint.


    Bilirubin-Ablagerung im Gewebe


    Die Bilirubinkonzentration im Blut ist normalerweise gering. Bestimmte Faktoren können den Bilirubingehalt jedoch erhöhen. Steigen die Werte auf mehr als 2 mg/dl (Milligramm pro Deziliter), lagert sich der Farbstoff im Gewebe ab. Sichtbar wird dies zuallererst an den Augen:  Die normalerweise weiße Lederhaut verfärbt sich gelb. Steigt die Bilirubin-Konzentration im Blut weiter an, färben sich auch Haut und Schleimhäute gelb.


    Neben der Gelbfärbung ist Juckreiz charakteristisch für die Gelbsucht. Bei der stark ausgeprägten Hyperbilirubinämie können sogar die Organe gelb verfärbt sein.


    Gelbsucht: Ursachen


    Die Leber spielt bei der Entstehung der Gelbsucht eine wichtige Rolle, da das Bilirubin dort chemisch aufbereitet und zur Weiterverarbeitung in die Gallenblase weitergeleitet wird. Dennoch muss eine Lebererkrankung nicht immer der Grund für eine Gelbsucht sein. Man unterteilt die Ursachen deshalb nach drei Aspekten:


    1.    Hämolytischer Ikterus (Prähepatische Gelbsucht)


    Wenn die Leber es nicht schafft, indirektes Bilirubin zügig abzubauen, lagert es sich im Gewebe ab - es kommt zur typischen Gelbfärbung von Haut und Augen. Da die Ursache hier nicht in der Leber selbst, sondern in vorgelagerten Prozessen liegt, bezeichnen Mediziner diese Gelbsucht auch als „prähepatisch“.


    Verantwortlich dafür sind meist Blutkrankheiten, bei denen die roten Blutkörperchen nicht so lange leben wie normalerweise und deshalb vermehrt abgebaut werden. Ein Beispiel für so eine Erkrankung ist die Sichelzellanämie. Aber auch künstliche Herzklappen, Virusinfekte, Gifte und bestimmte Medikamente können die Lebensdauer der roten Blutkörperchen reduzieren.


    2.    Hepatischer Ikterus


    Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung des Bilirubins. Sie wandelt es chemisch um und leitet es weiter an die Gallenblase. Verschiedene Erkrankungen können diese Prozesse empfindlich stören. Wenn die Leber die Weiterverarbeitung nicht mehr schafft, staut sich das Bilirubin im Blut und lagert sich schließlich im Gewebe ab. Die Ursachen für diese leberbedingte Gelbsucht sind vielfältig:


    • Virushepatitis:  Hepatitisviren (Hepatitis A, B, C, D oder E) lösen oft eine akute Leberentzündung aus. Zu den Beschwerden gehören Müdigkeit, Gewichtsverlust,Abgeschlagenheit, Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Gelbsucht. Typisch ist zudem die Verfärbung von Stuhl und Urin: Der Stuhl ist hell, der Urin dunkel gefärbt. Geht die akute in eine chronische Hepatitis über, können daraus Leberzirrhose und Leberkrebs entstehen. Bis heute zählt die Hepatitis B zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Menschheit. Impfungen gegen Hepatitis A und B können vor Ansteckung schützen.
    • Leberzirrhose:  Chronische Lebererkrankungen können die Leberoberfläche verändern. Es kommt dann zu einem Umbau des Organs mit großflächigen Vernarbungen. Die Leber kann si immer schlechter ihre Aufgaben erfüllen. Die Hauptursachen der Leberzirrhose sind Alkoholabhängigkeit und Virushepatitis. Beschwerden treten erst sehr spät auf, führen aber unbehandelt zum Tod. Die einzige Therapie ist eine Lebertransplantation.
    • Leberkrebs (Leberzellkarzinom):  Tumoren der Leber werden oft erst spät erkannt. Sie können zu Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht und Bauchwassersucht (Aszites) führen.
    • Lebermetastasen:  Die Leber ist das zentrale Organ des körpereigenen Stoffwechsels. Wenn irgendwo im Körper eine Krebsgeschwulst sitzt (z.B. im Darm), entstehen deshalb in der Leber oft Tochterabsiedelungen.
    • Vergiftungen:  Der Verzehr von Giftpilzen oder giftigen chemischen Substanzen kann die Leber schwer schädigen - bis hin zum Leberversagen.
    • Medikamente:  Viele Arzneimittel werden in der Leber weiterverarbeitet und können eine vorübergehende Gelbsucht auslösen.
    • Schwangerschaft:  Gelbe Augen und gelbe Haut während der Schwangerschaft können auf eine Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) hinweisen. Es kann aber auch eine Fettleber dahinterstecken.
    • Rechtsherzinsuffizienz:  Bei einer rechtsseitigen Herzschwäche kann sich das Blut bis in die Leber zurückstauen und die Zellen dort schädigen. Die Betroffenen entwickeln eine leichte Gelbsucht mit gelben Augen sowie Wasseransammlungen in den Beinen und im Bauch.
    • Pfeiffersches Drüsenfieber:  Diese vom Epstein-Barr-Virus ausgelöste Infektion wird auch Infektiöse Mononukleose oder Kusskrankheit genannt. Sie geht meist mit geschwollenen Lymphknoten, Abgeschlagenheit, Fieber, Rachen- und Mandelentzündung und einer vergößerten Milz einher. Manchmal entwickelen sich zusätzlich eine Leberentzündung und Gelbsucht.
    • Gelbfieber:  In tropischen Gebieten ist das durch Stechmücken übertragene Gelbfiebervirus weit verbreitet. In schweren Fällen kann es unter anderem zu einem Leberversagen und Gelbsucht kommen. Die Erkrankung endet dann oft tödlich.
    • Angeborene Erhöhung des Bilirubinspiegels:  Manche Menschen weisen von Geburt an eine Hyperbilirubinämie auf. Das ist etwa beim harmlosen Morbus Meulengracht der Fall. Betroffene produzieren zu wenig von dem für die Bilirubin-Weiterverarbeitung zuständigen Leberenzym. Die Folge ist eine Gelbsucht mit gelben Augen oder gelblicher bis bronzefarbener Haut. Ansonsten haben die Betroffenen keine Beschwerden. Die Erkrankung muss auch nicht ärztlich behandelt werden.

    3.    Cholestatischer Ikterus (Posthepatische Gelbsucht):


    Hier ist eine Blockade des Hauptgallengangs (Ductus choledochus) für die Gelbsucht verantwortlich:  Die Gallenflüssigkeit mit dem Bilirubin staut sich in der Gallenblase und kann nicht in den Zwölffingerdarm abfließen. Da die Störung hier erst auftritt, nachdem das Bilirubin die Leber passiert hat, spricht man auch von „posthepatischer Gelbsucht“ (nach der Leber).


    Folgende Ursachen können den Gallenabfluss behindern:


    • Gallensteine in Gallenblase oder im Gallengang:  Besonders Frauen über 40 sind davon betroffen. Neben dem Ikterus sind kolikartige Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen typische Symptome bei Gallensteinen. Aus Gallensteinen kann sich langfristig eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)entwickeln .
    • Tumoren der Gallenblase, des Zwölffingerdarms (Duodenums) oder der Bauchspeicheldrüse können den Gallengang ebenfalls verschließen. Meist tritt bei den Betroffenen die Gelbsucht auf, bevor andere Beschwerden hinzukommen.

    Gelbsucht: Wann müssen Sie zum Arzt?


    Gelbe Haut, Schleimhäute oder Augen sind alarmierend und sollten grundsätzlich von einem Arzt untersucht werden. Das gilt besonders dann, wenn weitere typische Gelbsucht-Symptome hinzu kommen:


    • Verfärbung von Stuhl und Urin: Der Stuhl kann lehmfarben bis farblos erscheinen, während der Urin dunkel gefärbt ist. Häufig tritt dies bei cholestatischem Ikterus und Hepatitis auf.
    • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall zählen zu den uncharakteristischen Beschwerden bei vielen Leberleiden.
    • Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust.
    • Bauchwassersucht (Aszites): Zunehmender Bauchumfang bei Leberzirrhose oder -schwäche.
    • Ödeme in den Beinen deuten auf eine Rechtsherzinsuffizienz hin.
    • Fieber macht sich bei akuten entzündlichen Erkrankungen bemerkbar, etwa bei Virushepatitis sowie einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase.
    • Fettstuhltritt meist infolge von Gallenerkrankungen wie Gallensteinen (Cholelithiasis) auf.
    • Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit und Desorientierung können im Endstadium einer Leberzirrhose oder bei Leberversagen auftreten. Diese Symptome führen zum sogenannten hepatischen Koma.
    • Starker Mundgeruch. Dieser tritt jedoch erst bei akutem Leberversagen auf.

    Hinweis:  Ein Ikterus ohne Schmerzen und begleitende Symptome kann auf eine zugrundeliegende Krebserkrankung hindeuten. Lassen Sie dies unbedingt von einem Arzt abklären.


    Gelbsucht: Was macht der Arzt?


    In einem persönlichen Gespräch zur Erhebung Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt Ihnen zunächst Fragen zu Ihrem Lebensstil, Ihrem Medikamentenkonsum, Ihren Ernährungsgewohnheiten sowie eventuellen Vorerkrankungen stellen. Auch Hinweise auf Auslandsaufenthalte oder eine Schwangerschaft können helfen, der Ursache der Gelbsucht auf die Spur zu kommen. Sie sollten zudem offen über Ihren Alkoholkonsum sprechen. Denn daraus kann der Arzt wichtige Rückschlüsse auf den Zustand Ihrer Leber ziehen.


    Schildern Sie dem Arzt auch genau, seit wann die Beschwerden präsent sind, ob Sie Schmerzen haben und ob weitere Symptome die Gelbfärbung begleiten.


    Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung ertastet der Arzt Leber und Galle durch die Bauchdecke. Stellt er dabei beispielsweise fest, dass die Oberfläche der Leber klein, fest und knotig ist, weist dies auf eine Leberzirrhose hin. Bei Erkrankungen der Gallenblase ist diese nur schmerzhaft tastbar. Das Erfühlen der Milz kann auf einen gesteigerten Blutabbau hindeuten.


    Auch Blutuntersuchungen sind bei Gelbsucht aufschlussreich:


    • Ist das Bilirubin auf Werte über 2 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) erhöht, macht sich das durch gelbe Augen bemerkbar.
    • Erhöhte Werte der Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) deuten auf Leberschädigungen hin.
    • Die Glutamat-Oxalat-Transaminase (GOT) kann bei Leberentzündungen und Gallenerkrankungen, aber auch bei einem Herzinfarkt erhöht sein. Chronischer Alkoholmissbrauch schlägt sich ebenfalls in erhöhten Werten nieder.
    • Die Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)ist eine spezifisches Lebernenzym. Ein erhöhter Messwert kann zum Beispiel durch chronischen Alkoholkonsum bedingt sein.
    • Daneben gibt es noch Blutwerte der Bauchspeicheldrüse wie die Alpha-Amylase, die bei Entzündungen erhöht ist.

    Bildgebende Verfahren runden die Diagnostik ab. Mit dem Ultraschall (Abdomen-Sonografie) lassen sich die Organe der Bauchhöhle schnell und schmerzlos darstellen. So kann der Arzt gut Veränderungen der Oberfläche und Größe der Leber, aber auch der Gallenblase und des Herzens beurteilen.


    Eine aufwendigere Bildgebung wie mittels Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) oder Computertomografie (CT) kommt eher beim Verdacht auf eine Krebserkrankung zum Einsatz.


    Vollkommene Gewissheit kann die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) bringen. Dafür ist ein kleiner operativer Eingriff nötig.


    Was können Sie selbst tun?


    Macht sich der Ikterus durch gelbe Augen oder eine gelbliche Hautfarbe bemerkbar, hilft nur noch der Gang zum Arzt. Es gilt, die Ursache aufzudecken und die Gelbsucht richtig zu behandeln. Hausmittel oder andere Methode gegen die Gelbsucht gibt es nicht – die einzige Therapie ist die Behandlung der Grundkrankheit.


    Mit einigen Maßnahmen können Sie jedoch versuchen, dem Ikterus vorzubeugen:


    • Ernährung umstellen:  Gallensteine, Fettleber und Bauchspeicheldrüsenentzündung sind die Folgen ungesunder, fettreicher Ernährung. Eine solche Ernährung geht oft auch mit leichtem Übergewicht einher und schadet dem Herz und den Gefäßen. Achten Sie deshalb auf einen gesunden, ausgewogenen, fettarmen Speiseplan.
    • Vor Hepatitis schützen:  Mit der Impfung gegen Hepatitis A und B können Sie gleich zwei Gefahren aus dem Weg räumen.
    • Klug reisen:  Machen Sie sich vertraut mit den Gepflogenheiten und Gefahren Ihres Reiseziels, besonders wenn es sich um ein Hepatitis-Risikogebiet handelt. Durch mangelnde Hygiene wird das Hepatitisvirus besonders schnell über verunreinigte Nahrungsmittel übertragen. Aber auch vor Stechmücken und Tropenkrankheiten sollten Sie sich in Acht nehmen. Berücksichtigen Sie die länderspezifishcen Impfempfehlungen. Ihr Arzt kann Sie dabei beraten.
    • Alkohol in Maßen genießen:  Bei gesunden Frauen gilt ein Standardglas Alkohol am Tag (z.B. ein Glas Wein oder ein kleines Bier) als risikoarm. Bei gesunden Männern ist die doppelte Menge medizinisch akzeptabel.

    Quellen:

    Hanna Rutkowski, Zahnärztin

    Sabine Schrör, Medizinjournalistin

    Netdoktor.de


  • 17. Nagelveränderungen

    Nagelveränderungen treten häufig auf und haben meist harmlose Ursachen. Die Farbe, Struktur und Form der Fingernägel können sich verändern, es bilden sich Pünktchen, Rillen, Verfärbungen, Brüche, Risse oder Dellen. In den Nägeln kann man schmökern wie in einem Buch. Nagelveränderungen können aber auch auf ein Gesundheitsproblem hindeuten. Beispiele sind die Zuckerkrankheit sowie Herz- und Lungenkrankheiten. Lesen Sie alles über die häufigsten Nagelveränderungen und ihre Ursachen.


    Nägel gehören wie die Haare zu den sogenannten Anhangsgebilden der Haut. Gesunde Nägel gelten als Blickfang, attraktiv und können ein echter Hingucker sein. Eine biegsame und weiche Beschaffenheit mit einer glatten, gewölbten, durchsichtigen Oberfläche und einem hellen Halbmond am Nagelansatz sind das Kennzeichen gesunder Nägel. Jeder Mensch hat eine leicht andere Nagelform, die ihm in die Wiege gelegt wird.


    So sind Nägel aufgebaut


    Nägel sind im Grunde feste Platten aus Keratin, die an den Enden von Fingern und Zehen sitzen. Sie schützen die Fingerkuppen und helfen, Dinge zu greifen. Sie bestehen aus der Nagelwurzel, dem Nagelbett, NageIwall, Nagelmond und dem Nagelfalz.


    Im Feinaufbau setzt sich der Fingernagel aus Hornzellen zusammen – ungefähr 100 bis 150 Lagen sind übereinander geschichtet. Er wächst im Zeitlupentempo aus dem Nagelbett heraus. Man schätzt, dass ein Nagel pro Woche 0,5 bis 1,2 Millimeter zurücklegt. Wer sich schon einmal mit dem Hammer auf den Finger gehauen hat, weiß, dass es viele Monate dauert, bis die Blaufärbung verschwunden ist und sich ein neuer Nagel herausgeschoben hat.


    Nagelveränderungen können Bände sprechen und vieles über die Gesundheit ihres Trägers aussagen. Im einfachsten Fall wirken gelbe Fingernägel oder solche, die spröde, brüchig und eingerissen sind, nur ungepflegt und sind damit ein ästhetisches Problem. Im schlimmsten Fall stecken ernsthafte Krankheiten hinter den Nagelveränderungen.


    Ursachen und mögliche Erkrankungen


    Längs- oder Querrillen, weiße Flecken oder Verformungen – es gibt verschiedene Arten von Nagelveränderungen. Folgende Ursachen können dahinter stecken.


    Rillen – längs oder quer


    Feine Längsrillen sind eine normale Alterserscheinung und damit meist harmlose Nagelveränderungen. Tiefe Querrillen (auch Beau-Reil-Querfurchen) deuten darauf hin, dass das Wachstum des Nagels gestört war. Oft verletzt eine falsche Maniküre das Nagelbett. Andere Auslöser von Nagelveränderungen und gestörtem Nagelwachstum können schwere Infekte mit Fieber, Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, Mangelsituationen oder Vergiftungen sein. Beispiele sind Thallium oder Arsen sowie Medikamente wie Barbiturate, Zytostatika oder Gerinnungshemmer.

    Mees-Streifen sind gelblich-weißliche Querrillen, die über den Nagel ziehen. Ursache dieser Nagelveränderungen kann eine Vergiftung mit Arsen oder Thallium sein.


    Verfärbungen


    Verfärbte Nägel können durch Veränderungen in der Nagelplatte sowie darauf oder darunter verursacht werden. Es gibt verschiedene Arten von Verfärbungen.


    Weißfärbung der Fingernägel:  Weiße Flecken auf Fingernägeln entstehen immer dann, wenn man sich verletzt, etwa durch Stöße oder bei der Nagelmaniküre – meist wird das Nagelhäutchen in Mitleidenschaft gezogen.


    Bei Leukonychien ist die Verhornung der Nagelmatrixzellen gestört. Die häufigste Form ist die Leukonychie punctata – bei diesen Nagelveränderungen sind viele weiße Flecken über den Nagel verstreut. Die Leukonychie vulgaris ist an den weißen Querstreifen erkennbar, die über den Nagel ziehen. Bei beiden Nagelveränderungen ist der häufigste Grund eine Manipulation am Nagelhäutchen, meist bei der Maniküre.


    Leukopathien sind ebenfalls durch eine Weißfärbung der Nägel gekennzeichnet. Ursachen dieser Nagelveränderungen können beispielsweise Gefäßveränderungen sowie Hohlräume und Lufteinschlüsse in der Nagelplatte sowie darunter sein, zum Beispiel bei Nagelpilz (Onychomykose).


    Halb-und-halb-Nägel:  Bei diesen Nagelveränderungen findet man eine Weißfärbung der körpernahen (proximalen) Nagelplattenhälfte  und eine rotbraune Färbung der körperfernen (distalen) Nagelplattenhälfte. In der Regel sind sie ein Hinweis auf eine chronische Nierenschwäche (Niereninsuffizienz).


    Die Milchglasnägel (Terry-Nägel) sind fast komplett weißlich verfärbt und trübe. Die Ursache dieser Nagelveränderungen sind oft Gefäßveränderungen im Nagelbett, vor allem bei einer Leberzirrhose, aber auch bei einer Herzinsuffizienz und der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus.


    Dunkelfärbung der Fingernägel:  Braune Nägel kommen nach Kontakt mit Chemikalien (z.B. Holzbeizen, Haarfärbemittel, Nikotin und Teer bei Rauchern) oder bei Morbus Addison vor. Splitterblutungen verursachen rötlich-braune Punkte im Nagelbett.


    Schwarze Nagelverfärbungen können durch Verletzungen (z.B. Schlag oder Stoß auf den Fingernagel) entstehen. Unter dem Nagel bildet sich ein Bluterguss (Hämatom). Es kann aber auch im schlimmsten Fall ein Hautkrebs (Melanom) dahinter stecken. Zudem können Medikamente die Nägel braun, blau oder schwarz verfärben. Beispiele sind Krebsmittel (Zytostatika) oder Antimalariamittel. Fragen Sie auf jeden Fall Ihren Arzt.


    Nagelveränderungen in Form von bläulichen Verfärbungen des Nagelbetts können auf eine Zyanose hindeuten – ein Sauerstoffmangel ist der Grund, der ärztlich behandelt werden muss. Eine Herzinsuffizienz oder Kohlendioxidvergiftung können beispielsweise eine Zyanose verursachen. Bei einer Kohlenmonoxidvergiftung verfärbt sich das Nagelbett hingegen ins Kirschrote.


    Gelbe Verfärbungen:  Gelbe Fingernägel können im Zusammenhang mit einer Schuppenflechte auftreten. Manchmal bilden sich Ölnägel – gelbliche Verfärbungen, die wie Öltropfen aussehen. Gelb-graue Nägel deuten auf eine Nagelpilzerkrankung (Onychomykose) hin.


    Beim „Syndrom der gelben Nägel“ (Yellow-Nail-Syndrom) sind gelbliche bis graugrüne Verfärbungen, Verdickung und Verhärtung einzelner oder aller Nägel charakteristisch. Außerdem wachsen die Nägel deutlich langsamer. Das Syndrom geht häufig mit Atemwegserkrankungen (z.B. Bronchitis, Lungenentzündung) und einem Lymphödem einher. Sie sollten in diesen Fällen einen Arzt aufsuchen.


    Verformungen


    Beim Uhrglasnagel wölbt sich die Nagelplatte nach außen. Außerdem ist der Nagel vergrößert und rundlich-konvex geformt. Der Uhrglasnagel ist die Folge von trommelschlägelförmig aufgetriebenen Endgliedern der Finger (deshalb auch Trommelschlägelfinger). Am häufigsten deuten beide auf Lungen- oder Herzerkrankungen hin. Hier ist ein Arztbesuch wichtig.


    Bei einem Löffelnagel (Koilonychie) senkt sich die Nagelplatte nach innen, während sich der Rand nach oben biegt. Der Nagel ist konkav geformt wie ein Löffel. Am häufigsten bildet sich der Löffelnagel am Daumen. Der Grund kann ein Eisenmangel oder die Einwirkung von Chemikalien sein.


    Für Grübchennägel (oft auch Tüpfelnägel) sind punkt- und trichterförmige Einziehungen typisch. Die Ursachen können Ekzeme, kreisrunder Haarausfall (Alopezia areata), Schuppenflechte (Psoriasis) oder Pilzinfektionen sein.


    Brüchige Nägel


    Manche Menschen haben extrem brüchige Nägel (Onychorrhexis). Der Nagel reißt ein, splittert sich der Länge nach auf oder spaltete sich vom freien Nagelrand her. Der Grund kann kann ein häufiger Kontakt mit Reinigungsmitteln und Chemikalien sein.


    Diese trocknen Haut und Nägel aus. Auch Nagellackentferner können den Nägeln Feuchtigkeit entziehen und sie brüchig werden lassen. Manchmal ist eine Mangelernährung schuld (Mangel an Vitamin A, B und Eisen). Auch die Unterernährung, etwa bei einer Magersucht, spielt eine Rolle. Brüchige Nägel können daneben auch auf eine Schilddrüsenüberfunktion oder Leberkrankheiten hindeuten.


    Bei der Onychoschisis spaltet sich die Nagelplatte meist horizontal auf. Gründe sind auch hier Mangel- und Fehlernährung (Vitamine, Eisen) sowie übertriebene Hygiene.


    Andere Nagelveränderungen


    Manchmal löst sich auch die Nagelplatte teilweise (Onycholysis) vom Nagelbett ab – dies ist ein relativ häufiges Phänomen. Der Nagel kann sich durch zu langes Einwirken von Wasser, Seifen, Detergenzien oder zu intensive Nagelreinigung teilweise abheben. Seltener ist die totale Ablösung des Nagels, hier sprechen Mediziner von Onychomadese. Die Ursachen können eine Nagelbettentzündung, Nagelpilz, Psoriasis oder Traumen sein. Krümelnägel sind poröse Nägel, die am Nagelrand zerbröseln. Die Ursache kann eine Schuppenflechte sein.


    Wann sollten Sie zum Arzt?


    Nicht immer steckt hinter den Nagelveränderungen eine ernste Ursache. Weiße Punkte oder Streifen sowie Längsrillen sind in der Regel harmlos. Kleinere Blutergüsse unter den Nägeln verschwinden in der Regel von selbst wieder, sie brauchen nur ein wenig Zeit und Geduld. Auch Nagelveränderungen, die durch falsche Maniküre und Verletzungen des Nagelbetts entstehen, müssen nicht unbedingt ärztlich behandelt werden. Allerdings empfiehlt sich ein Besuch bei einer erfahrenen Kosmetikerin, die Ihnen die richtige Nagelpflege zeigt.


    Es gibt aber Nagelveränderungen, die einen Arztbesuch ratsam machen. Dazu zählen beispielsweise der relativ hartnäckige Nagelpilz, der konsequent behandelt werden muss, oder bestimmte Nagelverformungen. Ein Uhrglasnagel kann zum Beispiel auf ernsthafte Erkrankungen von Herz und Lunge hindeuten. Auch Nagelverfärbungen sollten Sie besser ärztlich abklären lassen, wenn die Verfärbung nicht herauswächst.


    Das können Sie selbst tun


    Es gibt einige Tipps, wie Sie Nagelveränderungen vorbeugen oder sie selbst behandeln können.


    • Wenn Sie häufig mit Chemikalien (z.B. Haarfärbemitteln, Lacken, Reinigern) hantieren, sollten Sie Ihre Nägel mit Handschuhen schützen.
    • Verzichten Sie am besten auf Nagellackentferner und andere aggressive Substanzen, die Nagelveränderungen hervorrufen können.
    • Feilen Sie Ihre Nägel am besten kurz und fetten Sie diese ausreichend ein (fettende Nagelcremes, warmes Olivenölbad für die Fingerspitzen).
    • Entfernen Sie die Nagelhaut bei der Maniküre nicht vollständig, sondern schieben Sie diese nur vorsichtig zurück.
    • Versuchen Sie, mechanische Belastungen ihrer Nägel zu verringern. Kratzen Sie beispielsweise nichts Festes mit Ihren Fingernägeln ab, sonst kann es zu Nagelveränderungen kommen.
    • Bei einem Nährstoffmangel (z.B. Eisen, Biotin, Vitamine, Kalzium) können Nahrungsergänzungsmittel helfen.
    • Bei Nagelveränderungen durch Flüssigkeitsmangel heißt es: Ausreichend trinken!
    • Fall Sie einen Nagelpilz haben: Führen Sie die medikamentöse Therapie konsequent durch, den sonst flammt die Infektion immer wieder auf.

    Quelle:

    Ingrid Müller, Chemikerin und Medizinjournalistin

    Netdoktor.de


  • 18. Muskelzucken

    Muskelzucken ist eine unwillkürliche, plötzliche Kontraktion der Muskulatur. Es kann mehr oder weniger heftig ausfallen und beinahe alle Muskeln des Körpers betreffen. Besonders oft zucken Muskeln in den Extremitäten und im Gesicht (z. B. Augenlid). So lästig das Muskelzucken sein kann - meist ist es harmlos. Es kann aber auch eine ernste Erkrankung dahinterstecken. Lesen Sie hier mehr über Ursachen und Behandlung von Muskelzucken.


    Kurzübersicht


    • Ursachen von Muskelzucken: z.B. Stress, Mineralstoffmangel, Stimulanzien (wie Koffein), diverse Erkrankungen wie ALS, Parkinson oder Diabetes mellitus
    • Wann ist Muskelzucken gefährlich? Wenn es Symptom einer ernsten Erkrankung ist. Hinweis darauf kann sein, dass es nicht nur vereinzelt auftritt.
    • Was lässt sich gegen Muskelzucken tun? Bei harmlosem Muskelzucken können Sie versuchen, die Ursache auszuschalten (z.B. Stress reduzieren, ausgewogen essen, nicht zu viel Koffein und Alkohol konsumieren). Sind Grunderkrankungen die Ursache, wird der Arzt eine passende Therapie einleiten (z.B. mit Medikamenten).
    • Wann zum Arzt? Wenn das Muskelzucken häufiger auftritt und/oder schmerzhafte Muskelkrämpfe (wie z. B. bei einer Epilepsie) begleitet
    • Diagnose: Patientengespräch, körperliche und neurologische Untersuchungen (ENG, EEG, EMG), ggf. weitere Untersuchungen wie bildgebende Verfahren (wie Computertomografie, Kernspintomografie) oder Analyse einer Gewebeprobe (Biopsie)

    Ursachen und mögliche Erkrankungen


    Zuckungen der Muskulatur können als Begleitsymptom vieler neurologischer Erkrankungen auftreten. Dazu zählen Störungen im Nervensystem, insbesondere in Gehirn und Rückenmark sowie in den Nervenzellen der Muskulatur. Bei manchen Menschen verkrampft sich die gesamte Muskulatur, etwa bei Epilepsie. Die Muskelzuckungen sind hier deutlich sichtbar (mediz.:  Myoklonien) und so ausladend, dass Verletzungsgefahr besteht.


    Aber nicht immer steckt eine Krankheit hinter den Zuckungen. Faszikulationen, also ein Muskelzucken, das nur als feines Zittern unter der Haut wahrnehmbar ist, sind oft harmlos. So haben 70 Prozent der Bevölkerung sogenannte Einschlafzuckungen, die medizinisch völlig unbedenklich sind. Manchmal verbirgt sich auch eine vorübergehende Nervenreizung hinter dem Symptom.


    Hinweis:   In manchen Fällen lässt sich das Muskelzucken durch Willkürbewegungen verstärken oder aktivieren, dann spricht man von einem Aktionsmyoklonus. In anderen Fällen lösen äußere Reize wie Berührung, Licht oder Geräusche Zuckungen der Muskulatur aus (Reflexmyoklonus).


    Krankheiten, die Muskelzucken auslösen


    • Tics, Tourette-Syndrom
    • Epilepsie
    • Fieberkrämpfe
    • Multiple Sklerose (MS)
    • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
    • Parkinson
    • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
    • Morbus Wilson
    • Diabetes mellitus
    • Gehirnentzündungen oder Gehirnblutungen
    • Durchblutungsstörungen, Viruserkrankungen und bakterielle Infektionen
    • Orthopädische Erkrankungen mit Nervenreizung
    • Essentieller Tremor (ET): Unwillkürliches Zittern, das nicht Symptom einer Erkrankung ist, sondern als eigenständiges Krankheitsbild auftritt. Bei 60 Prozent der Patienten ist der ET erblich bedingt. Das Zittern zeigt sich bevorzugt an den Händen und tritt vor allem dann auf, wenn man mit diesen etwas halten (etwa eine Tasse) oder Bewegungen ausführen will (etwa eine Tür aufsperren).
    • Restless-Legs-Syndrom: Eine neurologische Erkrankung, bei der es vor allem in Ruhesituationen zu Gefühlsstörungen und unwillkürlichen Bewegungen der Beine und seltener auch der Arme kommt.

    Weitere Faktoren, die Muskelzucken auslösen


    • seelisches Ungleichgewicht, zum Beispiel Liebeskummer
    • Stress
    • stimulierende Substanzen wie Koffein
    • Alkohol und Drogen
    • Kälte und Unterkühlung
    • Magnesiummangel
    • Unterzuckerung
    • Einklemmen von Nerven
    • Nebenwirkungen von Medikamenten
    • direkte Nervenreizungen nach Untersuchungen (z. B. Gehirnwasseruntersuchung)

    Meist verläuft das Muskelzucken ohne Schmerzen. Schmerzhafte Muskelkrämpfe können es aber begleiten. Ausgeprägtes Muskelzucken schränkt Betroffene im Alltag stark ein, denn zielgerichtete Bewegungen wie Essen, Trinken oder Schreiben werden schwieriger. Oft verstärkt sich das Zucken in stressigen Situationen, sodass Patienten als „nervös“ oder „unsicher“ stigmatisiert werden.


    Muskelzucken - gefährlich oder harmlos?


    Für gewöhnlich ist Muskelzucken harmlos und nur ein Symptom von Mineralienmangel, Stress, zu viel Koffein, zu wenig Schlaf oder es handelt sich um sogenannte Einschlafzuckungen. Mediziner sprechen bei solchen Muskelzuckungen vom gutartigen (benignen) Faszikulationssyndrom.


    Sehr viel seltener verursachen ernsthafte Erkrankungen das Muskelzucken. Ein Anzeichen dafür kann sein, wenn das Zucken vermehrt auftritt. Beispielsweise beobachtet man bei Parkinson-Patienten typischerweise ein Muskelzittern in Ruhe (Ruhe-Tremor). Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus können sich über Muskelzucken äußern - ebenso wie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). In solchen Fällen sind die Muskelzuckungen beziehungsweise die dahinterstehenden Erkrankungen als gefährlich oder zumindest als ernstzunehmend einzustufen.


    Was kann man dagegen tun?


    Bei harmlosen Muskelzuckungen können Sie selbst viel tun, um dem lästigen Symptom Einhalt zu bieten. Kommt eine Erkrankung als Ursache der Zuckungen in Betracht, sind medizinische Untersuchungen und meist auch eine Behandlung durch den Arzt nötig.


    Das können Sie selbst tun


    • Entspannung:  Ein häufiger Auslöser von Faszikulationen ist Stress. Versuchen Sie dann, Stressfaktoren zu meiden oder zu reduzieren. Zudem sollten Sie es mit Entspannungsübungen (wie Autogenes Training, Yoga) versuchen. Diese können auch hilfreich sein, wenn Essentieller Tremor oder andere Erkrankungen der Grund für das Muskelzucken sind.
    • Keine Stimulanzien:  Muskelzucken lässt sich oftmals auch dadurch vermeiden, dass man die Finger von Koffein, Alkohol und aufputschenden Drogen lässt.
    • ausgewogene Ernährung:  Manchmal kann auch eine ausgewogene Ernährung das Muskelzucken reduzieren helfen. Achten Sie besonders auf eine ausreichende Magnesiumzufuhr, wenn zusätzlich zum Muskelzucken schmerzhafte Krämpfe auftreten. Größere Mengen des Mineralstoffs stecken zum Beispiel in grünem Gemüse wie Spinat, Brokkoli, Bohnen oder Erbsen, aber auch in Getreide wie Haferflocken, Weizenkleie oder Reis. Wer gern Früchte ist: Bananen enthalten relativ viel Magnesium.

    Achtung:  Bevor Sie Magnesiumtabletten gegen Muskelzucken einnehmen, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.


    Medikamente


    Oft lassen sich zugrundeliegende Krankheiten mit Medikamenten behandeln, zum Beispiel:


    • Tics und Tourette:  Dagegen helfen sogenannte Neuroleptika - Wirkstoffe, welche die Funktionen des Zentralen Nervensystems dämpfen.
    • Epilepsie:  Sie wird beispielsweise mit Carbamazepin, Valproinsäure oder Clonazepam behandelt.
    • Essentieller Tremor:  Er lässt sich oftmals mit Betablockern oder Antikonvulsiva lindern.

    Hinweis:  Manchmal sind Muskelzuckungen die Nebenwirkung bestimmter Medikamente. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob Sie das betreffende Medikament weiter einnehmen müssen oder ob es sich eventuell absetzen oder durch ein besser verträgliches Präparat austauschen lässt.


    Ergo- und Physiotherapie


    Beruht das Muskelzucken auf einer Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), sind regelmäßige Physio- und Ergotherapie sehr sinnvoll. Damit kann man den Verlauf der fortschreitenden Erkrankung positiv beeinflussen. Ursächlich behandeln und heilen lässt sich ALS aber nicht - weder durch Physio- und Ergotherapie noch durch andere Therapien.


    Operation


    In manchen Fällen von krankheitsbedingtem Muskelzucken empfiehlt der Arzt einen operativen Eingriff. So kann bei Epileptikern eine Hirnoperation sinnvoll sein. Meist wird dabei eine Hirnregion operativ entfernt, die wiederholt die epileptischen Anfälle auslöst.


    Auch bei Essentiellem Tremor wird manchmal operiert: Bei dieser Erkrankung sendet ein bestimmter Bereich des Gehirns ein ständiges Störsignal. Dieses Areal lässt sich mittels einer Operation deaktivieren.


    Wann müssen Sie zum Arzt?


    Tritt das Muskelzucken häufiger auf, sollten Sie sich von einem Arzt medizinisch untersuchen lassen, um eine behandlungsbedürftige Erkrankung auszuschließen. Auch bei heftigen Myoklonien, also heftigem Muskelzucken, die eventuell mit schmerzhaften Krämpfen einhergehen, ist ein Arztbesuch unabdingbar.


    Da hinter Zuckungen der Muskulatur sehr häufig Erkrankungen der Nerven stecken, ist ein Neurologe der richtige Ansprechpartner.


    Untersuchungen und Diagnose


    Der erste Schritt ist ein ausführliches Gespräch zwischen Ihnen und dem Arzt zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Dabei fragt Sie der Mediziner zum Beispiel, wann, wie oft, wo und unter welchen Umständen das Muskelzucken bei Ihnen auftritt und ob Sie weitere Beschwerden haben (z.B. schmerzhafte Muskelkrämpfe, Fieber etc.).


    Wichtig sind auch Informationen über mögliche Auslöser der Zuckungen wie eine Verletzung oder eine kürzliche Untersuchung der Nerven. Sagen Sie Ihrem Arzt zudem, ob und welche Medikamente Sie einnehmen und ob bei Ihnen irgendwelche Vorerkrankungen bekannt sind (z.B. Epilepsie oder Diabetes).


    Im Anschluss folgen eine körperliche und neurologische Untersuchung. Bei letzerer prüft der Arzt die Nerven- und Muskelfunktion sowie die Reflexe. Dabei können folgende Methoden zur Anwendung kommen:


    • Elektroneurografie (ENG): Hierbei wird über Elektroden die Nervenleitungsgeschwindigkeit gemessen.
    • Elektromyografie (EMG): Bei dieser Untersuchung prüft der Arzt mittels Elektroden die elektrische Aktivität im Muskel.
    • Elektroenzephalografie (EEG): Dabei wird die elektrische Aktivität des Gehirns untersucht, ebenfalls über Elektroden.

    Je nach Befund beziehungsweise nach vermuteter Ursache für das Muskelzucken können weitere Untersuchungen sinnvoll sein:


    • Blut- und Urinuntersuchungen
    • orthopädische Untersuchungen
    • bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT), Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT)
    • Entnahme von Muskelgewebe (Biopsie) für eine genauere Untersuchung im Labor
    • Entnahme von Nervenwasser (Liquorpunktion) für eine genauere Untersuchung im Labor
    • L-Dopa-Test (bei Verdacht auf Parkinson)
    • Blutgefäßuntersuchung (Angiografie)
    • Allergietests
    • psychologische oder psychiatrische Untersuchungen

    Quelle:

    Dr. Andrea Bannert, Medizinredakteurin und Biologin (Aktualisiert am 16. März 2020)

    Netdoktor.de


  • 19. Wadenkrämpfe

    Wadenkrämpfe entstehen, wenn sich die Muskulatur plötzlich schmerzhaft zusammenzieht. Das kann etwa beim Sport, aber auch im Schlaf passieren. Meist ist der Spuk nach wenigen Minuten wieder vorbei - von allein oder dank einer sanften Massage oder Dehnung des betroffenen Beins. Normalerweise sind Wadenkrämpfe harmlos. Treten sie aber häufiger auf, können sie Anzeichen einer ernsten Erkrankung sein. Erfahren Sie hier mehr über die schmerzhaften Muskelkrämpfe: was sie auslöst, wie sie sich behandeln lassen und wie man ihnen vorbeugen kann.


    Kurzübersicht


    • Beschreibung:  Bei Wadenkrämpfen spannen sich einzelne Muskeln oder Muskelgruppen im  Unterschenkel unwillkürlich und plötzlich an, z. B. bei sportlicher Belastung, aber auch in Ruhe. Meist sind Wadenkrämpfe harmlos; sie können aber auch Symptom ernster Krankheiten sein.
    • Ursachen:  z.B. Ungleichgewicht im  Elektrolythaushalt, Hormon- und Stoffwechselstörungen (wie Unterfunktion der  Schilddrüse, Diabetes), Muskelkrankheiten, Krankheiten des Nervensystems (wie  Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose),  Gefäßerkrankungen (Krampfadern), Medikamente
    • Behandlung:  je nach Ursache z.B. Behandlung  von Grunderkrankungen, Ersatz fehlender Flüssigkeit bzw. Elektrolyte, Physiotherapie,  Krankengymnastik, Medikamente etc.
    • Erste Hilfe bei akutem Krampf:  dehnen,  massieren
    • Vorbeugen:  z.B. Einnahme von Magnesium,  anregende Kneipp-Fußbäder, Stretchen (vor  dem Schlafengehen)

    Beschreibung


    Rund 40 Prozent der Deutschen werden von  gelegentlichen Wadenkrämpfen geplagt.  Grundsätzlich gilt: Dass sich Muskulatur  zusammenziehen kann, ist wichtig, damit wir uns  bewegen können. Auf ein Signal der Nervenzellen  hin, lösen spezielle Rezeptoren, die sogenannten Muskelspindeln, dieses Zusammenziehen aus.  Kommt es aber zu einer unwillkürlichen  Anspannung (mediz.: Kontraktion) einzelner  Muskeln oder ganzer Muskelgruppen im  Unterschenkel, ohne dass sie sich in Folge wieder  entspannen, spricht man von einem  Wadenkrampf. Die betroffene Muskulatur fühlt sich  verhärtet an. Es können entweder nur die  Wadenmuskeln krampfen oder aber auch das  Fußgewölbe und die Zehen. Bis heute hat die  Wissenschaft nicht klären können, wie genau ein  Muskelkrampf entsteht.


    Muskelkrämpfe in den Waden treten vor allem  nach starker sportlicher Belastung, bei  Flüssigkeitsmangel oder auch nachts in Ruhe auf.  Besonders beim Schwimmen in kaltem Wasser  sind sie gefürchtet, da sie den Beinschlag dann  einschränken oder unmöglich machen und so zu  schwerwiegenden Unfällen führen können.


    Wadenkrämpfe können wenige Sekunden bis  einige Minuten lang anhalten und sind  schmerzhaft - so schmerzhaft, dass nächtliche  Wadenkrämpfe die Betroffenen sogar aus dem  Schlaf reißen können. Meist sind sie jedoch  harmlos und vergehen von alleine wieder. Eine  sanfte Massage oder Dehnung des Unterschenkels  kann die Dauer des Krampfes verkürzen.


    Hinweis:  Von den Krämpfen zu unterscheiden  sind Muskelspasmen, also schmerzlose  Verkrampfungen der Muskulatur.


    Einteilung der Muskelkrämpfe


    Schmerzhafte Muskelkrämpfe werden von  Medizinern in drei Kategorien eingeteilt:


    1. Paraphysiologische Krämpfe:  Gelegentlich  auftretende Krämpfe in der Schwangerschaft  und nach körperlicher Belastung, die  meistens durch ein Ungleichgewicht der  Elektrolyte bedingt sind.
    2. Idiopathische Krämpfe:  Sie treten ohne  ersichtlichen Grund auf, die Ursache lässt sich  nicht feststellen. Solche Muskelkrämpfe  können schlicht erbliche Veranlagung sein,  aber auch auf einer (noch nicht  diagnostizierten) Erkrankung wie der  Zuckerkrankheit Diabetes mellitus beruhen.
    3. Symptomatische Krämpfe:  Sie sind  typisches Begleitsymptom verschiedener  Erkrankungen, beispielsweise Störungen im  Bereich von Nervensystem, Herz, Stoffwechsel  oder Muskeln. Auch bei Vergiftungen oder  psychiatrischen Auffälligkeiten können  symptomatische Krämpfe auftreten. Ebenso  können Medikamente als Nebenwirkung  Wadenkrämpfe hervorrufen.

    Ursachen


    Treten die Krämpfe häufig auf, können Sie auf eine  zugrundeliegende Erkrankung hinweisen. Meist  sind Wadenkrämpfe jedoch harmlos und ein  Symptom für ein Ungleichgewicht im  Elektrolythaushalt. Durch einen Mangel an Salzen  wird die Erregbarkeit der Muskelfasern gestört, was  zu unkontrollierbaren Verkrampfungen führen  kann. Darüber hinaus kann ein Wadenkrampf auch  nach einer Überbeanspruchung des Muskels  auftreten. Nicht umsonst bekommen oft Sportler  Krämpfe – während einer Trainingseinheit oder  nachts.


    Aber auch ältere Menschen sowie Schwangere  berichten oft von nächtlichen Wadenkrämpfen. Bei  älteren Menschen lässt sich die erhöhte  Anfälligkeit für Muskelkrämpfe durch allgemein  verkürzte Muskeln erklären. Zudem neigen betagte  Menschen dazu, zu wenig zu trinken - was  wiederum zu Störungen des Wasser- und  Mineralstoffhaushaltes führt. Schwangere  hingegen haben einen erhöhten Bedarf an  Mineralien – ein Magnesiummangel ist die  häufigste Ursache für den Wadenkrampf bei  werdenden Müttern.


    Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes


    Dehydrierung:  Durchfall, Erbrechen, Diabetes  insipidus (eine Hormonerkrankung aufgrund  extrem hoher Harnausscheidung), Medikamente  (wie entwässernde Diuretika), entzündliche  Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn), starkes  Schwitzen oder mangelnde Flüssigkeitszufuhr  können zu einem starken Wasserverlust des  Körpers führen. Die Folge ist ein Ungleichgewicht  im Mineralstoffhaushalt, was Muskelkrämpfe –  speziell auch sogenannte Hitzekrämpfe – auslösen  kann.


    Magnesiummangel:  Eine solche  Hypomagnesiämie kann durch einseitige  Ernährung oder Diäten, bei Diabetes mellitus,  Alkoholismus oder Darm- und Nierenerkrankungen  entstehen. Auch während der Schwangerschaft  kann sie sich entwickeln, dann besteht nämlich ein  erhöhter Bedarf an Magnesium. Wadenkrämpfe  sind auch ein Symptom eines sogenannten Magnesiummangelsyndroms, zusammen mit  anderen Muskelkrämpfen, Verwirrtheit, Schwäche,  Müdigkeit, Kopfschmerzen und kalten Füßen.


    Hinweis:  Auch Störungen anderer Elektrolytparameter wie der Kalzium-, Kalium und Natriumkonzentration sind mögliche Ursachen für einen Wadenkrampf.


    Störungen des Hormonhaushalts und Stoffwechsels


    Unterfunktion der Schilddrüse:  Eher selten,  jedoch möglich ist das Auftreten von  Wadenkrämpfen bei einer  Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).  Schnelle Ermüdbarkeit und schlaffe Muskeln sind  typischere Anzeichen.


    Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus):  Die Nebenschilddrüsen sind  maßgeblich am Kalziumhaushalt beteiligt, die  Folge von Erkrankungen sind übererregbare  Muskeln.


    Diabetes mellitus:  Erstsymptome sind  vermehrtes Wasserlassen und starkes Durstgefühl.  Wadenkrämpfe können hier anfangs durch  Elektrolytstörungen auftreten, später können sie  Folge der Nervenschädigung (Polyneuropathie)  sein.


    Nebennierenrindenerkrankungen:  Die  Nebenniere sondert Hormone ab, die für die  Regulierung des Wasser- und Mineralhaushalts  unentbehrlich sind. Störungen in diesem System  können sich auch als Muskelkrampf bemerkbar  machen.


    Nierenerkrankungen:  Die Nieren spielen die  zentrale Rolle bei der Regulation des  Flüssigkeitshaushalts. Eine Nierenschwäche oder  gar ein Nierenversagen können sich durch Krämpfe  bemerkbar machen.


    Muskelkrankheiten


    Myopathien sind ganz allgemein Erkrankungen  der Muskeln. Manche sind vererbt, andere  entzündlich oder hormonell bedingt und wieder  andere durch Vitamin-D-Mangel verursacht.  Typisches Symptom einer Myopathie ist eine  Schwäche der Muskeln; oft treten auch  krampfartige Muskelschmerzen auf. Beispiele für  Myopathien sind:


    • Crampus-Faszikulationssyndrom:  Diese noch wenig erforschte Erkrankung geht mit zunehmenden, starken Krämpfen, Kribbeln und Taubheitsgefühlen vor allem in den Beinen einher. Sie darf nicht verwechselt werden mit dem Restless-Legs-Syndrom - einer Nervenerkrankung, bei der vor allem in Ruhe (z. B. im Schlaf) ein brennendes, kribbelndes oder stechendes Gefühl in den Beinen entsteht.
    • Brody-Syndrom:  Bei dieser sehr seltenen, vererbten Muskelerkrankung kommt es nach Anstrengung zu starken Muskelkrämpfen und zur Versteifung der Muskeln. Betroffen sind vor allem Augen, Beine und Arme.
    • Mytonia congenita Thomsen:  Diese seltene, vererbte Erkrankung tritt familiär gehäuft auf. Auch hier sind starke Muskel- und Wadenkrämpfe das Leitsymptom.

    Krankheiten des Nervensystems


    Myasthenien sind neurologische Erkrankungen, die mit einer Muskelschwäche einhergehen. Ein Beispiel ist das Lambert-Eaton-Syndrom: Eine fehlerhafte Signalübertragung zwischen Nervenende und Muskel führt hier zu einer Muskelschwäche, besonders in den Beinen. Meistens tritt das Syndrom zusammen mit Lungenkrebs auf. Ähnlich verläuft die Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis. Hierbei kann es ebenfalls zu Wadenkrämpfen kommen.


    Dystonien:  Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die mit Störungen des Bewegungsablaufs einhergehen. Es kommt zu unkontrollierbaren, ruckartigen Bewegungen, Fehlstellungen oder Muskelkrämpfen. Dazu zählt auch, aber nicht in erster Linie, der Wadenkrampf. Eher typisch sind der Schreibkrampf in der Hand, der besonders bei Musikern auftritt, oder der Stimmkrampf, der an der gehauchten, kaum hörbaren Stimme erkennbar ist. Auch Parkinson, Multiple Sklerose oder Chorea Huntington zählen zu den Dystonien und äußern sich durch Krämpfe.


    Polyneuropathien:  Das sind Erkrankungen, die auf Schädigungen der peripheren Nerven (etwa der Nerven in den Beinen) beruhen. Diese Nervenschäden können unwillkürliche Muskelkrämpfe auslösen. Polyneuropathien können etwa die Folge von Alkoholmissbrauch oder Diabetes mellitus sein.


    Wundstarrkrampf (Tetanus):  Typische Muskelkrämpfe im Gesicht, am Rücken und anschließend in den Beinen und Armen sind die Folge der bakteriellen Infektion mit Clostridium tetani.


    Radikulopathien:  Eine Radikulopathie ist eine Schädigung oder Reizing einer Nervenwurzel (Ein- bzw. Austrittsstelle einer Nervenfaser des Rückenmarks). Sie kann etwa durch einen Bandscheibenvorfall, eine Nervenwurzelentzündung oder Verengung des Spinalkanals bedingt sein. Mögliche Symptome sind besonders Taubheitsgefühle und Lähmungen in den Beinen, aber auch Wadenkrämpfe.


    Amyotrophe Lateralsklerose (ALS, Lou-Gehrig-Syndrom):  Bei dieser unheilbaren Erkrankung werden zunehmend Nerven zerstört, die für die Muskelbewegung verantwortlich sind. Schmerzhafte Muskelkrämpfe zählen zu den typischen Krankheitszeichen.


    Stiff-Man-Syndrom:  Diese Erkrankung beruht auf einer langsam zunehmenden Anspannung der Muskulatur, vor allem des Rückens und der Beine. Es kommt zu Muskelkrämpfen und einer fortschreitenden Versteifung der Muskeln.


    Gefäßerkrankungen


    Krampfadern (Varizen) sind blaue, dicklich-knotige Blutgefäße, die sich oft infolge einer angeborenen Bindegewebsschwäche an den Beinen bilden. Mögliche Folge sind häufige Wadenkrämpfe


    Medikamente und Vergiftungen


    Es gibt eine Reihe von Medikamenten und Giften, die zu Muskelkrämpfen führen können. Dazu zählen unter anderem:


    • Cholesterinsenker mit dem Wirkstoff Fenofibrat
    • Tabletten gegen Bluthochdruck wie Kalziumkanalblocker, Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder Diuretika (harntreibende, entwässernde Mittel)
    • hormonelle Verhütungsmittel (z. B. Pille) oder andere Hormonpräparate
    • Asthmasprays mit Salbutamol
    • andere Wirkstoffe wie Insulin
    • Chemotherapeutika
    • Gifte wie Pestizide, Strychnin oder Gift der Tetanusbazillen

    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Amyotrophe Lateralsklerose
    • Krampfadern
    • Raucherbein
    • Raynaud-Syndrom
    • Spinale Muskelatrophie
    • Tetanus
    • Ulcus cruris

    Behandlung und Erste Hilfe


    Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich nach der Ursache. Einige Beispiele:


    Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes  lassen sich oft ausgleichen,  wenn der Patienten mehr trinkt und sich  ausgewogen ernährt. Bei einem starken  Ungleichgewicht, zum Beispiel aufgrund von  Durchfall, kann der Arzt auch spezielle  Elektrolytlösungen verabreichen. Einen  nachgewiesenen Mangel an Magnesium wird er mit  einem Magnesiumpräparat zu beheben versuchen. Leidet der Patient an häufigen und schweren nächtlichen Wadenkrämpfen, lassen sich diese  eventuell durch den Krampflöser Chininsulfat  lindern. Dieser darf aber nicht in der  Schwangerschaft oder zusammen mit bestimmten  anderen Medikamenten (wie Mittel gegen  Herzrhytmusstörungen, Antidepressiva)  eingenommen werden. Auch für Kinder und  Jugendliche ist Chininsulfat nicht empfehlenswert. 


    Liegen die Krämpfe in Störungen des  Hormonhaushalts und Stoffwechsels begründet,  richtet sich die Behandlung nach der  diagnostizierten Störung. Bei einer Unterfunktion  der Nebenschilddrüse (Hypoparathyreoidismus)  etwa kann der Arzt Vitamin D oder Kalzium  verordnen. Bei Morbus Addison, einer Erkrankung  mit mangelnder Hormonproduktion in der  Nebennierenrinde, erhalten Patienten oft Kortison. 


    Bei Muskelkrankheiten als Krampfauslöser helfen  oft Krankengymnastik, Physio- oder Ergotherapie.  Bei Dystonien verschreibt der Arzt unter  Umständen bestimmte Medikamente (z. B. das  Bakteriengift Botulinum-Toxin oder Mittel mit der  beruhigenden, angstlösenden Wirkstoffgruppe der  Benzodiazepine). Beim Stiff-Man-Syndrom  kommen auch Medikamente gegen Epilepsien zum  Einsatz.


    Vermutet der Mediziner eine Krankheit des  Nervensystems als Grund für die Wadenkrämpfe,  kann er – je nach Diagnose – zum Beispiel  durchblutungsfördernde Mittel verschreiben.


    Sind die Krämpfe mutmaßlich eine  Medikamentennebenwirkung verschreibt der  Arzt, wenn möglich, alternative Präparate.


    Erste Hilfe bei akuten Wadenkrämpfen


    In akuten Fällen hilft es meist, den schmerzenden,   krampfenden Muskel zu dehnen:  Das Dehnen der  Unterschenkelmuskulatur kann oftmals einen  Wadenkrampf beenden. Ziehen Sie dazu die Zehen  in Richtung Nase, während Sie gleichzeitig die  Ferse in den Boden drücken.


    Auch eine Massage entspannt: Ein leichtes  Massieren des verkrampften Muskels bringt  Linderung – die Muskulatur wird gelockert, die  Durchblutung gesteigert.


    Wann zum Arzt?


    Meist sind Wadenkrämpfe harmlos. Gehen Sie aber  unbedingt zum Arzt, wenn die schmerzhaften  Muskelkrämpfe


    • überhandnehmen
    • Nachtruhe oder Tagesablauf stören
    • nicht von allein oder durch Dehnen und sanfte Massage vergehen
    • von zusätzlichen Symptomen wie Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen begleitet werden.

    Ihr erster Ansprechpartner in solchen Fällen ist der  Hausarzt. Er kann sie gegebenenfalls an einen  Facharzt überweisen.


    Ursachen-Suche


    Um die Ursache von Wadenkrämpfen aufzudecken,  ist zunächst ein ausführliches Gespräch zwischen  Ihnen und dem Arzt zur Erhebung der  Krankengeschichte (Anamnese) nötig:  Der Arzt  lässt sich von Ihnen die auftretenden Beschwerden  genau schildern. Dabei fragt er Sie zum Beispiel  auch, ob die Wadenkrämpfe in bestimmten  Situationen oder nach speziellen Tätigkeiten  auftreten. Auch eine familiäre Veranlagung sowie  eine bestehende Schwangerschaft kann ein  nützlicher Hinweis für den Arzt sein. Sagen Sie ihm  auch, welche Medikamente Sie derzeit einnehmen  oder kürzlich eingenommen haben, da einige  Arzneien als Auslöser von Muskelkrämpfen  bekannt sind.


    Bei der anschließenden körperlichen  Untersuchung stehen das Nervensystem und die  Muskelfunktion im Vordergrund. Der Hausarzt  gewinnt einen ersten Eindruck und entscheidet  anhand der Ergebnisse, ob zusätzlich eine  neurologische Untersuchung sinnvoll ist. Zu den  oft angewendeten Untersuchungsmethoden bei  der Abklärung von Muskelkrämpfen zählen zum  Beispiel:


    • Messung der elektrischen Muskelaktivität (Elektromyografie):  So lässt  sich überprüfen, ob eine Muskelerkrankung  oder Nervenstörung vorliegt.
    • Messung der Nervenleitfähigkeit (Elektroneurografie):   Damit kann der Arzt die Funktionstüchtigkeit  peripherer Nerven testen und eventuelle  Nervenschäden erkennen.
    • Ischämietest:  Er zeigt die Leistungsfähigkeit  des Muskels und der Enzyme.

    Wichtig ist auch eine Blutuntersuchung. Sie kann  etwa einen Mangel oder Überschuss an  Elektrolyten wie Magnesium, Kalzium oder  Natrium aufzeigen. Auch die Leber- und  Nierenwerte sowie der Blutzucker können  Hinweise auf die Ursache von Muskelkrämpfen  geben. Eine Hormonuntersuchung kann zum  Beispiel eine Fehlfunktion der Schilddrüse  aufdecken.


    Ergänzend werden bildgebende Verfahren wie  etwa eine Dopplersonografie (besondere Form von  Ultraschalluntersuchung) eingesetzt, mit der sich  Thrombosen (Blutgerinnsel) und Erkrankungen der  Gefäße (Varizen) erkennen lassen. Rückenbeschwerden als Ursache der  Wadenkrämpfe lassen sich mittels  Computertomografie (CT) und  Magnetresonanztomografie (MRT) aufdecken.


    Wadenkrämpfen vorbeugen


    Gelegentlichen Wadenkrämpfen, wie sie durch  sportliche Belastung oder Flüssigkeitsmangel  entstehen, lässt sich mit einfachen Tipps und  Mitteln vorbeugen:


    • Elektrolyte im Lot:  Nach dem Sport und durch  starkes Schwitzen gehen viele Salze verloren.  Füllen Sie die Mineralsalze mit isotonischen  und elektrolythaltigen Getränken wieder auf.  Das kann ein alkoholfreies Bier oder ein Glas  Orangensaft mit einer Prise Salz sein.
    • Stretchen vor dem Schlafengehen:  Älteren  Menschen, die nachts öfters von  Wadenkrämpfen geplagt werden, hilft ein  dreiminütiges Stretching vor dem  Schlafengehen, ergab eine Studie.
    • Wundermittel Magnesium:  Die vorbeugende
      Wirkung des altbewährten Hausmittels konnte  in Studien noch nicht nachgewiesen werden.  Lediglich bei krampfgeplagten Schwangeren  hat es sich bewährt. Allerdings kann es auch  nicht schaden, nach dem Sport den Salz-Wasser-Haushalt auch mit Magnesium als  Pulver oder Brausetablette wieder  auszugleichen.
    • Anregendes Kneipp-Fußbad:  Der Wechsel von  kaltem und warmem Wasser regt die  Durchblutung an und hilft auch, eine  Wadenkrampf zu lösen.
    • Schuhwerk überprüfen:  Auslöser von  Wadenkrämpfen kann auch falsches  Schuhwerk oder eine Fehlstellung der Füße wie  Spreiz- und Senkfuß sein. Einlagen und ein  geschultes Orthopädenauge können den  Schaden erkennen und beheben. Dann sollte  auch Schluss sein mit den Wadenkrämpfen.

    Wissenschaftliche Standards:


    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen  Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie  aktuellen Studien und wurde von Medizinern  geprüft.


    Quellen:

    Ingrid Müller, Chemikerin und Medizinjournalistin

    Carola Felchner, geprüfte Trainings- und  Ernährungsberaterin, Wissenschaftsjournalistin

    (Aktualisierung: 24. Januar 2019), Netdoktor.de


  • 20. Mundgeruch

    Mundgeruch  (med.:  Halitosis, Foetor ex ore) zeigt zwar selten ein ernstes gesundheitliches Problem an, ist für die Betroffenen aber äußerst unangenehm. Oftmals meiden andere Menschen ihre Nähe, was bis hin zur sozialen Isolation gehen kann. Für viele Betroffene zunächst unverständlich, da sie selbst den schlechten Geruch oft gar nicht bemerken. Verursacht wird Mundgeruch meist von einer unzureichenden Mundhygiene. Dann vermehren sich die Bakterien, die für den schlechten Atem verantwortlich sind. Lesen Sie hier, wie Mundgeruch entsteht, welche Ursachen dahinter stecken und was Sie dagegen tun können.


    Kurzübersicht


    • Beschreibung:  Unangenehm riechender Geruch der ausgeatmeten Luft
    • Ursachen:  Meist unzureichende Mundhygiene und ihre vielfältigen Folgen (Essensrückstände zwischen den Zähnen, Zahnbelag, Zungenbelag, Karies, Zahnfleischentzündung, Parodontitis etc.). Weitere Ursachen sind z.B. verminderter Speichelfluss (etwa beim Schnarchen, Fasten oder im Alter), Mundschleimhaut- und Mandelentzündung, Nasenpolypen, chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Sodbrennen bzw. Refluxkrankheit, Speiseröhrenerkrankungen, Bronchitis, Lungenentzündung, Tumoren in Mund oder Rachen, nicht eingestellter Diabetes (diabetisches Koma), Hormonschwankungen (bei Frauen), Nierenversagen, Vergiftungen, Medikamente.
    • Wann zum Arzt?  Wenn der Mundgeruch über längere Zeit besteht und sich weder durch gründliches Zähneputzen noch durch Mundspülungen beseitigen lässt.
    • Tipps:  z.B. gründlich und regelmäßig Zähne putzen, Zunge schaben, Zahnprobleme (schlechte Füllungen, Karies etc.) vom Zahnarzt behandeln lassen, Kaffeebohnen kauen (bei Magen-bedingtem Mundgeruch), Anis- oder Fenchelsamen kauen, Petersilie kauen (bei Knoblauchgeruch), Zitronensaft (bei vermindertem Speichelfluss).

    Beschreibung


    Unangenehm riechender Atem aus der Mundhöhle wird gemeinhin als Mundgeruch bezeichnet. Ernste Ursachen liegen ihm nur selten zugrunde. Dafür sind oft soziale Probleme damit verbunden. Denn der Mundgeruch-Geplagte ahnt meist nicht, dass er seine Mitmenschen auf Abstand zwingt, sobald er im wahrsten Sinne des Wortes den Mund aufmacht. Zudem trauen sich viele nicht, Betroffene auf ihren schlechten Atem anzusprechen. Dabei können die meisten der Ursachen schnell beseitigt werden.


    Mundgeruch ist nicht gleich Mundgeruch


    Genau genommen wird in der Medizin zwischen Halitosis und Foetor ex ore unterschieden.


    • Bei Foetor ex ore handelt es sich um den schlechten Geruch beim Ausatmen, der somit nur beim Sprechen oder bei offenem Mund wahrnehmbar ist. Die Ursache des schlechten Atems liegt in angrenzenden Bereichen wie der Mundhöhle oder den Mandeln.
    • Die Halitosis unterscheidet sich dadurch, dass der üble Geruch auch beim Ausatmen durch die Nase zu riechen ist. Nur etwa zehn Prozent aller Betroffenen leiden unter dieser Form. Die Ursachen sind hier nicht nur in der Mundhöhle, sondern besonders im Nasen-Rachen-Raum zu suchen.

    Entstehung von Mundgeruch


    Foetor wird vor allem von Bakterien ausgelöst. Und davon gibt es viele in unserem Mundraum - etwa 800 bis 1000 verschiedenen Bakteriearten sind dort beheimatet. Nahrungsbestandteile und Zellreste bieten ihnen optimale Lebensbedingungen. Als sogenannter Plaque sitzen die Mikroorganismen spürbar auf den Zahnoberflächen, wo sie meistens der Zahnbürste zum Opfer fallen. Besonders gut gedeihen sie an Stellen, die bei der täglichen Mundpflege leicht übersehen werden: Die Zahnzwischenräume und vor allem die Zunge mit ihrer großen, tiefen Oberfläche bieten den Bakterien perfekte Zufluchtsstätten.


    Einige Bakterienarten setzen bei der Nahrungsverwertung flüchtige Schwefelverbindungen, Fettsäuren und Polyamine frei. Diese Stoffe lassen Mundgeruch entstehen. Besonders die leicht flüchtigen Schwefelverbindungen sind geruchsaktiv. Sie werden von Mikroorganismen produziert, die bei Erkrankungen des Mundraums wie der Parodontitis vermehrt auftreten. Erkrankungen des Zahnhalteapparates sind also häufig von unangenehmem Mundgeruch begleitet.


    Gegen den Mundgeruch arbeitet unser Speichel an. Er umspült die Zähne und löst Nahrungsreste mitsamt Bakterien, Pilzsporen und Viren, die anschließend verschluckt werden. Zudem enthält der Speichel antibakterielle Stoffe und schützt damit den Zahnschmelz.


    Zu wenig Speichel erklärt auch den typischen schlechten Atem nach dem morgendlichen Erwachen. Im Schlaf produzieren wir weniger Speichel und schlucken zudem seltener. Auch strenge Diäten und Schnarchen trocknen den Mund aus und erleichtern es den Bakterien, zu wachsen.


    Häufigkeit von Mundgeruch


    Viele Menschen meiden zwiebel- und knochblauchhaltige Speisen, weil sie starken, bis zu 72 Stunden lang anhaltenden Mundgeruch verursachen. Doch der schlechte Atem nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel ist meist nur vorübergehend. 


    Anders ist das bei dauerhaftem Mundgeruch. Schätzungen zufolge leiden rund 25 Prozent der Bevölkerung darunter. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Zahl der Betroffenen nochmal. Der Grund dafür liegt in den Zähnen: Viele ältere Menschen haben sanierte Zähne oder tragen Zahnersatz. Beide bieten den Bakterien eine größere Angriffsfläche. So leidet bei den über 60-Jährigen bereits jeder Zweite unter Mundgeruch.


    Eingebildeter Mundgeruch


    Bei einem Viertel aller Patienten, die überzeugt davon sind, an Mundgeruch zu leiden, lässt sich dieser nicht nachweisen. Dieses meist psychisch bedingte Phänomen bezeichnet man als Pseudohalitosis oder Halitophobie.


    Ursachen und Auslöser


    Rund 95 Prozent aller Ursachen für Mundgeruch liegen lokal im Mund- oder Rachenraum und sind Folge einer unzureichenden Mundhygiene:


    Foetor ex ore: Ursachen


    • Zahnbelag (Plaque):  An schwer zugänglichen Stellen oder in den Zahnzwischenräumen sammeln sich Bakterien, die Mundgeruch verursachen können.
    • Zungenbelag:  Die meisten Bakterien leben auf der Zunge. Diese zu reinigen, ist ein gutes Mittel gegen Mundgeruch.
    • Schlechte Prothesenreinigung:  Auch herausnehmbare Prothesen sollten täglich gründlich gereinigt werden, um üblen Gerüchen vorzubeugen.
    • Essen und Genussmittel:  Zwiebel, Knoblauch, Alkohol, Rauchen und Kaffee verursachen schlechten Atem.
    • Essensrückstände im Mund:  Oft unentdeckt und klein, können sich Essensreste zwischen den Zähnen oder sogar an den Mandeln oder im Rachen verfangen und zu Mundgeruch führen.
    • Verminderter Speichelfluss:  Durch Schnarchen, Atmen mit offenem Mund, aber auch mit zunehmendem Lebensalter oder beim Fasten trocknet der Mund aus. Erkrankungen der Speicheldrüsen wie das Sjögren Syndrom reduzieren ebenfalls die Speichelproduktion. Neben einem unangenehm trockenen Mund sowie Problemen beim Essen oder Sprechen entsteht dann häufig Mundgeruch.
    • Mundschleimhautentzündungen:  Vor allem bei Kindern greift eine Herpesinfektion gelegentlich in den Mundraum über und verursacht die sogenannte Gingivostomatitis herpetica (Mundfäule).
    • Mundschleimhautveränderungen: Geschlechtskrankheiten wie Syphilis zeigen sich auch durch Wunden in der Mundschleimhaut, die ideale Haftstellen für Bakterien sind.
    • Mandelentzündung (Tonsillitis):  Besonders bei der chronischen Mandelentzündung bilden sich Ablagerungen, die unangenehmen Geruch verursachen.
    • Tumoren im Mund und Rachen (Plattenepithelkarzinom) können ebenfalls der Grund für Mundgeruch sein.
    • Pilzinfektion:  Eine Infektion mit Candida albicans führt zu Belägen mit Mundgeruch.
    • Karies (Zahnfäule):  Löcher in den Zähnen und im Zahnschmelz bieten Bakterien ideale Plätze zum Einnisten. So tritt der Mundgeruch in der Regel immer wieder, auch einige Stunden nach dem Zähneputzen, erneut auf.
    • Gingivitis:  Eine leichte Entzündung des Zahnfleisches lässt sich durch regelmäßige Mundhygiene noch rückgängig zu machen.
    • Parodontitis:  Durch Veranlagung, nachlässiges Zähneputzen oder bei Erkrankungen wie Diabetes kann sich der Zahnhalteapparat entzünden. Dann sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien, die starken Mundgeruch verursachen können.
    • Abszesse und Fisteln:  Zähne mit entzündetem Wurzelkanal lösen oft Schmerzen und Eiteransammlungen aus, die wiederum zu Mundgeruch führen können.

    Halitosis


    Riecht auch der Atem aus der Nase unangenehm, liegt die Mundgeruch-Ursache häufig in den Nasennebenhöhlen oder im Rachen. Manchmal ist der Grund auch eine schwere körperliche Erkrankung (systemische Erkrankung). Zu den häufgen Ursachen gehören:


    • Diäten und Fastenkuren
    • Nasenpolypen
    • Fremdkörper in der Nase – besonders bei Kleinkindern sollte man daran denken
    • chronische Nasennebenhöhlenentzündung
    • chronischer Schnupfen zum Beispiel infolge von Nasenoperationen, bei häufigem Drogenkonsum oder bei der Bestrahlung von Krebserkrankungen im Gesicht
    • Tumoren im Nasen-Rachenraum
    • Atemwegserkrankungen:  Bronchitis, Lungenentzündung, Bronchiektasen (sackförmige Ausweitungen der Bronchien), Lungenabszess
    • Vergiftungen:  Bei Phosphor oder Selen riecht der Atem nach Knoblauch, bei Blausäure nach Bittermandel.
    • Medikamente:  Bestimmte Arzneistoffe fördern die Besiedlung der Mundschleimhaut mit Pilzen oder Bakterien oder trocknen den Mund aus.

    Weit seltener als bisher angenommen geht der Mundgeruch vom Magen aus:


    • Sodbrennen, Refluxkrankheit: Hier ist eher ein säuerlicher Mundgeruch typisch.
    • Speiseröhrenerkrankungen: Beim seltenen Zenker-Divertikel (Ausstülpung der Speiseröhrenschleimhaut) können verbleibende Essensreste starken Mundgeruch verbreiten. Aber auch durch Tumoren, Entzündungen und Bewegungsstörungen der Speiseröhre (Achalasie) sind derartige Beschwerden möglich.

    Seltene Ursache für einen schlechten Atem sind systemische Erkrankungen:


    • Leberzirrhose
    • Nierenversagen
    • nicht eingestellter Diabetes mellitus: diabetisches Koma mit Atem, der nach Azeton riecht (Geruch von verfaulendem Obst)
    • akutes rheumatisches Fieber

    Bei Frauen können sich auch die Hormone auf den Atem auswirken – zum Beispiel während der Menstruation, einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.


    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Diabetes mellitus
    • Cholangitis
    • Leberzirrhose
    • Metabolisches Syndrom
    • Karies
    • Herpes
    • Kreidezähne
    • Mandelentzündung
    • Nierenentzündung
    • Niereninsuffizienz

    Was hilft gegen Mundgeruch?


    • Vorbeugen statt bekämpfen:  Lassen Sie Mundgeruch gar nicht erst entstehen – tägliches Zähneputzen beseitigt Essensreste und geruchsaktive Bakterien.
    • Ab zum Zahnarzt:  Meistens liegen oberflächliche Ursachen im Bereich der Zähne dem Mundgeruch zugrunde. Eine Karies, alte Füllungen, undichte Kronen oder Brücken sind ideale Brutstätten für Bakterien. Da diese Stellen mit der Zahnbürste nicht erreichbar sind, besteht der Mundgeruch dauerhaft, kann aber durch neue Restaurationen behoben werden.
    • Zunge schaben:  Tiefe Falten in der Zunge sind das Bakterien-Reservoir des Mundes. Spezielle Zungenschaber entfernen sanft den Zungenbelag. Aber auch das Abbürsten der Zunge mit einer gewöhnlichen Zahnbürste liefert gute Ergebnisse.
    • Kaffeebohnen kauen:  Bei Magen-bedingtem Mundgeruch kann das Zerkauen von Kaffeebohnen helfen.
    • Natur zwischen den Zähnen:  Auch das Kauen von Anis- oder Fenchelsamen reinigt den Atem. Frische Petersilie soll gegen Knoblauchgeruch helfen.
    • Zitrone gegen trockenen Mund:  Leiden Sie an trockenem Mund und Mundgeruch aufgrund von vermindertem Speichelfluss, so regt Zitronensaft die Speicheldrüsen in den meisten Fällen kräftig an.
    • Mundspülung:  Besonders antibakterielle Mundspülungen mit Chlorhexidin können dem Wachstum der Mikroorganismen vorbeugen und erfrischen kurzzeitig den Atem. Aber auch einfacher Salbeitee wirkt als Mundspülung desinfizierend und ist ein bewährtes Hausmittel gegen Mundgeruch.

    Achtung:  Pfefferminzbonbons und zuckerhaltige Kaugummis sind bei schlechtem Atem nicht geeignet! Durch die enthaltenen Kohlenhydrate fördern sie vielmehr das Bakterienwachstum und damit die Entstehung von Mundgeruch.


    Wann müssen Sie zum Arzt?


    Überwiegend hat Mundgeruch harmlose Ursachen, die sich mit einer gründlichen Mundpflege beseitigen lassen. Sollten Ihre Beschwerden jedoch über einen längeren Zeitraum anhalten und sich weder mit Zähneputzen noch mit Mundspülungen in den Griff bekommen lassen, sollten Sie zum Haus- oder Zahnarzt gehen.


    Was macht der Arzt?


    Der Hausarzt oder Zahnarzt wird zunächst den Mund- und Rachenraum untersuchen. Meist lässt sich die Ursache für Halitosis oder Foetor ex ore hier finden -  ob entzündete Mandeln, eine laufende Nase bei einer Nebenhöhlenentzündung oder Erkrankungen der Zähne oder des Zahnfleisches.


    Das wichtigste Instrument des Arztes ist seine Nase. In unterschiedlichen Entfernungen kann er die Intensität des Geruches einschätzen. Zudem deuten verschiedene Gerüche auf mögliche Erkrankungen hin: So riecht der Atem bei Nierenversagen leicht nach Harn, eitrige Infektionen sind ebenfalls unverkennbar. Technische Methoden wie Schwefeldetektoren werden zwar selten angewendet, können aber zweifelnde Pseudohalitosis-Patienten überzeugen.


    Auch die eingehende körperliche Untersuchung darf nicht fehlen, um Krankheiten der Niere, Leber, des Magens oder Stoffwechsels (z. B. Diabetes mellitus) als Ursache des Mundgeruches auszuschließen. Hierfür kann es nötig sein, Ärzte anderer Fachrichtungen einzubeziehen.


    Behandlung von Mundgeruch


    Befindet sich die Ursache im Mund, so lässt sich der Foetor schon mit einfachen Mitteln beseitigen:


    • Eine professionelle Zahnreinigung entfernt Beläge an Stellen, die man selbst nur schwer erreichen kann.
    • Das Entfernen von Karies, schadhaften Füllungen, Kronen oder Brücken beseitigt Nistplätze für weitere Bakterien.
    • Erkrankungen des Zahnhalteapparates oder des Zahnfleisches müssen unter Umständen mit Antibiotika behandelt werden.

    Bei allen anderen Ursachen von Mundgeruch wird der Arzt ebenfalls eine geeignete Therapie vorschlagen. So kann zum Beispiel bei Nasenpolypen eine operative Entfernugn sinnvoll sein.


    Wichtige Untersuchungen


    Diese Untersuchungen helfen, die Ursachen der Beschwerden heruszufinden:


    • Röntgen
    • Urintest

    Wissenschaftliche Standards:


    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.


    Quelle:

    Hanna Rutkowski, Zahnärztin

    Sabine Schrör, Medizinjournalistin

    Martina Feichter,  Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisiert:  9. August 2019), Netdoktor.de


    Deutsche Gesellschaft für Parodontologie: www.dgparo.de (Abruf: 09.08.2019)

    Gesellschaft für Zahngesunheit, Funktion und Ästhetik: www.gzfa.de (Abruf: 09.08.2019)

    Bayerische Landeszahnärztekammer: Broschüre "Mundgeruch?"

    Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abruf: 09.08.2019)

    Weber, T.: Memorix Zahnmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2010


  • 21. Kribbeln (Taubheitsgefühl)

    Kribbeln ist eine meist unangenehme subjektive Empfindung, die vielfältige Gründe haben kann. Die häufigste Krankheitsursache von Kribbeln und anderen Missempfindungen wie Brennen oder Taubheitsgefühlen ist eine Schädigung peripherer Nerven (Polyneuropathie). Sie kann beispielsweise als Spätfolge von Diabetes und Alkoholismus auftreten. Lesen Sie hier, welche Ursachen Kribbeln noch haben kann und was sich dagegen tun lässt.


    Kurzübersicht


    • Ursachen für Kribbeln:  z. B. Klemmen oder Einengen eines Nervs (etwa bei Bandscheibenvorfall, Karpaltunnelsyndrom), Magnesiummangel, Vitamin-B12-Mangel, Lippenherpes, Kontaktallergie, Schnupfen, Restless-legs-Syndrom, Krampfadern, Raynaud-Syndrom, Migräne, Fibromyalgie, Schlaganfall etc.
    • Was tun bei Kribbeln?  Manchmal lässt sich selbst etwas tun, z. B. mit antiviralen Mitteln bei Lippenherpes oder mit entsprechenden Nährstoffpräparaten bei Vitamin- oder Mineralstoffmangel. In anderen Fällen ist ärztliche Hilfe ratsam bzw. nötig.
    • Kribbeln – wann müssen Sie zum Arzt?  Wenn das Kribbeln neu und ohne ersichtlichen Grund auftritt, häufig wiederkehrt, sich verschlimmert oder von weiteren Symptomen wie Lähmungen begleitet wird

    Was steckt dahinter?


    Kribbeln empfinden die Betroffenen oft so, als würden sie eine Brennnessel berühren oder Ameisen über die Haut hinwegkrabbeln. Damit zählt Kribbeln zu den sogenannten Missempfindungen (Parästhesien). Das sind unangenehme und störende sensible Eindrücke, die entweder spontan oder bei sanften Berührungsreizen auftreten. Neben dem Kribbeln gehören zum Beispiel auch das Brennen, ein pelziges Gefühl, Prickeln, elektrisierende Schmerzen und Taubheitsgefühle zu den Missempfindungen.


    Oft sind die Ursachen für das Kribbeln harmlos, beispielsweise "eingeschlafene" Beine nach längerem Hocken. Das lästige Symptom verschwindet dann nach kurzer Zeit von allein wieder. Manchmal steckt aber auch eine Erkrankung dahinter, die unter Umständen behandlungsbedürftig ist.


    Im Folgenden finden Sie die häufigsten Ursachen von Kribbeln - - getrennt nach betroffener Körperregion:


    Kribbeln in Armen, Fingern, Händen


    • "Eingeschlafener" Körperteil:  Wenn man zum Beispiel längere Zeit in Seitenlage liegt und der Rumpf dabei schwer auf den untenliegenden Arm drückt, kann dieser "einschlafen" - die Last quetscht kleine Nerven im Arm und stört die Durchblutung. Das macht sich unter anderem mit einem Kribbeln im Arm bemerkbar, das aber in der Regel bald von allein wieder abklingt.
    • Einengung des Handmittelnervs:  Dieses Karpaltunnelsyndrom entsteht, wenn der Handmittelnerv (mittlere Armnerv) im Karpaltunnel, einem engen Durchgang im Bereich des Handgelenks, eingeklemmt wird. Das löst oft Schmerzen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühle an den Fingerspitzen (Ausnahme: kleiner Finger) und eventuell auch an der Innenhand und am Unterarm aus. Oft wachen Betroffene nachts mit „eingeschlafener“ Hand auf.
    • Einengung des Ellennervs:  So wie der mittlere Armnerv kann auch der Ellennerv eingeklemmt sein, und zwar im Bereich des Ellenbogens (Sulcus-ulnaris-Syndrom). In der Folge treten Kribbeln und Taubheitsgefühle am kleinen Finger und Ringfinger auf, später eventuell auch Handlähmungen bis hin zur „Krallenhand“. Das Sulcus-ulnaris-Syndrom kann zum Beispiel entstehen, wenn sich jemand oft auf den Ellenbogen aufstützt oder monotone Bewegungen mit dem Ellenbogen macht.
    • Ellenbogenverrenkung:  Wenn der Ellenbogen nach einem Sturz auf den ausgestreckten Arm stark schmerzt, anschwillt und sich nicht mehr bewegen lässt, liegt vermutlich eine Ellenbogenluxation vor. In manchen Fällen löst sie auch Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Unterarm oder Hand aus.
    • Raynaud-Syndrom:  Taube Finger, die kribbeln und weiß (blass) verfärbt sind, deuten auf das Raynaud-Syndrom hin. Dabei kommt es zu anfallsartigen, schmerzhaften Gefäßkrämpfen, die in einer vorübergehenden Mangeldurchblutung der Finger (seltener der Füße) resultieren. Nachdem die Finger wegen Blutmangels weiß geworden sind, verfärben sie sich im weiteren Verlauf blau und – sobald sich der Gefäßkrampf löst – schließlich rot.
    • Magnesiummangel:  Eine Unterversorgung mit dem Mineralstoff Magnesium kann Muskelkrämpfe, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
    • Kaliumüberschuss:  Ein Zuviel an Kalium im Blut kann unter anderem Missempfindungen wie Kribbeln in Füßen und Händen sowie Muskelschwäche verursachen und die Atmung beeinträchtigen.
    • Vitamin-B12-Mangel:  Kribbeln an Händen/Füßen kann ein Anzeichen für einen Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) sein. Weitere mögliche Mangelsymptome sind zum Beispiel Blutarmut (Anämie) und Gangstörungen.

    Kribbeln in Zehen, Beinen


    • „Eingeschlafene“ Füße/Beine:  Nach langem ungünstigem Liegen oder Sitzen (z. B. im Schneidersitz oder mit untergeschlagenem Bein) kann sich das „geklemmte“ Körperteil durch den Druck auf Nerven und Gefäße taub anfühlen und kribbeln. Wie beim "eingeschlafenen" Arm (siehe oben) ist das in der Regel harmlos und verschwindet nach ein paar Minuten, spätestens nach ein paar Stunden von allein wieder.
    • Syndrom der unruhigen Beine (Restless-legs-Syndrom):  Die Betroffenen verspüren ein tiefsitzendes Kribbeln, Zuckungen und einen heftigen Bewegungsdrang in den Beinen (manchmal auch in den Armen). In Ruhe - vor allem abends und nachts - verschlimmern sich die Beschwerden des Restless-Legs-Syndroms, beispielsweise nimmt das Kribbeln im Bein zu.
    • Einengung des Schienbeinnervs (Tarsaltunnelsyndrom):  Hierbei ist der Schienbeinnerv in seinem Verlauf durch den Tarsalkanal (gebildet von Sprungbein, Fersenbein und Innenknöchel) eingeklemmt. Dies kann etwa nach einer Verletzung im Sprunggelenk oder Fußbereich der Fall sein. Symptome sind Taubheitsgefühl, Kribbeln und/oder Schmerzen am inneren Fußrand, die besonders nachts und bei Belastung auftreten. Manchmal strahlen die Schmerzen in die Fußsohle und Wade aus.
    • Metatarsalgie:  Der Begriff bezeichnet belastungsabhängige Schmerzen im Bereich des Mittelfußes, die auf eine Überlastung des Mittelfußes zurückzuführen sind, etwa bei Spreizfuß oder Ballenzehe (Hallux valgus). Die Betroffenen klagen über attackenartige, brennende oder elektrisierende Schmerzen und/oder Kribbeln am Vorfuß, meist zwischen der dritten und vierten Zehe.
    • Krampfadern (Varizen):  Schweregefühl, Schmerzen, Jucken und/oder Kribbeln im Bein – genauer im Unterschenkel – können durch Krampfadern bedingt sein.
    • Erkrankung des peripheren Nervensystems (Polyneuropathie):  Zu den peripheren Nerven zählen unter anderem jene in den Beinen. Sie können zum Beispiel als Spätfolge von Diabetes oder Alkoholsucht geschädigt sein, was zu Kältegefühl, Schmerzen, Brennen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühlen in meist strumpfförmiger Ausdehnung an beiden Unterschenkeln und Füßen führt.
    • Bandscheibenvorfall:  Ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl um den After oder am Bein kann durch einen Bandscheibenvorfall bedingt sein. Zudem kommt es dabei oft zu Schmerzen, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein mit Rückenschmerzen.
    • Einengung des Wirbelkanals:  Die Spinalkanalstenose kann die gleichen Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall hervorrufen, also beispielsweise Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl um den After oder im Bein, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein. Daneben können solche Beschwerden auch auf einen Wirbelbruch oder Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) hinweisen.
    • Pantothensäuremangel:  Das Vitamin Pantothensäure ist in fast allen Lebensmitteln enthalten, weshalb ein Mangel selten auftritt. Wenn das aber doch passiert, äußert sich der Mangel unter anderem in Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl sowie Kribbeln und stechenden Schmerzen in den Füßen.
    • schlaffe Lähmung:  Bestimmte Nervenerkrankungen (Polyneuropathien) und andere Erkrankungen wie Kinderlähmung und Muskeldystrophie (erblich bedingter Muskelschwund) können zu einer schlaffen Lähmung führen. Kennzeichnend dafür ist ein watschelnder Gang mit beidseitiger Schwäche oder Lähmung von Hüft- und/oder Beinmuskeln; manchmal sind auch die Schulter-, Arm- oder Gesichtsmuskeln betroffen. Zudem kann ein Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl in den Beinen auftreten.

    Kribbeln im Gesicht


    • Schnupfen:  Bei beginnendem Erkältungsschnupfen sowie bei allergischem Schnupfen können neben Nasenlaufen, Niesreiz und behinderter Nasenatmung auch Jucken und Kribbeln im Kopf beziehungsweise in der Nase auftreten. Das Gleiche gilt beim sogenannten vasomotorischen Schnupfen, der etwa durch Kälte, Alkohol, heiße Getränke, Stress oder übermäßigen Gebrauch von Nasentropfen entstehen kann.
    • Kontaktallergie:  Wenn auf größeren Schleimhautbereichen des Mundes oder im ganzen Mund eine Rötung, Brennen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl auftreten, könnte dies auf eine Kontaktallergie (etwa auf Zahnpasta, Lebensmittelfarbstoffe oder Medikamente) hindeuten.
    • Lippenherpes (Herpes simplex):  Eine Herpesinfektion im Bereich der Lippen äußert sich in einem bläschenartigen Ausschlag. Noch bevor die Bläschen sich bilden, macht sich die Infektion meist durch ein Kribbeln oder Brennen der Lippen bemerkbar.
    • Panikattacke:  Bei manchen Betroffenen äußert sich eine Panikattacke unter anderem mit einem Kribbeln um den Mund herum – oft begleitet von einem Engegefühl in der Brust, schneller Atmung und großer Angst.
    • Migräne:  Wenn dieser starke Kopfschmerz zuschlägt, macht er sich bei einigen Betroffenen unter anderem durch ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln im Gesicht bemerkbar.

    Sonstige Ursachen für Kribbeln


    • Thoracic-outlet-Syndrom (TOS):  Der Begriff umfasst alle Beschwerdebilder, bei denen Druck im oberen Brustkorb Nerven oder Blutgefäße schädigt oder beeinträchtigt. Mögliche Anzeichen des TOS sind zum Beispiel wechselnde Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühl an der Außenseite der Schulter, oft auch an Arm und Hand. Bestimmte Bewegungen und Haltungen wie Drehen des Kopfes oder Überkopfaktivitäten können die Beschwerden auslösen.
    • epileptischer Anfall:  Sogenannte einfach-fokale Anfälle entstehen in einem eng umschriebenen, begrenzten Bereich im Gehirn und lösen keine Bewusstseinstrübung aus (im Gegensatz zu komplex-fokalen Anfällen). Je nachdem, in welcher Hirnregion der Anfall entsteht, sind aber Sensibilitätsstörungen wie zum Beispiel Kribbeln und „Ameisenlaufen“ möglich.
    • Fibromyalgie:  Diese chronische Schmerzerkrankung äußert sich durch einen tiefen Muskelschmerz, häufig begleitet von Steifigkeit, Brennen, Kribbeln oder einem Taubheitsgefühl. Betroffen von den beiden letzteren Symptomen sind oft Rücken, Brust, Nacken, Arme und Beine.
    • Schlaganfall:  Ein halbseitiges Taubheitsgefühl, Kribbeln in einem Arm oder Bein, eventuell begleitet von Lähmungen kann auf einen Schlaganfall hindeuten.

    Krankheiten mit diesem Symptom


    Informieren Sie sich hier zu den Krankheiten, bei denen das Symptom auftreten kann:


    • Bandscheibenvorfall
    • Gürtelrose
    • Korsakow-Syndrom
    • Ischias
    • Alkoholismus
    • Raynaud-Syndrom
    • Herpes
    • Epilepsie
    • Guillain-Barré-Syndrom
    • Wernicke-Enzephalopathie

    Was tun?


    Ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung die Ursache des Kribbelns, wird und muss ein Arzt einen geeigneten Therapieplan erstellen (siehe unten). Manchmal können Sie aber auch selbst etwas gegen das lästige Kribbeln tun, zum Beispiel:


    • Betupfen:  Wenn ein Brennen oder Kribbeln an den Lippen Herpesbläschen ankündigt, sollten Sie sofort reagieren. Bewährte Hausmittel sind das wiederholte Auftupfen von eingetrocknetem oder frischem Rotwein sowie Auflagen mit Eichenrinden-, Johanniskraut-, Salbei- oder Zaubernusstee. Bereiten Sie solche Tees für die Herpesvorbeugung doppelt so stark zu wie einen Tee zum Trinken. Bei Kribbeln auf den Lippen können Sie auch Propolis, ätherisches Minzöl oder Teebaumöl (verdünnt) auftragen.
    • Inhalieren:  Kündigt sich ein Schnupfen durch Kribbeln in der Nase, Niesreiz und trockene Nasenschleimhaut an, können Sie den Krankheitsausbruch oft noch mit einer Inhalation verhindern: Geben Sie je einen Esslöffel Kamillenblüten und Salbeiblätter sowie drei bis zehn Tropfen Eukalyptusöl in eine Schüssel mit einem Liter heißem Wasser. Inhalieren Sie die aufsteigenden Dämpfe zehn Minuten lang abwechselnd durch die Nase und den Mund, decken Sie Kopf und Oberkörper dabei über der Schüssel mit einem Handtuch ab.
    • Globuli und Schüßler Salze:  Wenn Schnupfen oder Heuschnupfen für ein Kribbeln in der Nase und weitere Beschwerden sorgt, empfiehlt die Homöopathie beispielsweise das Mittel Sinapis nigra (Schwarzer Senf). Geeignete Schüßler Salze bei beginnendem Schnupfen mit Niesen und Kribbeln in der Nase sind zum Beispiel Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12 (bei geröteter, empfindlicher und gereizter Nase sowie leichtem Fieber) und Nr. 4 Kalium chloratum D6 (bei blassweißem Nasensekret, verstopfter Nase, Stockschnupfen).
    • Vitamine:  Falls ein Vitaminmangel (Vitamin B12, Pantothensäure) das Kribbeln verursacht, sollten Sie Ihre Ernährung anpassen: Viel Vitamin B12 steckt zum Beispiel in Leber, Fleisch, Fisch, Milch, Eiern sowie in pflanzlichen Lebensmitteln, die mittels Gärung entstehen (wie Sauerkraut). Gute Quellen für Pantothensäure sind Leber, Muskelfleisch, Fisch, Milch, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.
    • Magnesium:  Steckt Magnesiummangel hinter dem Kribbeln, sollten Sie vermehrt zu magnesiumreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Milch und Milchprodukten, Leber, Geflügel, Fisch, verschiedenen Gemüsearten und Kartoffeln greifen.

    Wann zum Arzt?


    Meist ist Kribbeln harmlos, etwa im Fall „eingeschlafener“ Gliedmaßen oder als Vorbote eines leichten Erkältungsschnupfens. In folgenden Fällen von Kribbeln sollten Sie aber zu einem Arzt gehen, um die Ursache abklären zu lassen:


    • neu auftretendes Kribbeln ohne erkennbaren Grund
    • anhaltendes, häufig wiederkehrendes oder sich verschlimmerndes Kribbeln
    • Kribbeln, das von weiteren Beschwerden begleitet wird (z.B. von Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche oder Lähmungen)

    Was macht der Arzt? 


    Der Arzt wird sich zunächst ausführlich nach Ihrer Krankengeschichte erkundigen (Anamnese). Beispielsweise wird er Sie fragen, seit wann das Kribbeln besteht, ob es in bestimmten Situationen verstärkt auftritt und ob weitere Beschwerden bestehen. Diese Informationen geben dem Arzt oft schon Anhaltspunkte, was die Ursache für das Kribbeln sein könnte.


    Verschiedene Untersuchungen können den Verdacht dann bestätigen oder ausräumen. Dazu zählen zum Beispiel:


    • Körperliche Untersuchung:  Sie ist Routine, wenn Patienten mit unklarem Kribbeln oder anderen Beschwerden zum Arzt kommen.
    • Blutuntersuchungen:  Eine Blutanalyse kann zum Beispiel einen Mangel an Magnesium oder Vitamin B12, aber auch einen Überschuss an Kalium als Auslöser von Kribbeln aufdecken.
    • Orthopädische Untersuchung:  Sie ist zum Beispiel bei Erkrankungen der Wirbelsäule als mögliche Ursachen von Kribbeln angezeigt, so etwa bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalstenose).
    • Bildgebende Verfahren:  Röntgen, Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) und Computertomografie (CT) können etwa bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall, eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalstenose) oder Epilepsie als Auslöser für das Kribbeln sinnvoll sein. Ein spezielles Ultraschallverfahren, die Dopplersonografie, dient der genaueren Untersuchung von Krampfadern.
    • Neurologische Tests:  Im Rahmen neurologischer Untersuchungen prüft der Arzt anhand verschiedener Tests Funktions- und Leitungszustand von Nervenbahnen. Das ist wichtig, wenn das Kribbeln auf einem eingeengten Nerv beruhen könnte - wie etwa bei einem Bandscheibenvorfall, Karpal- oder Tarsaltunnelsyndrom.
    • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit:  Bei der Elektroneurografie (ENG) misst der Arzt, wie schnell periphere Nerven (etwa in Armen oder Beinen) Informationen weiterleiten. Das Ergebnis kann auf Nervenschädigungen hinweisen, das das Kribbeln verursachen (z.B. bei Polyneuropathie oder Karpaltunnelsyndrom).
    • Messung der elektrischen Muskelaktivität:  Bei der Elektromyografie (EMG) wird die elektische Aktivität von Muskelfasern gemessen.
    • Messung der Hirnströme:  Kommen epileptische Anfälle als Auslöser von Kribbeln in Betracht, kann der Arzt zur Klärung im Rahmen der Elektroenzephalografie (EEG) die elektrische Hirntätigkeit, analysieren.
    • Allergietest:  Vermutet der Arzt eine Kontaktallergie hinter dem Kribbeln, kann ein sogenannter Pflastertest (Epikutantest) Gewissheit bringen.

    Konnte der Arzt herausfinden, was das Kribbeln auslöst, wird er Ihnen nach Möglichkeit eine geeignete Behandlung vorschlagen.


    Wichtige Untersuchungen


    Diese Untersuchungen helfen, die Ursachen der Beschwerden heruszufinden:


    • Computertomografie
    • EEG
    • fMRT
    • Kernspintomografie
    • Urintest

    Wissenschaftliche Standards:


    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.


    Quellen:

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisiert:  5. Juni 2020), Netdoktor.de


    Klimm, H.-D. & Klimm, F.-P.: Allgemeinmedizin, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage 2018

    Ackermann, H. et al.: AllEx – Alles fürs Examen: Das Kompendium für die 2. ÄP, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage 2014

    Lang, E. et al.: Differenzialdiagnose für Heilpraktiker, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage 2017

    Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie: Leitlinien zu Diagnostik und Therapie in der Gefäßchirurgie, Springer Verlag, 2010

    Koula-Jenik, H. et al.: Leitfaden Ernährungsmedizin, Elsevier Verlag, 2005

    Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (Hrsg.): Die Nährstoffe. Bausteine für Ihre Gesundheit, 2009

    Hacke, W.: Neurologie, Springer Verlag, 14. Auflage 2016

    Füessl, H.S. & Middeke, M.: Duale Reihe Anamnese und Klinische Untersuchung, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage 2018

    Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Haug Verlag, 2011

    Mayer, J. G. et al.: Das großeHandbuch der Klosterheilkunde, Zabert Sandmann Verlag, 2006

    Heepen, G.H.: Quickfinder Schüßler-Salze, Gräfe und Unzer Verlag, 2018

    Berufsverband Deutscher Neurologen et al.: "Taubheit und Kribbeln in den Fingerkuppen können Anzeichen für Karpaltunnel-Syndrom sein" (vom 16.02.2016); unter: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de

    DAN – Netzwerk Deutscher Apotheker GmbH: "Taubheitsgefühle, Kribbeln und Missempfindungen"; unter: www.apotheken.de (Abruf: 05.06.2020)


  • 22. Dünnes Haar und Haarausfall

    Vom krankhaften Haarausfall (Alopezie) spricht man, wenn einem über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen. Die häufigste Form ist der erblich bedingte Haarausfall bei Männern. Aber welche Formen von Haarausfall gibt es noch? Und welche Mittel helfen am besten? Lesen Sie jetzt alles darüber!


    Kurzübersicht


    • Formen:  Erblich bedingter Haarausfall (mit über 60% häufigste Form), Kreisrunder Haarausfall, Diffuser Haarausfall, unspezifische Formen (z.B. durch Medikamente, Krankheit, mechanische Belastung)
    • Behandlung:  richtet sich nach der Form. Einige vielverprechende Ansätze insbes. bei erblich bedingtem Haarausfall/Geheimratsecken (s. Tabelle)
    • Diagnostik:  ausführliches Erheben der Vor- und Familiengeschichte (Anamnese, Familienanamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Epilationstest ("Ausreißversuch"), Trichogramm (Bestimmung der Wachstumphasenverteilung), Haaranalyse, Biopsie (Gewebeprobe der Kopfhaut), Ausschluss anderer Erkrankungen
    • Prognose:  je nach Ursache unterschiedlich, oft langfristige (dauerhafte) Behandlung, früher Beginn verschlechtert Behandlungsaussichten. Kreisrunder Haarausfall heilt manchmal spontan.

    Welche Behandlung hilft?


    "Was hilft gegen Haarausfall?" Das ist für die meisten Betroffenen die entscheidende Frage. Die Antwort hängt von Art und Ursache des übermäßigen Haarverlusts ab. So wird etwa eine hormonell-erblich bedingte Alopezie anders behandelt als ein Kreisrunder Haarausfall oder ein Haarausfall aufgrund von Mangelernährung. Insgesamt gilt: Der Erfolg einer medikamentösen oder sonstigen Haarausfall-Behandlung lässt sich schwer abschätzen - bei den einen wirkt die Behandlung, bei den anderen nicht.


    In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die wirksamsten Medikamentenwirkstoffe und sonstigen Therapien, die bei den verschiedenen Formen von Haarausfall angewendet werden:


    Art von Haarausfall


    Erblich bedingter Haarausfall  (Mittel/Methode):  


    • Finasterid
    • Minoxidil
    • Antiandrogene

    Kreisrunder Haarausfall  (Mittel/Methode):  


    • Dithranol (Cignolin, Anthralin)
    • Glukokortikoide
    • Topische Immuntherapie

    Finasterid


    Finasterid wurde ursprünglich nur bei gutartiger Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) verschrieben. Als Mediziner entdeckten, dass sich bei einigen Patienten unter Finasterid der Haarwuchs verbesserte, entwickelten Unternehmen eigene Präparate gegen erblich bedingten Haarausfall (Alopecia androgenetica).


    Finasterid ist ein sogenannter 5α-Reduktase-Hemmer, das heißt:  Er blockiert das Enzym 5α-Reduktase, das normalerweise das männliche Sexualhormon Testosteron in seine aktive Form Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarwurzeln überempfindlich auf DHT. Deshalb kann Finasterid bei den Betroffenen das Fortschreiten des Haarverlusts stoppen. Manchmal verdichten sich die Kopfhaare auch wieder. Die Wirkung zeigt sich allerdings meist erst nach drei bis sechs Monaten. Wird das Medikament abgesetzt, fallen die Haare erneut aus.


    Der Wirkstoff ist rezeptpflichtig und wird in Form von Tabletten (1 mg) eingenommen. Höher dosierte Tabletten (5 mg) sind nur zur Behandlung von gutartiger Prostatavergrößerung zugelassen.


    Nebenwirkungen:  Finasterid kann unter anderem die sexuelle Lust (Libido) und das sexuelle Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Manche Männer berichten auch von einer Berührungsempfindlichkeit und/oder einem Spannungsschmerz der Brust.


    Für Frauen ist dieses Mittel gegen Haarausfall nicht geeignet, da bei Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter eine Schädigung des Fetus nicht auszuschließen ist.


    Minoxidil


    Minoxidil war wie Finasterid ursprünglich zur Behandlung einer ganz anderen Erkrankung gedacht - Bluthochdruck. Auch hierbei wurde als Nebenwirkung ein verstärkter Haarwuchs beobachtet. Daraufhin entwickelten Forscher eine Minoxidil-haltige Haartinktur, die zur äußerlichen Anwendung bei erblich bedingtem Haarausfall zugelassen ist. Bei weiblichen Patienten gilt Minoxidil als derzeit wirksamste Therapie.


    Gelegentlich wird auch versucht, mit Minoxidil Kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) zu lindern, wobei sich hier aber kein nennenswerter Erfolg einstellt.


    Der genaue Wirkmechanismus von Minoxidil ist unbekannt, könnte aber unter anderem in einer gesteigerten Durchblutung der Kopfhaut bestehen. Die wirkstoffhaltige Haartinktur ist rezeptfrei erhältlich - für Männer gibt es eine 5-prozentige, für Frauen eine 2-prozentige Lösung. In Tablettenform wird der Wirkstoff nur als Blutdrucksenker eingesetzt.


    Nebenwirkungen:  Die Haartinktur kann lokale Hautreaktionen wie Juckreiz, Rötung und Entzündung der Haut verursachen. Manchmal verstärkt sich der Haarwuchs im Gesicht. Selten kommt es zu Veränderungen des Blutdrucks. Dennoch sollten Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Nebenwirkungen wie beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) und Gewichtszunahme achten:  Falls die Kopfhautbarriere nicht intakt ist (z.B. kleine Risse), kann der Wirkstoff in den Blutkreislauf geraten und eventuell solche unerwünschten Effekte hervorrufen.


    In der Schwangerschaft und Stillzeit darf Minoxidil nicht angewendet werden.


    Nach Absetzen von Minoxidil schreitet der androgenetische Haarausfall meist wieder fort.


    Antiandrogene


    Antiandrogene (wie Cyproteronacetat oder Dienogest) sind Substanzen, welche die Wirkung von Testosteron beziehungsweise dem stärker wirkenden Dihydrotestosteron (DHT) unterbinden, indem sie deren Andockstellen (Rezeptoren) besetzen. Manche Antiandrogene wie Chlormadinonacetat hemmen auch das Enzym 5α-Reduktase (wie Finasterid), sodass weniger DHT in den Zellen entsteht. Aufgrund dieser Wirkmechanismen sollen Antiandrogene gegen erblich bedingten Haarausfall bei Frauen helfen.


    Nach den Wechseljahren können Antiandrogene allein verschrieben werden. Bei Frauen vor den Wechseljahren müssen sie in Kombination mit Östrogenen als Verhütungsmittel eingenommen werden. Denn während der Behandlung muss eine Schwangerschaft unbedingt vermieden werden:  Antiandrogene würden bei einem männlichen Fötus die Genitalentwicklung stören und zur "Verweiblichung" führen.


    Das Östrogen im Verhütungsmittel kann zudem die Wirkung gegen den Haarausfall verstärken:  Es erhöht die Menge an sogenanntem Sexualhormon-bindendem Globulin (SHBG). In der Folge wird mehr Testosteron im Blut gebunden. Es kann aber nur freies Testosteron in die Haarfollikelzellen gelangen.


    Nebenwirkungen:  Antiandrogene können unter anderem die sexuelle Lust verringern.


    Raucherinnen wird generell von der Einnahme von Sexualhormonpräparaten abgeraten, weil sie ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen, Embolien) haben. Durch die Hormone steigt dieses noch zusätzlich an.


    Männer mit erblich bedingter Alopezie dürfen Antiandrogene nicht einnehmen, weil sie "verweiblichen" würden (zum Beispiel Wachstum der männlichen Brust = Gynäkomastie).


    Dithranol (Cignolin, Anthralin)


    Der Wirkstoff Dithranol wird vor allem in der Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis) eingesetzt. Der hautreizende Stoff wird aber manchmal auch auf kahle Stellen bei Kreisrundem Haarausfall aufgebracht: Die Hautirritation soll neues Haarwachstum anregen.


    Nebenwirkungen:  Mögliche Nebenwirkungen sind Rötungen der Haut, Braunverfärbungen der Haut, Haarverfärbungen (bei blondem und grauem Haar) sowie allergische Reaktionen der Haut auf den Kontakt mit Dithranol (Kontaktdermatitis).


    Glukokortikoide ("Kortison")


    Meist wird Kreisrunder Haarausfall äußerlich mit Kortison-Cremes oder -Lösungen behandelt. Sie sollen die entzündliche Immunreaktion an den betroffenen Stellen lindern. Bei manchen Patienten kann dies tatsächlich den Haarausfall stoppen und neue Haare sprießen lassen, bei anderen dagegen nicht. Wenn die Behandlung erfolgreich ist, dann im Allgemeinen nur solange sie andauert: Wir die Kortisontherapie beendet, fallen die Haare oft wieder aus.


    In bestimmten Fällen kann der Arzt auch Kortison-Spritzen in die kahlen Stellen verabreichen. Starker Haarausfall kann auch mit Kortison in Tablettenform behandelt werden. Die Gefahr von Nebenwirkungen ist dabei aber besonders groß.


    Nebenwirkungen:  Die äußerliche Anwendung von Kortison kann zum Beispiel allergische Reaktionen hervorrufen. Besonders bei innerlicher Anwendung besteht auf Dauer die Gefahr von systemischen (den ganzen Körper betreffenden) Nebenwirkungen. Dazu zählen zum Beispiel eine Schwächung des Immunsystems (mit Wundheilungsstörungen, erhöhter Infektanfälligkeit etc.), Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Menstruationsstörungen und das Cushing-Syndrom.


    Topische Immuntherapie


    Wenn Kreisrunder Haarausfall zu größeren kahlen Stellen geführt hat, kann unter Umständen eine Topische Immuntherapie helfen. Dabei wird durch Aufbringen des Wirkstoffes Diphencypron (Diphenylcyclopropenon, DCP) gezielt eine allergische Kontaktdermatitis ausgelöst und durch wiederholte Behandlung aufrecht erhalten. Das soll die Immunzellen von einem Angriff auf die Haarwurzeln "ablenken". Experten vermuten nämlich eine Autoimmunreaktion bei Kreisrundem Haarausfall - also einen Angriff von Immunzellen auf die Haarwurzeln aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems.


    Nebenwirkungen:  Die aufwändige Therapie kann unter anderem die Bildung von überschießenden Ekzemen auf den behandelten Hautstellen auslösen. Sie sollte deshalb nur von speziell geschulten Ärzten durchgeführt werden.


    Falls die Behandlung anschlägt und die Haare nachwachsen, kann es später dennoch zu einem Rückfall kommen.


    PUVA


    Die Behandlung von Kreisrundem Haarausfall mittels PUVA umfasst die Anwendung eines photoxischen Stoffes (Psoralen), gefolgt von einer Bestrahlung der kahlen Stellen mit UV-A-Licht. Das soll den Angriff der Immunzellen auf die Haarwurzeln stoppen. Im Allgemeinen wird das Psoralen äußerlich appliziert (etwa als Creme). Die Behandlungsmethode gilt als ähnlich erfolgreich wie die Topische Immuntherapie. Allerdings ist das Rückfallrisiko höher.


    Nebenwirkungen:  Im Allgemeinen wird das Psoralen äußerlich als Creme angewendet (Topische PUVA). Besonders bei zu hoher Konzentration können sich auf der behandelten Hautpartie nach der UV-A-Bestrahlung unerwünschte Reaktionen wie etwa eine Art Sonnenbrand zeigen.


    Man könnte Psoralen auch innerlich (als Tablette) anwenden, bevor man die Haut bestrahlt. Diese systemische PUVA ist aber nicht erfolgversprechender als eine topische. Zudem birgt sie ein höheres Risiko für Nebenwirkungen wie etwa ein höheres Hautkrebs-Risiko.


    Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Haarausfall


    Neben erblich bedingtem und kreisrundem Haarausfall gibt es noch weitere Formen von Haarverlust. Wenn jemand mehr oder weniger gleichmäßig über den ganzen Kopf Haare verliert, sprechen Mediziner von Diffusem Haarausfall. Er kann unterschiedlichste Gründe haben:  Oft wird er durch bestimmte Medikamente verursacht, zum Beispiel durch Mittel gegen erhöhte Blutfettwerte (Lipidsenker), Krebsmedikamente (Zytostatika) oder Mittel gegen Schilddrüsenüberfunktion (Thyreostatika). Nach Beenden der Therapie legt sich der Haarausfall meist wieder. Je nach Medikament kann es auch möglich sein, die Dosis zu verringern oder auf ein alternatives Präparat umzusteigen, das den Haaren weniger schadet.


    Manchmal wird Diffuser Haarausfall von Infektionen oder anderen Erkrankungen (wie Schilddrüsenerkrankungen) verursacht, dies es zu behandeln gilt. Steckt Eiweiß- oder Eisenmangel hinter dem übermäßigen Haarverlust, muss das Defizit über die Ernährung oder Ersatzpräparate ausgeglichen werden.


    Auch bei einem vernarbenden Haarausfall (narbige Alopezie) ist die Behandlung der Grunderkrankung (Lupus erythematodes, Knötchenflechte etc.) die beste Strategie gegen den Verlust der Haare.


    Ein mechanisch bedingter Haarausfall lässt sich stoppen, indem man einen übermäßigen Zug auf die Haarwurzeln vermeidet. Das heißt zum Beispiel, auf einen straff gebundenen Pferdeschwanz zu verzichten und die Haare öfters offen zu tragen.


    Haartransplantation


    Geheimratsecken und Hinterkopfglatze, die sich bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall bilden, lassen sich mit einer Eigenhaartransplantation kaschieren. Dabei werden am noch stärker behaarten Hinterkopf kleine Gewebsstücke mit Haarfollikeln, die meist nicht empfindlich auf Testosteron reagieren, herausgeschnitten und an die kahlen Stellen "verpflanzt". Der Eingriff sollte von einem erfahrenen Dermatologen durchgeführt werden.


    Für Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall ist eine Eigenhaartransplantation oft wenig geeignet, weil sich bei ihnen meist keine umschriebenen kahlen Stellen (wie Hinterkopfglatze) bilden, sondern die Haare allgemein ausdünnen (besonders am Oberkopf). Zu einer völligen Kahlheit kommt es dabei meist nicht.


    Auch bei Kreisrundem Haarausfall ist eine Haartransplantation nicht angebracht, weil nach einigen Monaten die Haare oft von allein wieder nachwachsen (Spontanheilung).


    Was Sie selbst tun können


    Der Handel bietet zahlreiche frei verkäufliche Produkte gegen Haarausfall an. So gibt es zum Beispiel Koffein-Shampoo gegen Haarausfall, Klettenwurzel- und Sägepalmenextrakt, Produkte mit Vitamin H, Hirseextrakt oder Taurin. Sie versprechen etwa, das Haarwachstum anzuregen und die Haare zu erhalten, indem sie die Kopfhaut und die Durchblutung stimulieren. Bei den meisten dieser Mittel steht der Beweis für die Wirksamkeit aber noch aus.


    Das Gleiche gilt für Haarwässer mit Alfatradiol (17-α-Estradiol). Der Wirkstoff kann ähnlich wie Finasterid das Enzym 5α-Reduktase und damit die Bildung von hoch wirksamem Dihydrotestosteron (DHT) hemmen. Deshalb wird es Männern mit erblich bedingtem Haarausfall empfohlen. Die Wirksamkeit ist aber nicht wissenschaftlich eindeutig belegt.


    Oftmals werden auch Präparate mit Zink gegen Haarausfall eingenommen. Sie führen allerdings nur selten zum Erfolg, haben aber zumindest keine Nebenwirkungen. Oft wird auch Biotin bei Haarausfall empfohlen, besonders auch bei Kreisrundem Haarausfall, der oft von Nagelveränderungen begleitet wird. Denn Biotin ist (ebenso wie Zink) allgemein für gesunde Haare und Nägel wichtig. Die Wirksamkeit von Biotin gegen Haarausfalll ist allerdings umstritten.


    Der richtige Haarschnitt oder eine andere Frisur kann kahle Stellen oder dünner werdende Haarpartien verdecken. Lassen Sie sich vor Ihrem Friseur beraten!


    Auch Haarersatz kann die betroffenen Stellen kaschieren. Es gibt heute Perücken und Toupets aus Echt- und Kunsthaar in allen Formen und Farben, die sich vorübergehend oder dauerhaft befestigen lassen. Mit manchem Haarersatz können Sie sogar schwimmen gehen. Lassen Sie sich auf jeden Fall in einem Zweithaarstudio professionell beraten! Fragen Sie auch bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie sich an den Kosten für einen Haarersatz bei Haarausfall beteiligt.


    Ursachen


    Die verschiedenen Formen von Haarausfall haben unterschiedlichste Ursachen.


    Erblich bedingter Haarausfall


    Erblich bedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie) ist die weitaus häufigste Form von Haarausfall und betrifft vor allem Männer:  Bei den Betroffenen weisen die Haarwurzeln eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber männlichen Sexualhormonen (Androgenen) auf, darunter vor allem gegenüber Dihydrosteron (DHT). Das ist die wirksamere Variante von Testosteron. Bei den betroffenen Männern wird die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare immer kürzer, und die Follikel schrumpfen zunehmend. Sie produzieren schließlich nur noch kurze, dünne, kaum sichtbare Wollhaare (Vellushaare). Diese können bestehen bleiben oder schließlich auch noch ausfallen, ohne dass neue Haare nachgebildet werden.


    Bei Frauen kommt erblich bedingter Haarausfall viel seltener vor. Gelegentlich steckt eine Erkrankung mit gestörter Östrogen-Produktion bzw. erhöhter Testosteron-Produktion dahinter wie etwa das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom). Bei den meisten betroffenen Frauen ist der Testosteronspiegel aber normal. Hier wird die Ursache vielmehr in einer verminderten Aktivität des Enzyms Aromatase in Kombination mit einer genetisch bedingten Empfindlichkeit einiger (nicht aller) Haarwurzeln gegenüber Androgenen vermutet:


    Das Enzym Aromatase wandelt an den weiblichen Haarfollikeln die männlichen Sexualhormone (Androgene) in weibliche Sexualhormone (Östrogene) um. Bei Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall ist diese Enzymaktivität reduziert. Die Folge: An den empfindlichen Haarfollikeln steigt die Konzentration der Androgene. Gleichzeitig werden vor Ort weniger Östrogene gebildet, denen eine fördernde Wirkung auf das Haarwachstum zugesprochen wird.


    Kreisrunder Haarausfall


    DIe genauen Ursachen für den Kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) sind bis heute nicht geklärt. Es stehen aber einige Faktoren im Verdacht, zur Entstehung dieser Form von Alopezie beizutragen:


    Meist wird vor allem eine Autoimmunreaktion verantwortlich gemacht: Aufgrund einer Störung attackiert das Immunsystem die Haarwurzeln, sodass die Haare schließlich ausfallen. Für diese Vermutung spricht, dass Menschen mit Kreisrundem Haarausfall manchmal auch unter Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) leiden.


    Außerdem können auch eine genetische Veranlagung und psychische Faktoren die Entstehung der Alopecia areata begünstigen, glauben Experten.


    Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Kreisrunder Haarausfall.


    Diffuser Haarausfall:  Ursachen


    Bei der diffusen Alopezie werden die Haarwurzeln geschädigt. Dies führt zu einem mehr oder weniger gleichmäßig am ganzen Kopf auftretenden Haarausfall, wodurch sich das Kopfhaar zunehmend lichtet und die Kopfhaut durchscheint. Die Ursachen können vielfältig sein. Die wichtigsten sind:


    • bestimmte Medikamente, zum Beispiel Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie bei Krebs, Mittel gegen Schilddrüsenüberfunktion (Thyreostatika), Gerinnungshemmer (Antikoagulanzien), Mittel gegen erhöhte Blutfettwerte (Lipidsenker) oder die Pille (Ovulationshemmer)
    • Infektionskrankheiten wie Typhus, Tuberkulose, Syphilis, Scharlach, schwere Grippe
    • Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenunterfunktion
    • Schwermetallvergiftungen (etwa mit Arsen oder Thallium)
    • längerfristige Mangelernährung, etwa durch Crash-Diäten oder Fastenkuren oder aber infolge einer gestörten Nahrungsverwertung
    • Strahlentherapie bei Krebserkrankungen in der Kopfregion

    Diffuser Haarausfall bei der Frau kann auch mit der Hormonumstellung nach einer Geburt zusammenhängen, sodass etwa zwei bis drei Monate nach der Entbindung verstärkt die Haare ausfallen. Das legt sich aber nach zwei bis vier Monaten meist von allein wieder.


    Sonstige Ursachen von Haarausfall


    Neben den drei Hauptformen von Haarausfall gibt es noch weitere Ursachen für spärlichen Haarwuchs beziehungsweise verstärkten Haarverlust. Dazu gehören:


    • anhaltender Zug an den Haarwurzeln, etwa durch häufiges Tragen eines straff gebundenen Zopfes oder Pferdeschwanzes (diese Traktionsalopezie betrifft vor allem den Stirn- und Schläfenbereich)
    • Narben oder Gewebeschwund (Atrophie) im Kopfbereich, etwa infolge von Infektionen durch Pilze oder Bakterien, Lupus erythematodes, Knötchenflechte (Lichen ruber planus), Schuppenflechte (Psoriasis), Sklerodermie (vernarbende Alopezie)
    • zwanghaftes Reißen oder Zupfen an den Haaren (Trichotillomantie), oft bei neurotischen Kindern
    • Gendefekt, der bewirkt, dass gar keine oder nur spärlich Haare wachsen (angeborene Alopezie)

    Haarausfall bei Frauen


    Wenn Frauen unter schütter werdendem Haar oder sogar kahlen Stellen am Kopf leiden, kann das verschiedenste Ursachen haben. Der häufigste Grund für Haarausfall bei Männern - die erblich bedingte Alopezie - kommt bei Frauen viel seltener vor, ist aber möglich. Erkennbar ist er meist an einer Ausdünnung der Haare im Scheitelbereich.


    Runde, kahle Flecken im Haarkleid deuten auf Kreisrunden Harausfall hin. Weit verbreitet ist ein allgemeiner Haarverlust (diffuse Alopezie) bei Frauen. Er kann zum Beispiel im Rahmen von Hormonumstellungen (etwa nach der Geburt oder in den Wechseljahren) auftreten, aber auch andere Erklärungen haben.


    Eine Zusammenfassung über die möglichen Ursachen von Haarausfall bei Frauen sowie die Behandlungsmöglichkeiten finden Sie im Beitrag Haarausfall bei Frauen.


    Untersuchungen und Diagnose


    Wenn Sie unter Haarausfall leiden, sollten Sie als erstes den Hausarzt aufsuchen. Manchmal kann er bereits die Ursache feststellen, etwa einen Eisenmangel anhand einer Blutuntersuchung. Bei Bedarf kann er Sie an einen Facharzt überweisen. Das kann zum Beispiel ein Dermatologe sein (etwa bei Verdacht auf eine Hauterkrankung) oder ein Endokrinologe (bei Verdacht auf eine hormonelle Ursache).


    Erhebung der Krankengeschichte


    Erster Schritt bei der Abklärung von Haarausfall ist das Anamnesegespräch, also das Arzt-Patienten-Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte. Der Arzt fragt dabei zum Beispiel, seit wann der Haarausfall besteht, ob Sie einen bestimmten Auslöser vermuten, welche Medikamente Sie anwenden und ob irgendwelche Grunderkrankungen bei Ihnen bekannt sind.


    Körperliche Untersuchung


    Dann folgt eine körperliche Untersuchung. Der erblich bedingte Haarausfall beispielsweise lässt sich oft schon am Muster der Ausdünnung beziehungsweise Glatzenbildung eindeutig diagnostizieren: Stirnglatze, eine kahle Stelle am Hinterkopf (Tonsur) und Geheimratsecken sind ebenfalls wegweisend:


    Geheimratsecken


    Einen zurückweichenden Haaransatz im oberen Schläfenbereich beklagen vor allem Männer. Bei manchen bilden sich Geheimratsecken schon im jungen Erwachsenenalter aus. Sie sind oft das erste Anzeichen für eine erblich bedingte Alopezie. Bei Frauen mit dieser Form von Haarausfall entwickeln sich Geheimratsecken dagegen nur sehr selten.


    Die wachsende Kahlheit im oberen Schläfenbereich ist meist "nur" ein ästhetisches Problem. In ganz seltenen Fällen können Geheimratsecken aber auch auf ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen hindeuten. Dazu zählen Prostatakrebs und Herzerkrankungen.


    Mehr über Geheimratsecken sowie über Gesundheitsrisiken, die mit ihnen in Verbindungen stehen können, lesen Sie im Beitrag Geheimratsecken.


    Rundliche, völlig kahle Stellen auf der Kopfhaut ohne Anzeichen einer Hautveränderung (wie Entzündung oder Narbenbildung) weisen auf Kreisrunden Haarausfall hin. Darfür sprechen auch sogenannte Ausrufungszeichen-Haare (Komma-Haare), die sich oft im Randbereich der kahlen Stellen finden lassen: Dabei handelt es sich um kurz abgebrochene Haare, die sich schmerzlos herausziehen lassen und statt einer normalen runden eine spitz zulaufende Wurzel besitzen. Darüber hinaus weisen Menschen mit Kreisrundem Haarausfall auch oft Veränderungen der Fingernägel (Rillen, Grübchen) auf.


    Die kreisrunden, kahlen Stellen bilden sich manchmal auch an anderen behaarten Körperstellen, etwa im Bart, in der Achsel- oder Schambehaarung. Gelegentlich fallen den Betroffenen komplett alle Körperhaare aus, was als Alopecia areata universalis bezeichnet wird. Ein solch extremer Haarausfall ist aber selten. Ebenso nur vereinzelt kommt es vor, dass den Patienten die Wimpern ausfallen.


    Blutuntersuchung


    Eine Blutuntersuchung ist vor allem bei diffusem Haarausfall aufschlussreich. Es werden unter anderem die Eisenwerte, die Schilddrüsenwerte und die Entzündungswerte (wie Anzahl der Leukozyten, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) bestimmt. Die Ergebnisse liefern Hinweise auf mögliche Ursachen des Haarausfalls wie Eisenmangel, Schilddrüsenüberfunktion oder entzündliche Erkrankungen.


    Bei jüngeren Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall wird empfohlen, die Blutspiegel der Androgene und Östrogene zu bestimmen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn die Frauen auch Anzeichen für einen erhöhten Androgenspiegel zeigen wie Zyklusunregelmäßigkeiten und männlicher Behaarungstyp (Hirsutismus).


    Epilationstest


    Mit einem Epilationstest lässt sich ein vermuteter Haarausfall bestätigen: Dabei ergreift der Arzt ein kleines Büschel Haare und zieht daran. Lassen sich auf diese Weise an mehreren Stellen der Kopfhaut Haare ausreißen, liegt wahrscheinlich ein verstärkter Haarausfall vor.


    Trichogramm


    Das Trichogramm ist ein mikroskopisches Untersuchungsverfahren, mit dem sich krankhafte Vorgänge an Haarwurzeln und Haarschaft erkennen lassen. Haare durchlaufen im Laufe ihres Lebens verschiedene Phasen (Haarzyklus):


    • Wachstums- oder Anagenphase:  Die Phase des aktiven Haarwachstum dauert meist vier bis sechs Jahre, manchmal auch bis zu zehn.
    • Übergangs- oder Katagenphase:  Sie dauert ein bis zwei Wochen, in denen es zum funktionellen Rückbau des Haarfollikels kommt und das Haar in Richtung Kopfhautoberfläche verschoben wird.
    • Ruhe- oder Telogenphase:  Sie umfasst drei bis vier Monate, in denen kein Stoffwechsel mehr stattfindet - das Haar "ruht". Am Ende wird es abgestoßen (es fällt aus).

    Anhand des Trichogramms lässt sich abschätzen, wie groß der Anteil der Haare in den einzelnen Stadien ist. Das hilft bei der Abklärung des Haarausfalls.


    Zur Erstellung des Trichogramms wird mithilfe eines Haarclips ein geeignetes Kopfhautareal freigelegt. Dann wird eine dichte Reihe von etwa 20 bis 50 Haaren mit einer Arterienklemme dicht über der Kopfhaut gegriffen und mit kurzem, kräftigen Ruck in Wuchsrichtung herausgezogen. Die Haarwurzeln werden unter dem Mikroskop untersucht, um festzustellen, in welchem Stadium des Haarzyklus sie sich gerade befinden.


    Bei einem normalen Trichogramm befinden sich mehr als 80 Prozent der ausgerissenen Haare im Wachstumsstadium (Anagenphase) und weniger als 20 Prozent im Abstoßungsstadium (Telogenphase). Nur wenige Haare (ein bis drei Prozent) zeigen das Übergangsstadium (Katagenphase) und sind daher unter dem Mikroskop meist schwer auszumachen.


    Ein verstärkter Haarausfall liegt vor, wenn der Anteil der Anagenhaare weniger als 80 Prozent und der Anteil der Telogenhaare entsprechend mehr beträgt. Ein Telogenanteil von bis zu 50 Prozent weist auf einen ausgeprägten Haarausfall hin. Bei der Auswertung eines Trichogramms müssen aber immer das Anamnesegespräch und die Ergebnisse der köerplichen Untersuchung berücksichtigt werden.


    Übrigens: Das Auszupfen der Haare ist bei dieser Untersuchung unumgänglich. Manche Patienten bringen ausgefallene Haare mit, in der Hoffnung sich das Auszupfen zu ersparen. Für das Trichogramm sind sie aber wertlos, weil sie sich klarerweise alle in der Abstoßungsphase /Telogenphase) befinden.



    Computergestützte Haaranalyse


    Mittlerweile kann man ein Trichogramm auch mithilfe einer Digitalkamera und einer speziellen Computer-Software erstellen. Dem Patienten müssen dafür keine Haare ausgerissen werden. Stattdessen wird ein kleines Kopfhautareal an einer nicht sichtbaren Stelle rasiert. Drei Tage später färbt man das Areal und die nachwachsenden Haare mit einem Haarfarbstoff und fotografiert das Ganze in starker VergrößerunDas Ergebnis liefert dem Arzt Hinweise auf die Haardichte und die Aktivität der Haarfollikel.


    Biopsie


    Manchmal muss eine kleine behaarte Kopfhautprobe (mitsamt der Haarfollikel) herausgeschnitten und genauer unter die Lupe genommen werden. Das kann etwa bei vernarbender Alopezie oder bei ungeklärtem diffusen Haarausfall notwendig sein. Die Gewebeentnahme sollte gut überlegt werden: Sie ist schmerzhaft, hinterlässt eine Narbe und an der betroffenen Stelle wachsen keine Haare mehr nach.


    Sonstige Untersuchungen


    Vermutet der Arzt eine bestimmte Grunderkrankung als Ursache für den Haarausfall, können weitere Untersuchungen notwendig sein. Beispielsweise wird zur Abklärung einer Schilddrüsenüberfunktion oft eine Ultraschall-Untersuchung oder eine Szintigrafie der Schilddrüse durchgeführt.


    Prognose


    Die Prognose bei erblich bedingtem Haarausfall ist sehr unterschiedlich. Generell gilt:  Je früher im Leben der Haarausfall beginnt, desto schlechter die Prognose.


    Der Verlauf von Kreisrundem Haarausfall lässt sich nicht vorhersagen. In vielen Fällen kommt es zu einer Spontanheilung - die ausgefallen Haare wachsen nach, sodass die kahlen Stellen wieder verschwinden. Allerdings sind Rückfälle möglich, also dass die Haare erneut ausfallen.


    Bei anderen Patienten bleibt die Spontanheilung aus, und die kahlen Stellen bleiben dauerhaft bestehen. Viele Betroffene greifen dann zu einer Perücke. Unter Umständen beteiligt sich die Krankenkasse am Kauf dieses Haarteils. Nachfragen lohnt sich!


    Der diffuse Haarausfall ist oft vorübergehend:  Wenn die Ursache (wie Eisenmangel, Chemotherapie, Vergiftungen etc.) beseitigt wird, wachsen die Haare wieder nach. Ein Haarausfall nach einer schweren Infektion oder nach einer Geburt legt sich ebenfalls von allein wieder. Eine Therapie ist hier im Allgemeinen nicht notwendig.


    Bei vernarbender Alopezie ist der Haarverlust unumkehrbar:  Die ausgefallenen Haare können nicht nachwachsen, weil die Haarfollikel geschädigt sind.


    Ein mechanisch bedingter Haarausfall normalisiert sich meist wieder, wenn man die schädigende Belastung der Haarwurzeln (etwa durch straffes Binden eines Pferdeschwanzes oder Zopfes) vermeidet.


    Übrigens:  Am besten lässt sich Haarausfall vorbeugen, der mechanisch bedingt ist oder durch eine Mangelernährung verursacht wird. Tragen Sie Ihre Haare also öfters locker gebunden oder offen und versorgen Sie Ihren Körper regelmäßig mit allen wichtigen Nährstoffen und Mineralstoffen (Eiweiß, Eisen, B-Vitamine etc.)!


    Weiterführende Informationen


    Buchempfehlungen:


    • Wirksame Hilfe bei Haarausfall:  Ursachen erkennen, Lösungen finden Tipps für einen selbstbewussten Alltag (Jenny Latz, 2007, TRIAS)

    Selbsthilfegruppen:


    Alopecia Areata Deutschland e.V.

    https://kreisrunderhaarausfall.de/


    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.


    Quellen:

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisierung:  15. Februar 2018), Netdoktor.de


    Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden, Allgemeinmedizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, 2014

    von Wolff, M. & Stute, P.: Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Schattauer Verlag, 2013

    Leidenberger, F.A. et al.: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, Springer-Verlag, 5. Auflage, 2014

    Guillou, I. et al.: Medizin für Heilpraktiker, Haug Verlag, 2012

    Latz, J.: Wirksame Hilfe bei Haarausfall, Trias Verlag, 2007

    I care Krankheitslehre, Georg Thieme Verlag, 2015

    Kreiss, C. & Immel-Sehr, A.: Beratung aktiv - Selbstmedikation, Govi-Verlag, 22. Auflage, 2016

    Azar, R.P.: Minimalinvasive Haartransplantation, Springer-Verlag, 2015

    Gerdemann, A.: "Selbstmedikation bei Haarausfall: Tinkturen und Tabletten lassen Haare sprießen", in: pta-Forum, Ausgabe 12/2006

    Goebeler, M. & Hamm, H.: Basiswissen Dermatologie, Springer-Verlag, 2017

    Wolff, H.: "Alopezie: Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall", in: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 07/2007

    Schuster, N.: "Alopezie - Von Geheimratsecken bis zur Glatze", in: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 45/2015

    Bork, K. & Bräuninger, W.: Hautkrankheiten in der Praxis, Schattauer Verlag, 3. Auflage, 2005

    Meißner, T.: „Haarausfall bei Frauen – was wirklich hilft“, in: Ärzte Zeitung, 25.01.2010

    Wolff, H.: "Alopezie: Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall", in: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 07/2007

    Herrmann, K. & Trinkkeller, U.: Dermatologie und medizinische Kosmetik, Springer-Verlag, 3. Auflage, 2015

    Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2005


  • 23. Schädigung der Blutzellen

    Die gravierendsten, häufig langfristigen Schäden, richtet eine Chemotherapie an den Blut bildenden Systemen an. Im Knochenmark werden aus Stammzellen Blut- und Abwehrzellen gebildet. Sie werden dann in der Thymusdrüse, der Milz und

    den Lymphknoten weiter für ihre speziellen Aufgaben differenziert. Da sich die Blut bildenden Zellen sehr schnell vermehren müssen, um die verbrauchten Zellen zu erneuern, reagieren sie

    besonders empfindlich auf Zytostatika oder Strahlen. Bei einer lokal begrenzten  Strahlentherapie sind solche Schäden weniger ausgeprägt, da meist nur das durchfließende Blut getroffen wird. Es wird relativ schnell erneuert. Anders ist es, wenn bei der Bestrahlung größere Körperregionen oder Teile des Skeletts (Wirbelsäule, Becken) stark betroffen werden.


    Das sind mögliche Folgen:


    • Es werden nicht mehr genug weiße Blutzellen (Leukozyten und Lymphozyten) gebildet. Das sind die Abwehrzellen. Die körpereigene Abwehr von Krebszellen erlahmt oder wird ganz aufgehoben. Das Auftreten von Infektionen wird wegen des geschwächten Immunsystems begünstigt.
    • Die Menge der Blutplättchen (Thrombozyten) nimmt ab. Dadurch vermindert sich die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Es kann zu Blutungen in Organen (Magen, Darm, Nieren) oder der Haut kommen. Bei Verletzungen drohen Blutungen oder Blutergüsse. Entzündungen werden begünstigt.
    • Die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sinkt ab. Da diese den Sauerstoff aus der Lunge in den ganzen Körper transportieren, können Atemnot, Müdigkeit und Erschöpfung die Folge sein. 

    Die Schwere dieser Nebenwirkungen hängt sehr von der Dosis und der Dauer der Therapie ab. Nach einer leichten Chemotherapie kann sich das Abwehrsystem mit Unterstützung manchmal schon nach 6 bis 8 Wochen regenerieren. Bei massiver Zytostatika-Behandlung kann das Monate oder sogar Jahre dauern. In jedem Fall sollte das Immunsystem durch zusätzliche Hilfen

    gestützt werden.


    Üblich ist eine ständige Kontrolle des Blutbildes. Bei starker Verschlechterung wird die Dosis reduziert oder die Behandlung unterbrochen. Es können Bluttransfusionen nötig werden. In

    schweren Fällen können Wachstumsfaktoren gegeben werden, um die Blutbildung anzuregen. Auch Präparate mit einem Lipoprotein, (Erythropetin/EPO), einem in der Niere gebildeten

    Signalstoff, fördern die Blutbildung bei Anämien.


    Die Anwendung von Wachstumsfaktoren (CSF) bleibt meist den Behandlungsfällen vorbehalten, in denen mit einer hoch dosierten Chemotherapie eine Heilung angestrebt wird (kurative Behandlung). Wachstumsfaktoren beschleunigen danach die Bildung neuer Blut- und Abwehrzellen, die Gefahr bedrohlicher Infektionen kann dadurch verringert werden. 


    Mit Mistel-, Enzym-, Darmschleimhaut- und/oder Thymus Organotherapeutika sowie einer Sauerstoff- Inhalationstherapie ist es möglich, die Schäden am Blutbild zu reduzieren. Vor allem der Abfall der Leukozyten, der Abwehrzellen, kann gebremst werden. Diese Mittel führen zu einer vermehrten Ausschüttung von Zytokinen. Das sind Botenstoffe, die unsere Abwehrzellen aktivieren und steuern (Interleukine, Interferone, Wachstumsfaktoren). Die Zahl aktiver Abwehrzellen, wie etwa der Fress-, Killer- oder Helferzellen, sinkt dann unter der Chemotherapie nicht so sehr ab. Das Immunsystem wird deutlich weniger geschwächt. Infektionen treten seltener auf.


    Eine Immunmodulation kann durch zusätzliche Maßnahmen unterstützt werden.


    • Eine besondere Bedeutung kommt hierbei einer geregelten Darmtätigkeit zu; der Darm gilt als das größte Immunorgan des Körpers, denn 80 % aller Abwehrzellen sind im Darmbereich tätig. Eine Chemo- und/oder Strahlentherapie, aber auch Kortison- oder Antibiotikabehandlungen können die Funktion des Darms als Immunorgan beeinträchtigen. Stuhlproben geben dem Arzt Aufschluss über den Zustand der Darmflora. Um das natürliche Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen, kann diese saniert werden.   Siehe auch GfBK-Info: Darmregulation Milchsäurebakterien, die durch die Nahrung aufgenommen werden, helfen, die natürliche Immunfunktion des Darmes aufrecht zu erhalten und zu verbessern.
    • Die Einnahme von Enzymen hemmt Entzündungen, reduziert Gewebsschwellungen und aktiviert die Abwehrzellen. Sie enttarnen Tumorzellen und machen sie angreifbarer für Zytostatika.  Siehe auch GfBK-Info:  Enzyme
    • Verstärkt werden die Wirkungen von Strahlen- und auch Chemotherapien durch Sauerstoff: Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft oder machen Sie eine Sauerstoff-Therapie. Nebenwirkungen an mitbestrahlten gesunden Geweben verringern sich dadurch.  Siehe auch GfBK-Info: Sauerstoff-Ozontherapie
    • Eine parallel zur Chemo-/Strahlentherapie durchgeführte unterstützende Therapie mit pflanzlichen und homöopathischen Mitteln, kann ebenfalls Schäden am Blutbild verhindern.  Siehe auch GfBK-Infos:  Ausleitung und Entgiftung und Homöopathie
    • Die Behandlung mit Mistel- oder Organpräparaten sollte möglichst drei Wochen  vor der Chemo- oder Strahlentherapie beginnen und während der Chemo- oder Strahlentherapie weitergeführt werden.
    • Bakterienextrakte (LC-Extrakt) zur Immunstimulation können unmittelbar vor der Verabreichung des Zytostatikums infundiert werden (Dosierung gemäß Herstellerangaben). Während den therapiefreien Intervallen sowie drei Wochen vor und drei Wochen nach der Chemotherapie empfiehlt sich die orale Anwendung dieser Präparate.
    • Unabhängig davon können Vitamine und Selen als Radikalenfänger täglich eingenommen werden. 

    Quelle:

    Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V., 

    69015 Heidelberg, Broschüre:  "Nebenwirkungen affressiver Therapien"  (Seite 12 - 14)

    https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien.pdf  


  • 24. Schleimhautschäden und Entzündungen

    Während einer aggressiven Therapie kann es zu schmerzhaften und oft langwierigen  Entzündungen der Schleimhäute kommen – im Mund, im Rachen, im Magen-Darmkanal, an den Harnwegen, aber auch an Blutgefäßen und am Herzen. Diese Entzündungen sind bei der Chemotherapie weitgehend auf die Verschlechterung des Blutbildes zurückzuführen. Mitverursacht und verschlimmert werden sie durch freie Radikale. Bei der Bestrahlung sind die freien Radikale vor allem die Ursache. Bei beiden Therapien werden sie in großen Mengen erzeugt.


    Was lässt sich dagegen tun?

    Freie Radikale können durch sogenannte  Radikalenfänger weitgehend unschädlich gemacht werden. Das sind vor allem Karotine aus Möhren, Tomaten und anderem farbigen Gemüse oder Obst, die Vitamine C und E, das Spurenelement Selen sowie Gluthation. Sie sollten während der Behandlung über den Tag verteilt in hohen Dosen genommen werden:

    Bei Selen wird in Absprache mit dem Arzt empfohlen, am Tage der Therapie mindestens eine Stunde vor Beginn 800 bis 1000 Mikrogramm (µg) einzunehmen, an den Tagen dazwischen bis zu 300 µg. Für die hochdosierte Anwendung eigenen sich am besten Selen-Trinkampullen.

    Nach Abschluss der Therapie soll die Vitamindosis in etwa halbiert werden. Noch besser ist eine  vitalstoffreiche gesunde Ernährung. Außerdem ist es ratsam, regelmäßig die Blutspiegel von Selen und Vitamin D zu bestimmen. Von Selen langfristig nicht mehr als 300 µg (Mikrogramm) pro Tag nehmen!

    Einige Therapeuten empfehlen zusätzlich die Einnahme von Zink, etwa 25-30 mg pro Tag.

    Die Auffassung einiger klinischer Onkologen, durch
    die Einnahme von Antioxidanzien könnte die  Wirksamkeit einer Strahlenoder Chemotherapie  beeinträchtigt werden, hat sich in der Praxis und in Studien nicht bestätigt.

    Die Gesamtdosis der Vitamine sollte über den Tag verteilt in kleineren Mengen zu den Mahlzeiten  eingenommen werden. Selen als Natriumselenit sollte in der hohen Dosierung nicht zusammen mit Vitamin C eingenommen werden, sondern etwa 2 Stunden vorher oder nachher. Bei den angegebenen Dosierungen sind keine nennenswerten Nebenwirkungen bekannt.

    Trotz dieser Maßnahmen können vor allem im Mund- und Rachenbereich bei der Chemotherapie und besonders bei Bestrahlungen des  Rachenraums schmerzhafte Entzündungen

    (Stomatitis, Aphten) auftreten. Zur Vorbeugung und Behandlung eignen sich: 


    • Ölkauen täglich 2 x. Siehe auch GfBK-Kurz-Info: Ölkauen,
    • Salbei-Extrakt (z.B. Salviathymol), Kamillen-Extrakt, Sanddornfruchtfleischöl und/oder spezielle Kräuterextrakte, z. B. Ontocur MucoPads® (in Apotheken erhältlich), zum Gurgeln und Mundspülen bereits vorbeugend verwenden.
    • Pinselungen oder Spülungen, zum Beispiel mit Silicea Balsam (mehrmals täglich 1:3 mit lauwarmen Wasser verdünnt).
    • Gute Erfahrungen liegen mit Zinkorotat vor – die Tablette zerkauen und mit dem Speichel im Mund wirken lassen.
    • Nehmen Sie während der Chemotherapie einen Eiswürfel in den Mund. Durch die Kälte werden die Schleimhäute schlechter durchblutet und nehmen weniger Gifte auf.
    • Als homöopathisches Komplexmittel gegen Mundentzündungen hat sich auch Traumeel S® bewährt.
    • LC-Extrakt (Colibiogen®) vermindert nachweislich die Bildung von  Schleimhautschäden während der Chemotherapie. Zudem unterstützt es die Ausheilung von Schleimhautschäden nach Strahlen- oder Chemotherapie. Dies beruht einerseits auf der Verbesserung des Blutbildes, andererseits auf der vermehrten  Glutathionbildung in der Leber (Radikalfänger, siehe unten) und einer Verminderung der entzündlichen Immunantwort in der  Schleimhaut

    Weitere Ratschläge


    Entzündungen in Mund oder Rachen sind  besonders belastend und quälend, weil sie nicht nur schmerzhaft sind, sondern oftmals zu heftigen Schluckbeschwerden, zu Mundtrockenheit durch zu wenig Speichel oder zu
    Geschmacksveränderungen führen. Dagegen können Sie auch selbst viel tun.


    Allgemeine Tipps


    • Regelmäßige Mundspülungen (mindestens 3 x täglich und nach dem Essen) mit Kamille oder  Salbei tun gut.
    • Keine fertigen Mundwasser benutzen, sie enthalten oft Alkohol und chemische Zusatzstoffe

    Honig hilft bei Mundtrockenheit oder bei Bestrahlung im KopfHals-Bereich (z. B. Waldhonig, Lindenblütenhonig)


    • Teemischung zum Mundspülen: Je 10 g Rosmarin, Thymian, Majoran, Bohnenkraut, Salbei. Die  Kräuter gut vermischen. Bereiten Sie gleich eine größere Menge Tee zu, die für mehrmaliges Spülen reicht. 5 Teelöffel der Kräutermischung, 1 Zimtstange und 3 Gewürznelken mit 1 Liter  gekochtem Wasser übergießen. Den Tee zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Tee abgießen und abkühlen lassen. Spülen Sie nur mit lauwarmen oder gekühlte Tee.
    • Um Kräutereiswürfel herzustellen, füllen Sie den Tee in Plastikbeutel, die sich zur Eiswürfelherstellung eignen. Diese können besonders leicht gelutscht werden.
    • Mehrmals täglich 5 Minuten lang den Mund mit einer Panthenol-Lösung spülen.
    • Bei Pilzbefall etwa 1 Stunde nach dem Essen 1 Pipette voll Moronal®-Suspension im Mund hin und her spülen, die Reste herunterschlucken, um auch mögliche Pilzkolonien im unteren Rachen und der Speiseröhre zu erfassen. Fragen Sie dazu auch den Arzt.
    • Um Pilzbefall vorzubeugen, wechseln Sie während der Behandlung Ihre Zahnbürste wöchentlich und stellen Sie diese über Nacht in Desinfektionsmittel.
    • Regelmäßige Lippenpflege mit Fettsalbe oder Fettstift. 
    • Zuckerfreie Bonbons lutschen oder Kaugummi kauen, das regt die Speichelbildung an.

    Bei Mundtrockenheit:


    • Häufig einen Schluck trinken.
    • Wasserhaltige Lebensmittel essen.
    • Pfefferminz- und Zitronentee fördern die Speichelbildung.
    • Kaugummi kauen, saure Drops lutschen.
    • Speichelersatz-Präparate aus der Apotheke.

    Ernährungstipps:


    • Die Nahrung pürieren oder im Mixer zerkleinern, als Mus zubereiten.
    • Babynahrung essen.
    • Etwas Butter oder Sahne zum Essen erleichtert das Schlucken.
    • Nur kleine Happen essen.
    • Krümelige Nahrungsmittel wie Kekse, Zwieback, oder Brotkrusten einweichen.
    • Sehr heiße Gerichte vermeiden.
    • Kühle oder gekühlte Speisen lindern die Schmerzen.
    • Schafsquark oder anderer Quark ergänzt mit Dattelsirup tut der Mundschleimhaut gut, da kühlend.
    • Saure, bittere und scharf gewürzte Speisen meiden.

    Weitere Ratschläge:


    • Häufig schluckweise etwas Wasser, milde Kräutertees oder stark verdünnte Säfte trinken, eventuell mit einem Strohhalm.
    • Saft oder andere Getränke können eingefroren und als Eiswürfel gelutscht werden.
    • Keinen Alkohol trinken, auch nicht rauchen.
    • Speisen nach Bedarf süßen oder würzen, mit Knoblauch, Zitronensaft, Wein, Sojasauce und anderen. Das Empfinden für süß ist oft herabgesetzt, manches schmeckt dagegen bitterer als früher.
    • Saure Getränke wie ungesüßter schwarzer Tee, Fruchtsäfte, Bitter Lemon® helfen, schlechten Mundgeschmack zu beseitigen.
    • Eher saure Nahrungsmittel essen und trinken, da sie schleimlösend wirken. 

    Entzündung der Harnwege:


    Die Schädigung der Schleimhäute in den  Harnwegen (Nieren, Blase, Harnröhre) begünstigt Infektionen. Anzeichen dafür sind Harndrang und häufiges Wasserlassen, Brennen beim  Wasserlassen, trüber, dunkler oder rötlicher Urin, sowie Fieber oder Schmerzen im unteren Rücken oder in der Lendengegend. Sprechen Sie sofort Ihren Arzt an.


    Hilfreich sind:


    • Mindestens 2,5 Liter pro Tag trinken,  vorzugsweise NierenBlasen-Teemischung,  kohlensäure- und natriumarme Mineralwasser.
    • Kaffee, schwarzen Tee und Alkohol meiden, ebenso scharfe Gewürze.
    • Sorgfältige Intimhygiene mit klarem Wasser.

    Bei Beschwerden am Unterleib  (After, Scheide):


    • Sitzbäder mit Tannolact®, Kamille oder Salbei.
    • Feuchte Umschläge mit desinfizierenden, antiseptischen Lösungen (Kaliumpermanganat).
    • Einläufe (Klistiere) mit Kamille und anderen Heilkräutern, die Entzündungen hemmen. Auch Zusätze von Antiseptika können angebracht sein.

    Besprechen Sie diese Maßnahmen mit Ihrem Therapeuten. Ärzte mit Kenntnis von Naturheilverfahren können oft besonders gut helfen.


    Quelle:

    Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V., 

    69015 Heidelberg, Broschüre:  "Nebenwirkungen affressiver Therapien"  (Seite 15 - 18)

    https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien.pdf  


  • 25. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen

    Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Die Ursache ist weniger eine Reizung von Magen oder Darm durch die Präparate, sondern eine Aktivierung des Brechzentrums im Gehirn. Zusätzlich werden bestimmte Darmzellen geschädigt, die dann einen Stoff (Serotonin) freisetzen, der über den Vagus-Nerv ebenfalls das Brechzentrum stimuliert.


    Die Beschwerden reichen von Übelkeit und Brechreiz bis zum Erbrechen. Meist beginnen sie ein bis vier Stunden nach der Medikamentengabe. Das Erbrechen kann stunden- und tagelang anhalten.


    Oftmals löst schon die Angst davor einen Brechreiz aus. Auch kann sich ein Brechreflex ausbilden. Das Erbrechen wird mit bestimmten, vorher gegessenen Lebensmitteln in Verbindung gebracht. Dann genügen der Geruch oder der Anblick dieser Lebensmittel, um die Übelkeit auszulösen. Deshalb sollten vor der Therapie keine Lieblingsspeisen gegessen werden, um sich nicht den Appetit darauf für längere Zeit zu verderben.


    Medizinische Maßnahmen


    Für die Behandlung von Erbrechen (Emesis) gibt es einen Stufenplan. Je nach Schwere der  Beschwerden werden schwache bis starke Medikamente verordnet, meist als Kombination von einem Sedativum (Beruhigungsmittel) und einem Antiemetikum (Antibrechmittel). Die Präparate können in vielen Fällen gut helfen. In
    leichteren Fällen genügen oft pflanzliche Beruhigungsmittel aus Baldrian, Hopfen oder anderen Phytodrogen sowie Homöopathika.


    Folgende homöopathische Einzelmittel können symptomatisch dem Erbrechen entgegenwirken: Tabaccum C 30 oder Nux vomica C 30 mehrmals täglich 3-4 Globuli. Auch ein Akupressurband (www.akupressur-band.de) um beide Handgelenke

    kann helfen. Ein für jeden wirksames Rezept gegen Übelkeit gibt es leider nicht.


    Bei schwerem Erbrechen oder Durchfall müssen in Absprache mit dem Arzt Elektrolyte (Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine) zugeführt werden.


    Selbsthilfe   


    Vor der Behandlung


    • Nur eine leichte Mahlzeit essen, beispielsweise eine klare Suppe oder ein paar ungesüßte Kekse, etwas Toast oder Zwieback. Eventuell ganz auf feste Nahrung verzichten und nur ein wenig trinken, beispielsweise verdünnte Säfte, Mineralwasser, Tee oder Brühe.
    • Besser kalte oder lauwarme als heiße Gerichte essen.
    • Süßigkeiten meiden. Bekömmlicher ist meist Saures, wie saure Gurken, Drops, Zitroneneis.
    • Zum Frühstück sind trockene Nahrungsmittel wie Toast, Knäckebrot oder Zwieback meist bekömmlicher, bei Entzündungen im Mund einweichen oder als Müsli verzehren.
    • Vor jeder Therapie etwas anderes essen oder trinken, um die Ausbildung eines Brechreflexes auf bestimmte Lebensmittel zu vermeiden.
    • Versuchen Sie, aufkommende Ängste abzuwehren, indem Sie sich entspannen oder ablenken.

    Nach der Behandlung


    • Nur eine kleine, leicht verdauliche Mahlzeit einnehmen. Gut verträglich sind Kartoffelbrei, Apfelmus, Quark oder Bananen.
    • Fette, salzige oder stark gewürzte Nahrung meiden, ebenso starke Essensgerüche.
    • Den Tag über sehr viel trinken, um die Ausscheidung der Zytostatika zu beschleunigen (etwa 2-2,5 l Flüssigkeit).
    • Nach dem Essen hinlegen und ruhen, dabei den Kopf deutlich höher legen als die Beine.
    • Viel an die frische Luft gehen.
    • Düfte von Lavendel und Anis können den Brechreiz dämpfen.
    • Sich ablenken durch Musik, Lesen, Gespräche oder Fernsehen.
    • Entspannungsübungen anwenden, zum Beispiel autogenes Training, Yoga.
    • Zu schlafen versuchen, eventuell auch mit Hilfe eines natürlichen Schlafmittels, beispielsweise Valeriana Heel® oder Calmedoron®.

    Quelle:

    Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V., 

    69015 Heidelberg, Broschüre:  "Nebenwirkungen affressiver Therapien"  (Seite 19 - 20)

    https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien.pdf 


  • 26. Durchfälle und Verstopfung

    Durch die Zytostatika sowie bei Bestrahlungen des Bauchraums werden auch gesunde Darmzellen  geschädigt. Das kann zu Verdauungsstörungen  führen. Bei Bestrahlungen des Bauchraums treten  häufig anhaltende Durchfälle auf. Bei der  Chemotherapie können Durchfälle oder  Verstopfungen wechseln. Auch Bettlägerigkeit und die Einnahme von Schmerzmitteln fördert eine Verstopfung. Abführmittel sollten möglichst nur in  hartnäckigen Fällen genommen werden. Die  Behandlung mit LCExtrakt vermindert  nachweislich Durchfälle während einer  hochdosierten Chemotherapie oder nach einer
    Strahlentherapie. Dies beruht auf einer Verminderung der Schleimhautentzündungen.  Treten dennoch Beschwerden auf, so kann die  Anwendung naturheilkundlicher Hilfen und die Beachtung einiger Ernährungsregeln die  Beschwerden oft lindern.


    Bei Durchfall


    • Nur fettarme Milchprodukte verzehren, beispielsweise Quark, Joghurt, Magerkäse, Buttermilch oder abgekochte Magermilch.
    • Bananen, Apfelmus oder rohe, geraspelte, beziehungsweise geriebene Äpfel essen; Heidelbeeren als ungesüßtes Mus oder als getrocknete Beeren.
    • Viel trinken, Mineralwasser oder den Getränken eventuell etwas Salz zugeben.
    • Gut verträglich sind meist Kartoffeln, gekocht oder als Brei, ebenso Weißbrot, Reis, Nudeln, Fleischbrühe oder Cremesuppen aus verschiedenen Gemüsen.
    • Heilerde entgiftet und stopft auf natürliche Weise.
    • Zu meiden sind gebratene und fettreiche Nahrung, ebenso Vollkornbrot, Nüsse, rohe Gemüse und rohes Obst (außer Äpfeln), sowie starke Gewürze, Süßigkeiten, Alkohol, Kaffee oder Chips.

    Bei Verstopfung


    • Lebensmittel mit einem hohen Faseranteil (Ballaststoffe) bevorzugen, also Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Mais, Rosinen, Datteln. Täglich 2 EL Leinsamen sind sehr hilfreich.
    • Morgens nüchtern ein Glas lauwarmes Wasser oder frische Obstsäfte trinken, oder abends ein Dutzend Backpflaumen in einem Glas Wasser einweichen, diese am Morgen essen und den Saft trinken.
    • Pro Tag 2-2,5 l an Flüssigkeit trinken.
    • Möglichst viel bewegen; jedem Bedürfnis zur Entleerung nachgeben, eventuell ein mildes Abführmittel nehmen.
    • Bei hartnäckiger Verstopfung früh morgens einen Einlauf (Klistier) durchführen.

    Nach der Chemotherapie oder Strahlenbehandlung des Bauches kann eine Darmsanierung ratsam sein, denn bei beiden

    Behandlungen wird die normale Darmflora geschädigt, weil ihre Lebensgrundlage, die Darmschleimhaut, entzündet ist. Deshalb ist es vorerst wichtig, die Darmschleimhaut wieder  aufzubauen. Dazu eignen sich LC-Extrakt oder  Stoffwechselprodukte anderer Bakterien wie Lactobacillus oder Acidophilus sowie milchsaure Lebensmittel, die das Darmmilieu günstig beeinflussen. Dazu zählen Sauerkraut, milchsauer eingelegtes Gemüse, Joghurt, Sauermilch, Kefir, fermentiertes Getreide und Kanne Brottrunk®. 


    Gefördert wird der Aufbau der Darmflora zudem durch eine Kost, die viel Faserstoffe enthält. Zu viel tierisches Fett und Eiweiß (Fleisch), Weißmehle oder Süßigkeiten dagegen wirken sich sehr ungünstig auf die Darmflora aus. Um die Darmflora wieder aufzubauen, kann der Therapeut auch  Mittel verordnen, die gesunde, lebensfähige oder abgetötete Darmbakterien enthalten (Mikrobiologische Therapie, Symbioselenkung).  Durch gesunde Darmbakterien soll die Darmflora  ergänzt werden, die abgetöteten Bakterien wirken immunregulierend.


    Gewürz-Therapie bei Magen- und Darmproblemen


    Gegen allgemeine Verdauungsstörungen:

    Übergießen Sie 2 Teelöffel fein geschnittene Salbeiblätter mit einer Tasse kochend heißem  Wasser. 5 Minuten ziehen lassen und abseihen. Mehrmals täglich tassenweise trinken.


    Gegen Magenschmerzen:

    Bewährt haben sich Kräutertees, beispielsweise aus Kamille, Fenchel und Pfefferminze. Durch  Zusatz von Rosmarin, Ingwer und Zimt bekommen diese nicht nur eine besondere Note, die Gewürze haben auch eine beruhigende Wirkung.


    Gegen Blähungen:

    Übergießen Sie 1 Teelöffel frisch gestoßenen Kümmel mit einer Tasse kochend heißem Wasser. 10-15 Minuten ziehen lassen und abseihen. 2-4 mal zwischen den Mahlzeiten frisch trinken.


    Gegen Sodbrennen:

    Nehmen Sie 1 Teelöffel pulverisierte Ingwerwurzel  oder 2-4 g Fertigpräparate pro Tag ein. Auch
    Heilerde und eine Säure-Basen-Regulation können hilfreich sein.



    Quelle:

    Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V., 

    69015 Heidelberg, Broschüre:  "Nebenwirkungen affressiver Therapien"  (Seite 21 - 22)

    https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien.pdf 


  • 27. Hautveränderungen

    Unter einer Strahlentherapie können im bestrahlten Bereich mitunter leichte bis schwere Hautveränderungen auftreten. Das kann sich äußern in roten Flecken, Ausschlag, Jucken,  Hautverfärbungen, Nässen oder Schilfern der  Haut, in Blasenbildung oder  Sonnenempfindlichkeit. Bei einer Chemotherapie  sind Hautveränderungen selten; wenn, dann meist  am ganzen Körper als eine Art Allergie. 


    Manche Veränderungen zeigen sich bei Bestrahlungen erst Wochen oder Monate nach der Therapie. Personen mit heller Haut sind häufiger betroffen. Oft sind  Veränderungen wie braune Flecken, eine dunklere Hautfarbe oder Verdickungen bleibend.


    Das kann helfen:


    • Hautreinigung nur mit lauwarmem Wasser und weichen Tüchern; eventuell mit sehr milder,  neutraler Seife. Die Haut nur abspülen und  trocken tupfen. Die Bestrahlungsmarkierungen nicht abwaschen.
    • Als Pflegemittel Baby-Öl oder Lotions auftragen, die Vitamin D und E enthalten. Kein Parfüm oder Deodorant benutzen.
    • Die Haut so oft wie möglich der frischen Luft aussetzen, aber direkte Sonnenbestrahlung vermeiden.
    • Nicht in Salzwasser oder gechlortem Wasser baden.
    • Bei juckender Haut kann ein lauwarmes Bad mit einem Zusatz von Maismehl, Hafermehl, Sojamehl oder Natron Linderung verschaffen. Einzelne juckende Stellen mit kalten, feuchten Packungen oder Eiswürfeln behandeln.
    • Bewährt hat sich bei leicht entzündeten Hautstellen das Auftragen von Combudoron®  Salbe oder Combudoron® Gel. Auch Aloe-Vera-Gel ist sehr wirksam.
    • In schweren Fällen kann der Therapeut cortisonhaltige Salben verordnen.

    Grundsätzlich gilt:


    • Solange die Haut trocken ist, soll sie mit trockenen Mitteln (Puder, z. B. Wecesin® Puder von Weleda oder Babypuder) gepflegt werden.
    • Nässende Haut soll feucht behandelt werden. Dazu eignen sich Öl-in-Wasser-Emulsionen oder Lotionen. Es können auch feuchte Verbände mit Lösungen aus Kaliumpermanganat (1%) gemacht werden.

    Siehe auch GfBK-Kurz-Info:  Strahlenreaktion der Haut sowie Haut-, Haar- und Mundpflege bei Tumorerkrankungen



    Quelle:

    Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V., 

    69015 Heidelberg, Broschüre:  "Nebenwirkungen affressiver Therapien"  (Seite 24)

    https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien.pdf 


  • 28. Chemobrain

    Die Diagnose Krebs ist immer ein Schock. Bei  Brustkrebspatientinnen sitzt der Schrecken  offenbar so tief, dass er ihre geistige  Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.


    Lange ging man davon aus, dass nur  Brustkrebspatientinnen, die eine Chemotherapie  über sich ergehen lassen, kognitive Störungen  entwickeln: Ein teil von ihnen wird vergesslich, hat  Konzentrationsprobleme und die allgemeine  geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab.  „Chemobrain “, nennen Fachleute das Phänomen,  zu Deutsch „Chemogehirn“. Viele von ihnen  mutmaßten, dass es der giftige  Medikamentencocktail ist, der die Hirnfunktion  beeinträchtigt.


    Einbußen im Denkorgan


    Doch möglicherweise passt der Begriff  Chemobrain weniger gut als gedacht – die  kognitiven Probleme könnten auch eine ganz  andere Ursache haben. Erste Leistungseinbußen  im Denkorgan tauchen nämlich schon kurz nach  der Diagnose auf – und damit einige Zeit vor der  Chemotherapie. Bereits die Diagnose reicht  offenbar aus, um das Gehirn in seiner  Leistungsfähigkeit zu schwächen.


    Grund dafür könnte der emotionale Stress sein,  den die Diagnose einer lebensbedrohlichen  Krankheit auslöst. „Krebspatienten können ihren  Zustand als Trauma erleben“, sagt Kerstin  Hermelink vom Universitätsklinikum München.  Tatsächlich entwickelten nicht wenige  Brustkrebspatientinnen Symptome einer  posttraumatischen Belastungsstörung. Dazu  gehören neben  Schlafstörungen vor allem ständig  wiederkehrende, belastende Erinnerungen im  Zusammenhang mit der Erkrankung. „Und zwar  insbesondere, kurz nachdem sie die Diagnose  erhalten haben“, erklärt die Psychologin.


    Stress beeinträchtigt das Denken


    Dass Stress die Leistungsfähigkeiten des Gehirns  beeinträchtigt, lässt sich schon im Alltag  feststellen:  Blackouts in Prüfungssituationen sind  dafür nur ein Beispiel. „Stress hat nachweislich  erheblichen Einfluss auf die kognitiven Leistungen.  Posttraumatischer Stress  beeinträchtigt definitiv  die Hirnfunktion“, so Hermelink. Daher lag der  Gedanke nahe, dass die kognitiven Einbußen bei  Brustkrebspatientinnen Folge der übergroßen  Stressbelastung sein könnten, die mit einer  Krebsdiagnose einhergeht.


    Um diese Hypothese zu überprüfen, untersuchten  die Forscherin und ihr Team 166 Frauen, die die  Diagnose Brustkrebs erhalten hatten. Als  Kontrollgruppe dienten 60 Frauen, deren  Brustuntersuchung keinen Hinweis auf einen  Tumor geliefert hatte. Die Teilnehmerinnen  wurden im Verlauf eines Jahres nach der Diagnose  zu drei Zeitpunkten auf ihre kognitiven Fähigkeiten  hin untersucht. Dabei interessierten Hermelink  zunächst die Untersuchungsergebnisse vor Beginn  der Therapie.


    Reduzierte Aufmerksamkeit


    Diese zeigten, dass gesunde Teilnehmerinnen und  Krebspatientinnen in fast in allen Tests gleich gut  abschnitten. In einem speziellen  Aufmerksamkeitstest war die Fehlerquote der  Frauen mit Brustkrebsdiagnose allerdings deutlich  höher – bereits bevor der Krebs behandelt wurde.  Dies lässt vermuten, dass auch spätere geistige  Einbußen möglicherweise nicht – oder zumindest  nicht nur –  auf den Nebenwirkungen der  Chemotherapeutika basieren , sondern  zumindest  auch - Folgen des Stresses sind, den die Krankheit  verursacht. Hermelink sieht das positiv. „Für  Krebspatienten sind unsere Ergebnisse eine gute  Nachricht. "Wir haben keine Hinweise darauf  gefunden, dass Patientinnen vor Beginn der  Behandlung unter etwas anderem als minimalen  kognitiven Störungen leiden, die durch Stress  verursacht werden.“ In dem Fall wären sie  psychotherapeutisch behandelbar – und vor allem  nicht dauerhaft mental beeinträchtigt. (cf)



    Quellen:

    Netdoktor.de  (Aktualisiert:  22. April 2015)

    https://www.netdoktor.de/news/krebsdiagnose-warum-auch-das-hirn-leidet/

    Hermelink, K. et al. 2015. Elucidating Pretreatment Cognitive Impairment in Breast Cancer Patients: The Impact of Cancer-related Post-traumatic Stress. JNCI. 10.1093/jnci/djv099

  • 29. Chronisches Erschöpfungssyndrom (Fartigue)

    Chronisches Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS) ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die sich in erster Linie durch eine lang anhaltende, enorme Erschöpfung auszeichnet. Dazu können sich viele weitere Beschwerden gesellen wie zum Beispiel Schlafstörungen, Hals- oder Muskelschmerzen, Konzentrationsstörungen und eine erhöhte Infektanfälligkeit. Die genauen Ursachen von CFS sind bislang noch nicht abschließend geklärt. Wie sich ein chronisches Erschöpfungssyndrom entwickelt und wie die Diagnose und Behandlung aussehen, lesen Sie hier.


    ICD-Codes für diese Krankheit:  G93

    (ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.)


    CFS:  Beschreibung


    Als Chronic Fatigue Syndrome (CFS) bezeichnen Mediziner eine schwerwiegende und vielgestaltige neuroimmunologische Erkrankung (neuroimmunologisch = Nerven- und Immunsystem betreffend). Hauptsymptome sind eine lähmende geistige und körperliche Erschöpfung und Müdigkeit, die sich nicht durch eine bekannte körperliche Ursache oder spezifische psychische Störung erklären lassen. Daneben weisen die Betroffenen noch verschiedenste weitere Beschwerden auf.


    Typischerweise verstärken sich die CFS-Symptome schon nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung. Schonung oder Ruhe bringen keine nachhaltige Besserung. Die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Patienten sind oft jahrelang massiv beeinträchtigt. Viele Betroffene können nicht mehr arbeiten und sind bettlägerig. Einige sind auf eine umfassende Pflege angewiesen. Der Leidensdruck bei dieser Krankheit ist auch deshalb oft hoch, weil sie manchmal nicht erkannt, beziehungsweise vom Umfeld des Betroffenen nicht ernst genommen wird.


    Hinweis:  Früher wurde CFS vielfach als psychische Erkrankung betrachtet. Das gilt aber als widerlegt - CFS wird heute als Multisystemerkrankung betrachtet, die unter anderem das Immunsystem und den Energiestoffwechsel betrifft.


    Kontroverse um die richtige Bezeichnung


    Es gibt unterschiedliche Definitionen und Klassifikationskriterien für CFS. Die Benennung des Krankheitsbildes ist (international) ebenfalls nicht einheitlich und teils umstritten:


    Beispielsweise wird das Chronic Fatigue Syndrome (CFS) vor allem in Großbritannien und Skandinavien oft als Myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnet - hierbei wird eine umfassende Entzündung des zentralen Nervensystems (Enzephalitismyelitis = Gehirn- und Rückenmarkentzündung) mit Muskelbeteiligung (myalgisch) als Ursache der Erkrankung angesehen. Andere Experten verwenden lieber den kombinierten Begriff ME/CFS.


    In Deutschland spricht man oftmals vom Chronischen Erschöpfungssyndrom, manchmal auch vom Chronischen Müdigkeitssyndrom. Diese Bezeichnungen werden aber von vielen Experten und Betroffenen als verharmlosend abgelehnt - die schwere anhaltende Schwäche bzw. Erschöpfbarkeit (Fatigue) von CFS-Patienten hat nichts mit einfacher Erschöpfung oder Müdigkeit zu tun. Außerdem leiden Betroffene noch unter vielen anderen Beschwerden, nicht nur unter krankhafter Erschöpfbarkeit.


    Darüber hinaus darf CFS nicht verwechselt werden mit der Fatigue, die häufig bei Krebs oder anderen schweren, chronischen Erkrankungen auftritt und als Fatigue-Syndrom bezeichnet wird. Diese ruft zwar ähnliche Beschwerden hervor, hat jedoch eine andere Ursache. Daneben gibt es auch Ähnlichkeiten mit den Symptomen anderer Erkrankungen wie der Fibromyalgie, welche zu den rheumatischen Erkrankungen zählt.


    Häufigkeit


    Wie häufig ein chronisches Erschöpfungssyndrom in Deutschland oder anderen Ländern vorkommt, lässt sich nicht genau sagen – die Angaben schwanken beträchtlich, möglicherweise weil es keine einheitlichen Diagnosekriterien gibt und die Erkrankung oft nicht erkannt wird. Laut dem Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom weisen hierzulande schätzungsweise etwa 300.000 Menschen ein chronisches Erschöpfungssyndrom auf. Dieser Schätzwert ergibt sich, wenn man entsprechende amerikanische Untersuchungen zur CFS-Häufigkeit auf Deutschland überträgt. Weltweit sollen ungefähr 17 Millionen Menschen an CFS erkrankt sein.


    Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. CFS kann in jedem Lebensalter auftreten. Sehr oft sind Betroffene bei Krankheitsausbruch zwischen 29 und 35 Jahre alt (mittleres Erkrankungsalter).


    CFS: Symptome


    Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) ist ein komplexes Krankheitsbild, das sich meist schlagartig entwickelt - oft nach einer Virusinfektion. Es gibt aber auch Betroffene, bei denen sich CFS schleichend über längere Zeit entwickelt hat.


    Experten ziehen für die Diagnose „chronisches Erschöpfungssyndrom“ unterschiedliche Kriterienkataloge heran. Häufig verwendet werden zum Beispiel die "Kanadischen Konsenskriterien" (Canadian Consensus Criteria, CCC) sowie die Internationalen Konsenskriterien (ICC):


    Kanadische CFS-Kriterien


    Nach den Kanadischen Konsensuskriterien (CCC) müssen beim Chronischen Erschöpfungssyndrom alle folgenden Symptome gegeben sein:


    Zusätzlich müssen mindestens zwei neurologische bzw. kognitive Manifestationen  vorliegen, zum Beispiel Verwirrtheit, Beeinträchtigung der Konzentration und des Kurzzeitgedächtnisses, Wortfindungsstörungen, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxien).


    Eine weitere Voraussetzung für die Diagnose ist laut den kanadischen Kriterien, dass mindestens ein Symptom in mindestens zwei der folgenden Kategorien auftritt:


    • Autonome Manifestationen: z.B. extreme Blässe, Schwindel, Übelkeit und Reizdarmsyndrom, Störungen der Blasenfunktion, Herzklopfen mit oder ohne Herzrhythmusstörungen
    • Neuroendokrine Manifestationen: z.B. häufig niedrige Körpertemperatur, Schweißanfälle, Intoleranz gegenüber Hitze und Kälte, Appetitverlust oder gesteigerter Appetit, auffällige Gewichtsveränderung, Verschlimmerung der Symptome bei Stress
    • Immunologische Manifestationen: z.B. empfindliche Lymphknoten, wiederkehrende Halsschmerzen, wiederkehrende Grippe-ähnliche Symptome, neu aufgetretene Überempfindlichkeit gegenüber Nahrungsmittel, Medikamenten und/oder Chemikalien

    Nicht zuletzt müssen die Beschwerden seit mindestens sechs Monaten bestehen (bei Kindern seit drei Monaten), damit die Diagnose "Chronisches Erschöpfungssyndrom" gestellt werden kann.


    Internationale CFS-Kriterien


    Nach den Internationalen Konsenskriterien (ICC) ist es für die Diagnose "Chronisches Erschöpfungssyndrom" keine Voraussetzung, dass die Symptome mindestens sechs Monate lang bestehen. Der Arzt kann einem Betroffenen CFS auch schon früher attestieren, sofern folgende Kriterien erfüllt sind:


    • Postexertional neuroimmune exhaustion (PENE), d.h. nach körperlicher oder geistiger Anstrengung kommt es zu einer unverhältnismäßigen Verschlechterung der Symptome (körperliche und geistige Erschöpfung, Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen etc.), die Stunden bis Tage anhalten kann. Weder Schlaf noch Ruhe helfen dagegen. PENE gilt als Kardinalsymptom, das auf jeden Fall bei einem chronischen Erschöpfungssyndrom gegeben sein muss.
    • mindestens 1 Symptom aus der Kategorie neurologische Beeinträchtigung, z.B. Schmerzen, Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Muskelschwäche, Störungen der Bewegungskoordination, Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Geräuschen, Licht oder Berührung
    • mindestens 1 Symptom aus der Kategorie immunologische, gastrointestinale und urogenitale Beeinträchtigungen, z.B. chronische Atemwegsinfekte, erhöhte Infektanfälligkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Reizdarm, Störungen des Wasserlassens
    • mindestens 1 Symptom aus der Kategorie Störung von Energieproduktion und Ionentransport, z.B. Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, niedriger Blutdruck, Schwindel, Unfähigkeit, den Kreislauf an eine aufrechte Körperposition anzupassen (orthostatische Intoleranz), Schweißausbrüche, Kurzatmigkeit, Unverträglichkeit gegenüber Hitze/Kälte sowie starken Temperaturschwankungen

    CFS: Ursachen und Risikofaktoren


    Wodurch ein chronisches Erschöpfungssyndrom genau verursacht wird, ist bislang nicht abschließend geklärt. Neueren Untersuchungen zufolge scheint es sich um eine Autoimmunerkrankung (Fehlregulation des Immunsystems) und eine schwere Störung des Energiestoffwechsels in den Mitochondrien ("Kraftwerke" der Zellen) zu handeln. Darauf deuten mehrere Studien der letzten Jahre hin. Darüber hinaus werden verschiedenste Faktoren diskutiert, die anfällig für CFS machen (prädisponieren), es auslösen oder aufrechterhalten können.


    Vorausgehende (prädisponierende) Faktoren


    Einem chronischen Müdigkeitssyndrom geht meist ein Infekt voraus. Dieser Infekt fällt oft in eine Phase, die von Stress oder hoher körperlicher Aktivität geprägt ist.


    Außerdem vermuten manche Experten, dass manche Menschen eine genetische Anfälligkeit (genetische Prädisposition) für CFS besitzen. Darauf deuten Zwillingsstudien hin. Bislang ließen sich aber noch keine bestimmten Risikogene für das chronische Erschöpfungssyndrom nachweisen.


    Auslösende Faktoren


    Die meisten Patienten nennen eine Infektion als Auslöser des chronischen Erschöpfungssyndroms. So gibt es Fälle, in denen CFS beispielsweise nach einer Infektion mit Epstein-Barr-Viren (infektiöse Mononukleose) oder Enteroviren (z.B. grippaler Infekt), nach Dengue-Fieber, Q-Fieber oder Lyme-Borreliose aufgetreten ist.


    Neben solchen Infektionen geben manchmal auch schwere Verletzungen, Operationen, Schwangerschaften oder Entbindungen den Anstoß zu einem chronischen Erschöpfungssyndrom. Belastende Ereignisse wie der Tod eines nahestehenden Menschen oder Arbeitslosigkeit können ebenfalls als Auslöser von CFS auftreten.


    Aufrechterhaltende Faktoren


    Körperliche Überlastung sowie psychischer Stress können die Symptome eines chronischen Erschöpfungssyndroms verstärken. Auch wenn Patienten aufgrund von CFS nicht mehr arbeiten können, wenig soziale Unterstützung erhalten und/oder depressiv werden, kann das den Krankheitsverlauf verschlimmern. Das Gleiche gilt, wenn Betroffene von ihrem Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen, Ärzte etc.) nicht ernst genommen werden.


    Operationen und Unfälle können ebenfalls zu einer akuten Zunahme der Beschwerden führen. Problematisch ist auch die erhöhte Infektanfälligkeit, die oftmals mit dem CFS einhergeht: Viele Patienten leiden nach einer Infektion über Wochen verstärkt an den Symptomen des chronischen Erschöpfungssyndroms. Ebenso können sich Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeit negativ auf den Zustand von CFS-Betroffenen auswirken.


    CFS: Untersuchungen und Diagnose


    Chronisches Erschöpfungssyndrom ist schwer zu diagnostizieren und wird in vielen Fällen nicht erkannt. Es gibt keine speziellen Laboruntersuchungen oder Untersuchungen mit Hilfe von Apparaten, welche die Diagnose CFS sichern. Neben der genauen Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) mit allen auftretenden Symptomen geht es daher in erster Linie darum, andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden wie ein chronisches Erschöpfungssyndrom verursachen können, auszuschließen. Dazu gehören beispielsweise:


    • Schilddrüsen-, Herz- und Lebererkrankungen
    • Blutarmut (Anämie), etwa infolge von Eisenmangel
    • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
    • neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS)
    • rheumatologische Erkrankungen (wie Rheumatoide Arthritis)
    • Infektionskrankheiten wie chronische Hepatitis oder Borreliose
    • Tumorerkrankungen
    • schwere psychische Erkrankungen (wie Depression)
    • Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch
    • ausgeprägte Fettleibigkeit (schwere Adipositas)

    Um solche Faktoren auszuschließen, können verschiedene Untersuchungen notwendig sein wie etwa eine körperliche Untersuchung, Ultraschall- und Blutuntersuchungen. Ist das erledigt, kann der Arzt anhand eines Kriterienkatalogs (siehe oben unter "Symptome") prüfen, ob der Patient die erforderlichen Merkmale des chronischen Erschöpfungssyndroms aufweist. Wenn ja, kann die Diagnose CFS gestellt werden.


    CFS: Behandlung


    Unter Experten gibt es bislang keine Einigung darüber, wie sich ein chronisches Erschöpfungssyndrom am besten behandeln lässt. Fest steht nur: Die CFS-Therapie sollte individuell angepasst werden. Sie richtet sich nach den am meisten belastenden Symptomen (z.B. Schlafstörungen, Schmerzen) und Begleiterkrankungen und sollte sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen beinhalten.


    Medikamente wie Schmerzmittel können zum Beispiel bei Gelenk- und Kopfschmerzen zum Einsatz kommen. Tritt krankheitsbegleitend eine Depression auf, kann auch eine Behandlung mit Antidepressiva erforderlich werden. Weist der Patient eine (chronische) Infektion auf, sollte diese gezielt behandelt werden, etwa mit Antibiotika bei einer bakteriellen Infektion. Ist ein Mangel an bestimmten Vitaminen oder Mineralstoffen (wie Vitamin D, Zink, Eisen) nachweisbar, kann es sinnvoll sein, das Defizit mit entsprechenden Präparaten auszugleichen.


    Hinweis:  Bislang sind noch keine zielgerichteten Medikamente gegen CFS verfügbar. Wissenschaftler erforschen derzeit aber beispielsweise die Wirksamkeit von Medikamenten, die das Immunsystem regulieren.


    Im Allgemeinen wird bei CFS ein geregelter Tagesablauf empfohlen. Von Überanstrengung wird dringend abgeraten, weil sie die Beschwerden verschlimmern kann. Aus dem gleichen Grund sollten Betroffene nach Möglichkeit auch emotionale Belastung vermeiden.


    Als hilfreich erweisen sich oftmals Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder andere Methoden zum Stressabbau. Sie können CFS-Patienten beispielsweise bei Schlafstörungen helfen. Darüber hinaus scheinen manchmal auch eine Ernährungsumstellung (ausreichend Vitamine und Mineralstoffe, proteinreich, ausreichend ungesättigte Fettsäuren) sowie das Meiden und Eliminieren von Schadstoffen die Beschwerden von CFS in einigen Fällen zu verringern.


    CFS: Krankheitsverlauf und Prognose


    Wie ein chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) im Einzelfall verläuft, lässt sich schwer voraussagen.


    In den meisten Fällen beginnt die Erkrankung plötzlich, oft infolge eines Infekts: Die anhaltende Erschöpfung und Leistungsschwäche können so ausgeprägt sein, dass die Betroffenen kaum noch aus dem Haus gehen. Nach Monaten bis Jahren kann sich ein chronisches Erschöpfungssyndrom wieder bessern – ob spontan oder aufgrund einer bestimmten Behandlung lässt sich meist nicht sagen. Die wiedergewonnene Leistungsfähigkeit ist aber oft nicht von Dauer: Das chronische Müdigkeitssyndrom weist eine hohe Rückfallquote auf; vor allem nach Infekten, körperlicher Belastung und Stressperioden kann sich die lähmende und anhaltende Erschöpfung wieder einstellen. Ein Teil der CFS-Betroffenen ist durch die Erkrankung dauerhaft im Alltagsleben eingeschränkt (bis hin zur Invalidität).


    In selteneren Fällen stellt sich ein chronisches Erschöpfungssyndrom nicht plötzlich, sondern schleichend ein. Im Laufe der Zeit werden die Beschwerden immer stärker. Nimmt ein chronisches Erschöpfungssyndrom diesen Verlauf, sind die Chancen auf Erholung deutlich schlechter.


    Quelle:   

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisiert:  9. September 2019), Netdoktor.de


  • 30. Mangelernährung und Kachexie

    Das Fatigue-Syndrom bezeichnet ein Gefühl von anhaltender Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Es beeinträchtigt das Leben der Betroffenen nachhaltig und lässt sich auch durch viel Schlaf nicht beseitigen. In manchen Fällen ist Fatigue eine Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen wie Krebs, Rheuma, Aids, oder Folge außergewöhnlicher Belastungen (wie einer Chemotherapie). Lesen Sie hier alles Wichtige über das Fatigue-Syndrom.


    ICD-Codes für diese Krankheit:  F43G93

    (ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.)


    Beschreibung


    Der Begriff „Fatigue“ stammt aus dem französischen und Sprachgebrauch und bedeutet Müdigkeit oder Erschöpfung. Demnach zeichnet sich das Fatigue-Syndrom durch ein anhaltendes Gefühl von Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit aus, das sich auch durch viel Schlaf und Ausruhen nicht vertreiben lässt. Das Leben der Betroffenen wird durch die permanente, extreme Mattigkeit nachhaltig beeinträchtigt. Abzugrenzen ist das Fatigue-Syndrom vom Chronischen Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS), dass sich zwar ähnlich äußert, aber neueren Forschungen zufolge eine Autoimmunerkrankung ist.


    Häufigkeit


    Wie häufig das Fatigue-Syndrom vorkommt, lässt sich nicht genau sagen. Zum Auftreten der anhaltenden Erschöpfung im Rahmen verschiedener Erkrankungen gibt es entsprechende Untersuchungen. Diese beruhen aber meist nur auf den subjektiven Angaben von Patienten. Dennoch ist auffällig, wie häufig chronische Müdigkeit als belastendes Symptom angegeben wird. Demnach leidet deutlich mehr als die Hälfte aller Patienten mit Multipler Sklerose (MS) unter Fatigue. Bei Parkinson-Patienten liegt der Anteil der Betroffenen je nach Studie zwischen 43 und 60 Prozent; bei Krebs-Patienten soll er sogar mehr als 90 Prozent betragen, schätzen verschiedene Experten.


    Die Fatigue wird oft verwechselt mit einer eigenständigen neurologischen Erkrankung, dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS). Sowohl die Ursachen als auch die körperlichen Anzeichen unterscheiden sich zum Teil aber deutlich.


    Insgesamt zeigen repräsentative Studien, dass die Häufigkeit von Fatigue mit dem Alter zunimmt und Frauen häufiger betroffen sind als Männer.


    Symptome


    Das Fatigue-Syndrom äußert sich in einem unüberwindlichen, anhaltenden Gefühl der körperlichen und/oder geistigen Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich physisch und mental weniger leistungsfähig als früher:  Selbst „normale“ körperliche Aktivitäten wie Zähne putzen, Kochen, Telefonieren, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen werden oft als kaum durchführbar empfunden. Nach solchen Aktivitäten fühlen sich die Fatigue-Patienten unverhältnismäßig erschöpft. Entscheidendes Merkmal bei Fatigue ist zudem, dass sich extreme Müdigkeit und Erschöpfung auch durch viel Schlaf nicht lindern lassen – die Betroffenen gehen erschöpft schlafen und stehen am nächsten Morgen genauso erschlagen auf.


    Die weit über das normale Maß hinausgehende Erschöpfung führt oft dazu, dass sich die Betroffenen zurückziehen und ihre beruflichen und privaten Aktivitäten immer weiter einschränken.


    Ursachen und Risikofaktoren


    Grundsätzlich werden drei Arten von Fatigue unterschieden:


    • Fatigue als Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen wie Krebs, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, systemischer Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis („Rheuma“) oder HIV/Aids
    • Fatigue als Folge anderer Umstände wie etwa schwere Schlafstörungen, nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe), anhaltende Schmerzen, Schilddrüsenerkrankungen, Blutarmut (Anämie), Mangelernährung, Interferonbehandlung (bei Multipler Sklerose, Hepatitis C oder bestimmten Krebsarten) oder Chemotherapie (bei Krebs)
    • Fatigue als eigenständige Erkrankung – Mediziner sprechen hierbei vom Chronischen Erschöpfungssyndrom (chronic fatigue syndrome, CFS)

    In einigen Fällen sind die auslösenden Faktoren einer Fatigue bekannt. So ist etwa bei Blutarmut (Anämie) die Zahl der roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport zuständig sind, verringert. In der Folge erhalten die Körperzellen zu wenig Sauerstoff, was unter anderem zu Leistungsabfall und Müdigkeit führt.


    Die Entstehung von Fatigue als Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen ist dagegen in den meisten Fällen noch unklar. Experten vermuten aber, dass es hier keinen einzelnen Auslöser für die anhaltende Erschöpfung gibt, sondern dass vielmehr mehrere Faktoren zur Fatigue beitragen (Fatigue als multifaktorielles Geschehen). Im Verdacht stehen unter anderem:


    • Veränderungen innerhalb des zentralen Nervensystems (wie bei Parkinson und Multipler Sklerose)
    • Veränderungen im endokrinen System (Hormonhaushalt)
    • Fehlregulationen des Immunsystems (Fatigue ist ein häufiges Symptom bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes!)
    • Entzündliche Prozesse (wie bei rheumatoider Arthritis und Fibromyalgie)

    Fatigue bei Krebs


    Am besten untersucht ist die tumorbedingte Fatigue, also eine anhaltende Erschöpfung als Begleit- und Folgeerscheinung einer Krebserkrankung. Auch hier spielen mehrere Faktoren bei der Entstehung der Fatigue zusammen, glauben Experten:


    Der Krebs selbst:  Der Tumor kann Veränderungen im Körper hervorrufen, die zu einer Fatigue führen. Die Krebszellen können beispielsweise Substanzen produzieren, die Müdigkeit und Abgeschlagenheit hervorrufen. Im Verdacht stehen die Zytokine – bestimmte Eiweiße des Körpers. Manche Krebsarten erhöhen den Energiebedarf, schwächen die Muskeln oder greifen in hormonelle Kreisläufe ein – all diese Faktoren können zur Erschöpfung beitragen.


    Die Krebsbehandlung:  Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Immuntherapien und Knochenmarkstransplantation können allesamt Fatigue (mit-)verursachen. Eine Chemotherapie zerstört zum Beispiel nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen und Gewebe, beispielsweise Immunzellen. Eine Verminderung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) führt zur Blutarmut (Anämie) – diese wird als Hauptursache der Fatigue gesehen. Eine Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) erhöht die Anfälligkeit für Infektionen, was ebenfalls den Körper schwächt.


    Die Krebstherapie hat noch andere Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, Schlaflosigkeit und psychische Beeinträchtigungen – sie gelten ebenfalls als (Mit-)Ursachen der Fatigue.


    Andere Faktoren:  Auch die Psyche spielt bei einer Krebserkrankung und der damit einhergehenden Fatigue eine Rolle. Eine Krebsdiagnose und - therapie können Stress, Ängste, Depressionen und Schlafstörungen auslösen. Daneben können Medikamente (wie Schmerzmittel), Mangelernährung und ein Defizit an körperlichem Training zur Fatigue beitragen. Das Gleiche gilt für hormonelle Veränderungen im Zuge der Krebsbehandlung wie etwa Veränderungen der Schilddrüsen-, Nebennieren- oder Geschlechtshormone.


    Untersuchungen und Diagnose


    Zur Abklärung einer unerklärlichen Müdigkeit erfragt der Arzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese). Wichtig ist zum Beispiel, seit wann die Erschöpfung besteht, wie ausgeprägt sie ist und wie sehr sie das Alltagsleben beeinträchtigt. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach weiteren Beschwerden, dem Schlafverhalten, der Einnahme von Medikamenten, dem Konsum von Alkohol, Koffein, Nikotin und eventuell illegalen Drogen sowie der beruflichen, familiären und sozialen Situation.


    Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung, einschließlich einer Blutuntersuchung. Sie kann zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie) als Auslöser von Fatigue entlarven.


    Fatigue ist ein subjektives Symptom. Es gibt aber eine Reihe von Verfahren (Fragebögen, Skalen), mit deren Hilfe der Arzt die Erschöpfung objektiver erfassen kann.


    Wichtig bei der Abklärung von Fatigue ist die Abgrenzung zur Depression, denn auch diese kann eine starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit hervorrufen.


    Behandlung


    Steckt hinter der Fatigue eine organisch bedingte Ursache wie zum Beispiel Blutarmut (Anämie), ist oft eine medikamentöse Behandlung möglich. Das Gleiche gilt, wenn beispielsweise schwere Schlafstörungen, Schmerzen oder Schilddrüsenerkrankungen mit Fatigue einhergehen.


    Schwieriger wird es, wenn die Ursache der anhaltenden Erschöpfung völlig unbekannt ist oder mehrere Faktoren zur Entstehung einer Fatigue beitragen, wie es bei vielen chronischen Erkrankungen der Fall ist. Oft kommen dann sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen zum Einsatz – zusammen mit einer individuellen Beratung, die dem Betroffenen helfen soll, mit den Fatigue-bedingten Einschränkungen in seinem Alltagsleben besser zurechtzukommen. Als Beispiel ist die Behandlung einer Fatigue bei Krebs genannt:


    Medikamente


    Trägt Blutarmut zur Fatigue bei, können dem Körper entweder rote Blutkörperchen von außen zugeführt (Bluttransfusion) oder das für die Blutbildung zuständige Hormon Erythropoetin (EPO) verabreicht werden. Beide Therapien verbessern die Leistungsfähigkeit und damit die Lebensqualität der Patienten, haben aber verschiedene Vor- und Nachteile: Eine Bluttransfusion wirkt schneller, birgt aber verschiedene Infektions- und Unverträglichkeitsrisiken. Die Gabe von Erythropoetin ist risikoärmer, wirkt aber erst nach einigen Wochen und nicht bei allen Patienten. Zudem darf das Hormon nur parallel zu einer Chemo- oder Strahlentherapie verabreicht werden.


    Auch Hormonstörungen (Schilddrüse, Nebennieren) als Mitverursacher einer Fatigue lassen sich medikamentös behandeln.


    Seelische Verstimmungen werden manchmal versuchsweise mit Antidepressiva behandelt. Allerdings werden diese derzeit nicht allgemein empfohlen, weil die Wirksamkeit bei Fatigue noch nicht nachgewiesen ist.


    Ebenfalls erst in Erprobung ist die medikamentöse Behandlung einer Fatigue, die sich vor allem auf die geistige Leistungsfähigkeit (Konzentration, Gedächtnis etc.) auswirkt. Im Rahmen von Studien wird hierzu die Wirksamkeit von Psychostimulanzien (wie dem ADHS-Medikament Methylphenidat) getestet. Ob sie allerdings die Konzentrations- und Gedächtnisprobleme wirklich beheben können, ist noch unklar.


    Nicht-medikamentöse Therapie


    Bewegung hilft sowohl dem Körper als auch der Seele. Am besten ist es, schon frühzeitig mit einem Bewegungstraining unter medizinischer Kontrolle zu beginnen. Fahrradergometer oder Laufband sind geeignete Geräte. Bewegung steigert die Fitness, baut Muskelmasse auf und wirkt auch gegen Depressionen und Schmerzen. Außerdem kann Sport nach neuesten Untersuchungen auch vor Rückfällen schützen. Übermäßige Schonung hat keinen positiven Effekt auf die Fatigue – im Gegenteil: Die körperliche Leistungsfähigkeit würde noch weiter schwinden.


    Hilfreich für die Psyche kann auch eine Psychotherapie sein, vor allem eine Verhaltenstherapie: Dabei wird in Einzel- oder Gruppengesprächen versucht, Verhaltens- und Erlebensmuster so zu verändern, dass die Fatigue zurückgeht und nicht noch weiter verstärkt wird. Wichtig ist aber, dass Patienten einen professionellen Therapeuten finden, der Erfahrung mit der Behandlung von Fatigue bei Krebs hat.


    Hinweise:  Diese Maßnahmen gelten nicht für Menschen, die unter einem Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden! Bei diesem ähnlich erscheinendem, aber völlig anders gelagertem Krankheitsbild können körperlich und seelische Anstrengung zu massiven Verschlechterungen führen!


    Krankheitsverlauf und Prognose


    Bei einer Fatigue infolge einer organisch bedingten Ursache wie Blutarmut oder Schlafstörungen kann eine erfolgreiche Behandlung der Ursache oft auch die permanente Erschöpfung beseitigen.


    Eine tumorbedingte Fatigue kann von selbst wieder vergehen; bei vielen Krebspatienten bleibt sie aber auch nach Abschluss der Therapie bestehen. Je nach Tumorart leiden bis zu 40 Prozent der Patienten auch noch Jahre nach dem Ende der Behandlung unter Fatigue. An eine Rückkehr in den normalen Alltag oder Beruf ist für viele nicht zu denken. Auch das soziale Leben leidet durch den fehlenden Antrieb, die permanente Erschöpfung und Kraftlosigkeit.


    Ähnliches kann bei anhaltender Erschöpfung im Rahmen anderer chronischer Erkrankungen gelten. Behandlungsmaßnahmen sollen dann den Patienten in erster Linie helfen, ihre begrenzte körperliche, seelische und/oder geistige Leistungsfähigkeit optimal zu nutzen und die Lebensgestaltung an die Fatigue-Syndrom bedingten Einschränkungen so gut es geht anzupassen.


    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.



    Quellen:

    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    (Aktualisierung:  24. August 2016), Netdoktor.de


    Lorenzen, H.: Fatigue-Management – Umgang mit chronischer Müdigkeit und Erschöpfung, Schulz-Kirchner-Verlag GmbH, 2010

    Diegelmann, C.: Ressourcenorientierte Psychoonkologie, W. Kohlhammer Verlag, 2010

    Berth, H. et al.: Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie von A-Z, Hogrefe Verlag, 2008

    Deutsche Krebshilfe e.V.: Fatigue – chronische Müdigkeit bei Krebs. Die blauen Ratgeber, Stand März 2012



C.  FAQ zum Thema
     Onkologie 
  • 01. Krebs-Ursachen / - Prävention

      


    Ursachen der Krebsentstehung

     

    Ähnlich vielfältig wie die einzelnen Krebsarten sind auch die Ursachen bzw. Auslöser. Der erste Schritt ist immer eine Veränderung im Erbmaterial  der einzelnen Körperzelle. Solche Veränderungen können durch äußere oder innere Einflüsse hervorgerufen werden. Bei bestimmten Krebsarten spielt auch die erbliche Veranlagung eine bedeutende Rolle. Besonders empfindlich ist die Zelle während der Zellteilung;  daher sind Zellen, die sich schnell teilen, besonders anfällig. Auch Einflüsse, die das Immunsystem  daran hindern, entartete Zellen zu erkennen und zu beseitigen, gelten als krebsfördernd. Krebs erzeugende Stoffe heißen Cancerogene oder Karzinogene. Diese können bei Menschen und Tieren bösartige Geschwülste erzeugen . Karzinogene umfassen sowohl natürlich vorkommende Stoffe wie Asbest, Aflatoxin in verschimmelten Nahrungsmitteln, Methylcholantren als auch Komponenten von Zersetzungsprodukten wie Benzpyren im Zigarettenrauch und Kohleteer, Nitrosamine oder synthetische Stoffe wie Benzidin, 2-Naphthylamin, Vinylchlorid und Zinkchromat. Zur Einstufung eines Stoffes als Karzinogen dienen entweder vorliegende Erfahrungen beim Menschen oder die Ergebnisse sorgfältig durchgeführter Tierversuche. Die Liste der in der Bundesrepublik als krebserzeugend eingestuften Arbeitsstoffe enthält die Gefahrstoff-Verordnung.




    Kokanzerogene  

    >>>   sind Stoffe, die meist selbst nicht krebserzeugend wirken, jedoch die Tumorentstehung fördern. Als Krebs erregend gelten zudem:


    Physikalische Krebsauslöser

    >>>   ionisierende Strahlung wie ultraviolettes Licht, Röntgen- oder Gammastrahlung.


    Onkoviren

    >>>    nach Schätzung der amerikanischen Krebsgesellschaft etwa 17% der Krebsfälle; Verschiedene DNA-Viren (z. B. Hepatitis B-Virus (HBV), welches zum Leberzellkarzinom, und HPV, welches zum Zervixkarzinom führen kann); Verschiedene RNA-Viren


    Übergewicht

    >>>   ein erhöhter Body-Mass-Index ließ sowohl die (Häufigkeit) Inzidenz, als auch die Sterblichkeit (Mortalität) folgender Krebserkrankungen steigen: Gebärmutterkarzinom, Speiseröhrenkarzinom, Nierenkrebs, Multiples Myelom (Krebserkrankung des Knochenmarks),  Bauchspeicheldrüsenkarzinom, Non-Hodgkin-Lymphom, Eierstockkarzinom, Brustkarzinom und Darmkarzinom nach der Menopause. Damit lassen sich laut Studienautoren 5 % aller Krebsfälle auf Übergewicht und Adipositas zurückführen.




    Anteil verschiedener Risikofaktoren an der Krebsentstehung


           (Risikofaktor    >   Anteil in %   >   Gefährdete Organe )


    • Rauchen   >   25 – 30 %   >   Mundhöhle, Speiseröhre, Kehlkopf, Lunge, Bauchspeicheldrüse, Harnblase, Gebärmutter­hals, Niere, Blut

    • Ernährung   >   20 – 40 %   >   Mundhöhle, Speiseröhre, Kehlkopf, Bauch-speicheldrüse, Magen, Darm, Brust, Prostata

    • Alkohol   >   3 %   >   Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Kehlkopf, Leber

    • Berufliche Faktoren   >   4 - 8 %   >   Lunge, Harnblase, lymphatisches System

    • Genetische Faktoren   >   5 %   >   Auge, Darm, Brust, Eierstöcke, Schilddrüse

    • Infektionen   >   5 %   >   Leber, Gebärmutterhals, lymphatisches System, blutbildendes System, Magen, Nasen-Rachen-Raum

    • Luftschadstoffe   >   2 %   >   Lunge

    • Ionisierende Strahlung   >   1 – 2 %   >   Blut, Brust, Schilddrüse, Lunge, Haut (UV-Strahl., Knochen, Darm, Speiseröhre, Magen, Leber,Prostata, Blase, Gehirn, Rückenmark


    (Quelle:  medizinfo.de)




    Symptome bei Krebs


    Die meisten Krebsarten bereiten im Frühstadium in der Regel keine oder nur leichte Beschwerden. Es gibt jedoch eine Reihe von Warnzeichen, die auf eine bösartige Erkrankung hinweisen können und bei längerem Bestehen auf jeden Fall abgeklärt werden müssen. Dazu gehören:


    • Veränderungen der Haut (Warzen, Muttermale)
    • anhaltender Husten oder Heiserkeit, blutiger Auswurf beim Husten
    • anhaltende Schluck-, Magen-, Darm- oder Verdauungsbeschwerden, Blut im Stuhl
    • tastbare Knoten oder Verdickungen unter der Haut / in Brust und Hoden
    • ungewöhnliche Monatsblutungen oder Ausfluss
    • nicht oder schlecht heilende Wunden und Geschwüre
    • geringe Mengen von Blut im Urin, Störungen und Schmerzen beim Wasserlassen
    • Schmerzen ungeklärter Herkunft
    • anhaltende Appetitlosigkeit und unerklärlicher Gewichtsverlust
    • Blässe und Blutarmut, ständige Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall
    • Fieber, Schweißausbrüche, Schwindelgefühl oder Herzrasen



    Diagnosestellung


    Neben den genannten Symptomen liefert die Blutuntersuchung u.a. mit Bestimmung von Tumormarkern wichtige Hinweise. Weitere diagnostische Methoden sind:


    • Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) des Bauch- und Beckenraums;
    • Sonographie der Leber und die Skelettszintigraphie &#8594; Diagnostik von Metastasen (Tochtergeschwülsten);
    • bildgebende Verfahren, wie z.B. Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT), Gewebeproben (Biopsien) &#8594; Informationen über den Tumortyp und seine Aggressivität
    • genetische Untersuchungen: für Risikopersonen bei erblich bedingten Krebserkrankungen



    Therapie von Krebserkrankungen


    Entsprechend der Vielzahl der verschiedenen Krebserkrankungen unterscheiden sich auch die Behandlungsansätze. Bei jeder Krebserkrankung ist eine individuelle Vorgehensweise nötig. Diese richtet sich primär nach der spezifischen Erkrankung, nach dem Krebsstadium und nach dem Befinden und dem Zustand des Patienten. Nach einer Übersicht des Krebsinformationsdienstes ergeben sich folgende Behandlungsansätze:


    • Alternative Methoden
    • Antihormontherapie
    • Chemotherapie (Medikamente)
    • Ernährung
    • Gentherapie
    • Herceptin (Antikörper)
    • Hyperthermie (Überwärmung)
    • Immuntherapien
    • Klinische Studien (bei neuen Medikamenten, Geräten und Verfahren)
    • Misteltherapie
    • Moderne Krebstherapien (Targeted Therapies)
    • Nahrungsergänzungsmittel
    • Schmerztherapie
    • Strahlentherapie
    • Transplantation von Blutstammzellen
    • Vitamine und Spurenelemente
    • Wachstumsfaktoren (Anregen der Blutzellbildung im Knochenmark)



    Vorbeugen von Krebserkrankungen


    Der Europäische Kodex zur Krebsprävention enthält elf Empfehlungen, die sowohl den Risikofaktoren als auch der Früherkennung bestimmter Krebsarten Rechnung tragen:


    • auf Tabakkonsum verzichten
    • Übergewicht vermeiden
    • tägliche körperliche Bewegung
    • vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung, tierische Fette vermeiden
    • Alkoholkonsum reduzieren
    • übermäßige Sonnenbestrahlung vermeiden
    • vor krebserregenden Stoffen schützen
    • regelmäßige Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs
    • regelmäßige Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung
    • regelmäßige Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung
    • Impfung gegen Hepatitis B-Virusinfektionen



    Krebs und Ernährung


    Der Anteil der Ernährung an der Entstehung verschiedener Krebserkrankungen wird mittlerweile auf ca. 40 bis 50 % geschätzt. Einige Lebensmittel wirken schützend, andere wiederum wirken Risiko erhöhend.




    Der Einfluss von Lebensmitteln auf das Krebsrisiko


    (Lebensmittelgruppe   >   Krebsarten   >   Evidenz * / ** / *** / ****)


    Obst/Gemüse gesamt, Obstverzehr, Gemüseverzehr

    ↓ Speiseröhre  ***

    ↓ Kehlkopf, Mund, Rachen, Niere  **

    ↓ Lunge, Magen  ***

    ↓ Blase, Kolon, Rektum  **

    ↓ Kolon, Rektum  **

    ↓ Lunge, Ovarien, Magen  **


    Fleisch gesamt, Fleisch rot, Fleisch bearbeitet

    ↑ Brust  **

    ↑ Kolon, Rektum  **

    ↑ Kolon, Rektum  ***


    Fisch

    ↓ Kolon, Rektum  **


    Milch und Milchprodukte

    ↑ Prostata  **

    ↓ Kolon, Rektum  **


    Eier

    ↑ Brust  **


    Fett gesamt, gesättigte Fettsäuren

    ↑ Brust  **


    Kohlenhydrate u.a., Ballaststoffe, Glykämischer Index

    ↓ Kolon, Rektum  **


    Alkohol

    ↑ obere Verdauungsorgane  ****

        Leber, Brust

    ↑ Kolon, Rektum, Magen  ***


    Übergewicht

    ↑ Gebärmutter  ****

    ↑ Brust (postmenopausal), Nierenzellen, Kolon Speiseröhre (Adenokarzinom)  ****


    Körperliche Aktivität

    ↓ Kolon, Brust  ****

    ↓ Prostata, Gebärmutter  **


    __________________________________________


    ↓ Risiko vermindert

    ↑ Risiko erhöht


    **** überzeugend für einen Risiko modifizierenden Effekt

    *** wahrscheinlich für einen Risiko modifizierenden Effekt

    ** möglich für einen Risiko modifizierenden Effekt


    (Quelle:  Ernährungsbericht; Deutsche Gesellschaft für Ernährung)


    Diese Auflistung  zeigt eine Zusammenstellung über die Beziehungen zwischen verschiedenen Lebensmittelgruppen und dem Krebsrisiko für bestimmte Krebsarten. 




    Quellen,  Ansprechpartner und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Dachdokumentation Krebs: Robert-Koch-Institut: www.rki.de
    • Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. www.gekid.de
    • Deutsche Krebsgesellschaft e.V.: www.krebsgesellschaft.de
    • Deutsches Krebsforschungszentrum(dkfz): www.krebsinformation.de
    • Statistisches Bundesamt mit allgemeinen Angaben zu Todesursachen, Krankheitshäufigkeiten: www.destatis.de




  • 02. Krankheitsbilder, Prognosen


    Krebs

     

    Unter Krebs versteht man in der Medizin bösartige Neubildungen von Zellen. Gebräuchlich ist auch der Begriff Tumor, was übersetzt soviel wie "Geschwulst, Schwellung" bedeutet. Es gibt gutartige (benigne) Tumore, wie auch bösartige Tumore. Krebs war nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen viele Jahre die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.


    Am 03.09.2019 ging eine Pressemeldung durch verschiedene Medien. "Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind laut einer neuen Analyse bei Menschen mittleren Alters nicht mehr die häufigste Todesursache – zumindest nicht in Industrienationen. Hier sterben den Daten zufolge doppelt so viele Menschen an Krebs", hieß es beispielsweise in der Pharmazeutischen Zeitung.


    Download:   Bericht der PZ Pharmazeitischen Zeitung vom 03.09.2019

    (Quelle:   www.pharmazeutische-zeitung.de/krebs-ueberholt-herz-kreislauf/)


    Nach einer Anfang 2019 veröffentlichten Schätzung des Robert Koch-Instituts wurden 2016 in Deutschland rund 492.000 Krebserkrankungen diagnostiziert. Für das Jahr 2020 wird lt. RKI eine Zunahme der neudiagnostizierten Krebserkrankungen auf rund 510.000 Erkrankungsfälle prognostiziert. 




    Krebsneuerkrankungen  


    (DGHO-Studie:  "Deutschlandweite Prognose der bevölkerungsbezogenen Morbiditätserwartung für häufige Krebserkrankungen  -  Band 14  -  2. Version, Seite 46/47)


    "Die Anzahl der jährlichen Krebsneuerkrankungen wird in 2025 gegenüber 2014 rechnerisch um 52.720 Fälle auf 522.500 zunehmen. Die größten absoluten Anstiege wird es bei Entitäten mit einem Altersgipfel im höheren Lebensalter geben.


    Bei Männern sind dies:


    • Prostatakrebs  mit etwa 8.850 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme +17%)
    • Dick- und Enddarmkrebs  mit etwa 4.950 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme +10%) 
    • Lungenkrebs  mit etwa 4.800 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme +14%)
    • Harnblasenkrebs  mit etwa 2.200 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme: +20%)

    Bei Frauen sind dies:


    • Brustkrebs  mit etwa 3.600 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme +5%)
    • Darmkrebs  mit etwa 2.650 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme +10%)
    • Lungenkrebs  mit etwa 1.700 mehr Neuerkrankungen  >  (Zunahme +9%)
    • Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs  mit etwa 630 bzw. 890 Neuerkrankungen  >  (Zunahme +11%)

    Rückblickend betrachtet sind in den Jahren von 2004 bis 2014 bei einigen Krebsarten bei den (altersstandardisierten) Inzidenzraten Trends zu beobachten, die unabhängig von der Bevölkerungsentwicklung auftreten. Die altersstandardisierten Inzidenzraten für Darm- und Magenkrebs bei Männern und Frauen ist beispielsweise abnehmend, während die altersstandardisierten Raten bei Frauen für Krebsneuerkrankungen von Brust, Lunge und der Haut sowie bei Männern für Haut und Harnblase ansteigen. Diese Trends repräsentieren sich in den Fallzahlen des RKI für 2014, wurden aber in dieser Prognose nicht fortgeschrieben. Dies könnte unter Umständen zu einer Über- bzw. Unterschätzung der Anzahl der Neuerkrankungen in 2025 führen."




    Einteilung bösartiger Neubildungen und Krebsarten


    Ein Tumor wird in der Regel mit der Endung "-om" gekennzeichnet. Dabei weist der erste, meist lateinische Teil des Wortes auf das Gewebe hin, das die Schwellung verursacht. So bedeutet beispielsweise "Hämatom": "Schwellung aus Blut" - also "Bluterguss", ein "Lipom" ist eine Schwellung aus Fettgewebe, ein "Osteom" ein Knochentumor.


    Unterschieden werden:


    solide, also feste bzw. harte Tumoren und bösartige Hämoblastosen, wie z.B. Leukämien. Sie entstehen aus den Zellbestandteilen des Blutes und der blutbildenden Organe. 


    Zu den soliden Tumoren  zählen


    Karzinome  aus entarteten Epithelzellen, den "Deckzellen" der Haut, der Schleimhaut sowie aus Drüsenzellen.


    Sarkome  aus entarteten Bindegewebszellen als Fibrosarkome, aus Muskelzellen als Myosarkome, aus Fettzellen als Liposarkome, aus Knochenzellen als Osteosarkome u.a.


    Prinzipiell kann jedes Organ des menschlichen Körpers von Krebs befallen werden, es gibt jedoch erhebliche Häufigkeitsunterschiede nach Alter, Geschlecht, kollektiver Zugehörigkeit, geographischer Region, Ernährungsgewohnheiten usw. Es sind gegenwärtig etwa 100 verschiedene Krebserkrankungen bekannt, die sich in Überlebenschance, Behandlungsmöglichkeiten und der Bildung von Metastasen teilweise stark unterscheiden.




    Die 11 häufigsten Krebsarten bei Männern sind:


    Prostata   >  52.828  Neuerkrankungen   -   461.297  Gesamterkrankungen

    Lunge   >  33.538  Neuerkrankungen  -   65.808   Gesamterkrankungen

    Dick- und Dünndarm   >  30.979  Neuerkrankungen  -  178.763  Gesamterkrankungen

    Harnblase   >  11.141 Neuerkrankungen  -  56.448  Gesamterkrankungen

    Malignes Melanom   >  10.358  Neuerkrankungen -  77.132  Gesamterkrankungen

    Magen   >  8.894  Neuerkrankungen  -  28.583  Gesamterkrankungen

    Mundhöhle / Rachen   >  8.864  Neuerkrankungen  -  43.127  Gesamterkrankungen

    Niere   >  8.845  Neuerkrankungen  -  59.581  Gesamterkrankungen

    Bauchspeicheldrüse   >  8.098  Neuerkrankungen  -  10.420  Gesamterkrankungen

    Non-Hodgkin-Lymphom   >  7.630  Neuerkrankungen  -  43.282  Gesamterkrankungen 

    Leukämien   >  6.525  Neuerkrankungen  -   35.356  Gesamterkrankungen




    Die 10 häufigsten Krebsarten bei Frauen sind:


    Brust   >  67.938  Neuerkrankungen   -   564.034  Gesamterkrankungen

    Dick- und Enddarm   >  25.662  Neuerkrankungen  -   149.940   Gesamterkrankungen

    Lunge   >  18.590  Neuerkrankungen  -  42.770  Gesamterkrankungen

    Gebärmutterkörper   >  10.487   Neuerkrankungen  -  76.599   Gesamterkrankungen

    Malignes Melanom   >  9.702  Neuerkrankungen -  82.682  Gesamterkrankungen

    Bauchspeicheldrüse   >  8.168   Neuerkrankungen  -  10.505   Gesamterkrankungen

    Eierstöcke   >  7.513  Neuerkrankungen  -  31.606  Gesamterkrankungen

    Non-Hodgkin-Lymphom   >  6.320   Neuerkrankungen  -  39.136   Gesamterkrankungen

    Magen   >  5.849  Neuerkrankungen  -  19.748   Gesamterkrankungen

    Leukämien   >  5.100  Neuerkrankungen  -  26.894  Gesamterkrankungen 


    Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 1.750 Kinder unter 15 Jahren an Krebs. Am häufigsten werden in dieser Altersgruppe Leukämien, Tumoren des Gehirns und des Rückenmarks, sowie Lymphknotenkrebs diagnostiziert.




    Krebs und Alter


    Das Risiko an Krebs zu erkranken, nimmt mit steigendem Alter zu. So zählen einige Tumorarten sogar zu “typischen“ Alterskrankheiten, wie etwa das Prostatakarzinom. Statistiken erfassen auch die durchschnittliche Überlebensrate von Patienten mit bestimmten Tumorarten. Zwar ist Krebs insgesamt durch die steigende Lebenserwartung häufiger geworden, allerdings sinken die altersstandardisierten Krebstodesraten für Frauen schon seit den 70er Jahren, für Männer seit Mitte den 80er Jahren. Insgesamt lebt heute mehr als die Hälfte aller Krebspatienten noch fünf Jahre nach der Diagnosestellung; diese Zeitspanne bedeutet bei vielen Tumorarten eine gute Chance auf dauerhafte Heilung. Dies gilt besonders für Kinder mit Leukämien und junge Männer mit Hodenkrebs! Auch die Heilungsraten für Dickdarmkrebs und die Überlebenszeiten für Brustkrebs sind deutlich angestiegen. Eine negative Prognose besteht dagegen bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Lungenkrebs.




    Stadieneinteilung und Verlauf einer Krebserkrankung


    Je nach Ausbreitung und Bösartigkeit (Malignität) werden die Tumore in Stadien nach dem so genannten TNM-System eingeteilt. Es klassifiziert fast alle bösartigen Neubildungen. In der TNM-Einteilung sind lediglich die bösartigen Hämoblastosen, wie z.B. Leukämien und Hirntumoren, nicht mit einbezogen. Beim TNM-System wird die Tumorausbreitung (Staging) beurteilt:


    T  =  Tumorgröße, wobei T von T1 für kleine Tumoren bis T3 oder T4 für große Tumoren reicht.

    N  =  Lymphknotenbefall:  N1 steht für den Befall von Lymphknoten in der nächsten Umgebung des Tumors, N2 und N3 für den Befall weiter entfernter Lymphknoten.

    M = Metastasen  (Tochtergeschwülste):  M1 heißt, dass sich irgendwo im Körper Metastasen gebildet haben.

    G = histologische Einteilung  (Grading) nach Bösartigkeit (Malignität) des Tumors:  G1 (niedrige Bösartigkeit) bis G4 (ausgeprägte Bösartigkeit).


    Die Krebserkrankung verläuft in mehreren Schritten. Bei dem so genannten “Dreistufenmodell“ wird die Krebsentstehung in folgende Phasen eingeteilt:


    • Initiation
    • Promotion
    • Progression

    Damit wird die häufig viele Jahre andauernde “Latenzphase“ zwischen dem ursprünglichen Defekt in der Erbsubstanz (DNA-Schaden), der letztlich zur Entwicklung einer Kresbzelle führt und dem deutlich erkennbaren Tumor erklärt.




    Quellen:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • PZ Pharmazeutische Zeitung  (Bericht der PZ Pharmazeitischen Zeitung vom 03.09.2019)
    • DGHO - Publikationen  (Deutschlandweite Prognose der bevölkerungsbezogenen Morbiditätserwartung für häufige Krebserkrankungen - Band 14 - 2. Version)
    • Robert Koch Institut (RKI)  -  (Pressestelle - Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts "Neue Zahlen zu Krebs in Deutschland"  -  Stand: 17.12.2019)



  • 04. Krebsvorsorge & Früherkennung

        

        

    Vorbeugen von Krebserkrankungen


    Der Europäische Kodex zur Krebsprävention enthält elf Empfehlungen, die sowohl den Risikofaktoren als auch der Früherkennung bestimmter Krebsarten Rechnung tragen:


    • auf Tabakkonsum verzichten
    • Übergewicht vermeiden
    • tägliche körperliche Bewegung
    • vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung, tierische Fette vermeiden
    • Alkoholkonsum reduzieren
    • übermäßige Sonnenbestrahlung vermeiden
    • vor krebserregenden Stoffen schützen
    • regelmäßige Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs
    • regelmäßige Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung
    • regelmäßige Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung
    • Impfung gegen Hepatitis B-Virusinfektionen



    Der Einfluss von Lebensmitteln auf das Krebsrisiko


    Krebs und Ernährung


    Der Anteil der Ernährung an der Entstehung verschiedener Krebserkrankungen wird mittlerweile auf ca. 40 bis 50 % geschätzt. Einige Lebensmittel wirken schützend, andere wiederum wirken Risiko erhöhend.




    Der Einfluss von Lebensmitteln auf das Krebsrisiko


    (Lebensmittelgruppe   >   ↑↓ Krebsarten   >   Evidenz * / ** / *** / ****)


    Obst / Gemüse gesamt, Obstverzehr, Gemüseverzehr

    ↓ Speiseröhre  ***

    ↓ Kehlkopf, Mund, Rachen, Niere  **

    ↓ Lunge, Magen  ***

    ↓ Blase, Kolon, Rektum  **

    ↓ Kolon, Rektum  **

    ↓ Lunge, Ovarien, Magen  **


    Fleisch gesamt, Fleisch rot, Fleisch bearbeitet

    ↑ Brust  **

    ↑ Kolon, Rektum  **

    ↑ Kolon, Rektum  ***


    Fisch

    ↓ Kolon, Rektum  **


    Milch und Milchprodukte

    ↑ Prostata  **

    ↓ Kolon, Rektum  **


    Eier

    ↑ Brust  **


    Fett gesamt, gesättigte Fettsäuren

    ↑ Brust  **


    Kohlenhydrate u.a., Ballaststoffe, Glykämischer Index

    ↓ Kolon, Rektum  **


    Alkohol

    ↑ obere Verdauungsorgane  ****

        Leber, Brust

    ↑ Kolon, Rektum, Magen  ***


    Übergewicht

    ↑ Gebärmutter  ****

    ↑ Brust (postmenopausal), Nierenzellen, Kolon Speiseröhre (Adenokarzinom)  ****


    Körperliche Aktivität

    ↓ Kolon, Brust  ****

    ↓ Prostata, Gebärmutter  **


    __________________________________________


    ↓ Risiko vermindert

    ↑ Risiko erhöht


    **** überzeugend für einen Risiko modifizierenden Effekt

    *** wahrscheinlich für einen Risiko modifizierenden Effekt

    ** möglich für einen Risiko modifizierenden Effekt


    (Quelle:  Ernährungsbericht; Deutsche Gesellschaft für Ernährung)


    Diese Auflistung  zeigt eine Zusammenstellung über die Beziehungen zwischen verschiedenen Lebensmittelgruppen und dem Krebsrisiko für bestimmte Krebsarten. 




    Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung – eine Übersicht


    Das gesetzliche  Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland

    (Letzte Aktualisierung: 11.02.2020)


    • Krebs erkennen, bevor er entsteht oder Beschwerden macht: Das ist das Ziel der Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung.
    • In Deutschland können sich Frauen und Männer im Lauf ihres Lebens auf verschiedene Krebsarten hin untersuchen zu lassen. Dazu gehören Brustkrebs, Darmkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Hautkrebs und Prostatakrebs.
    • Die Kosten der Untersuchungen übernehmen die Krankenkassen und die Teilnahme an der "Krebsvorsorge" ist freiwillig. Hilfe bei der Entscheidung für oder gegen eine Untersuchung leisten die Haus- und Fachärzte.



    Ein Recht auf Vorsorge 

    Krebs-Screening in Deutschland


    In Deutschland gibt es ein gesetzliches Krebsfrüherkennungsprogramm, auch Krebs-Screening oder Krebsvorsorge genannt. Jeder kann ab einem bestimmten Alter daran teilnehmen. Das Programm umfasst Untersuchungen zur Früherkennung von fünf verschiedenen Krebsarten: 


    • Brustkrebs
    • Darmkrebs
    • Gebärmutterhalskrebs
    • Hautkrebs
    • Prostatakrebs

    Der Gesetzgeber erhofft sich von dem Programm, dass es die Krebssterblichkeit in Deutschland senkt.


    Der rechtliche Rahmen für die Krebsvorsorge ist im Sozialgesetzbuch SGB V verankert und in einer Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) genau geregelt. Die Teilnahme an den Untersuchungen ist freiwillig. Wer nicht am Screening-Programm teilnehmen möchte, hat dadurch keinen Nachteil gegenüber der Krankenversicherung oder bei der ärztlichen Behandlung.




    Krebsfrüherkennung


    Zum Laden und Ausdrucken: 

    Informationsblatt "Krebsfrüherkennung" (PDF)


    Informationen des Gemeinsamen Bundesausschusses:

    www.g-ba.de/institution/themenschwerpunkte/frueherkennung/erwachsene/




    Das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm


    Angebote zur Krebsfrüherkennung für Männer und Frauen in Deutschland © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum



    Für Frauen


    • Gebärmutterhalskrebs  – ab 20 einmal jährlich Untersuchung des äußeren und inneren Genitals, von 20 bis 34 eine jährliche Abstrich-Untersuchung von Gebärmuttermund und Gebärmutterhals und ab 35 alle drei Jahre einen Test auf humane Papillomviren (HPV) in Kombination mit einem Pap-Abstrich (Ko-Testung).
    • Brustkrebs  – ab 30 einmal jährlich Abtastung der Brüste und der Achselhöhlen, Anleitung zur Brustselbstuntersuchung; ab 50 bis einschließlich 69 alle zwei Jahre eine Mammographie.

    Für Männer


    • Prostatakrebs  – ab 45 einmal jährlich Abtastung der Prostata vom Enddarm aus, Untersuchung des äußeren Genitals und Abtastung der Lymphknoten in der Leiste.


    Für Frauen und Männer 


    • Hautkrebs  – ab 35 alle zwei Jahre eine gezielte Befragung nach Hautveränderungen und Inspektion des gesamten Körpers einschließlich des behaarten Kopfes.
    • Darmkrebs  – von 50 bis einschließlich 54 einmal jährlich Test auf verborgenes (okkultes) Blut im Stuhl, ab 55 alle zwei Jahre, und/oder ab 50 (Männer) beziehungsweise 55 (Frauen) eine Darmspiegelung (Koloskopie) und eine einmalige Wiederholung nach mindestens zehn Jahren.

    Darüber hinaus gibt es in Deutschland weitere medizinische Früherkennungsangebote, beispielsweise den "Gesundheits-Check-up". Dieser soll dazu beitragen, Krankheiten wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Herzprobleme und Nierenschäden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Im Rahmen des Check-up's erfragen Ärztinnen und Ärzte auch familiäre Vorbelastungen für Krankheiten einschließlich Krebserkrankungen wie Darm- und Brustkrebs.


    Eine Zusammenfassung aller Vorsorge- und Früherkennungsangebote bietet das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf seiner Internetseite unter www.bundesgesundheitsministerium.de/?id=1097 (Stichwort "Früherkennung"). 

    Zum Check-up informiert das BMG unter www.bundesgesundheitsministerium.de/checkup.html.




    Besonderes Risiko oder Krebsverdacht?


    Das gesetzliche Früherkennungsprogramm ist für Menschen ohne besonderes Krebsrisiko gedacht. Menschen mit einem hohen Krebsrisiko, etwa weil viele Verwandte an Krebs erkrankt sind oder weil sie eine Vorerkrankung haben, die mit Krebs im Zusammenhang steht, sollten sich bei ihren Ärzten über zusätzliche Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung informieren. Auch wer Beschwerden hat, die auf eine Krebserkrankung hindeuten, sollte zum Arzt gehen. Dann kann man ganz unabhängig vom gesetzlichen  Früherkennungsprogramm die medizinisch notwendigen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen erhalten.




    Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung - Was bringt das? 


    "Früherkennung" bedeutet beim Thema Krebs:   Gewebeveränderungen werden zu einem Zeitpunkt entdeckt, zu dem sie noch keine Schmerzen oder andere Beschwerden verursachen. Der Nutzen: Kleine und örtlich begrenzte Tumoren lassen sich besser behandeln als große Tumoren oder als solche, die schon gestreut haben.


    Noch besser ist es, bereits Krebsvorstufen zu erkennen. Das sind Gewebeveränderungen, die noch nicht bösartig oder "maligne" verändert sind, aber ein hohes Risiko für eine spätere Krebsentstehung bedeuten. Lassen sich solche Vorstufen entfernen, kann man Krebs verhindern. In diesem Fall spricht man von "Krebsvorsorge".


    Umsetzen lässt sich eine Krebsvorsorge bisher aber nur bei Darmkrebs und bei Gebärmutterhalskrebs sowie bei manchen Hautkrebsformen. Aber auch die Früherkennung von Tumoren trägt dazu bei, die Heilungsraten bei manchen Krebsformen zu verbessern.




    FAZIT:   Früherkennung und Vorsorge


    Vorsorge  kann Krebs verhindern, bevor er entsteht. Das gelingt zum Beispiel, wenn man Vorstufen von Krebs erkennt und diese entfernt.


    Früherkennung  findet einen Tumor, solange er noch sehr klein ist – die Behandlung wird dadurch einfacher, und bei vielen Betroffenen ist sie auch erfolgreicher.




    Qualitätsanforderungen: Sichere und zuverlässige Früherkennung


    Was muss eine Früherkennungsuntersuchung leisten, die allen Gesunden in der Bevölkerung ab einem bestimmten Alter angeboten wird?


    • Zunächst einmal muss die Untersuchung wenig oder gar nicht belastend sein. Außerdem müssen mögliche Risiken durch den Nutzen aufgewogen werden.
    • Die Untersuchung muss zudem zuverlässig sein, man muss also genau wissen, bei wie vielen Menschen sie durchschnittlich funktioniert und wie häufig sie "versagt".
    • Und sie muss mit vertretbarem Aufwand für das nationale Gesundheitswesen finanzierbar sein.

    Wesentlich ist aber auch:


    • Die Qualität einer Früherkennungsuntersuchung hängt nicht nur davon ab, dass sie eine bestimmte Krebsform in einem frühen Stadium nachweist. Die frühe Diagnose muss den Betroffenen auch einen messbaren Vorteil bringen: Sie müssen dank der frühen Behandlung länger und besser leben können, als bei einer Diagnose in einem späteren Krankheitsstadium. Denn: Wird durch eine Früherkennungsuntersuchung nur die Diagnose der Erkrankung vorverlegt, ohne dass eine frühere Behandlung dem Patienten oder der Patientin etwas nützt, ist diese Untersuchung für das Screening der gesamten gesunden Bevölkerung nicht geeignet.



    Quellen,  Ansprechpartner und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Dachdokumentation Krebs: Robert-Koch-Institut: www.rki.de
    • Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. www.gekid.de
    • Deutsche Krebsgesellschaft e.V.: www.krebsgesellschaft.de
    • Deutsches Krebsforschungszentrum(dkfz): www.krebsinformation.de
    • Statistisches Bundesamt mit allgemeinen Angaben zu Todesursachen, Krankheitshäufigkeiten: www.destatis.de



  • 05. Krebs und Psyche - Psychoonkologie

      

    Umgang mit der Diagnose & Psychoonlokogie


    Mit der Diagnose einer Krebserkrankung verändert sich oft von jetzt auf gleich ein Großteil des bisherigen Lebens. Und das nicht nur für den betroffenen und erkrankten Patienten.  Auch für die engsten Angehörigen / Familienmitgliedern und guten Freunden verändert sich nicht selten  der bisherige Alltagstrott. Denn Erkrankung und Therapie haben nicht nur direkte körperliche Folgen für den Patienten. 


    Die Umstellung des sonst gewohnten Alltags wird meist von jetzt auf gleich erfüllt von Angst, Wut, Trauer, Hilflosigkeit und auch Ungewissheit. Sowohl fürs eigene Leben. Berufliche und finanzielle Sorgen folgen ebenfalls. Etwa zwei Drittel der Patienten belastet die Diagnose Krebs sehr stark. Fast die Hälfte erlebt große Ängste, fühlt sich niedergeschlagen oder ist zunehmend traurig.


    Das direkte Umfeld des Krebspatienten fühlt sich oft hilflos. Verwandte, Freunde und Bekannte wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Eigene Ängste bauen sich auf. Vor allem die Angst, nichts falsches zu sagen oder gar etwas zu machen, was dem Krebspatienten nicht gut tut und somit zusätzlich belastet. Aus diesem Grund ist leider oft zu beobachten, dass sich das Umfeld eines Krebspatienten immer mehr zurück zieht und der Patient somit immer mehr vereinsamt. Was dazu führen kann, dass der bereits durch die Diagnose angeschlagene  psychische Zustand noch weniger Zuspruch bzw. helfende positive Impulse verliehen bekommt. Der Patient steht somit leider immer mehr alleine da und isoliert sich daraufhin auch selber immer mehr. Nicht zuletzt aus dem Umstand heraus, sein Umfeld nicht auch noch belasten zu wollen.


    All diese Aspekte sind jedoch, primär aus Patientensicht, keine gute Basis und Grundlage für eine Unterstützung des Heilungsprozesses. Denn nur ein ausgeruhter und entspannter Organismus kann alle seine inneren Kräfte (Selbstheilungskräfte) für die Genesung unterstützend zur Onkologischen Therapie aktivieren.  


    Um hier bereits zu Beginn des meist längeren Therapieprozesses mehr Ruhe und Entspannung einzubringen, kann eine psychoonkologische Beratung sehr helfen. Die Psychoonkologie bietet hier ein breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten. Und oft ist es den Betroffenen auch gar nicht bekannt, dass jedem Krebspatienten, wie auch den engsten Angehörigen, psychoonkoligische Beratung und Begleitung zu steht. Die Krankenkassen übernehmen die indizierten Kosten im Rahmen ihrer Abrechnungsmöglichkeiten.   


    Ein begleitender Psychoonkologe berät, hilft und kann die individuellen Bedürfnissen des einzelnen Patienten in seiner aktuellen Situation auswählen und anpassen lassen. So kann er dem Patienten von der Diagnose an, über den gesamten Krankheitsverlauf hinweg, begleiten und unterstützen. Mit dem Ziel die Herausforderungen im Alltag besser und entspannter  bewältigen können. 


    Nach einer Diagnose kommen Kliniken bzw.  Schwerpunktpraxen oft von selbst schon aktiv mit psychoonkologischen Angeboten auf den Patienten zu. Sollte dies nicht geschehen, sollte man als Patient bzw. enger Angehöriger selber aktiv werden und entsprechende Angebote einfordern. Hier besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur Hilfestellung.




    Die Geschichte der Psychoonkologie


    Die Psychoonkologie als Wissenschaft (aus Psychologie und Onkologie entstanden) begann in den 1970er-Jahren zunächst mit der Untersuchung von psychosozialen Faktoren, die für die Entstehung einer Krebserkrankung mitverantwortlich sein sollten (Psychoimmunologie). Psychoonkologie bezeichnet also die psychologische Betreuung von Krebspatienten. Man nennt es auch Psychosoziale Onkologie und ist damit eine interdisziplinäre Form der klinischen Psychologie, die sich mit den psychischen, sozialen und sozialrechtlichen Bedingungen, Folgen und Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung befasst.


    Seit den 1990er Jahren wird zunehmend die Frage diskutiert, welche psychischen Belastungen oder manifesten Störungen sich infolge einer Krebserkrankung entwickeln können und in welcher Form diese sich auf die Lebensqualität der Betroffenen oder auf medizinisch-klinische Aspekte auswirken können. Damit im Zusammenhang steht die Suche nach Faktoren, welche eine psychische Begleiterkrankung möglichst sicher prognostizieren können – was im Umkehrschluss die Möglichkeit eröffnet, sie rasch und frühzeitig psychosozial zu versorgen. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei etwa einem Drittel aller Krebspatienten infolge der schweren psychischen Belastung durch die Grundkrankheit auch eine psychische Störung im Sinne einer Komorbidität auftritt. [1]  Heute ist eine psychologische Betreuung von Krebspatienten ein regulärer Bestandteil der medizinischen Therapien. [2][3][4]  Dazu trugen Forschungen bei, die den Einfluss der psychosozialen Betreuung in der Nachsorge auf die Heilungs- und Besserungschancen nach eine Krebserkrankung aufzeigten. [5]




    Einzelnachweise


    1. S. Singer, H. Bringmann, J. Hauss, R.-D. Kortmann, U. Köhler, O. Krauß, R. Schwarz: Häufigkeit psychischer Begleiterkrankungen und der Wunsch nach psychosozialer Unterstützung bei Tumorpatienten im Akutkrankenhaus. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band 132, 2007, S. 2071–2076.
    2. Deutsches Krebsforschungszentrum:  Psychoonkologie als Fachgebiet
    3. Andrea Schneider:  Psychoonkologie: Die seelische Haltung beeinflusst die Krebstherapie Aerzteblatt April 2003 Seite 175
    4. A. Sellschopp, M. Fegg, E. Frick:  Psychoonkologie: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 2. Auflage, Zuckschwerdt, Germering bei München 2005 ISBN 978-3-8860-3870-1
    5. Almuth Sellschopp:  Wege und Ziele psychosozialer Krebsnachsorge. Habilitationsschrift, 2. Bd. Ludwig Maximilian Universität, München 1991



    Quellen:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Wikipedia  -  (Psychoonkologie)
    • Krebs.de  -  (Umgang mit der Diagnose & Psychoonkologie)



  • 06. Psychoonkologische Beratungsstellen

    Praxen ambulant psychotherapeutisch tätiger Psychoonkologen


    Seit der 1970er Jahre hat sich in Deutschland eine gut ausgebaute psychoonkologische Versorgungsstruktur gebildet. Psychoonkologische Hilfe kann in jeder Phase der Krebserkrankung zu Rate gezogen werden:  Rund um die Diagnose, während der Therapie, nach der Erkrankung und auch beim Wiedereinstieg in den Alltag.


    Man unterteilt die akute psychoonkologische Hilfe und die nachstationäre Hilfe. Während die akute Hilfe in der Klinik verortet wird, kann nach der Erkrankung in Rehabilitationskliniken oder auch ambulant ein Psychoonkologe konsultiert werden. Auf dem Land ist das Versorgungsnetz manchmal nicht engmaschig genug gestrickt, in solchen Fällen können Psychologen, Selbsthilfegruppen oder auch Beratungsstellen weiterhelfen.


    Psychoonkologen widmen sich jeder Art von psychischen Problemen, Belastungen und Ängsten, die Sie während der verschiedenen Krankheitsphasen zu verarbeiten haben. Sein größtes Anliegen ist es, die Lebensqualität wiederherzustellen und zu erhalten. Das schließt sowohl Angstbewältigung, die Stabilisierung des Selbstwertgefühls, das Angehen zwischenmenschlicher Probleme und auch das Entwickeln eigener Bewältigungsstrategien ein.



    Wer hat Anspruch auf psychoonkologische Betreuung?


    Grundsätzlich steht jedem Krebspatienten eine psychoonkologische Betreuung zu. Scheuen Sie sich nicht davor, diese auch in Anspruch zu nehmen! Die Kosten dafür tragen die Krankenkassen. Wenn Ihnen im Laufe der medizinischen Behandlung keine psychoonkologische Unterstützung angeboten wurde, fragen Sie Ihren Arzt danach. Er kann Sie vermitteln oder Ihnen vielleicht auch eine Empfehlung aussprechen. Internetseiten wie das Ärzteverzeichnis oder die Arztsuche beim Krebsinformationsdienst können ebenfalls weiterhelfen.



    Wie finde ich einen qualifizierten Psychoonkologen?


    Momentan gibt es noch keine anerkannte Weiterbildung durch berufsständische Körperschaften, sodass die Grundausbildung der Psychoonkologen unterschiedlich sein kann. Mal handelt es sich um studierte Ärzte oder Psychologen, aber auch Sozialarbeiter, Pflegekräfte und Seelsorger dürfen sich Psychoonkologe nennen. Ein Qualitätsmerkmal für Psychoonkologen ist allerdings die Teilnahme an der zertifizierten „Weiterbildung Psychosoziale Onkologie“ (WPO) nach den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie (PSO/DKG) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e.V. (dapo). 


    Eine Liste vom Krebsinformationsdienst zeigt, welche Onkologen das entsprechende Zertifikat erworben haben:


    Bitte bestätigen Sie den folgenden Link und geben  im Suchbereich Ihre Postleitzahl  bzw. Ihren Wohnort  ein. In diesem Portal finden Sie über 600 Ansprechpartner in Deutschland: 


    https://www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/psychoonkologen.php




    In unserer Gemeinschaftspraxis im Haus Praxis-Spilburg  in Wetzlar  bieten wir auch eine  Psychoonkologische Beratung und Begleitung  an:


    Praxis Kraft-Werke

    Karina Stabel  

    Heilpraktikerin Psychotherapie

    Systemsiche Hypnotherapeutin

    Therapeutin für Entspannungsverfahren 

    Haus Praxis-Spilburg

    Steinbühlstraße 17

    D-35578  Wetzlar  (Gewerbegebiet Spilburg)


    Telefon:   +49 (0) 6441 - 8055231

    Telefax:   +49 (0) 6441 - 8055229


    eMail:   willkommen@hypnosystemische-kraftwerke.de

    Website:   www.hypnosystemische-kraftwerke.de




    Quellen:


    • DKFZ - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft - Krebsinformationsdienst
    • ONKO Internetportal  -  www.krebsgesellschaft.de



  • 07. Beratung und Begleitung

      

    Unterstützung für Patienten


    An der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen sind teilweise viele verschiedene Ärzte beteiligt. Krebspatienten können sich angesichts der Begegnung mit so vielen Experten oftmals überfordert fühlen. Daher ist es wichtig, dass sie einen zentralen Ansprechpartner haben, dem sie vertrauen. Erfahren Sie mehr über die Personen und Anlaufstellen, die Sie im Kampf gegen eine Krebserkrankung unterstützen können.




    Unterstützung für Angehörige


    Gerade in der Anfangszeit nach der Krebsdiagnose kann es schwierig sein, in den Alltag zurückzufinden. Denn für Partner und Angehörige von Krebspatienten bedeutet dies häufig eine Doppelbelastung. Sie neigen in ihrer Sorge um den Erkrankten häufig dazu, dessen Bedürfnisse ganz in den Vordergrund zu rücken. Das ist verständlich, weil man dem geliebten Menschen in einer schwierigen Lebenssituation gerne die bestmögliche Unterstützung und Zuwendung geben möchte. Dabei besteht allerdings das Risiko, eigene wichtige Bedürfnisse zu vernachlässigen und persönliche Grenzen der Belastbarkeit wiederholt zu überschreiten. Spezielle psychoonkologische Beratungsangebote für Angehörige können dann helfen.




    Tipps für die Zeit nach der Krebsdiagnose


    Welche Unterstützung der Krebspatient wann benötigt, ist individuell verschieden. Denn was dem einen hilft, kann der andere als Belastung empfinden. Es gibt jedoch einige Dinge, die bei der gemeinsamen Bewältigung der Krankheit helfen können.


    • Miteinander sprechen:  Ein offener Umgang miteinander trägt dazu bei, Ängste abzubauen. Versuchen Sie daher auch weiterhin, Sorgen und Probleme, mit Ihrem Partner oder Angehörigen zu besprechen. Treffen Sie zudem keine wichtigen Entscheidungen aus falsch verstandener Rücksichtnahme alleine, sondern beziehen Sie Ihren erkrankten Partner oder Angehörigen mit ein. 
    • Sich selbst nicht vergessen:  Prüfen Sie bei sich selbst, was im Alltag zu schaffen ist und was nicht. Seien Sie dabei ehrlich zu sich und versuchen Sie, Überforderung zu vermeiden. Vielleicht könnte manches im Tagesplan gestrichen, anderes auf andere Personen übertragen werden? Versuchen Sie außerdem, bei sich Gefühle zuzulassen und zu akzeptieren. 
    • Das Netzwerk erweitern: Mit der Erkrankung wird sich das Leben für den Patienten und die Angehörigen verändern, es wird aber nicht alles anders. Hilfe von Außen kann zum Teil eine deutliche Entlastung sein. Mit dem Lebenspartner oder den nahestehenden Angehörigen kann beispielsweise überlegt werden, wer in der neuen Situation bei konkreten Alltagsaufgaben unterstützen könnte. Sich selbst und das Umfeld gezielt über die Erkrankung des geliebten Menschen zu informieren und aufzuklären, kann dabei helfen, die Angst vor der Erkrankung besser zu bewältigen und sozialer Isolation vorzubeugen. Zudem kann der Austausch mit Menschen in der gleichen Situation hilfreich sein. Hierfür bieten Selbsthilfegruppen häufig Angebote, die sich sowohl an Patienten als auch an Angehörige krebskranker Patienten richten. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Sie auf den Seiten des Deutschen Krebsforschungszentrums dkfz.



    Beratungsangebot


    Diagnose Krebs - kaum eine Erkrankung löst mehr Unsicherheiten und Ängste aus. In dieser schwierigen Situation steht die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. (GfBK) seit 1982 allen Betroffenen und ihren Angehörigen zur Seite. 

    Erfahrene Mitarbeiter/-innen informieren und beraten Patienten und Angehörige - menschlich, ganzheitlich und unabhängig. Meist erfolgt zunächst der Versand von Informationsmaterial, das dem Ratsuchenden einen Überblick über biologisch-naturheilkundliche Möglichkeiten bei Krebs gibt. Bei individuellen, medizinischen Fragen bieten wir Ihnen einen Gesprächstermin mit unserem ärztlichen Beratungsdienst an. Wir können keine Untersuchungen durchführen oder Diagnosen stellen.




    In unserer Gemeinschaftspraxis im Haus Praxis-Spilburg in Wetzlar  bieten wir auch eine  Psychoonkologische Beratung und Begleitung 
    an:


    Praxis Kraft-Werke

    Karina Stabel  

    Heilpraktikerin Psychotherapie

    Systemsiche Hypnotherapeutin

    Therapeutin für Entspannungsverfahren 

    Haus Praxis-Spilburg

    Steinbühlstraße 17

    D-35578  Wetzlar  (Gewerbegebiet Spilburg)


    Telefon:   +49 (0) 6441 - 8055231

    Telefax:   +49 (0) 6441 - 8055229


    eMail:   willkommen@hypnosystemische-kraftwerke.de

    Website:   www.hypnosystemische-kraftwerke.de




    Quellen


    • Krebs.de
    • Biologische Krebsabwehr e.V.  -  Heidelberg  -   https://www.biokrebs.de/beratungsangebot 




  • 08. Krebstherapien (Schulmedizin)

       

    Schulmedizinische Onkologie


    Klassische Onkologie


    Medizin ist eine empirische Wissenschaft. Sie nutzt Erkenntnisse der Naturwissenschaften um die Vielzahl von Beobachtungen und Fakten zu einer umfassenden Diagnose zu integrieren. Nur eine korrekte Diagnose ermöglicht eine erfolgreiche Therapie. Die Erfolge der klassischen Onkologie sind vor allem auf die Optimierung einer relativ begrenzten Anzahl von Methoden der Schulmedizin zur Behandlung von Krebs zurückzuführen. 




    Konventionellen Therapien sind


    • Strahlentherapie
    • Tumorresektion  (Operation)
    • Chemotherapie  (die Behandlung mit Zytostatika)
    • Hormontherapie

    Die Onkologie-Forschung hat durch Einführung neuer Zytostatika, sowie durch neue Kombinationen der einzelnen Therapeutika, zu einer erheblichen Verbesserungen einzelner Krebserkrankungen geführt. Die Behandlung selber, wie auch die Heilungschancen haben sich durchaus positiv entwickelt. Dagegen ist man bei einzelnen Krankheitsbildern bzw. Krebsarten bisher leider noch kaum voran gekommen. Ein  grundlegend durchschlagender Erfolg Krebserkrankungen gänzlich reduzieren zu können wird derzeit nicht erwartet. 


    In der schulmedizinischen konventionellen Therapie wird man auch künftig die 4 vorgenannten Maßnahmen der Strahlentherapie, Operation, Chemo- und Hormontherapie nutzen um die jeweilige Krebserkrankung bestmöglich und erfolgreich zu behandeln. Wie in der schulmedizinischen Therapie in aller Regel üblich, behandelt man die symptomatischen Krankheitsbilder.  




    Moderne Onkologie


    In den vergangenen rund 20 Jahren wurden viele neue Substanzen entwickelt. Diese neuartigen Medikamente markieren das Zeitalter einer modernen Onkologie der Schulmedizin in der für eine Krebsentität spezifische molekulare Eigenschaften als Angriffspunkt für eine molekulare Therapie (“targeted therapies”) genutzt werden.


    Diese neuartigen Substanzen sind auf der Basis des detaillierten molokularen Verständnisses von Krebserkrankungen entwickelt worden. Sie können deshalb speziell auf die schädigenden  Krebszellen einwirken und ihre Arbeit tun. Dies,  ohne gesundes Gewebe dabei zu schädigen. Des Weiteren sind diese Substanzen auch in der Lage  Chemotherapeutika in der Konzentration bzw. Menge zu reduzieren bzw. ggf. sogar ganz zu ersetzen.


    Durch den Einsatz und die Einführung solcher molekularer Therapien haben sich die Überlebens- und Heilungschancen für einige Krebsarten sehr  deutlich verbessert. Nicht zu vergessen dabei, dass  bei Chemo- und Strahlentherapien die Lebensqualität während und nach der Behandlung stark erhöht wird. Eine Vielzahl von erfolgversprechenden molekularen Substanzen werden in klinischen Studien getestet und stehen kurz vor der Markteinführung, so dass in Zukunft mit weiteren Therapieerfolgen bei der Behandlung von Krebsarten – auch bei denen die Schulmedizin bisher wenig ausrichten konnte – gerechnet werden kann.




    Molekulare Therapien


    Zu den molekularen Therapien gehören unter Anderem:


    • Antihormontherapie
    • Behandlung mit monoklonalen Antikörpern
    • neuartige Inhibitoren

    Die Anwendung monoklonaler Antikörper, die gezielt Strukturen auf Krebszellen erkennen und diese so für das Körpereigene Immunsystem markieren, führt zur Elimination von Krebszellen durch das eigene Immunsystem. Die zusätzliche Anwendung eines monoklonalen HER2-Antikörpers (Trastuzumab) bei der chemotherapeutischen Behandlung von Brustkrebs erhöht die Überlebenschancen im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie um mehr als 30% 1. Leider profitiert nur ein Teil der Patientinnen, dessen Brustkrebs auch die Zielstruktur HER2 exprimiert.


    Bisher einziges Beispiel für ein Medikament, dass die Chemotherapie ganz ersetzen konnte ist die Einführung von Tyrosinkinase-Inhibitoren bei der Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML). Auch Dank ihnen ist das Gesamtüberleben von CML-Patienten nach acht Jahren von weniger als 15% in den siebziger Jahren auf heute weit über 80% angestiegen2.




    Quellen und Literatur:


    • Jahanzeb, M. Adjuvant trastuzumab therapy for HER2-positive breast cancer. Clin Breast Cancer 8, 324-33 (2008).
    • Kantarjian, H. et al. Improved survival in chronic myeloid leukemia since the introduction of imatinib therapy: a single-institution historical experience. Blood 119, 1981-7 (2012).



  • 09. Krebstherapien (Naturheilkunde)

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  • 10. Integrative Onkologie


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  • 11. Ernährungsmedizinisches Screening (MNA, SGA, MUST, NRS)


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  • 12. Bioelektrisches-Impedanz-Analyse (BIA)


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  • 13. Hilotherapie (reduziert während der Chemotherapie Polyneuropathien / Hand-Fuß-Syndrom, sowie erhebliche Reduktion von Haarausfall)


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  • 14. Ernährung & Nahrungsergänzung

        

    Ernährung und Nahrungsergänzung


    Über Vitaminpillen und andere Nahrungsergänzungsmittel wird gerne viel diskutiert. Generell sind Nahrungsergänzungsmittel nicht immer notwendig. Überdosiert können sie sogar schaden.  Unser Leben und insbesondere unser Organismus  gleicht genauso wenig dem Organismus des Nachbarn, wie es es unser Immunsystem oder unsere Darmflora ist. Jeder Mensch ist ein Individum und aus diesem Grund muss man sich jeden einzelnen Organismus ganz genau anschauen. 


    Wir  ernähren uns alle sehr unterschiedlich. Sowohl von der Nahrungsauswahl, der täglichen Menge, dem Essverhalten bei der Nahrungsaufnahme, dem Trinkverhalten und auch mit der Zuführungen von Nahrungsergänzungsmitteln, wie auch mit der täglichen Zuführung verschreibungspflichtiger  Medikamenten, die ebenfalls einen nicht unwesentlichen Einfluss auf unsere Aminosäuren und  unseren Vitamin- und Mikronährstoffhaushalt haben.


    Und gerade bei Krebspatienten  wird der Stoffwechsel  durch Zytostatika und anderen Therapeutika enorm belastet und kann sehr schnell zu einer erheblichen Minderung in unserem Vitamin- und Nährstoffhaushalt führen. 


    Zytostatikatherapien  führen leider in vielen Fällen zu einer regelrechten Mangelernährung. Es gibt sogar Studien die davon ausgehen, dass in Deutschland jährlich  über 50.000 Krebspatienten  nicht an den Folgen ihrer eigentlichen Krebserkrankung, sondern an Multi-Organversagen  in Folge einer unerkannten Mangelernährung aufgrund von Vitamin- und Nährstoffmangel  versterben. Das sind rund 22 % der im Vergleich gesetzten 228.000 jährlichen Krebstoten (Stand von 2015). Und es werden in den kommenden Jahren noch mehr, wenn wir nicht den Fokus auf diesen Mißstand  legen.  


    Die Zeitschrift FOCUS hatte am 06.07.2016 dazu einen Bericht von der FOCUS-Redakteurin Petra Apfel herausgegeben:

    FOCUS-Bericht: "Jeder vierte Krebspatient stirbt gar nicht am Tumor  -  50.000 Krebstote durch Mangelernährung"



    WICHTIG  

    Unser Vitamin- und Mikronährstoffhaushalt ist eine wichtige, wenn nicht sogar einer der wichtigsten Grundlagen für unseren Zellstoffwechsel. Diese Nährstoffe sorgen für den Aufbau / die Stärkung unser(e/n):


    • Immunsystem
    • Knochen
    • Zähne
    • Hormone
    • Blutzellen
    • Gewebespannung
    • Reizübertragung (Nervensystem)
    • Enzyme-Aktivierung
    • Blutgerinnung
    • Erregbarkeit der Muskeln
    • u. v. m.


    Mineralstoffe aus Lebensmitteln


    Auf der Basis einer ausgewogenen Mischkost lässt sich der Bedarf an dringend notwendigen Mineralstoffen decken. Vor allem, wenn man in seinen Ernährungsplan ausreichend Gemüse und Vollkornprodukten mit einbaut. Jedoch ist zudem auch nicht außer acht zu lassen, wie unser Körperstoffwechsel die notwendigen Mineralstoffe aufspalten und verwerten kann. Denn wie auch bei anderen chemischen Prozessen, so hängt auch die bio-chemischen Verwertung unserer Nahrung von verschiedenen Faktoren ab.  Zum Beispiel in welcher Form der Mineralstoff im Lebensmittel vorliegt oder wie insbesondere die Speisen zusammengesetzt sind.


    Ein recht bekanntes Beispiel:  

    Bei Vollkornprodukten kann unser Organismus das zweiwertige Eisen aus diesen pflanzlichen Produkten wesentlich schlechter aufnehmen, als beispielweise bei der Verstoffwechselung von dreiwertigem Eisen aus tierischen Quellen (bei z.B.   Fleisch). Dem Umstand kann man aber abhelfen. Denn der gleichzeitige Verzehr eines Vitamin-C-reichen Lebensmittel, wie z.B. Orangensaft zum Vollkornreis, kann Abhilfe leisten. So wird dann auch bestmöglich Eisen verstoffwechselt und aufgenommen werden.    


    Tipp:   Übrigens sind sämtliche Mineralstoffe wasserlöslich. Deswegen sollte man grundsätzlich Lebensmittel nicht übermäßig lange wässern bzw. kochen. Sonst verlieren die Lebensmittel zu viele Mineralstoffe, die sich dann ins Kochwasser verabschieden. Alternativ das Kochwasser zu trinken ist meist nicht so schmackhaft. Oder haben Sie schon mal ihr Kochwasser getrunken?


    Ein großes Problem unseres Ernährungsverhaltens  ist die Verwendung von zu viel industriell verarbeiteter Fertigprodukte unserer heutigen Fast-Food-Generation. Denn in den stark verarbeiteten Produkten befinden sich neben zu viel Zucker, zu viel Salz und zu viel ungesunder Fette vor allem auch zu wenig mineralstoffhalter Grundstoffe, die zur Produktion der Fertigprodukte verwendet wurden. Insofern füllen solche Produkte oft den Magen, bieten aber letztendlich nicht mehr als nur leere Kohlenhydrate. Wie beispielsweise Haushaltszucker und weißes Mehl. Diese Produkte liefern kurzfristig zwar viel Energie (Kalorien), aber nur sehr wenige wichtige Nährstoffe. 


    Das klingt vielleicht alles recht kompliziert. Ist es aber nicht wirklich. Man muss sich nur öffnen und damit beschäftigen wollen. Und wir vom "Viriditas.Team" helfen Ihnen sehr gerne dabei Ihren ganz persönlichen individuellen und typgerechten Ernährungsweg zu finden. Mit entsprechenden Infos, Anleitungen  und Rezepten. 


    Essen Sie täglich bunt! Dann ist die Nährstoffversorgung durch die Kombination der verschiedenen Lebensmittel für Ihren Organismus gesichert. Insbesondere bei Krebstherapien kann man mit einem gezielt ausgearbeiteten  Ernährungsplan nicht nur seinen Vitamin- und Nährstoffhaushalt aktiv aufbauen und unterstützen. Man kann im Zuge dessen auch die teils belastenden Auswirkungen einer Chemotherapie beispielweise enorm beeinflussen. Nebenwirkungen abschwächen und sich so diese schwere Zeit auch viel einfacher gestalten. Mittlerweile gibt es sogar viele evidenzbasierte (wissenschaftliche) Studien zu verschiedenen Lebensmitteln wie Broccoli, Himbeeren und vielen anderen Produkten.


    Grundsätzlich gilt als Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung):  Fünf Handvoll Gemüse und Obst täglich reichen schon aus, den Vitamin- und Nährstoffbedarf zu decken (2 Hand voll Obst + 3 Hand voll Gemüse). Ausreichend trinken, reichlich Tageslicht und genügend Bewegung runden unsere  benötigte Versorgung ab. 




    Fazit:   Eine Extraportion Nährstoffe?


    Wenn Sie trotzdem ein Zuwenig vermuten: 


    • Blutuntersuchung und Analyse der genauen Vitamin- und Nährstoffwerte
    • Anamnese
    • Individuelle typgerechte Ernährungsberatung
    • Begleitung und Beratung über längeren Zeitraum  

    Die erste Wahl sind immer natürliche Lebensmittel! In Tablettenform sind Vitamine & Co. nur für Risikogruppen wie Schwangere, Veganer oder Hochbetagte erforderlich. Eine zusätzliche Einnahme immer vorher mit dem Arzt besprechen.




    In welchen Lebensmitteln stecken die wichtigen Vitamine und Nährstoffe drin?


    • Vitamin A   >>>   in Eiern, Käse, Milch
    • Vitamin B1  >>>   in Vollkornprodukten, Kichererbsen, Haferflocken, Sonnenblumenkernen, Fleisch
    • Vitamin B2   >>>   in Milchprodukten, Fisch, Eiern
    • Vitamin B6   >>>   in Kartoffeln, Bananen, Hühner- und Schweinefleisch
    • Vitamin B12   >>>   in Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten
    • Vitamin C   >>>   in Gemüse, Obst, Kartoffeln
    • Vitamin D   >>>   in Pilzen, Hering, Makrele, Eiern, Eigenproduktion bei Tageslicht über Hautaufnahme
    • Vitamin E   >>>   in Pflanzenölen, Nüssen, Samen, Vollkorn, Avocado
    • Betacarotin   >>>   in grünen, roten, gelben Gemüse- und Obstsorten
    • Biotin   >>>   in Eiern, Nüssen, Haferflocken, Champignons
    • Calcium   >>>   in Milchprodukten, Tempeh, Brokkoli, Grünkohl
    • Carnitin / Kreatin   >>>   wird vom Körper selbst produziert
    • Eisen   >>>   in  Fleisch, Wurst, Pilzen, Hirse, Kidneybohnen, Gemüse
    • (Bio-)Flavonoide   >>>   in pflanzlichen Lebensmitteln (Äpfeln, Zwiebeln, Grüntee)
    • Folsäure   >>>   in dunkelgrünem Blattgemüse,  Vollkornprodukten, Erdnüssen, Orangensaft, Sojadrink
    • Jod   >>>   in Meeresfisch, Jodsalz, Milch, Eiern
    • Kieselerde  (Siliziumdioxid)   >>>   in Vollkornprodukten, Kartoffeln, Kohl, Wurzelgemüse
    • Lutein   >>>   in Grünkohl, Spinat, Brokkoli, Mais
    • Lykopin   >>>   in Tomaten, Grapefruits, Wassermelone
    • Magnesium   >>>   in Vollkornprodukten, grünem Gemüse, Nüssen und Samen
    • Niacin   >>>   in Fleisch, Fisch, Kartoffeln, Kaffee
    • Omega-3-Fettsäuren   >>>   in Rapsöl,  Walnüssen, Lachs, Makrele
    • Phytoöstrogene (Isoflavone, Lignane)   >>>   in Sojabohnen, Sesam, Leinsamen, Gemüse
    • Selen   >>>   in Fisch, Eiern, Fleisch, Paranüssen, Vollkornprodukte
    • Zeaxanthin   >>>   in Grünkohl, Spinat, Brokkoli, Mais
    • Zink   >>>   in Milchprodukten, Fleisch, Seefisch, Linsen, Hafer, Erdnüssen, Vollkornprodukten

     


    Die allererste Wahl sollten immer natürliche Lebensmittel sein. Wir empfehlen Produkte aus regionaler BIO-Erzeugung! 


    10 Gründe für Produkte aus BIO-Erzeugung:


    1. BIO ist Gesetz  ...
    2. BIO schützt den Boden  ...
    3. BIO ist bienenfreundlich  ...
    4. BIO verzichtet auf Gentechnik  ...
    5. BIO steht für mehr Tierwohl  ...
    6. BIO schmeckt  ...
    7. BIO setzt auf vorbeugenden Pflanzenschutz  
      ...
    8. BIO schützt das Wasser  ...
    9. BIO schont Ressourcen  ...
    10. BIO fördert die Vielfalt  ...

    BIO-Produkte müssen zudem nicht wirklich teuerer, als herkömmliche industriell gefertigte  Fertigwaren, sein. Denn durch die höhere Wertigkeit und Ergiebigkeit von Lebensmitteln aus BIO-Erzeugung  benötigt man im Normalfall für seine Ernährungs-Grundversorgung rein vom Volumen her viel weniger Produkt. Mal abgesehen von den Kosten und insbesondere dem Verlust an Lebensqualität, die man verliert, wenn man schwer erkrankt.  


    In Kapsel-/Tablettenform sind Vitamine & Mineralstoffe nur für Risikogruppen wie z.B. bei bestimmten Erkrankungen (Krebs, etc.) erforderlich, wie auch bei Schwangerschaften, bei veganischer Ernährungsform oder bei Hochbetagten. Eine zusätzliche Einnahme sollte zuvor immer mit dem Arzt bzw. einem kompetenten Spezialisten für Ernährung besprochen werden. Und die Ernährungsumstellung, sofern notwendig, insbesondere auf der Basis einer ausführlichen Analyse und Anamnese aufbauen.




    Quellen:


    • Verbraucherzentrale  -  (www.klartext-nahrungsergaenzung.de  -  Besser als Pillen - essen Sie gesund und bunt) 
    • NetDoktor  -  (Mineralstoffe)
    • In Form - (www.in-form.de - Nahrungsergänzung)




  • 15. Sekundäre Pflanzenstoffe

        

    Sekundäre Pflanzenstoffe


    Unter diesem Begriff versteht man Inhaltsstoffe in Pflanzen, die nicht im primären Stoffwechsel, also z.B. im Energiestoffwechsel der Pflanze, eine Rolle spielen. Sie wurden früher als antinutritive Stoffe bezeichnet, d.h. als Stoffe, die für die menschliche Ernährung keine Bedeutung oder gar schädliche Auswirkungen haben.




    Definitionen und Abgrenzungen


    Da die sekundären Pflanzenstoffe, wie neuere wissenschaftliche Studien zeigen, überwiegend gesundheitsfördernde Wirkungen ausüben, gilt der in der Vergangenheit gebrauchte Begriff "antinutritive Stoffe" als überholt.

    Die Autoren Watzl und Leitzmann verwenden für Nahrungsinhaltsstoffe ohne Nährstoffcharakter den Begriff "Bioaktive Substanzen". Darunter zählen sie die sekundären Pflanzenstoffe sowie die Ballaststoffe und Substanzen in fermentierten Lebensmitteln wie z.B. die Milchsäure.




    Stoffgruppen der sekundären Pflanzenstoffe


    Mit gemischter Kost nimmt man etwa 1,5 g der sekundären Pflanzenstoffe pro Tag auf - Vegetarier das Zwei- bis Vierfache. Dazu gehören rund 5000 - 10000 verschiedene Substanzen, die man der Übersichtlichkeit halber in zehn verschiedene Gruppen einteilt:


    • Carotinoide  ...   können aufgrund ihrer chemischen Struktur in Sauerstofffreie (nicht oxidierte Carotinoide) und Sauerstoffhaltige (oxidierte Carotinoide = Xantophylle) eingeteilt werden. Gelborangefarbenes Obst und Gemüse enthält v.a. sauerstofffreie Carotinoide (alpha- und betacarotin), während sich grünblättrige Gemüse zu 60 - 80 % aus Xantophyllen zusammensetzen. Die Carotinoide sind im Gegensatz zu den Xantophyllen relativ hitzestabil. Mehrere Studien belegen, dass unerhitztes Gemüse eine stärkere antikanzerogene (gegen Krebs) Wirkung besitzt als erhitztes Gemüse, was auf eine besondere Funktion der hitzeempfindlichen Xantophylle hinweist.

    • Phytosterine  ...   ähneln im Aufbau dem tierischen Cholesterin und kommen hauptsächlich in fettreichen Pflanzen(teilen) vor: Sonnenblumenkerne, Sesam, Kürbiskerne. Natives Sojaöl enthält viermal so viele Phytosterine wie raffiniertes Öl. Phytosterine wirken Cholesterinspiegel senkend. Im Tierversuch zeigen Phytosterine auch antikanzerogene (gegen Krebs) Wirkungen.

    • Saponine  ...   sind im Pflanzenreich weit verbreitet. In der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) sind sie als eigene Wirkstoffklasse bekannt. Von den Lebensmitteln enthalten besonders Hülsenfrüchte (Sojabohnen, Kichererbsen) größere Mengen an Saponinen. Neben nicht erwünschten Wirkungen von isolierten Saponinen (Schädigung von roten Blutzellen, Schädigung von Darmwandzellmembranen) wurden eine Reihe von gesundheitsfördernden Wirkungen festgestellt wie z.B. antikanzerogene, antimikrobielle, entzündungshemmende, Cholesterinspiegel senkende und immunstärkende Eigenschaften. Fütterungsversuche an Tieren sowie Studien bei Menschen haben gezeigt, dass die orale Zufuhr von Saponinen im natürlichen Verbund zu keinen toxischen Reaktionen führte.

    • Glucosinolate  ...   kommen vorwiegend in Pflanzen der Familie der Kreuzblütler (Kruziferen) vor; sie tragen zum typischen Geschmack von Senf, Meerrettich, Kohl und anderen Gemüsen bei. Geruch, Geschmack sowie die biologischen Wirkungen dieser Pflanzenfamilie sind jedoch nicht durch die Glucosinolate selbst bestimmt, sondern durch deren enzymatische Abbauprodukte Isothiozyanate, Thiozyanate und Indole. Zu den gesundheitsfördernden Wirkungen dieser Stoffe zählen antikanzerogene und antimikrobielle Wirkungen.

    • Polyphenole  ...   stellen keine einheitliche Stoffgruppe dar. Zu ihnen zählen z.B. Phenole, Phenolsäuren, Kumarine, Hydroxyzimtsäuren, Flavonoide, Lignane und Lignine. Wie die Saponine gelten auch die Flavonoide als eigene Wirkstoffklasse in der Phytotherapie mit vielfältigen Heilwirkungen. Die gesundheitlich größte Bedeutung haben die Phenolsäuren und die Flavonoide.

    • Phenolsäuren  ...   finden sich überwiegend in den Randschichten der Pflanzen, also im Schalenbereich sowie im angrenzenden Gewebe. Ein Grund hierfür ist in ihrer Funktion als Antioxidans zu sehen. Phenolsäuren in den Randschichten schützen das darunter liegende Gewebe vor Oxidationsprozessen. Der Phenolsäuregehalt ist in frisch geerntetem Obst und Gemüse am höchsten, da Phenolsäuren aufgrund ihrer Oxidationsempfindlichkeit während der Lagerung abgebaut werden. Phenolsäuren wirken antikanzerogen, antimikrobiell sowie antioxidativ. Einige synthetische Polyphenole sind als Lebensmittelzusatzstoffe (Antioxidantien) zugelassen, z.B. BHA (Butylhydroxyanisol), BHT (Butylhydroxytoluol) sowie Gallussäureester.

    • Flavonoide  ...   sind im Pflanzenreich sehr weit verbreitet und deshalb ein bedeutsamer Bestandteil der Nahrung. Derzeit sind etwa 4000-5000 verschiedene Strukturen von Flavonoiden bekannt. Die gelben Flavonole haben den Flavonoiden den Namen gegeben (lat. flavus = gelb). Die ebenfalls zu den Flavonoiden zählenden Anthocyane bedingen die roten, blauen und violetten Färbungen verschiedener Obst- und Gemüsearten. Quercetin ist das am häufigsten vorkommende Flavonoid. Die meisten Flavonoide kommen in der Natur nicht frei vor, sondern an Zucker gebunden, wie z.B. Rutin. Quercettin plus Zuckeranteil ergibt Rutin. Wie die Phenolsäuren liegen auch die Flavonoide überwiegend in den Randschichten der Pflanzen sowie in Blättern vor. Ihr Gehalt wird durch Schälen erheblich reduziert. Während der monatelangen Lagerung von Äpfeln im Winter werden mehr als 50 % der Flavonoide abgebaut. Auch die Jahreszeit der Ernte wirkt sich aus. Im August geernteter Kopfsalat oder Endivie enthalten 3 - 5 mal mehr Flavonoide als z.B. im April geerntete Salate. Generell ist bei verarbeiteten Lebensmitteln der Flavonoidgehalt um etwa 50 % niedriger als bei frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln. Die gesundheitsfördernden Wirkungen von Flavonoiden sind zahlreich: sie beeinflussen die Krebsentstehung, Oxidationsvorgänge, die Gefäßpermeabilität (=Gefäßdurchlässigkeit), Immunmechanismen und Entzündungsprozesse. Sie wirken antimikrobiell, gerinnungshemmend und ersetzen teilweise Funktionen des Vitamin C. Zudem unterstützen Flavonoide die biologische Aktivität des Vitamin C.

    • Protease-Inhibitoren  ...   kommen hauptsächlich in Hülsenfrüchten und Getreide vor. Sie beeinträchtigen die Wirkung eiweißspaltender Enzyme und behindern somit die Eiweißverdauung. Allerdings bestehen erhebliche Unterschiede zwischen Tier und Mensch. Beim Menschen werden eiweißspaltende Enzyme der Bauchspeicheldrüse nur in geringem Umfang durch Protease-Inhibitoren gehemmt. Zudem werden diese durch Erhitzungsprozesse oder durch Keimen weitestgehend inaktiviert. Protease-Inhibitoren zeichnen sich auch durch gesundheitsfördernde Wirkungen aus wie z.B. antikanzerogene, antioxidative, Blutzucker regulierende und entzündungshemmende Effekte.

    • Terpene  ...   werden nur von Pflanzen und einigen Mikroorgansimen gebildet. Terpene besitzen für den Menschen eine besondere Bedeutung als Aromastoffe, z.B. Menthol aus der Pfefferminze, sowie Limonen aus Zitrusöl und Carvon im Kümmelöl. Terpene werden u.a. zur Aromatisierung von Lebensmitteln verwendet. Limonen und Carvon zeigen im Tierversuch eine antikanzerogene Wirkung. Limonen erhöht in der Leber sowie im Dünndarm die Aktivität von Entgiftungsenzymen.

    • Phyto-Östrogene  ...   ähneln in Aufbau und Wirkung den menschlichen Östrogenen, weisen jedoch im Vergleich nur eine 0,1%ige Wirkung auf. Zur Klasse der Phytoöstrogene zählen die Isoflavonoide und Lignane (chemisch werden diese den Polyphenolen zugeordnet). Isoflavonoide kommen in Hülsenfrüchten der Tropen vor, Lignane in Leinsamen, Getreide und der Sojabohne. Zahlreiche tierexperimentelle Studien sowie Untersuchungen an größeren Bevölkerungsgruppen weisen auf eine antikanzerogene Wirkung der Phytoöstrogene hin. Zudem sollen Phytoöstrogene antioxidativ wirken.

    • Sulfide  ...   sind schwefelhaltige Stoffe, die v.a. in Liliengewächsen wie Zwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch und Lauch vorkommen. Die bedeutendste sulfidhaltige Pflanze ist der Knoblauch. Die antimikrobielle Wirkung der Sulfide wurde bereits 1858 von Louis Pasteur nachgewiesen. Zahlreiche Untersuchungen belegen auch antikanzerogene Effekte der Sulfide. Des weiteren beeinflussen Sulfide die Blutgerinnung und das Immunsystem; sie regen den Speichelfluss, die Magensaftsekretion sowie die Darmperistaltik an und fördern auf diese Weise die Verdauung.

    • Sonstige Stoffe:   die Einteilung der sekundären Pflanzenstoffe in 9 chemisch verschiedene Gruppen deckt nicht das ganze Spektrum der in der Nahrung vorhandenen sekundären Pflanzenstoffe ab. Es gibt zahlreiche weitere Stoffe, die sich keiner dieser 9 Gruppen zuordnen lassen, die jedoch ebenfalls gesundheitsfördernde Wirkungen ausüben können. Dazu gehören z.B. die Glucarate, die Phtalide, die Phytinsäure, Chlorophyll und Chlorophyllin sowie die Phytonzide und Phytoalexine.



    Bedeutung für die menschliche Ernährung


    Wissenschaftliche Studien der vergangenen Jahre belegen eindeutig eine Vielzahl von gesundheitsfördernden Wirkungen von sekundären Pflanzenstoffen. Untersucht wurden meist die Wirkungen isolierter Stoffe. Die additive (verstärkte Wirkung, die durch den gleichzeitigen Verzehr mehrerer Stoffe zustande kommt), synergistische (sich gegenseitig ergänzende Wirkungen mehrerer Stoffe) oder antagonistische (sich gegenseitig aufhebende Wirkung mehrerer Stoffe) Wirkung dieser Substanzen als Bestandteile von Lebensmitteln kann gegenwärtig noch nicht in allen Einzelheiten bewertet und abgeschätzt werden. Dennoch lässt sich die Empfehlung ableiten, dass eine Kost mit einem hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel der sicherste Weg ist, genügend essentielle Nährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe u.a.) und sekundäre Pflanzenstoffe aufzunehmen und damit gesundheitsfördernde Effekte zu erreichen.




    Sekundäre Pflanzenstoffe im Reformhaus


    • Das Reformhaussortiment ist reich an pflanzlichen Lebensmitteln, die nach den Qualitätsrichtlinien der neuform nur nach anerkannt schonenden Verarbeitungsverfahren hergestellt werden dürfen. Die Versorgung mit essentiellen Stoffen und sekundären Pflanzenstoffen ist daher bei Verzehr von reformerischen Lebensmitteln optimal! Eine hohe Zufuhr von sekundären Pflanzenstoffen wird z.B. erreicht durch den häufigen Verzehr von Vollkorngetreideprodukten, Sojaprodukten, Nüssen und Samen sowie Obst- und Gemüseprodukten.

    • Im Zuge der großen Bedeutung von sekundären Pflanzenstoffen werden zunehmend Nahrungsergänzungsmittel mit speziellen sekundären Pflanzenstoffen angeboten wie z.B. Lycopin (aus Tomaten) oder Soja-Isoflavone (Soja-Extrakt "Novasoy").



    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Eschenauer, D., Giese-Seip, A.: SPS - Die neue Zauberformel?; Reformhaus ECHO Nov./ Dez.&apos;95
    • Jakobey, H. u.a.: Gemüse als Arzneipflanze - Sekundäre Pflanzenstoffe in Gemüse mit Bedeutung für die menschliche Gesundheit; Ernährungs-Umschau 35 (1988) Heft 6
    • Leitzmann, C., Watzl, B.: Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln; Hippokrates Verlag
    • Ricker, M.: Evolution und Diversität von sekundären Pflanzenstoffen; Zeitschr. f. Phytotherapie 12, 146-150 (1991)



  • 16. Ketogene Ernährung

    Ketogene Diät


    Die Ketogene Diät ist eine kohlenhydratarme und fettreiche Ernährung, die bei verschiedenen Krankheiten, vor allem bei Epilepsien, therapeutisch wirksam ist. In der populärwissenschaftlichen Literatur wird eine ketogene Ernährung bei Demenz- und Krebserkrankungen empfohlen. Charakteristisch sind die Entstehung von Ketonkörpern und deren energetische Verwertung.


    Wichtig ist eine Differenzierung verschiedener Diäten, die zu einer Ketose führen. Eine Ketose beschreibt den Zustand erhöhter Ketonkörper im Blut. Eine wissenschaftlich fundierte „Ketogene Diät“ wie sie von renommierten Forschern entwickelt wurde, muss deutlich von populär-wissenschaftlichen Konzepten mit ketogenen Wirkungen wie der Atkins-Diät, der Banting Diät oder der Sippy-Diät unterschieden werden. Diese wurden vorrangig mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion vermarktet.



    Ketonkörper und ihre Wirkungen


    Die Leber als Syntheseort kann bis zu 185 g Ketonkörper täglich herstellen. Zu den Ketonkörpern zählen:


    • Azeton
    • Azetoazetat
    • β-OH-Butyrat

    Azetoazetat und β-OH-Butyrat sind wasserlösliche energiereiche Stoff-wechselprodukte, die primär beim Fettsäureabbau entstehen. Sie werden beim Fasten als alternative Brennstoffe zur Glukose gebildet. Während längerer Fastenphasen versorgen sie den Organismus mit Energie. In kleinen Mengen entstehen diese Ketonkörper auch bei Nahrungszufuhr. Azeton ist ein Abbauprodukt von Azetoazetat und ist für den charakteris-tischen Geruch (nach Nagellackentferner) bei einer ketotischen Stoffwechsellage (Ketose) verantwortlich. Aceton spielt, im Unterschied zu Azetoazetat und β-OH-Butyrat, keine Rolle für den Energiestoffwechsel.



    Bedeutung der Ketonkörper im Fasten-/ Hungerstoffwechsel


    Ohne die Bildung von Ketonkörpern während längerer Hungerperioden hätte der Mensch nicht überlebt. Nach drei Fastentagen liefern die Keton-körper 30 bis 40 % des Energiebedarfs. Da sie von Gehirn und Muskulatur als „Brennstoffe“ verwendet werden können, wird der Verbrauch des unter Nahrungsbedingungen verwendeten Brennstoffs Glukose (Traubenzucker) eingeschränkt. Dieser Spareffekt ermöglicht die Versorgung des Gehirns mit Glukose und vermindert den Umbau von wertvollen Eiweißen zu Glukose (Glukoneogenese). Nach einigen Tagen des Fastenstoffwechsels ist dann auch das Gehirn in der Lage einen Großteil seines Energiebedarfs aus der Oxidation von Ketonkörpern zu decken.



    Ketonkörperbildung aus Nahrungsfetten


    Nicht nur im Hungerstoffwechsel können Ketonkörper zur Energie-gewinnung genutzt werden. Bei der ketogenen Diät lässt sich nach einer fettreichen und kohlenhydratarmen Mahlzeit ein deutlicher Anstieg des Azetons in der Ausatemluft nachweisen. Dies gilt als Beleg für eine ketotische Stoffwechsellage.



    Indikationen der ketogenen Diät


    Wissenschaftlich gesichert ist die Anwendung der ketogenen Diät bei Epilepsien, die medikamentös und operativ nicht behandelbar sind. Weitere seltene Erkrankungen mit Störungen des cerebralen (das Gehirn betreffend) Energiestoffwechsels sowie des Kohlenhydratstoffwechsels, bei denen die ketogene Diät sinnvoll ist, sind:


    • Glukosetransporter (GLUT 1 –Defekt)
    • Pyruvatdehydrogenasemangel
    • Störungen im Komplex I der Atmungskette
    • Phosphofruktokinase.Mangel (Glykogenose VII)
    • Glykogenose Typ V (McArdle-Krankheit)

    Formen der ketogenen Diät: Als klassische ketogene Diät gilt die von Wilder entwickelte Kost, bei der das Gewichtsverhältnis zwischen ketogen wirkendem Fettanteil und anti-ketogen wirkendem Anteil aus Kohlenhydraten und Eiweiß angegeben wird. Differenziert werden die ketogenen Kostformen mit einem ketogenen Anteil von 5, 4 oder 3 zu 1 Teil nicht ketogener Nährstoffe. Um die Verträglichkeit und die ketogenen Wirkungen zu steigern, wurde die klassische Ketogene Diät um den vermehrten Einsatz von Fetten mit mittelkettigen Fettsäuren (MCT) erweitert. 




    Populärwissenschaftliche Diäten mit ketogenen Effekten


    Merkmale der Ketogenen Diät

    • Kohlenhydratarm, Eiweißreich, Fettarm/-reich

    Namen

    • Atkins, Banting, Sippy

    Zusammensetzung

    • Kohlenhydrate stark begrenzt, kcal reduziert

    Indikation

    • Übergewicht, Alternativmedizin



    Wissenschaftliche fundierte Ketogene Diäten (KD)


    Merkmale der Ketogenen Diät

    • Kohlenhydratarm

    Namen

    • Klassische KD

    Zusammensetzung

    • LCT

    Indikation

    • Epilepsie

    Fachterminus

    • KDc LCT 4: 1/ 90 %



    Merkmale der Ketogenen Diät

    • Eiweiß begrenzt

    Namen

    • MCT-Diät

    Zusammensetzung

    • MCT

    Indikation

    • Epilepsie

    Fachterminus

    • KDc MCT 70 %



    Merkmale der Ketogenen Diät

    • Fettreich

    Namen

    • Modifizierte MCT-Diät, Radcliffe-Diät

    Zusammensetzung

    • 50 % MCT
    • 50 % LCT

    Indikation

    • Epilepsie

    Fachterminus

    • KDc MCT 30 %,
    • LCT 30 %


    (KD = Ketogene Diät; LCT = langkettige Fettsäuren; MCT = mittelkettige Fettsäuren; KDc = „c“ steht für den Einsatz der KD bei Störungen des cerebralen Energiestoffwechsels; Quelle modifiziert nach: Baumeister M, Friedrich A: Ketogene Diät; Schattauer Verlag)

     



    Praktische Anwendung der ketogenen Diät


    Für die Umsetzung der ketogenen Diät in der Praxis ist eine sehr gute Kenntnis der geeigneten und nicht geeigneten Lebensmittel sowie eine detaillierte Berechnung des Speiseplans notwendig. Die Kostpläne sollten daher nur von diesbezüglich ausgebildeten Ernährungsfachleuten erstellt werden. Die Tabelle gibt beispielhaft eine Übersicht zur Eignung von Lebensmitteln:




    Eignung für ketogene Diät & Lebensmittelgruppen


    Gut geeignet

    • Fettreiche Fisch, fettreiche  Fleisch-, Wurst- und Käsesorten, Avokados, Oliven, Fette und Öle

    Bedingt geeignet

    • Fettarmer Fisch, fettarme Fleisch-, Wurst- und Käsesorten, Obst, Gemüse Pilze, Nüsse

    Ungeeignet

    • Getreideerzeugnisse, Honig, Marmelade, Süßigkeiten, Trockenobst

     


    Bei den verwendeten Fetten sollte das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren beachtet werden. Anzustreben ist eine Relation von 5 Teilen Omega-6 Fettsäuren zu 1 Teil Omega-3 Fettsäuren, wie auch in den Referenzwerten für eine gesunde Ernährung empfohlen. Angeboten wird eine ketogene Diät auch in Form von Formulaprodukten, bei denen eine genaue Einhaltung des jeweils gewünschten ketogenen Quotienten (5 : 1, 4 : 1 oder 3 : 1) leicht möglich ist.




    Nebenwirkungen


    Es werden zahlreiche Nebenwirkungen der ketogenen Diät beschrieben. In den meisten Fällen treten die Nebenwirkungen hauptsächlich in der Anfangs-, also der Umstellungsphase, auf eine ketogene Kost auf. Diese können mit Hilfe von erfahrenen Diätassistenten/innen und Ernährungs-therapeuten/innen durch verschiedene Maßnahmen beherrscht werden. Im Standardlehrbuch der ketogenen Diät werden folgende, zum Teil auch seltene, Nebenwirkungen beschrieben:


    • Apathie
    • Übelkeit und Erbrechen
    • Appetitminderung
    • Dehydratation
    • Hypoglykämie (Unterzuckerung)
    • Hyperlipidämie (erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte)
    • Metabolische Azidose (Übersäuerung)
    • Mangelzustände
    • Störungen im Calcium-, Phosphat- und Knochenstoffwechsel
    • Störungen des Gerinnungssystems
    • Wachstumsstörungen
    • Unerwünschte Wirkungen auf Magen und Darm
    • Unerwünschte Wirkungen auf Herz und Kreislauf
    • Hungergefühl
    • Pankreatitis (selten)
    • Nierensteine



    Wechselwirkungen


    Zu beachten sind Wechselwirkungen mit Medikamenten. Bei folgenden Wirkstoffen wurden Interaktionen beobachtet:


    • Carboanhydrasehemmer wie Azetazolamid, Sultiam, Topiramat und Zonisamid
    • Phenobarbital Brom und Phenobarbital Valproinsäure
    • Benzodiazipine
    • Chloralhydrat



    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Baumeister M., Friedrich A.: Ketogene Diät; Schattauer Verlag



  • 17. Myko-Therapie (Vital-/Heilpilze)

        

    Vital-/Heilpilze

     

    Unter Vital-/Heilpilze versteht man eine Reihe von Pilzen, die krankheitsvorbeugende und/oder therapeutische Wirkungen auf den Körper haben.




    Vitalpilze im Überblick


    Folgende Pilze werden als Vitalpilze mit besonderen Gesundheits-wirkungen angeboten:


    • Agaricus blazei murril (ABM)
    • Auricularia polytricha (Judasohr, Mu-Erh, Chinesische Morchel)
    • Coprinus comatus (Schopftintling)
    • Cordyceps sinensis (Chinesischer Raupenpilz)
    • Coriolus versicolor (Schmetterlingstramente)
    • Ganoderma lucidum (Reishi / Ling Zhi, Glänzender Lackporling)
    • Grifola frondosa (Maitake, Klapperschwamm)
    • Hericium erinaceus (Igelstachelbart, Affenkopfpilz)
    • Lentinula edodes (Shiitake)
    • Polyporus umbellatus (Eichhase)


    Agraricus blazei murril (ABM)


    Heimat ist der brasilianische Regenwald. Neben Krebs hemmenden (antikanzerogenen) Eigenschaften stehen die 


    • antiallergischen
    • antidiabetischen
    • antiviralen
    • immunmodulierenden 

    Wirkungen im Zentrum der Forschung. Dem  Agaricus blazei wurden therapeutisch wirksame Stoffe nachgewiesen:  Murril. Peptid-Glucane, vor allem 1-4 alpha-D-Glucan, 1-6 beta-D-Glucan, Ergosterin, die Vorstufe von Vitamin D, und eine als A-1 bezeichnete Verbindung.




    Auricularia polytricha- Judasohr, Mu-Erh, Chinesische Morchel)


    Dieser Vitalpilz wird angewendet:


    • zur “Blutverdünnung“ (gerinnungshemmende Eigenschaften) 
    • zur Senkung erhöhter Blutfettwerte  (Cholesterin, Triglyceride) 
    • für immunmodulierende Wirkungen 

    Dem Auricularia polytricha wurden therapeutisch wirksame Stoffe nachgewiesen.

    Die wirksamen Stoffe sind noch nicht genau bekannt, diskutiert werden spezifische Lektine, sowie ein spezifisches Auricularia-Biopolymer (EBP) mit einem hohen Glycoproteinanteil.




    Coprinus comatus - Schopftintling


    In Europa weit verbreitet. Ein schwarzer Farbstoff bildet sich mit zunehmendem Alter aus, daher wird er auch Tintling genannt. Er wird angewendet bei 


    • Diabetes mellitus
    • Hämorrhoiden
    • Herz-Kreislauf Erkrankungen
    • Verdauungsproblemen

    Dem Coprinus comatus wurden therapeutisch wirksame Stoffe nachgewiesen:  Lektine (höchste Lektinaktivität unter den Vitalpilzen) und L-Ergothionin, Polysaccharid Fucogalactan.




    Cordyceps sinensis – Chinesischer Raupenpilz


    Die Besonderheit von Cordyceps sinensis besteht darin, dass er nicht wie andere Pilzarten auf pflanzlichen Nährböden wächst, sondern ausschließlich auf einer bestimmten Raupenart. Er ist sehr selten, kann mittlerweile aber auch kultiviert werden. Er wird angewendet 


    • im so genannten Anti Aging
    • zur allgemeinen Leistungssteigerung
    • nach Erschöpfungszuständen
    • bei Fruchtbarkeitsstörungen
    • Störungen der Sexualfunktionen
    • zur Stärkung des Immunsystems
    • in der adjuvanten Krebstherapie
    • bei Stress

    Beim Cordyceps sinensis wurden therapeutisch wirksame Stoffe nachgewiesen:  Cordycepin (3-de-oxyadenosin) und Derivaten vor allem pilz-spezifische Polysaccharide , Glykoproteine und Peptide, Ergosterin, die Vorstufe von Vitamin D, Manno-Glucan mit zytotoxischen Effekten auf Tumorzellen, Cordyol A-C, zwei spezifische Glycoside mit antiviralen Eigenschaften.




    Coriolus versicolor- Schmetterlingstramente


    wächst weltweit in Laub- und Nadelwäldern. Er wird angewendet 


    • bei bakteriellen und viralen Erkrankungen
    • in der adjuvanten Krebstherapie
    • zur Stärkung des Immunsystems
    • bei der Regulierung der Leberfunktionen

    Dem Coriolus versicolor wurden therapeutisch wirksame Stoffe nachgewiesen. Bekannt sind zwei Protein gebundene Polysaccharide - PSK und PSP. Sie unterscheiden sich durch die enthaltenen Monosaccharide und gelten als "biological response modifier" (BRM) 2. PSK und PSP sind die biologischen Leitsubstanzen in Coriolus versicolor.




    Ganoderma lucidum- Klapperschwamm


    gehört zu den wichtigsten und am besten dokumentierten Vitalpilzen. In der TCM zählt er zu den “10 stärksten Wirkkomponenten“. Die Anwendungen in der TCM können zum Teil durch naturwissenschaftliche Forschungsergebnissen bestätigt werden. Er wird angewendet bei:


    • allergischen Erkrankungen wie Asthma
    • Lebensmittelallergien
    • Neurodermitis
    • bei Autoimmunerkrankungen
    • bei Herzkreislauferkrankungen
    • in der adjuvanten Krebstherapie
    • beim Metabolischen Syndrom
    • bei Schlafstörungen
    • bei nervösen Erschöpfungs- und Unruhezuständen

    Therapeutisch wirksame Stoffe von Ganoderma lucidum:  Triterpenoide (so genannte Ganodermiksäuren), pilzspezifische Polysaccharide (wie Heteroglucane und Glucane) sowie Ergosterin. Insgesamt zählen die Ganoderma lucidum-Inhaltsstoffe zu den am intensivst erforschten Vitalpilz-Substanzen.




    Grifola frondosa


    ist weltweit verbreitet und in Asien beliebt als Speisepilz. Angewendet wird er bei:


    • Diabetes
    • Hepatitis
    • Immunschwäche
    • in der adjuvanten Krebstherapie
    • bei Übergewicht
    • beim Metabolischem Syndrom

    Therapeutisch wirksame Stoffe von Grifola frondosa:  Isolierten ß-Glucan- Strukturen (D-Fraktion, und MD- und SX- Fraktionen) vor allem 1,3 ß-D-Glucan Grifolan; Ergosterin (Vorstufe von Vitamin D), Polysaccharide, Polysaccharid-Peptide und O-Orsellinaldehyd.




    Hericium erinaceus - Affenkopfpilz


    wird nicht nur als Vitalpilz sondern auch als Speisepilz hoch geschätzt. Er wird angewendet:


    • zur Stärkung des Immunsystems
    • bei Magen- und Darmerkrankungen
    • bei Nervenerkrankungen
    • neurodegenerativen Veränderungen

    Therapeutisch wirksame Stoffe von Hericium erinaceus:  Beta-Glucan- Strukturen wie das HEP3; Phytosterine wie Beta- Sitosterol und Ergosterin; Hericium- Inhaltsstoff Erinacin Q und H.




    Lentinula edodes - Shiitake


    gehört zu den weltweit meist angebauten Speisepilzen. Er hat in Asien eine über 1000 Jahre alte Tradition als Heil- und Speisepilz.

    Er wird angewendet: 


    • bei Arteriosklerose  (Senkung des Cholesterinspiegels)
    • Bluthochdruck
    • zur Stärkung des Immunsystems
    • bei Fehlbesiedlung des Darms  z. B. mit Candida albicans
    • in der adjuvanten Krebstherapie

    Therapeutisch wirksame Stoffe von Lentinula edodes:  Lenthionin, eine zyklische Schwefelverbindung (1,2,3,5,6-Pentathiepan), Eritadenin (cholesterinsenkende Wirkung).

    Polysachaccharide wie (1,3)-ß-D-Glucan und andere Glucan-Verbindungen (als Ganzes: "Lentinian" ).




    Polyporus umbellatus – Eichhase


    beheimatet in asiatischen Eichen- und Buchenwäldern. Er wird angewendet:


    • zur Entwässerung
    • Verbesserung der Hautbeschaffenheit
    • bei Haarausfall
    • Haarwachstumsstörungen
    • zur Stärkung des Immunsystems

    Therapeutische wirksame Stoffe von Polyporus umbellatus:  Spezifische Polysaccharide (PUP) besonders Ergon (Ergostatetraenon), die als Leitsubstanz, vor allem für die diuretische Wirkung gilt. Spezielle Triterpene, Polyporusteron A and Polyporusteron B (starke antioxidative Wirkung); Acetosyringon sowie 3,4-Dihydroxybenzaldehyd (gegen Haarprobleme).




    Quellen und Literatur:


    • Reformhaus-Fachlexikon
    • Bankhofer, H.: Heilen mit dem Reishi-Pilz; Kneipp-Verlag
    • Gesellschaft für Vitalpilzkunde: www.vitalpilze.de
    • Kappl, A.: Gesund mit Medizinalpilzen; Verlag Gesund + Vital
    • Knote, H.: Kombinierte Anwendung von Naturstoffen in der biologischen Krebsabwehr; Books on demand
    • Lelley: Die Heilkraft der Pilze - Wer Pilze isst lebt länger; BOSS Druck und Medien
    • Weihofen, J.: Ling Zhi , Shiitake & Co; Sanoform Verlag



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  • 28. AMM - Akademie für menschliche Medizin - Prof. Dr. med. Jörg Spitz

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  • 29. Carstens Stiftung - NATUR UND MEDIZN e.V. - Prof. Dr. med. Andreas Michalsen

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  • 30. Stiftung Deutsche Krebshilfe

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  • 31. Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs

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